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Der Teufelsacker

Bei dem Dorfe N. befand sich ein großes Stück Unland von dreißig bis vierzig Morgen, das man den Teufelsacker nannte. Man erzählte, daß der Teufel hier einmal vorbeigezogen sei und seinen Schuh ausgeschüttelt habe. Die ganze Fläche war mit großen und kleinen Steinen der verschiedensten Art und Form bedeckt, zwischen denen Weißdorn, Schlehen und Hundsrosen ihre stachligen Zweige und Ranken verstrickten, so daß man kaum zwei oder drei Schritte tief in das Gewirr eindringen konnte. Unzählige Vögel nisteten hier, welche im Frühling und Sommer des Morgens weithin die Luft mit ihrem Rufen, Singen und Pfeifen erfüllten. Ungefähr in der Mitte des fast runden Bezirkes befand sich ein kleiner See, das Teufelsloch; es wurde erzählt, daß ihn der Teufel getreten, als er auf seinem Huf stand, indessen er von dem Fuß den Schuh abzog.

Das gänzlich wertlose Stück hatte einem Bauern gehört, dessen Hof dicht am Rande der Steinhalden lag. Der Mann war liederlich gewesen, Frau und Kinder waren ihm in auffälliger Weise gestorben; eines Nachts kam Feuer auf seinem Hof aus; der Knecht und die Magd retteten sich und schafften das Vieh ins Freie; an den Bauer, der betrunken an seinem Bett gelegen, hatte keines gedacht; ehe vom entfernten Dorfe Hilfe kommen konnte, waren die strohgedeckten Gebäude ausgebrannt, von dem Bauern fand man noch einige üble Reste in dem schwelenden Schutt. Das Gericht nahm die Verlassenschaft in die Hand; Gläubiger meldeten sich; der Erbe, ein reicher Bauer, der Besitzer des Sternhofes, erklärte auf den Rat des Rechtsanwalts, er nehme die Erbschaft nur an, wenn die Schulden den Besitz nicht übersteigen. So wurde damals der Hof versteigert. Die guten Äcker, das gerettete Vieh, was sonst von Wert war, wurde von Männern erstanden, welche das Einzelne verwerten konnten; es blieben nur noch der Teufelsacker und die ausgebrannten Mauern der Häuser zurück.

Bei dem Sternbauern diente ein damals fünfzehnjähriger Junge, dessen Eltern, zugewanderte Leute, vor Jahren gestorben waren. Der Sternbauer war ihm als Vormund gesetzt, hatte ihn aufgenommen und zu allerhand geringen Arbeiten verwendet, und verwaltete sein kleines Vermögen, das fünfzig Taler betrug. Der Junge, er hieß Hans, hatte einmal zwei gelehrte Herren, die im Dorf gewesen, auf ihren Wanderungen begleitet; die beiden sprachen viel über den Teufelsacker, und er hatte soviel von ihnen verstanden, daß die Steine nicht aus dem Boden wuchsen, sondern obenauf lagen; seitdem war er oft um den Acker herumgestrichen, hatte Steine gewälzt, Dornen mit seinem Taschenmesser abgeschnitten, und sich in die Wüstenei hineingearbeitet, so weit er konnte. Nun war er bei der Versteigerung zugegen, mit glänzenden Augen und offenem Mund hatte er den ganzen Handel verfolgt; als am Schluß der Steinacker und die Trümmer des Hofes ausgeboten wurden, und alle lachten und Witze rissen, zupfte er den Sternbauer am Ärmel und bat ihn, beides für ihn zu ersteigern für seine fünfzig Taler. Der Sternbauer schüttelte ihn unwillig ab, aber der Junge bat weiter mit Tränen in der Stimme; die andern Bauern redeten ihm lachend zu, ihm falle doch das Geld an, wenn der Junge durchaus wolle, so möge er ihm die Liebe antun; der Sternbauer sagte, das Vormundschaftsgericht werde ihm auf den Hals kommen, die andern erwiderten, fünfzig Taler sei das Wesen schließlich immer wert; und so bot er denn endlich, seiner Habsucht folgend, für den Jungen und erhielt den Zuschlag für ihn.

