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DAS IRDISCHE PARADIES

Da rings zu wandern mich der wunsch erfüllte
Im dichten und lebendigen gottesgarten
Der für den blick die neue sonne hüllte:

Liess ich die grenze ohne mehr zu warten
Und schlug mich langsam langsam ins gefilde
Hin über pfade die von düften starrten.

Ein zephir ohne sich zu ändern milde
Umstrich mit einem zuge mir die wange
Nicht stärker als wenn sanfter hauch ihn bilde.

Worauf die blätter bebend beim empfange
Nach jener seite allesamt sich bogen
Wo erster schatten fällt vom heiligen hange.

Doch wurden sie nicht so vom ast gezogen
Dass nicht die kleinen vögel immer wieder
In wipfeln alle ihre künste pflogen.

Sie dehnten voller freude ihr gefieder
Im ersten winde ● singend im gezweige
Das wie ein bass begleitete die lieder.

So wie von stamm zu stamm ein raunen steige
Im pinienhaine bei Ravennas küste
Wenn losgebunden sich der südwind zeige...

Den langsam schweifenden trug sein gelüste
Bis ihn der heilige wald so tief umschlossen
Dass keinen rückweg er zu finden wüsste.

Da kam auf seinem weg ein bach geflossen
Der nach der linken mit den kleinen wellen
Die gräser bog die an dem ufer sprossen.

Der erde wasser – auch die noch so hellen –
Enthalten doch ein trübendes gespüle
Entgegen diesen die am reinsten quellen ●

Obwohl sie immer ziehn in dunkler kühle
Und schatten immerwährend sie umsäume
Der nie den strahl von mond und sonne fühle.

Ich hielt den fuss und lenkte auf die räume
Jenseit der flut die blicke um zu sehen
Die bunte fülle frischer blüten-bäume:

Und dort erschien wie dinge die geschehen
In einem nu und mit des staunens zwange
Von jedem andren trachten abzustehen:

Ganz einsam eine frau die im gesange
Dort ging und blume neben blume pflückte
Vom farbenflor auf ihrem ganzen gange.

›Ach schöne Frau ● vom liebesstrahl berückte!
Sofern ich es dem aussehn recht entnehme
Darin ja stets das herz sein zeichen drückte ●

Sagt ich zu ihr ● ich bitte dich: bequeme
Dich herzukommen zu des flusses rande
So dass ich deines sanges sinn vernehme.

Du riefst vor meinen geist nach ort und stande
Proserpina ● am tage der gestohlen
Der mutter sie – und ihr die frühlingslande.‹

So wie sich wendet ● nah am grund die sohlen
Und nah beisammen ● eine frau im tanze
Wo sich die füsse sacht nur überholen:

So kehrte sie im rot- und gelben glanze
Der blumen zu mir.. einer maid gebaren
Die ehrbar senkt die blicke glich das ganze.

Und meinen bitten wollte sie willfahren..
Sie nahte sich ● so dass die süssen laute
Mit ihrem inhalt mir verständlich waren.

Sie kaum dort angekommen ● wo dem kraute
Zum bade winkt des schönen flusses welle
Beschenkte mich indem sie aufwärts schaute.

Nicht glaub ich dass erstrahlt von solcher helle
Der Venus auge als mit seinem brande
Der Sohn sie traf an eines andren stelle.

Sie lächelte ● am rechten uferrande
Entpflückend mit den händen blüt an blüte
Die samenlos gedeihn im hehren lande.

Drei schritte trennte uns der fluss.. doch mühte
Der Hellespont den Xerxes liess durchwandern –
Noch heut ein zaum vermessenem gemüte –

Mit mindrer widerwärtigkeit Leandern
Der strömung wegen zwischen den gestaden:
Als mich ● da mich ein ufer schied vom andern.

FEGEFEUER ● XXVIII. GESANG ● 1–75.

 


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