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Oken Lorenz Oken (1779–1851), Naturforscher und Begründer der neueren Naturphilosophie. hat die Tiere, nach der hervorstechenden Entwickelung ihrer Sinne, in Augen- und Gehör-, Zungen- und Geruchstiere eingeteilt. In Konsequenz dieser Grundanschauung mag man den Menschen das Gehirn- oder Nerventier nennen, weil in ihm alle Sinne die höchste Potenz gewinnen können, wie dies die Wilden dartun, und weil die Wurzel dieser vollkommenen Sinnentätigkeit das entwickelte Nervenleben ist. Die Physiologen haben demnach zutreffend gesagt, der Mensch sei das Geschöpf par excellence; denn in seinem Organismus sind nicht nur die Fakultäten und Kriterien aller Tierklassen, sondern alle Reiche der Natur zum harmonischen Ganzen versöhnt.
Der Mensch ist nach uralter Vorstellung ein Mikrokosmus, das Maß für alle Dinge, für alle Geschichten und Geschöpfe; die Quintessenz des Staubes, wie es der Witz Shakespeares formuliert. Diese Vorbetrachtung ist notwendig, um von vornherein über die Natur des Deutschen orientiert zu sein. Wie nämlich der Mensch das Geschöpf der Geschöpfe ist, so darf man den Deutschen für den bevorzugten Menschen ansehen, weil er in der Tat die charakteristischen Eigenschaften, die Talente und Tugenden aller Rassen und Nationen in sich zu einem Ganzen vereint. Der deutschen Weltbürgerlichkeit und Universalität wird die Charakterlosigkeit, der Mangel an Nationalität und Nationalehre vorgeworfen; die Deutschen tun aber ganz gescheut, wenn sie im Bewußtsein ihres Genius jene Ausstellung mit der Wahrheit parieren, daß die prätendierte Charakterfestigkeit der andern Nationen (soweit sie sich überhaupt nachweisen läßt) in Einseitigkeit und Starrsinn, daß insbesondere der Nationalstolz in Hochmut, Egoismus und Geistesbeschränktheit, in einem Mangel an objektivem und weltumfassendem Verstande begründet ist.
Der deutsche Charakter hat ungeachtet seiner Universalität und weltbürgerlichen Zerfahrenheit unendlich tiefere Züge als der Charakter der romanischen und slawischen Nationen. Während bei diesen nur die Masse ein Gepräge darlegt und nur die Masse sich als ein Volk fühlt, so zeigt der Deutsche als Individuum eine eigentümliche Geistesphysiognomie, ein Gottesgewissen und ein Gemüt, in welchem sich die Geschichte der Menschheit bewegt und inkarniert. Nach einem Dutzend Franzosen, Russen, Polen und Italienern kann man leichter diese drei Nationen Polen und Russen zusammen als eine gerechnet konstruieren, als man das deutsche Volk begreift, wenn man tausend Deutsche studiert hat. Die Physiognomie eines Landes ist leichter zu fassen als die des Erdballs, und der Charakter der ganzen Schöpfung offenbart sich nur in geweihten Augenblicken dem Genius und Propheten. So wird denn auch der Charakter des Deutschen nur vom deutschen Genius gefaßt. Der deutsche Mensch bedeutet in jedem Individuum eine aparte Welt; er ist am meisten eine Person; er ist im tiefsten Sinne des Worts ein Charaktermensch schon um deswillen, weil er, verglichen mit den Individuen anderer Nationen, eine Person, ein Genie, ein Original, ein Gemütsmensch, weil er kein Figurant, kein soziales oder »politisches Tier« im Sinne der Franzosen ist, die sich in dem Augenblick als die charakter- und gemütlosesten Personagen dekouvrieren, wo man sie nicht mehr als Nation, sondern als Personen ins Auge fassen will. Die Holländer besitzen Nationalstolz und Charaktereigentümlichkeit in den Individuen wie in der Masse des Volkes; sie zeigen willensfeste, gedankenkonsequente, formenkonsequente Menschen, Eisenköpfe, noble Pedanten in Masse auf und sind Deutsche, die sich eben um deswillen Mann für Mann als Personen und Originalcharaktere darstellen, sobald man sie mit andern Nationen vergleicht.
Die Engländer gleichen den Holländern in den angegebenen Grundzügen auf das Frappanteste, und daß diese Gleichheit nicht von der normannischen oder urbritannischen, sondern von der angelsächsischen Wurzel herrührt, beweist ja eben der Charakter des holländischen Brudervolks. Die holländischen Deutschen erzogen einen Nationalstolz und Gemeingeist, weil ihre Verhältnisse dazu angetan waren; aber die Franzosen hatten Gelegenheit, einen Weltverstand, ein Kolonialtalent zu erwerben, und vermochten es keinmal.
