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Die Beiden sahen sich überrascht an, und blieben so schweigend einander gegenüber stehn, denn der Gemahl war Adalbert. Dieser brach zuerst in die Worte aus: aber sage mir doch, Alwin, welche seltsame Verkleidung, und wozu?
188 Wahrhaftig, antwortete dieser, sie führte nichts Böses im Schilde, weder gegen Dich, noch gegen Deine musikliebende Gemahlin. Ich wußte nicht, daß Du hier wohntest, und hätte es nicht einmal geglaubt, wenn mir's irgendwer verkündigt hätte.
Du bist noch böse, von unserm letzten Abschiede her, sagte Adalbert.
Berühre das nicht. unterbrach ihn Alwin. Es tönen zu viele schmerzende Fiebern mit.
Und dennoch muß ich's, erwiederte Adalbert. Wir kämen ja sonst nimmermehr auf den alten, reinen Ton zusammen. Damals hatten wir Beide Unrecht, und waren Beide Thoren. Du etwas minder als ich, denn in Dir war doch wohl schon die Liebe wach zu Mathilden, deren Bräutigam Du bist, wie ich seit einiger Zeit erfahren habe. Aber was mich bewog, sogleich den irrenden Ritter zu 189 spielen, und keinen andern Ausweg zu kennen, als den Zweikampf, daß kann ich bis diese Stunde noch nicht begreifen.
Und gerade das gefiel mir an Dir, sagte Alwin.
Ich habe meine Armwunde; fuhr Adalbert fort, ohne auf seines Freundes Einrede zu hören. Im Uebrigen ist die Sache vorbei, und ich danke dem Ungefähr, welches Dich als meinen Gast hierher geführt hat.
Wie lebst Du denn jetzt? fragte Alwin.
Nun, wie man so lebt, erwiederte Adalbert, wenn man Frau und Kinder hat, und seinen Kreis beschlossen um sich her sieht. Als ich hier einzog, war mir's als beträt ich nur die erste Stufe zu einer unermeßlichen Laufbahn, aber nun bin ich vollkommen zufrieden, wenn ich alle Ländereien meines 190 Schwiegervaters vor den umherirrenden Streifparthieen schützen kann.
Wenn Du nicht früher eine ähnliche Existenz verachtet hättest, sagte Alwin, so könntest Du jetzt eben so gut Mathilden im Arm haben, als eine andre.
Als mein fürstliches Gänschen hier, wolltest Du wohl eigentlich sagen, rief Adalbert lachend. Nun freilich, es ist dabei nichts zu verkleiden Dir gegenüber, jedoch hast Du, glücklicher Bräutigam, kein Recht, mir Vorwürfe wegen meiner Handlungsweise zu machen, und endlich bin ich auch zum Fürsten gestiegen; immer mehr, als mir Mathilde geben konnte.
Alwin sah seinem Freunde sehr betrübt in's Auge. Endlich bot er ihm die Hand, und sagte: leb' wohl, mein ehmaliger Heerführer! 191 Leb' wohl, Du herrliche Erscheinung meines Jünglingslebens.
Sei doch kein Thor, antwortete Adalbert. Du ruhst ein Paar Tage bei mir aus, wir trinken köstlichen Wein zusammen, lachen über den drolligen Papa, den alten Musikhasser – nun freilich, die Cither mußt Du verbergen. Wir reisen durch die Aemter und Gehöffte umher –
Ich habe keine Freude dran, seufzte Alwin. Laß mich gehn.
Du thust Dir selbst Unrecht, sagte Adalbert. Wir würden manche vergnügte Stunde feiern. Anselmo ist auch hier.
Anselmo? fragte Alwin erstaunt. Anselmo? Und was fängt denn er ohne Zither an?
Er schreibt hier in der Kanzlei, sagte Adalbert, und hat Hoffnung, eine ansehnliche 192 Besitzung in der Nähe zu erwerben. Die alten Pläne von Reisen in den Süden hat er aufgegeben, und läßt sich's nun in Deutschland recht wohl behagen.
Alwin gewann nicht einmal Freiheit genug, um vom Herzen fortzusprechen, wie sehr ihn dies drücke und schmerze, und wie es ihm in der innersten Seele zuwider sei. Er brachte kahle Entschuldigungen vor, und man schied ganz höflich von einander.193