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GEBET DES HEILIGEN BERNHARD

Junfrau und Mutter! Tochter deines sohnes!
Voll demut und voll würde wie kein wesen
Nach vorbestimmtem rat des ewigen Thrones ●

Du machtest unsre menschheit so erlesen
Und edel dass der Schöpfer selbst geruhte
Geschöpf zu werden dessen du genesen.

Die Liebe ward entfacht in deinem blute
Damit von ihrem brand in ewiger wonne
Solch eine wunderbare rose glute!

Du bist für uns die mittagliche sonne
Der himmelslust ● dort auf der erdenscholle
Gleichst du der hoffnung stets lebendigem bronne.

O Frau! du bist die grosse Hilfevolle ●
Wer gnade sucht und nicht zu dir sich wendet
Ist wie wer ohne schwinge fliegen wolle.

Und so ist deine milde dass sie sendet
Nicht nur dem bittenden – oft ward dem armen
Freigebig vor dem bitten schon gespendet.

In dir ist mitleid! In dir ist erbarmen!
In dir ist langmut! Was nur je des guten
In menschen war entströmt aus deinen armen.

Nun naht er dir der aus tiefuntern gluten
Des weltalls sich erhob zu dieser steile ●
Durch alle stufen sah der geister fluten

Und ruft zu dir dass deine huld erteile
Die kräfte seinem blick und dass er trete
Noch weiter aufwärts bis zum grössten Heile.

Ich der nicht mehr für mein erleuchten flehte
Als jetzo für das seine: ich erneue –
O nimm sie auf! – all meine bittgebete

Auf dass sich jede wolke ihm zerstreue
Von seiner Sterblichkeit nach deinem flehen
Und er des höchsten gutes sich erfreue!

Noch bitt ich ● Königin (denn schon geschehen
Ist was du wünschest) dass sich rein erhalten
Die sinne dem der solches hat gesehen.

Dein schutz besiege irdische gewalten!
Sieh hier die Selige und soviel seelen
Damit du mich erhörst die hände falten!

HIMMEL ● XXXIII. GESANG ● 1-39.


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