Die deutsche Nation kann keinen Charakter im Sinne der andern Nationen haben, da sie sich durch die Literatur, durch Vernunftbildung zu einem Weltvolke generalisiert und geläutert hat, in welchem die ganze Menschheit ihre Lehrer und Erzieher anzuerkennen beginnt. Ja wir sind, wir waren, wir bleiben die Schulmeister, die Philosophen, die Theosophen, die Religionslehrer für Europa und für die ganze Welt. Dies ist unser Genius, unsere ideale Nationaleinheit, Nationalehre und Mission, die wir nicht gegen das Ding oder Phantom austauschen dürfen, was von den Franzosen oder Engländern Nationalität genannt wird. Wir sind und bleiben ein weltbürgerliches, welthistorisches Volk im bevorzugten Sinn und können eben um deswillen kein dummstolzes, nationalstolzes, tierisch zusammengeschartes und verklettetes Volk sein, das ähnlich den wilden Gänsen im römischen großen A fliegt, das sich, den Franzosen und Polen gleich, in jeder Versammlungen einer Proberevolution oder Eintagsrepublik kristallisiert. Wir sind, was wir natürlicher-, welthistorischer- und prädestiniertermaßen sein müssen: wir sind das Volk, in welchem alle andern Völker und Rassen des Erdbodens ihre Wurzeln und ihre Wipfel haben.
Wir sind so mühselig, arbeitsam und kunstfertig wie die Chinesen; wir haben oder hatten ihre Pietät gegen Eltern und alte Leute, ihren Kultus des Ackerbaues und ihre Heilighaltung des Fürsten, ihren Respekt vor der Gelehrsamkeit und dem uralten Gebrauch.
Die Holländer besitzen alle Tugenden der Chinesen, ihre Ehrfurcht vor dem Alter, den Standesunterschieden, dem Zeremoniell, ihre Handelsgewandtheit, leider auch ihre Geldreligion und nichtsdestoweniger die zäheste Tapferkeit und einen Republikanerstolz, der in einem angestammten demokratischen Geiste, in den solidesten Volkstugenden, in Arbeit und Mannhaftigkeit, in Willensstärke und charakterfester Vätersitte gegründet ist. Wir Deutschen zeigen in unserer Gelehrsamkeit und in allen Verhältnissen die jüdisch-talmudistische Spitzfindigkeit und Zergliederungskunst, die jüdische Zähigkeit, Zerbröckelung und Unverwüstlichkeit, die jüdische Unverträglichkeit, Verlästerung, Neiderei und Zänkerei im Privatleben; unbeschadet dessen die jüdische Geselligkeit, Gemütlichkeit und Mitleidenschaft, den zärtlichen Sinn für Familienleben, welcher die Juden noch bis zum heutigen Tage charakterisiert. Wir haben ihren Individualismus geerbt, der in der ganzen Alten Welt (mit Ausnahme anders gearteter Ausgestaltungen in Indien) nicht weiter zu finden ist; und dieser Individualismus, den die deutschen Literaten heute an dem deutschen Volke verwünschen: er war es, der aus dem jüdischen Schoße die Eigenart des Volkes, ihre religiöse und politische Absonderung, den darauf bezüglichen Gesetzeseifer, die Autoritäten, die Richter, die Helden, die Propheten, die Erkenntnis eines persönlichen Gottes und in der Konsequenz das herzige, gemütstiefe, auf die Heiligung und Erlösung der Person berechnete Christentum gebar, welches vor allen Völkern in den Deutschen seine tiefsten Wurzeln geschlagen hat.
Wir besitzen nicht nur Anlagen für den separatistisch-indischen Kastengeist, sondern das entgegengesetzte Extrem: die formlose arabische Märchenphantasie und die grübelnde Mythentheosophie der alten Inder. Ihre ungeheuerliche Göttergenesis spiegelt sich in der nordisch-deutschen Götterlehre zurück. Die indische Grottenbaukunst hat mit der gotischen Baukunst die Abenteuerlichkeit, den subjektiven, phantastischen Charakter und das individualisierende wie idealistische Prinzip gemein. Die sentimentale »Sakuntala« Das berühmte Schauspiel des indischen Dichters Kalidasa (6. Jahrh. n. Chr.). ist durch und durch deutsch. Indische Theosophie und Naturphilosophie können wir bei Jakob Böhme, Der Hauptvertreter der deutschen Mystik des 16. Jahrhunderts, Philosoph und Theosoph (1575–1624). Paracelsus Der Arzt und mystische Philosoph Theophrastus Bombastus Paracelsus von Hohenheim (1493–1541). und Swedenborg Der schwedische Theosoph Emanuel von Swedenborg (1688–1772), Begründer eines phantastischen Rationalismus. studieren; die indischen Gymnosophisten »Nackte Weise«, Asketen und Einsiedler. und Fakire fanden und finden nicht nur am deutschen Säulenheiligen Daniel, sondern an zehnmal Zehntausenden von deutschen Asketen und närrischen Heiligen ihre Vollblutnachkommenschaft. Wir sind aber nicht nur indisch, sondern auch speziell ägyptisch geartet und organisiert.
