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Ebr. 10, 38-37.
Mel.: Von Gott will ich nicht lassen.
1. Geduld ist euch vonnöten,
Wenn Sorge, Gram und Leid,
Und was euch mehr will töten,
Euch in das Herze schneidt.
O auserwählte Zahl!
Soll euch kein Tod nicht töten,
Ist euch Geduld vonnöten;
Das sag ich noch einmal.
2. Geduld ist Fleisch und Blute
Ein herb und bittres Kraut.
Wenn unsers Kreuzes Rute
Uns nur ein wenig braut,
Erschrickt der zarte Sinn:
Im Glück ist er verwegen,
Kommt aber Sturm und Regen,
Fällt Herz und Mut dahin.
3. Geduld ist schwer zu leiden,
Dieweil wir irdisch seind,
Und stets in lautern Freuden
Bei Gott zu sein vermeint,
Der doch sich klar erklärt:
Ich strafe, die ich liebe,
Und die ich hoch betrübe,
Die halt ich hoch und wert.
4. Geduld ist Gottes Gabe
Und seines Geistes Gut:
Der zeucht und löst sich abe,
Sobald Er in uns ruht:
Der edle werte Gast
Erlöst uns von dem Zagen,
Und hilft uns treulich tragen
Die große Bürd und Last.
5. Geduld kommt aus dem Glauben
Und hängt an Gottes Wort:
Das läßt sie ihr nicht rauben,
Das ist ihr Heil und Hort,
Das ist ihr hoher Wall,
Da hält sie sich verborgen,
Läßt Gott den Vater sorgen,
Und fürchtet keinen Fall.
6. Geduld setzt ihr Vertrauen
Auf Christi Tod und Schmerz;
Macht Satan ihr ein Grauen:
So faßt sie hier ein Herz
Und spricht: Zürn immerhin,
Du wirst mich doch nicht fressen,
Ich bin zu hoch gesessen,
Weil ich in Christo bin.
7. Geduld ist wohl zufrieden
Mit Gottes weisem Rat,
Läßt sich nicht leicht ermüden
Durch Aufschub seiner Gnad;
Hält frisch und fröhlich aus,
Läßt sich getrost beschweren,
Und denkt: Wer will's ihm wehren,
Ist Er doch Herr im Haus.
8. Geduld kann lange warten,
Vertreibt die Langeweil
In Gottes schönem Garten,
Durchsucht zu ihrem Heil
Das Paradies der Schrift,
Und schützt sich früh und späte
Mit eifrigem Gebete
Vor Satans List und Gift.
9. Geduld tut Gottes Willen,
Erfüllet sein Gebot,
Und weiß sich sein zu stillen
In aller Feinde Spott.
Es lache, wem's beliebt:
Wird sie doch nicht zuschanden,
Es ist bei ihr vorhanden
Ein Herz, das nichts drauf gibt.
10. Geduld dient Gott zu Ehren,
Und läßt sich nimmermehr
Von seiner Liebe kehren:
Und schlüg Er noch so sehr,
So ist sie doch bedacht,
Sein' heilge Hand zu loben,
Spricht: Gott, der hoch erhoben,
Hat alles wohl gemacht.
11. Geduld erhält das Leben,
Vermehrt der Jahre Zahl,
Vertreibt und dämpft daneben
Manch Angst und Herzensqual;
Ist wie ein schönes Licht,
Davon, wer an ihr hanget,
Mit Gottes Hilf erlanget
Ein fröhlichs Angesicht.
12. Geduld macht große Freude,
Bringt aus dem Himmelsthron
Ein schönes Halsgeschmeide,
Dem Haupt ein' edle Kron
Und königlichen Hut;
Stillt der Betrübten Tränen
Und füllt das heiße Sehnen
Mit rechtem guten Gut.
13. Geduld ist mein Verlangen
Und meines Herzens Lust,
Nach der ich oft gegangen:
Das ist dir wohl bewußt,
HErr, voller Gnad und Huld!
Ach! gib mir und gewähre
Mein Bitten: ich begehre
Nichts anders als Geduld.
14. Geduld ist meine Bitte,
Die ich sehr oft und viel
Aus dieser Leibeshütte
Zu dir, HErr, schicken will.
Kommt dann der letzte Zug,
So gib durch deine Hände
Auch ein geduldigs Ende,
So hab ich alles gnug.