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Spinne gewinnt Uros Tochter

Togo-Tim

In einem Dorf war ein Häuptling, der hatte eine Tochter, die wuchs heran. Die Tochter des Uro wuchs heran und wurde reif zur Hochzeit. Der Häuptling versammelte alle seine Leute und sagte zu ihnen: »Ich will für meine Tochter einen tüchtigen Mann, der sie auch gut befriedigen kann. Es soll ein Mann mit einem gehörigen Penis sein. Ich werde deshalb meine Tochter dem zur Frau geben, der die sieben Früchte, die an jener Fächerpalme dort oben sind, mit seinem Penis herunterzuschneiden vermag. Dem und keinem andern gebe ich sie zur Frau.« Die Leute hörten es. Keiner von den Leuten, die das gehört hatten, versuchte es. Sie gingen auseinander, jeder in sein Gehöft.

Frau Spinne war in der Versammlung gewesen. Sie ging auch nach Hause. Als ihr Mann nachher von der Farm heimkam, sagte Frau Spinne zu Spinne: »Der Uro hat alle Leute zusammenkommen lassen und hat gesagt: Ich gebe meine Tochter dem zur Frau, der einen sehr starken Penis hat, einen Penis, mit dem er die sieben Früchte von der Fächerpalme herunterzuschneiden vermag.« Spinne hörte zu. Spinne dachte nach. Spinne rief aus: »Die Urotochter werde ich bekommen!«

Spinne wartete ab, bis es dunkel geworden war. Sobald es dunkel war, nahm Spinne ein Beil und eine kleine Kalebasse, die war gefüllt mit dem Rotholzwasser, das die Frauen dazu benutzen, ihre Kleider rot zu färben. Damit ausgerüstet, machte Spinne sich in der Dunkelheit auf den Weg zu der Fächerpalme. Er stieg auf die Fächerpalme. Mit dem Beil schlug er alle sieben Früchte so weit ab, daß sie nur noch ganz locker am Stengel saßen und bei dem kleinsten Anstoß herunterfallen mußten. Dann befestigte er die kleine Kalebasse, die das Rotholzwasser enthielt, zwischen den Blättern. Nun stieg er wieder herab und ging nach Hause. Am andern Tage ging Spinne zu dem Uro und sagte: »Meine Frau erzählte mir gestern, als ich von der Farm heimkam, der Uro habe alle Leute zusammenkommen lassen und habe gesagt: Ich gebe meine Tochter dem zur Frau, der einen sehr starken Penis hat, einen Penis, mit dem er die sieben Früchte von der Fächerpalme herunterzuschneiden vermag! Rufe nun alle Leute zusammen, daß sie kommen. Ich will die sieben Früchte mit dem Penis abschneiden und du sollst mir dann deine Tochter geben!« Der Uro sagte: »Es ist gut!«

Der Uro rief alle Leute zusammen. Sie kamen alle unter der großen Fächerpalme zusammen. Spinne kam und stieg auf die Fächerpalme hinauf. Als Spinne oben angelangt war, begann er mit dem Penis zu sägen und sägte und sägte mit dem Penis auf dem Fruchtstengel hin. Dabei schrie er fürchterlich. Spinne ließ dabei von dem Rotholzwasser in der Kalebasse auf seine Beine tropfen. Die Leute sagten: »Seht, wie das Blut herabtropft, hört, wie er vor Schmerz schreit! Spinne wird sterben, aber Spinne wird das Mädchen nicht gewinnen.«

Spinne sägte, Spinne schrie, Spinne ließ Blut herabtropfen. Endlich fiel eine Frucht zur Erde. Spinne sägte, Spinne schrie, Spinne ließ Blut herabtropfen. Endlich fiel die zweite Frucht zur Erde. Spinne sägte, Spinne schrie, Spinne ließ Blut herabtropfen. Endlich fiel die dritte Frucht zur Erde. Spinne sägte, Spinne schrie, Spinne ließ Blut herabtropfen. Endlich fiel die vierte Frucht zur Erde. Spinne sägte, Spinne schrie, Spinne ließ Blut herabtropfen. Endlich fiel die fünfte Frucht zur Erde. Spinne sägte, Spinne schrie, Spinne ließ Blut herabtropfen. Endlich fiel die sechste Frucht zur Erde. Spinne sägte, Spinne schrie, Spinne ließ Blut herabtropfen. Endlich fiel die siebente Frucht zur Erde.

Dann stieg Spinne vom Baume. Alle sieben Früchte lagen am Boden. Spinne ging mit Stöhnen über den Platz und tat so, als könne er nicht anders gehen als mit gespreizten Beinen. Jedermann sagte: »Wegen eines Mädchens hätte ich mir solche Schmerzen nicht bereitet.« Der Häuptling aber sagte: »Ich habe dem, der mit seinem Penis die sieben Früchte von der Fächerpalme zu schneiden vermag, meine Tochter zur Frau versprochen. Nimm also meine Tochter!« Spinne nahm darauf die Tochter des Uro und ging mit ihr in seine Behausung.

Nach einiger Zeit begab sich Spinne mit seiner neuen Frau, die die Tochter des Uro war, auf die Farm zur Arbeit. Als er einige Zeit gearbeitet hatte, sagte er zu seiner Frau: »Geh' hin und hole mir Wasser vom Fluß. Ich habe Durst!« Die Frau sagte: »Ich habe nichts zum Schöpfen bei mir, gib mir eine Kalebasse!« Spinne sagte: »Ich habe keine Kalebasse.« Die Frau Spinne sagte: »Wie soll ich denn aber Wasser holen, wenn ich nichts habe, es darin zu tragen?« Spinne sagte: »Nun, so hole doch das Wasser in deiner Vagina!« Die Frau Spinne sagte: »Wie soll ich das denn aber machen?« Spinne sagte: »So lege dich doch nur ins Wasser; warte, bis die Vagina voll Wasser gelaufen ist und bring' das Wasser hierher. Das ist leichter, als Palmfrüchte mit dem Penis abzusägen!«

Die Frau des Spinne ging. Sie ging ans Wasser und legte sich hinein. Sie ließ die Vagina voll Wasser laufen. Als sie dann aber aufstand, floß das Wasser wieder heraus. Sie legte sich zum zweiten Male hin, ließ die Vagina wieder voll Wasser laufen. Als sie dann aber aufstand, floß das Wasser doch wieder heraus. Sie legte sich zum dritten Mal hin. Es war das gleiche. Das Wasser lief immer wieder heraus. Die Frau sprang aus dem Wasser. Sie lief von dannen.

Heulend kam sie zu ihrem Vater und sagte: »Spinne verlangt von mir, ich solle Wasser in der Vagina bringen. Aber jedesmal, wenn ich sie fülle, läuft das Wasser wieder heraus. Spinne sagte, das sei einfacher, als Früchte von den Bäumen sägen. Aber ich kann es nicht.« Der Uro verstand, was Spinne damit sagen wollte, und sagte: »Es ist nicht gut, daß jemand seinen Schwiegersohn nach der Kraft des Penis aussucht und von ihm verlangt, daß er Palmfrüchte mit dem Penis von dem Baume schneide! Jeder soll seine Tochter dem zur Frau geben, der sie liebt!«


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