Wir waren das ganze Mittelalter hindurch so hieroglyphisch-sphinxrätselhaft, so symbolisch-mystisch-theokratisch-mumienhaft balsamiert und bandagiert, so labyrinthisch, so traumdeuterisch, so memnonssäulenmäßig, so abgeschlossen, so abgekammert und partikularisiert; wir waren so materialistisch in den Bauch der Erde eingewühlt und dann wieder so pyramidal und obeliskenspitz idealistisch in die Himmelsbläue gewachsen, daß uns zuletzt nichts weiter übrigblieb, als jene ungeheuerlichen Kontraste und Exzentrizitäten auf die Literatur zu übertragen, wo sie vorzugsweise in den politischen und publizistischen Tendenzen figurieren. Wir harren der Versöhnung von dynastischer Autokratie und Demokratie, von Rückwärts und Vorwärts, von Pedanterie und Abenteuerlichkeit, von Schematismus und »Urbrei«, von Immanenz und Transzendenz, von Zentrifugal- und Zentripetalkraft, von Autoritäten und Ideen, von Sozialismus und Partikularismus. Außerdem offeriert sich der ägyptische Lebensstil, d. h. der symbolische und idealistische Schematismus, dem kuriosen Liebhaber auch noch in der deutschen Philosophie, Philologie und Theologie; und was die Jurisprudenz betrifft, so weiß man nicht zu sagen, ob sie sich tiefer in die Erde oder in die Wolken hineinwühlt. Keinenfalls können es die ägyptischen Katakomben mit der Abgründlichkeit des historischen Rechtsbodens oder die Pyramiden mit den Rechtsideen, d. h. mit den Montgolfieren, Luftballons. Die Brüder Joseph Michel und Jacques Etienne Montgolfier(1740– 1810 und 1745–1799) waren Erfinder der durch erwärmte Luft emporgehobenen Luftballons (1783). aufnehmen, in denen der professionierte deutsche Rechtsgelehrte die Sphäre von Rechts wegen erreicht, wo ihm Hören und Sehen und alle übrigen Sinne vergehen. Wer endlich kein Dichter, kein Denker und Rechtsgelehrter ist, der kann in allen kleinen Staaten und Städten die ägyptischen Kulturgeschichten repetieren, wenn er ein bißchen symbolischen Verstand und Übersetzertalent in sich verspürt, und an beiden Qualifikationen gebricht es dem Deutschen keineswegs. Nachdem solchergestalt in Ernst und Scherz dargetan ist, wie tief unsere Wahlverwandtschaft mit Chinesen, Indern, Juden und Ägyptern begründet ist, so sind wir der Mühe überhoben, sie auch noch mit Griechen und Römern oder mit den slawischen und den romanischen Nationen darzutun. Wir besitzen die englische Gründlichkeit und Akkuratesse, aber nicht die englische Einseitigkeit, Pedanterie, Bizarrerie und Geschmacklosigkeit, auch nicht die englische Brutalität oder Perfidität. Wir haben die französische Handlichkeit, Anstelligkeit, Gewandtheit und Eleganz in allen technischen Künsten, aber ohne die französische Ostentation, Windbeutelei und Scharlatanerie. Wir verstehen uns auf die Musik und alle schönen Künste tiefer als die Italiener, aber ohne ihre Sinnlichkeit, Phantasterei und Oberflächlichkeit. Wir sind Ackerbauer und Viehzüchter mit Naturliebe und patriarchalischem Gemüt, wie nur die alten Polen und die Ungarn; aber wir sind keinmal so unwissende, halbwilde, gegen jede Grammatik und Vernunft verschworene Grasteufel wie sie. Wir haben mit den Russen und Chinesen das Talent des Nachahmens und des Gehorsams, die Kaiseridee und Kaiserheiligung gemein; aber wir verstehen auch originell, obstinat und, wenn's sein muß, »passiv-rebellisch« zu sein. Wir sind wandersüchtig wie Kirgisen und Tataren und kleben doch an der Scholle. Man hat uns Stuben- und Kammermenschen gescholten und zugleich die Auswanderungslust vorgeworfen; wir sind kurzsichtig und übersichtig; wir sehen als Praktiker den Wald vor lauter Bäumen und dann wieder als Theoretiker die Bäume nicht vor lauter Wald. Wir sind tüpflig, häklig, »endelich« (das Ende der Dinge und Handlungen bedenkend), wir sind schwierig, schiefrig, jeden Punkt erwägend; und dann wieder sind wir idealistisch, schwärmerisch über alle Realitäten und irdischen Anstöße hinweg. Wir lassen uns pedantisch und romantisch, zeremoniell und sackgrob, delikat und unflätig, zartsinnig und ungeschlacht finden. Wir balancieren Eulenspiegels Narrheiten und die Sprichwörterweisheit Salomonis; wir leben von Kartoffeln und Sauerkraut, wir essen in Norwegen Brot mit Birkenrinde und trinken im nördlichen Deutschlande Spiritus und Rum. Wir wissen selbst nicht, ob wir mehr der Frugalität oder der Völlerei und allen andern Extremen ergeben sind. In unsern Köpfen, und namentlich in unsern Dummköpfen, kribbeln und wibbeln alle erdenklichen Gedanken wie in einem Ameisenhaufen so durcheinander, daß uns Arndt »ein Wurmvolk« genannt hat; und dann wieder kommt ein Kepler oder ein deutscher Schuster, wie Jakob Böhme, und erraten noch vor Newton das Gesetz der Schwere; und ein Kopernikus besiegt und rektifiziert den Augenschein und ruft der Sonne ein Halt zu; aber auch die Sonne dreht sich um ihre Achse und um eine tiefste Sonne, deren Ruhe und Bewegung kein Sterblicher begreift.
