August Neidhardt von Gneisenau
1813 - Briefe
August Neidhardt von Gneisenau

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48. An Clausewitz

Bautzen, den 26. September 1813.

Soeben kommt Haxthausen zu mir aus dem Großen Hauptquartier und sagt mir, daß er nach dem Ihrigen abgehe. Diese Gelegenheit will ich nicht vorübergehen lassen, um Ihnen meine herzlichen Grüße zu entbieten.

Meinen kurzen Bericht von unsern Ereignissen, sogleich nach der Schlacht an der Katzbach geschrieben, werden Sie erhalten haben. Ohngeachtet die Resultate unseres Sieges groß gewesen sind (104 Kanonen und 18 000 Gefangene), so ist solcher doch nicht so benutzt worden, als es hätte geschehen können, wären die Anordnungen, die ich in der Nacht nach der Schlacht diktierte, pünktlich befolgt worden. So aber mischte sich böser Wille und Lässigkeit ins Spiel. Wir müssen nun diejenigen bekämpfen, die wir damals haben entrinnen lassen.

Hier sind wir an einen Umkreis gekommen, den wir ungestraft nicht überschreiten dürfen. Was jenseits der Elbe vom Feinde steht, dient zur Reserve denen, die uns hier gegenüberstehen. Über Bischofswerda hinaus dürfen wir also keinen Angriff machen.

Wir haben nun andere Entwürfe gemacht und fangen an zur Ausführung zu schreiten, ehe wir die Genehmigung eingeholt haben. Bei der großen Armee nämlich entwirft man stets neue Pläne und kommt nie zur Ausführung, und nach zwei Siegen treibt sich der Kronprinz von Schweden zwischen der Nuthe und der Elbe herum. Wir also wollen die Szene eröffnen und die Hauptrolle übernehmen, da die andern es nicht wollen. Da wo die Schwarze Elster in die Elbe sich ergießt, macht die Elbe einen einspringenden Winkel. Dort denken wir ein verschanztes Lager anzulegen. Weiter oberhalb denken wir über den Fluß zu gehen und von preußischen Streitkräften an uns zu ziehen, was wir können. Damit wollen wir so nah als möglich der französischen Armee verbleiben und, sofern Übermacht uns droht, einer Schlacht ausweichen. In letzter Instanz wollen wir eine Schlacht in unserm verschanzten Lager annehmen, und ich hoffe, daß wir sie, nach den Vorbereitungen, die wir zu machen gedenken, dort gewinnen werden.

Graf Tauentzien ist mit uns einverstanden und wird gemeinschaftlich mit uns wirken. Ich hoffe, Bülow wird dies, selbst aus wohlverstandenem persönlichem Interesse, gleichfalls tun, ohne sich viel um den ihn lähmenden Kronprinzen von Schweden zu bekümmern. Wenn er auch indessen unserer Einladung nicht Folge leistete, so glauben wir auch ohne ihn dem Unternehmen gewachsen zu sein. Vielleicht daß auch Ihr Armeekorps Vorteil hievon ziehen kann .

Von Ihrer Gemahlin habe ich ein Glückwünschungsschreiben erhalten, das mir von allen mir zugekommenen das liebste ist, so innig und teilnehmend war es geschrieben.

Empfehlen Sie mich auf das herzlichste Ihrem General und erhalten Sie mir Ihr Wohlwollen. Gott befohlen.


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