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93. Trostgesang wider die Trübsal dieses Lebens.

Mel.: Vater unser im Himmelreich.

1. Ich hab oft bei mir selbst gedacht,
Wenn ich den Lauf der Welt betracht't,
Ob auch das Leben dieser Erd
Uns gut sei und des Wünschens wert,
Und ob nicht der viel besser tu,
Der sich fein zeitlich legt zur Ruh.

2. Denn, Lieber, denk und sage mir:
Was für ein Stand ist wohl allhier,
Dem nicht sein' Angst, sein Schmerz und Weh,
Alltäglich überm Haupte steh?
Ist auch ein Ort, der Kummers frei
Und ohne Klag und Tränen sei?

3. Sieh unsers ganzen Lebens Lauf:
Ist auch ein Tag von Jugend auf,
Der nicht sein' eigne Qual und Plag
Auf seinem Rücken mit sich trag?
Ist nicht die Freude, die uns stillt,
Auch selbst mit Jammer angefüllt?

4. Hat einer Glück und gute Zeit,
Hilf Gott, wie tobt und zürnt der Neid!
Hat einer Ehr und große Würd,
Ach! mit was großer Last und Bürd
Ist, der vor andern ist geehrt,
Vor andern auch dabei beschwert.

5. Ist einer heute gutes Muts,
Ergötzt und freut sich seines Guts,
Eh er's vermeint, fährt sein Gewinn
Zusamt dem guten Mute hin:
Wie plötzlich kommt ein Ungestüm
Und wirft die großen Güter um.

6. Bist du denn fromm und fleuchst die Welt
Und liebst Gott mehr als Gold und Geld,
So wird dein Ruhm, dein Schmuck und Kron
In aller Welt zu Spott und Hohn.
Denn wer der Welt nicht heucheln kann,
Den sieht die Welt für albern an.

7. Nun, es ist wahr, es steht uns hier
Die Trübsal täglich vor der Tür,
Und find't ein' jeden überall
Des Kreuzes Not und bittre Gall:
Sollt aber drum der Christen Licht
Ganz nichts mehr sein? Das glaub ich nicht.

8. Ein Christe, der an Christo klebt
Und stets im Geist und Glauben lebt,
Dem kann kein Unglück, keine Pein
Im ganzen Leben schädlich sein:
Geht's ihm nicht allzeit, wie es soll,
So ist ihm dennoch allzeit wohl.

9. Hat er nicht Gold, so hat er Gott,
Fragt nichts nach böser Leute Spott,
Verwirft mit Freuden und verlacht
Der Welt verkehrten Stolz und Pracht.
Sein' Ehr ist Hoffnung und Geduld,
Sein' Hoheit ist des Höchsten Huld.

10. Es weiß ein Christ und bleibt dabei,
Daß Gott sein Freund und Vater sei;
Er hau, Er brenn, Er stech, Er schneid,
Hier ist nichts, das uns von ihm scheid,
Je mehr Er schlägt, je mehr Er liebt,
Bleibt fromm, ob Er uns gleich betrübt.

11. Laß alles fallen, wie es fällt,
Wer Christi Lieb im Herzen hält,
Der ist ein Held und bleibt bestehn,
Wenn Erd und Himmel untergehn,
Und wenn ihn alle Welt verläßt,
Hält Gottes Wort ihn steif und fest.

12. Des Höchsten Wort dämpft alles Leid
Und kehrt's in lauter Lust und Freud,
Es nimmt dem Unglück alles Gift,
Daß, ob's uns gleich verfolgt und trifft,
Es dennoch unser Herze nie
In allzu großes Trauern zieh.

13. Ei nun! so mäß'ge deine Klag!
Ist dieses Leben voller Plag,
Ist's dennoch an der Christen Teil
Auch voller Gottes Schutz und Heil:
Wer Gott vertraut und Christum ehrt,
Der bleibt im Kreuz auch unversehrt.

14. Gleichwie das Gold durchs Feuer geht,
Und in dem Ofen wohl besteht,
So bleibt ein Christ durch Gottes Gnad
Im Elendsofen ohne Schad.
Ein Kind bleibt seines Vaters Kind,
Ob's gleich des Vaters Zucht empfindt.

15. Drum, liebes Herz, sei ohne Scheu,
Und sieh auf deines Vaters Treu.
Empfindst du auch hier seine Rut,
Er meint's nicht bös, Er ist dir gut;
Gib dich getrost in seine Händ,
Es nimmt zuletzt ein gutes End.

16. Leb immerhin, solang Er will!
Ist's Leben schwer, so sei du still,
Es geht zuletzt in Freuden aus:
Im Himmel ist ein schönes Haus,
Da, wer nach Christo hier gestrebt,
Mit Christi Engeln ewig lebt.


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