Wir Deutschen haben konzentrische Grundbewegungen, mit unberechenbaren exzentrischen Paroxismen verbrämt und durchwirkt. Wir sind ein von Charakter menagiertes und doch im Geiste ein ausschweifendes, von Phantasiestücken und Reaktionen leicht alteriertes und im letzten Stadio ein von Reue und Gewissensängsten zerrissenes Volk. Wir haben die Zentrifugal- und -petalkraft unseres Wesens zu einer Ellipse ineinsgebildet, aber es fahren närrische, unreife Kometenphantome quer über das Sonnensystem unserer Schulvernünftigkeit. Das Gesetz unserer Kulturgeschichte zeigt unberechenbare Störungen und Abnormitäten, in welchen sich ein pathologisches Grundwesen manifestiert; die deutsche Pathologie ist aber nicht die sinnlich egoistische Reizbarkeit des Romanen, sondern die weltbürgerliche Sensibilität eines Volkes, in welchem sich die Weltgeschichte eingefleischt, welches die Gottheit vorzugsweise zum Träger des Geistes der Menschheit bestimmt hat.
Es ist in aller Geschichte Ebbe und Flut, ein Wechsel von Einseitigkeiten, von Exzentrizitäten; und doch ändert das »Hin und Her« nicht die Hauptströmung, das Durchgreifen einer leitenden Idee.
Die Geschichte verwendet alle Zeiten und Nationen als Organe der Wahrheit; aber nur gewisse Völker wie Individuen macht sie zu Trägern des ganzen Reichtums ihrer Gedankenprozesse, während die andern Nationen und die Masse der Individuen nur zu Vertretern des einen oder andern Faktors der Wahrheit, zu Organen der Natur oder des Geistes, des Realismus oder des Idealismus ausersehen sind. Gibt es nun ein Volk, von welchem die Weltkultur seit der Völkerwanderung bis auf diesen Tag beherrscht und in allen Faktoren vertreten wird, so ist es das germanische Volk. Es leitete die römische Geschichte in seine Adern, indem es römisches Recht wie römische Sitte assimilierte und durch das Christentum zu einer neuen Potenz erhob, zu einem neuen Organismus entwickelte. Die Longobarden verwandelten die Lombardei fast in ein deutsches Land, und im fränkischen Reich ward zum erstenmal die antike griechische Kultur durch deutschen Geist aufgewuchtet; sie blieb auf Byzanz beschränkt, bis ihr die Kreuzzüge den Rest gaben.
Von den Angelsachsen wurde die keltische Kultur in Britannien absorbiert, und die Engländer, die Erbnehmer deutscher Art, sind es, welche Indien zivilisierten und Nordamerika kolonisierten. Diese Amerikaner aber haben wiederum die sichtbare Mission, ganz Amerika und mit ihren Stammgenossen, den Engländern, die ganze außereuropäische Welt zu beherrschen. So geschieht es, daß sich die Deutschen durch ihre Auswanderungen, ihren Kolonisationsverstand, ihre Wissenschaft und Weltliteratur zu den Erziehern ganzer Weltteile erheben.
Diese Rolle und keine geringere vertritt das deutsche Volk in der Weltgeschichte sichtbarlich und ohne eine Spur des Übermutes, zu welchem alle andern Nationen durch ihr prononciertes Nationalgefühl angetrieben werden.
