August Neidhardt von Gneisenau
1813 - Briefe
August Neidhardt von Gneisenau

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19. An Hardenberg

Den 25. April 1813.

Heute habe ich bei dem General v. Blücher den General Toll, russischen Generalquartiermeister, kennengelernt. Es ist dies ein höchst arroganter Mensch, mit nur ganz gemeinen militärischen Kenntnissen. Für höhere Ideen ist er ganz unempfänglich und unfähig. Darum hat er auch den wirklich genialen Feldzugsplan des General v. Scharnhorst bekämpft und verworfen, einen Plan, so einfach, so leicht, so sicher in seinem Erfolg und dennoch so kühn aussehend, daß er jeden Unbefangenen sogleich für sich gewinnen mußte. Ich lege selbigen hier bei, damit Sie in einer unbeschäftigten Viertelstunde selbigen durchlesen und darüber urteilen mögen. Wenn Ew. Exzellenz ganz allein dessen Richter sind, und nicht etwa einen Militär darüber befragen, so bin ich sicher, daß er Ihren Beifall erhält. Er sei auch in der Absicht bei Ew. Exzellenz niedergelegt, damit wenn uns ein Unglück begegnen sollte, die Nachwelt wisse, daß wir etwas Besseres geraten haben.

Man soll sich nun konzentrieren und schlagen. Das ist recht gut. Ich hoffe, es soll zu unserem Ruhm und Ehre geschehen. Wenn aber Fürst Kutusow und seine Umgebungen, so wie bei Borodino, um ihre Rückzugsstraße besorgt sind und zeitig von dannen ziehen, so wird der Übergang über die Elbe immer mit Verlust und Unordung verbunden sein. Wie aber, wenn der Feind nicht kommt, und man sich früher konzentriert hat, ehe man die Schlacht liefern kann? So muß man jetzt Ende April, durch Hunger gezwungen, auseinandergehen, und ist dann vielleicht nicht vereinigt, wenn man es sein sollte. Doch hoffe ich, sieht sich der Kaiser Napoleon gezwungen, eine Schlacht zu liefern, bevor Österreich sich erklärt hat, und bei dieser Voraussetzung würde unsere baldige Konzentrierung nicht schaden.

Die Feinde kommen über die Saale herüber, zwar noch in kleineren Haufen, aber dennoch zeigen sie sich an allen Saaleübergängen. Ich denke, wir sind am Vorabend großer Begebenheiten, und da wird Tapferkeit entscheiden, wo die Intelligenz mangelt. Möchte ich Ihnen recht bald einen Sieg verkünden können. Gott segne Sie.


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