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Gestern, als die Sonne schien,
Sah durchs Blau den Mond ich zieh'n;
Hochhin, aber matt und bleich,
Schier 'nes Knaben Drachen gleich.
Gestern auch im Sonnenlicht
Wollt' ich lesen ein Gedicht;
Doch die ernsten Worte sahn,
Wie Gespenster, fremd mich an.
Bis zuletzt der heiße Tag
Hinstarb, und der Nacht erlag;
Bis die Lenznacht, klar und mild,
Sank auf Hügel und Gefild.
Da, von Wölkchen hell umkreist,
Licht wie ein verklärter Geist,
Stand der Mond, mit seiner Pracht
Überflutend rings die Nacht.
Und zum Herzen, voll und rein,
Zog mir auch das Lied jetzt ein;
Seine Schönheit, seinen Sinn
Erschloß mir Nacht, die Deuterin.
Als Mazárvan, jener Zaubrer,
Westwärts durch Cathay sich schlug:
Nur das Lob Badouras hört' er
Überall auf seinem Zug.
Doch das Loben, immer schwächer,
Schwieg zuletzt in Khaledán;
Alles Volk dort pries den großen
Fürsten Camaralzamán.
Also geht es den Poeten:
Ihren lobt sich jede Flur;
Camaralzamán hat Namen,
Wo kein Mensch kennt den Badour.
Ich bin arm und alt und blind;
Die Sonne brennt mich und der Wind
Weht durchs Tor der Stadt mich an;
Weht mich an, und deckt mich zu, –
Mit dem Staub der Räder zu
Des erhab'nen Justinian.
Für ihn war's, daß durch den Sand
Ich die Perser heimgesandt,
Als des Ostens tapf're Hut.
Nacht auf Nacht nahm zum Quartier
Ich ihr gestrig Lager mir,
Zum Bankett ihr Beutegut.
Für ihn auch, – mit Segeln rot,
Grell von Fackelschein umloht,
Flottenführer übers Meer, –
Fegt' ich Afrikas Gestad,
Trieb, wie Staub auf wind'gem Pfad,
Die Vandalen vor mir her.
Wiederum für ihn gewann
Ich Ausonias Herrschaft dann,
Roma und Parthenope;
Nahm das Land, nahm es für ihn,
Niederwärts vom Apennin
Hüben und drüben bis zur See.
Für ihn, schwach und hochbejahrt,
Wagt' ich Schlacht und Kriegesfahrt
Rettete Thron für ihn und Reich,
Als den Heerweg nach Byzanz
Die Gezelte Zabergans
Überflogen, Schneeweh'n gleich.
Und für dies, o seht den Dank!
Sehet! Blind und alt und krank,
Grau und barhaupt, o der Not!
Unter dem Bogen steh' ich da,
Der mich als Triumphator sah,
Steh' und bettle mir mein Brot!
Ist mir's in der Seele doch,
Als vernähm' ich deutlich noch
Des Vandalenherrschers Wort:
»Alles ist eitel!« – als, geschmäht
Und beschimpft, voll Majestät
Er an mir vorbeischritt dort.
Eitelstes aller Dinge weit
Ist der Könige Dankbarkeit;
Und das Jauchzen überall,
Von der Menge ausgebracht,
Ist wie Fußgetrapp bei Nacht
In den Gassen, – hohler Schall.
Herbere Schmach doch gibt es nicht,
Als für immer das Gesicht
Zu schau'n des Mönchs von Ephesus!
Doch der ungebeugte Sinn
Duldet und trägt auch das – ich bin
Allzeit Belisarius!