Aus dem Schoße des deutschen Volkes gingen die bedeutendsten Entdeckungen und Erfindungen hervor. Kolumbus kannte die Reisen des Nürnberger Martin Behaim Geograph und Verfertiger eines großen Erdglobus, der noch jetzt vorhanden ist (um 1459-1506). nach Amerika, von der Küste Afrikas aus. Die »Geographischen Mitteilungen« von Petermann, November 1858, resümieren die Schrift von A. Ziegler: »Kolumbus und Martin Behaim« dahin: »Fassen wir all das in bezug auf Martin Behaim Gesagte zusammen, so läßt sich nicht beweisen, daß Martin Behaim Geograph und Verfertiger eines großen Erdglobus, der noch jetzt vorhanden ist (um 1459-1506). der Vater der westlichen Entdeckungen, der wirkliche Entdecker Amerikas gewesen sei. Das aber läßt sich mit Gewißheit annehmen, und die neuern Untersuchungen haben dies auch unwidersprechlich gelehrt, daß der weit im westlichen Ozean lebende berühmte Kosmograph Martin Behaim aus Nürnberg jedenfalls Kolumbus in seinem Plan, nach Westen zu segeln, bestärkt und wesentlich zur Ausführung des Planes von Kolumbus beigetragen habe. Somit ist Behaim für die Entdeckung Amerikas von wesentlichem Nutzen gewesen, und der deutschen Wissenschaft kommt die Ehre zu, jenen berühmten Seefahrern, Kolumbus, Vespucci, [Amerigo Vespucci, italienischer Seefahrer (1451-1512), nach dessen Namen der neuentdeckte Erdteil auf Vorschlag des deutschen Buchdruckers Waldseemüller Amerika benannt wurde. Vespucci hat vier Fahrten nach Amerika gemacht und sich um dessen Erforschung Verdienste erworben.] Vasco de Gama [Der berühmte portugiesische Seefahrer, der den Seeweg nach Ostindien um die Südspitze Afrikas entdeckte (1469-1524)], u. a. die Möglichkeit an die Hand gegeben zu haben, sich weiter in den Ozean hinaus zu wagen. In dieser Beziehung haben neben den Italienern, Spaniern, Portugiesen, Engländern und Franzosen auch die Deutschen, die armen Aschenbrödel, wenn auch nicht der seefahrenden, doch der seemächtigen Nationen – durch die natürliche hohe Begabung des germanischen Geistes teil an der Ehre, auf die Entdeckung und Entwicklung Amerikas ebenso bedeutend als wohltätig eingewirkt zu haben. Es muß übrigens spätern historischen Forschungen überlassen bleiben, neues Licht über die Behaimsche Frage zu verbreiten, die noch lange nicht als abgeschlossen zu betrachten ist.«. Nicht nur Kepler, sondern Jakob Böhme ahnete das Gesetz der Schwere vor Newton, welcher freilich die mathematische Formel gefunden hat. Die Formel heißt: »Die kleinsten Teilchen der Materie ziehen sich an im Verhältnis ihrer Massen und im umgekehrten Verhältnis des Quadrats ihrer Entfernung.« Es ist nicht leicht, die ganze Größe und Ausdehnung der Newtonschen Entdeckung zu überschauen, wenn man nicht die rastlosen Bestrebungen von Newtons Vorgängern überblickt. – Erst Kepler lehrte: »Die Planeten bewegen sich in elliptischen Bahnen, in deren gemeinschaftlichem Brennpunkt die Sonne steht.« Kopernikus, von deutschen Eltern abstammend und von deutscher Wissenschaft genährt, Die dahin bezüglichen Studien und veröffentlichten Dokumente verdanken wir Leopold Prowe in Thorn. entdeckte das wahre Sonnensystem. Gutenberg erfand die Buchdruckerkunst, und Luther war es, der im Beistande des norddeutschen Volkes durch die Reformation den Einfluß des romanischen Geistes abdämmte und dadurch für die ganze Welt eine neue Glaubens- und Lebensordnung herbeiführte, eine neue Kulturgeschichte beschwor.
Leibniz und Kant, Fichte und Hegel, G. Forster, Georg Forster (1754-94), Reisender und Reiseschriftsteller. Seine klassischen »Ansichten vom Niederrhein« 1791-94 in drei Bänden. Sömmering (aus Thorn), Samuel Thomas von Sömmering (1755-1830), der berühmte Anatom und Physiolog. die Brüder Humboldt, Jakob Grimm ec. sind Deutsche, und nie hat ein Volk mehr und größere Genien in einer und derselben Zeit für Poesie und Wissenschaft zusammenwirken gesehen als zu Ausgang des vorigen und das deutsche Volk zu Anfange dieses Jahrhunderts. Die Träger dieser klassisch-romantischen Sturm- und Drangepoche: die Lessing und Herder, die Klopstock und Wieland, Goethe und Schiller, Hippel, Theodor Gottlieb von Hippel (1741 bis 1796), der Verfasser der »Lebensläufe in aufsteigender Linie«. Hamann Johann Georg Hamann(1730-88), der »Magus aus Norden«, der durch seine Schriften auf Herder, Goethe und andere Zeitgenossen bedeutend eingewirkt hat. und Jean Paul, bilden noch bis zum heutigen Tage den Kern und zugleich die Peripherie, den Nährstoff, das Problem, den Zankapfel, das Vorbild, das Elend, den Stolz, die Verzweiflung, die Weisheit und Torheit der deutschen Literatur, die mit der englischen alle tieferen Menschen der gebildeten Welt beherrscht. Um die deutsche Literatur zu begreifen, muß man das deutsche Wesen und Sozialleben verstehen.
