August Neidhardt von Gneisenau
1813 - Briefe
August Neidhardt von Gneisenau

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58. An Hardenberg

Fulda, den 31. Oktober 1813.

Ew. Exzellenz gütige Zuschrift, worin Sie über die von mir geäußerten Wünsche reden, habe ich zu erhalten die Freude gehabt. Ich danke Ew. Exzellenz für die Herzlichkeit, womit dieser Brief geschrieben war. Ich bin mir nicht bewußt, meinen Brief in einer trüben Stimmung geschrieben zu haben, wie Ew. Exzellenz meinen. Vielmehr bin ich durch alle die Zeit vor unsern Schlachten sehr heiter gestimmt gewesen, und sah, etwas abergläubisch vielleicht, diese heitere Stimmung für einen Vorboten des Sieges an. Wenn ich über meinen Austritt aus der Armee nach überlebtem Kriege sprach, so geschah es unter derselben Ansicht, die Ew. Exzellenz haben, nämlich daß es nicht angemessen sei, daß ich in die Nähe des Königs komme, aus demselben Grunde, daß der König nicht Geschmack an mir finde. Wenn ich dereinst in die höhern Stellen der Armee treten würde, so müßte es unvermeidlich werden, mit dem König über Gegenstände desjenigen Teils des Militärwesens, womit er sich gerade am meisten beschäftigt, in unmittelbare Berührung zu kommen, z. B. Musterungen, Paraden, Kleidung, und ich würde es ihm hierin vielleicht nicht zu Dank machen. Um mir diese Demütigung und Kränkungen zu ersparen, will ich eine andere Laufbahn betreten, um die sich der König weniger bekümmert und worin ich in Ew. Exzellenz einen nachsichtigen gütigen Vorgesetzten finden würde.

Die Einleitung zur Verwirklichung meines Wunsches vorjetzt noch hinauszuschieben, ist mißlich. Herr v.Segebarth ist alt. Stirbt er, so wird es viele Bewerber um seine Stelle geben. Man wird sie einem ändern geben und mich auf eine andere Stelle vertrösten. Aber keine andere vereinigt so sehr alle Bedingungen zu einem glücklichen Alter, denn nur wenige kann ich verwalten, noch wenigere gestatten einen Aufenthalt in Berlin, und keine vereinigt so viel Unabhängigkeit von kollegialischen Verhältnissen. Wenn daher Ew. Exzellenz meine Zufriedenheit und mein Wohlstand einigermaßen wert ist, so seien Sie so gnädig, dafür zu sorgen, daß mir bald eine königliche Zusicherung darüber werde.

Seitdem wir unsern Feind verfolgen, ist abermals nicht alles geschehen, was hätte geschehen müssen, um ihn vollends zu vertilgen. Die Menschen verstehen wohl einen Sieg durch Tapferkeit zu erfechten, aber nicht ihn zu benutzen. Man liebt es nur gar zu sehr, auf seinen Lorbeern auszuruhn.

Gott erhalte Ew. Exzellenz.


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