August Neidhardt von Gneisenau
1813 - Briefe
August Neidhardt von Gneisenau

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5. An Hardenberg

Kolberg, den 26. Februar 1813.

Glücklich bin ich gestern hier angekommen und erwarte nun die Befehle Seiner Majestät, wohin ich mich zu verfügen habe. Wenn die Russen Berlin nehmen, gedenke ich dorthin zu gehen, und ich bitte dann die Befehle an mich dorthin zu richten; bleiben aber die Franzosen noch länger in Berlin, so will ich hier die Befehle des Königs erwarten. Es folgen mir englische Schiffe mit Waffen, Geschütz, Munition, Kleidung und Ausrüstung für 20 000 Mann. Die britische Regierung habe ich sehr wohlgesinnt für Preußen verlassen, sie will, daß Preußen mit Österreich den Primat in Deutschland übernehme; die Dankbarkeit gegen diese Gesinnungen fordert, daß man bald einen Mann von Rang und achtungswertem Charakter nach England als Gesandten schickte, sobald man sich offen gegen Frankreich erklärt: ich schlage zu dieser Sendung Minister Grafen Dohna vor, er flößt Zutrauen ein und darauf kommt's jetzt mehr als auf Talente an. Preußen muß das verlorene öffentliche Zutrauen wieder gewinnen; in Schweden gehen die Rüstungen fort, den 15. März ist alles zum Einschiffen bereit; wohin? wird in diesem Augenblick erst durch den englischen General Hope in Stockholm unterhandelt.

Eilen Sie, edler Freund, Ihren guten Namen von der Verunglimpfung zu retten, als ob Sie französisch gesinnt seien, einen schöneren Namen hatte noch keiner, und ich habe den Schmerz, ihn so verunstaltet zu sehen. Machen Sie bald öffentlich kund, welches Ihre wahren politischen Grundsätze sind. Ich bin sehr bekümmert darüber, daß Sie die öffentliche Meinung wider sich haben; es ist wirklich für die neue Begründung der Existenz des Staats wichtig, daß man sich schnell erkläre und das Vertrauen der Mächte wieder gewinnne. Die Sendung Knesebecks tut offenbar Schaden; der Mann hat in Betreff Frankreichs eine fixe Idee im Kopf, die nahe an Narrheit grenzt, er wird ewig für Frankreich arbeiten; er nimmt sich heraus, den Generalen Instruktionen zu erteilen, und macht ihnen zur Pflicht, Stettin gegen die Russen zu decken; er macht sie hiefür verantwortlich; hat er hiezu Aufträge? Will man den russischen Kaiser reizen? Ich muß nach dem Charakter dieses Herrn und seines Kabinetts zu einem behutsamen Betragen raten; wir gehen sonst auch der Freundschaft Englands verlustig. Ich spreche hier als besorgter Diener unseres Herrn. Die Stimme des Volks ist vortrefflich; der König ist so sehr geliebt, daß er damit alles machen kann, was er will. Gott schütze Sie.


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