Der Deutsche orientiert sich mehr wie irgend eine Rasse von der Persönlichkeit zur Form; also auch bildet sich bei ihm der Staat viel tiefer und entschiedener aus dem Familienleben, aus den Sitten und Zuständen der Gesellschaft, wie aus den physischen und geographischen Bedingungen des Landes heraus. Diese Tatsachen bilden eben die deutsche Sozialpolitik. Der Deutsche entwickelt sich naturgemäß aus einem lebendigen Kern und Herzpunkt zu einer Peripherie; er läßt die Form wachsen, während sie in Frankreich gemacht wird. Die Zentralisation in Frankreich ist nur Diagnose des mechanischen und seelenlosen Verstandes, der sich von den Römern auf die romanischen Rassen vererbt hat; denn ihnen war die »Urbs« Lateinisch: die Stadt, d. h. Rom. der Mittelpunkt nicht nur des Reiches, sondern der Welt. Alle Heerstraßen und aller Verkehr aus den angestammten Provinzen wie aus den eroberten Ländern, die zu Provinzen gemacht wurden, führten auf Rom. Es gab nur einen Schwerpunkt in der römischen Welt, und als der zweite in Konstantinopel gefunden war, ging das römische Reich entzwei, weil es von Hause aus nur für einen Gravitationspunkt und aus einem solchen, mehr mechanisch als organisch, herausgestaltet worden war.
Aber weil der Deutsche eben ein naturwüchsiger, ein tiefpersönlicher, auf Seelenbildung und eigentümliche Existenz angewiesener Mensch ist: darum treibt ihn ein richtig sittlicher Instinkt zur Heiligung der Form, des Zeremoniells und der Religion. Eben der Naturalismus braucht zum Gegengewicht Übernatur; Religion wie Sitte bestehen nur in strenger Form. Das Frauenzimmer steht der Natur in jeder Beziehung näher als der Mann, es ist seelenvoller, persönlicher, eigenwilliger und von Natur mehr zum Partikularismus geneigt als der Mann, in welchem der vernünftige Geist und die Schulbildung vertreten wird; aber das Gefühl der sinnlichen Schwäche treibt das Weib mehr wie den Mann zum Zeremoniell, zur strengen Sitte und zur Religion. Das Weib ist zugleich natürlicher und sittlicher, sinnlicher und keuscher, seelenvoller und pedantischer, phantasiereicher und förmlicher, poetischer und profaner als der Mann.
Die Frauen sind delikat und zart, sie individualisieren und partikularisieren, wo sie generalisieren sollen; und dann wieder sind sie mehr zu einem durchgreifenden, tyrannischen und schematischen Verfahren, mehr zu einem Mechanismus geneigt als der Mann.
Der Deutsche steht den andern Nationen gegenüber wie das Weib dem Manne.
Der Deutsche hat mehr Natur, mehr Seele und Persönlichkeit, mehr Phantasterei und Idealismus, mehr Herzensdelikatesse, Mitleidenschaft und Humanität, mehr Gemütseigenschaften, mehr Verleugnung und Hingebung wie irgend eine Nation und zugleich, nach dem ewigen Gesetz der Reaktion, auch mehr förmlichen und skrupulösen Verstand, mehr Zeremoniell, mehr Pedanterie als irgend ein Volk der Welt. Und doch ist der Deutsche um seiner Vernunftüberlegenheit der männliche Mensch; er hat also das Wesenhafteste und Bedeutsamste vom Weibe wie vom Manne; er ist das Genie des Menschengeschlechts. Man wird nie darüber einig: soll man mehr über die deutsche Phantasterei oder über den deutschen Schematismus erstaunen, soll man den Deutschen mehr einen Träumer und Ideologen oder Pedanten schelten oder ihn um seiner Wissenschaftlichkeit und Handgeschicklichkeit bewundern; denn durch beide entgegengesetzte Eigenschaften ist er zugleich der Schulmeister und der Altgeselle des Handwerks für die ganze zivilisierte Welt.
Dieser Deutsche, der die politische Einheit Deutschlands nicht finden kann, der den politischen Staat und das äußere Gleichgewicht mit den andern Staaten so schwer begreift, derselbe hilft Staaten und Städte in fremden Weltteilen gründen, der kolonisiert die ganze Welt, weil er sich am leichtesten zu der Eigentümlichkeit jedes Volkes hinüberlebt, ohne die seinige aufzugeben. So versteht das Weib in der Ehe sich dem Manne zu fügen, während sie ihn zugleich mit ihrer Eigentümlichkeit beherrscht.
Derselbe Deutsche, der scheinbar zu widerwillig und nachlässig ist, um bei jeder kleinen Gelegenheit seine Interessen und Freiheiten zu verteidigen, der sich schwer in einen Kampf auf Tod und Leben einläßt, wird ein Bergstrom, dem nichts widersteht, wenn er einmal zum Kampfe losbricht, weil er aufs äußerste gebracht ist. Das Wesen des Deutschen ist so unergründlich wie die weibliche Natur. Auch das delikate, schämige, empfindsame und passive Weib wird ein Held und Märtyrer, ein Dämon, wenn es sich in seinem tiefsten Gefühl gekränkt sieht, oder wenn seine elementare Natur den Damm der Sitte und Form durchbrochen hat.
