Johann Wolfgang von Goethe
Gedichte
Johann Wolfgang von Goethe

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Kriegsglück.

        Verwünschter weiß ich nichts im Krieg,
Als nicht blessirt zu sein.
Man geht getrost von Sieg zu Sieg
Gefahrgewohnt hinein;
Hat abgepackt und aufgepackt
Und weiter nichts ereilt,
Als daß man auf dem Marsch sich plackt,
Im Lager langeweilt.

Dann geht das Cantoniren an,
Dem Bauer eine Last,
Verdrießlich jedem Edelmann,
Und Bürgern gar verhaßt.
Sei höflich, man bedient dich schlecht.
Den Grobian zur Noth;
Und nimmt man selbst am Wirthe Recht,
Ißt man Profoßen-Brod.

Wenn endlich die Kanone brummt,
Und knattert 's klein Gewehr,
Trompet' und Trab und Trommel summt,
Da geht's wohl lustig her;
Und wie nun das Gefecht befiehlt,
Man weichet, man erneut's,
Man retirirt, man avancirt –
Und immer ohne Kreuz.

Nun endlich pfeift Musketen-Blei
Und trifft, will's Gott, das Bein,
Und nun ist alle Noth vorbei,
Man schleppt uns gleich hinein
Zum Städtchen, das der Sieger deckt,
Wohin man grimmig kam;
Die Frauen, die man erst erschreckt,
Sind liebenswürdig zahm.

Da thut sich Herz und Keller los,
Die Küche darf nicht ruhn;
Auf weicher Betten Flaumen-Schooß
Kann man sich gütlich thun.
Der kleine Flügelbube hupft,
Die Wirthin rastet nie,
Sogar das Hemdchen wird zerzupft,
Das nenn' ich doch Charpie!

Hat Eine sich den Helden nun
Beinah herangepflegt,
So kann die Nachbarin nicht ruhn,
Die ihn gesellig hegt.
Ein Drittes kommt wohl emsiglich,
Am Ende fehlet Keins,
Und in der Mitte sieht er sich
Des sämmtlichen Vereins.

Der König hört von guter Hand,
Man sei voll Kampfes-Lust;
Da kömmt behende Kreuz und Band
Und zieret Rock und Brust.
Sagt, ob's für einen Martismann
Wohl etwas Beßres giebt!
Und unter Thränen scheidet man
Geehrt so wie geliebt.

 


 


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