Der Franzose stellt sich als einen weibischen Menschen im verächtlichen Sinne dar, weil er die Ostentation, die Wetterwendigkeit, die Laune und Eitelkeiten der Frauenzimmer nicht verleugnen kann, weil er dem Weibe in der Ehe die Souveränität abgetreten hat; der deutsche Christ aber manifestiert in der Kulturgeschichte die weibliche Fruchtbarkeit und Bildkraft, die allseitige Empfängnis, die Verschmelzung des Geistes mit der Seele, mit Liebe, Glaube und Poesie.
Im Weibe haben sich die Rassen, hat sich der römische, der griechische, der altägyptische und der altslawische Typus bis zum heutigen Tage am reinsten konserviert. Ganz so erhalten und entwickeln sich im Deutschen die Rasseeigentümlichkeiten aller der Stämme, aus denen er hervorgegangen ist, und die sich mit ihm vermischt haben.
Der Deutsche ist der Universalmensch, die Mutter der übrigen Nationen, das Weib des Menschengeschlechts, welches nicht nur die Fakultäten und Tugenden aller andern Rassen in seinem Wesen versöhnt, sondern mit demselben die Einseitigkeiten der andern Völker ergänzt, sie erzieht, sie alle mit seinem Geiste ernährt, sich für alle verleugnet, alle pflegt und studiert, mit allen verkehrt, von allen verhöhnt und doch von allen gefürchtet und in seiner Geistesüberlegenheit anerkannt wird.
Es ist keine Not um die deutsche Rasse: sie kann und darf so wenig untergehen, als die Religion, die Vernunft und die Natur!
Gibt es eine Weltökonomie, eine göttliche Vorsicht, einen Fortschritt des Menschengeschlechts, eine wachsende Humanität, so wird es auch eine deutsche Rasse geben bis zum Ende der Welt. Aus ihr entnimmt die Gottheit die Erzieher, die Propheten, die Reformatoren, die Helden, die Philosophen und Dichter des Menschengeschlechts. Eben darum aber muß der Deutsche ein Universalmensch, muß die deutsche Rasse eine universell-persönliche und die Konstruktion dieser Persönlichkeit für den Schulverstand eine unmögliche sein; denn was vom Schulverstande als Dualismus oder Widerspruch begriffen wird, besteht als Weltgeschichte, als Welt, die trotz aller Verstandeswidersprüche diese wirkliche, unverwüstliche, kompakte, ewig weiter prozessierende Wunder- und Gotteswelt bleibt. Gebärt sich das Dasein aus Sein und Nichtsein, ist die Ewigkeit in der Zeit, der Geist in der Materie und das Weltobjekt in den Subjekten gehalten, ist der Anfang aus dem Nichts gekommen oder die Zeit ohne Anfang und von Ewigkeit, so wird auch das deutsche Volk seine deutsche Einheit in seinem deutschen Partikularismus, so wird es seine Geistesherrschaft und Eigentümlichkeit trotz seiner Zerfahrenheit, so wird es seine Nationalität in seiner Weltbürgerlichkeit, so wird es seine primitive Natur in seinen Kulturprozessen, seine Sittlichkeit, d. h. seinen generischen Charakter, in seiner Sondertümlichkeit bewahren; so wird es weder im Idealismus noch im Materialismus untergehen.
Die Schulknaben müssen von ihren Lehrern rektifiziert und gescholten werden und sich gleichwohl nicht an alles kehren, was ihnen die Pädagogenpedanterie in allen Augenblicken am Muten ist. Andernfalls werden sie Duckmäuser und bleiben dumme Jungen bis in die Zeit hinein, wo sie Männer sein sollen. Dumme Streiche und Prügel bilden sonst von Rechts wegen die Reziprozität, die Korrelata der Jugendkultur und Existenz. Was nun das deutsche Volk anbetrifft, so hat es sich um soviel weniger an die Literaturweisheit und Literaturlamentationen derer zu kehren, die ihm aus Gründen seiner politischen Zerfahrenheit und Dickfelligkeit den Untergang prophezeien, als ihm diese Propheten ein für allemal ein ausschließlich souveränes Recht und eine Gottesstimme zuerkannt haben. Publizisten, Sozialisten und überfromme Christen haben das von jeher mit den alten Weibern gemein gehabt, daß sie von Zeit zu Zeit immer wieder Weltuntergang prophezeien, weil sie Sternschnuppen für fallende Sterne und politisches Feuerwerk für Weltbrand ansehen. Das deutsche Volk absolviert unterdes seine weltbürgerliche Lebensart und macht seine sozialen wie politischen dummen Streiche, die sich in letzter Instanz als ebenso viele Gesetze und Freiheiten einer weltewigen Humanität und Kulturgeschichte erweisen.
Eine so universelle Volksindividualität wie die deutsche, in der alle sinnlichen und geistigen Kräfte der Menschennatur, mehr als bei irgend einem andern Volk der Erde, zur harmonischen und gleichwohl potenzierten Entwickelung drängen, ein Volk, von dem man mehr als gleichnisweise sagen darf, es bilde das Zerebral- und Gangliensystem der Natur und Menschenwelt: ein solches Volk kann eben darum unmöglich einen einseitigen und bornierten Nationalcharakter, einen englischen Nationalstolz und einen kommunistischen Sozialismus nach französischer Schablone ausgestalten. Die Deutschen sind eben ihre eigenen Heiligen und Originale trotz dessen, daß nach Hegels Ausspruch »diese Originalität der Satansengel ist, der die Deutschen mit Fäusten schlägt«. Die gelehrten Rektifikationen sind dem Volke nicht überflüssig; im ganzen aber beweist es seinen gesunden Instinkt: daß es sich weder durch Literaturlamentationen und Zensuren, noch durch Zeitbedürfnisse, durch brennende Fragen in Kirche und Staat, noch durch Wetterwolken am politischen Horizont in seiner angestammten Natur und welthistorischen Laufbahn irre machen läßt; sintemal der Kultur- und Naturinstinkt des deutschen Volks so berechtigt ist, als die deutsche Gelehrsamkeit und Literatur und aus allen Faktoren zusammen sich die Menschengeschichte herausprozessieren muß.
Seit dem Verschwinden des Paradieses begann die Geschichte der Menschenkultur mit dem Kampfe zwischen Natur und Geist, der sich in den Jahrtausenden zu einem Widerstreit zwischen Herzenssympathien und Pflichtgeboten, zwischen Schulvernünftigkeit und vergeistigter Sinnlichkeit, zwischen Literaturpoesie und Sozialverstand verfeinert, schematisiert und abgeschwächt hat.
Die sinnliche Natur des alten Adam hat sich endlich den Forderungen der Vernunft und Religion wie des Schulverstandes gefügt, welcher die menschliche Tierquälerei mit einer Unmasse von Formen und Methoden vervollständigt hat.
Der gebrochene Eigenwille des Kindes könnte aber gleichwohl nicht den Formalismus der Schule und Sitte in Fleisch und Blut verwandeln, wenn dem armen Schüler und Schacher am Kreuze der Pädagogik, der Grammatik und Konvenienz, nicht das Wunder zu Hilfe käme, auf welches uns bereits der Tierbändiger van Aken Der holländische Menageriebesitzer Van Aken (gest. 1841 im Wahnsinn), der es als Erster wagte, seinen Kopf in den Rachen eines Löwen zu legen. ausdrücklich aufmerksam gemacht hat, und welches darin besteht, daß die anerzogenen Eigenschaften des wilden Tieres (die Dressur) auf sein Junges vererben. Von unsern Jägern und Bereitern wissen wir schon von jeher, daß junge Hunde und Pferde, die von gut dressierten Müttern abstammen, sehr viel leichter als Wildlinge zuzureiten und respektive zur Jagd abzurichten sind.
Wer die dahin bezüglichen Beobachtungen und Tatsachen auf die Menschen in Anwendung bringen will, wird erfahren, daß und warum heute bereits der Literaturstil, die soziale Grammatik, die Nationalökonomie und die enzyklopädische Naturwissenschaft mit der Muttermilch eingesogen werden; was zumal dann nicht ausbleiben kann, wenn die Mutter bereits in höheren Töchterschulen mit der Literaturmilch genährt worden ist.
Die unbändige Adamsnatur hat sich also der Schule, der Kirche, dem Staate, der Sozietät und letztlich den bloßen Konvenienzen, den Kapricen der ewig wechselnden Mode gefügt. Gleichwohl ist noch bis zum heutigen Tage ein Tropfen rebellischen Adamsblutes übriggeblieben, der die absolute Zähmung und den Abschluß der Kulturprozesse zum Heile der Lebenspoesie, des Mutterwitzes, der Liebe und der Glückseligkeit inhibiert. Dieser Blutstropfen prozessiert aber in den slawischen und romanischen Völkern, wegen des absoluten Mangels an Schulvernünftigkeit so stark, daß er alle Kulturerrungenschaften absorbieren würde, wenn die Deutschen nicht mit ihrem Sinn für Vätersitten, für gefestigte und eingelebte Formen das gestörte Gleichgewicht von Sinnlichkeit und Vernunft, von Natur und Übernatur immer wieder herstellten.
Diese Weltvernunft des Deutschen also, welche dem übersinnlichen Faktor des Menschenlebens ebensoviel Rechnung als dem sinnlichen zu tragen versteht, diese absolute Natur des Deutschen, welche ihn zum Nationalstolz untauglich macht, ist der Grund und die welthistorische Kraft der deutschen Nation!