Alle reckten die Hälse nach Hans, der mit rotem Gesicht und niedergeschlagenen Augen saß und nichts zu sagen wußte. Einer rief, er werde wohl Steine ziehen wollen auf dem Teufelsacker, denn die kämen dort am besten, ein andrer sagte, Hans sei ein ganz Schlauer, der verpachte den Acker für teures Geld an die Stadtleute, damit sie sich den Vogelsang anhörten; ein dritter spottete, Hans habe ein Geheimnis, aus den Schlehen Wein zu keltern; und so wurde viel geredet, indessen die Redlicheren im stillen dem Sternbauer Unrecht gaben, daß er die Unerfahrenheit des Jungen ausgenützt hatte, für den er doch nach Recht und Gewissen sorgen sollte.

Nach der Versteigerung lief Hans zu seinem Acker und umstrich ihn mit verlangenden Blicken. Es war gegen Sonnenuntergang, und hier und da saß ein Vogel auf einem Dornzweig und sang ein Abendlied, ein Fink oder ein Hänfling, oder auch ein Stieglitz. Er prüfte den Wind, dann häufte er an der richtigen Seite trockenes Reisig, Stengel und Grasbüschel und steckte die in Brand. Die Dornen waren ja grün, aber das Feuer griff dennoch weiter, alles Trockene flammte auf, das übrige schwelte langsam. Die erschrockenen Vögel erhoben sich schreiend in die Lüfte, viele kreisten über der Stelle, wo ihr Nest sein mochte. Der Rauch legte sich beißend auf den Acker, schon standen schwarze Stöcke, Asche lag auf der Erde, es glimmte, flammte auf. Leute aus dem Dorf kamen, schimpften auf den Jungen; er zeigte auf die Felder, die schon abgeerntet waren, nun fragten die Leute neugierig, was er denn mit dem Acker machen wolle; er steckte die Hände in die Hosentaschen und schwieg.

Auf dem Sternhof lebte ein entfernter Verwandter des Bauern, der um Gottes willen durchgefüttert wurde. Er war blödsinnig und konnte zu keiner Arbeit benutzt werden. Hans hatte sich mit ihm bekannt gemacht; an den Feierabenden zog er jetzt mit einer Radeberre zu seinem Acker, der Blödsinnige folgte ihm mit einem kleinen vierrädrigen Handwagen.

Gleich am See hatte sich Hans eine Stelle ausgesucht, wo er mit dem andern begann, die Steine abzulesen, in Karren und Wagen zu werfen und dann in den See zu schütten. Der Boden war oft nur mit einigen flachgewaschenen Kieseln bedeckt, zwischen denen die schwarzen Stöcke der verbrannten Dornen vorwuchsen; zuweilen lagen flache Haufen, sehr selten auch größere Blöcke, welche die beiden mit dem Hebebaum in den See wälzen mußten; einige der Steine waren an einer Seite wie geschliffen.

Die Arbeit ging merkwürdig rasch vorwärts. Der Sternbauer kam an einem Abend, sah sich alles an und sagte dann mit verbissenem Ärger zu Hans, er müsse nicht glauben, daß nun alles gut sei, die Steine wüchsen nach, und wenn erst gepflügt würde, dann kämen wieder ebenso viele zum Vorschein, wie er jetzt abgelesen habe. Hans erwiderte, das wisse er wohl; aber wenn immer nach dem Pflügen abgesammelt werde, so glaube er, daß die Steine in ein paar Jahren verschwunden seien, weil sie nicht, wie der Bauer glaube, aus dem Grunde kämen, sondern vor langen Jahren von der Natur hierher gebracht seien. Der Bauer lachte, aber Hans zeigte ihm, daß die Steine nicht von einer Art waren, sondern daß da Kalkstein, Granit, Sandstein und manches andere durcheinander lag. Hierauf schalt der Bauer mit dem Verwandten, für ihn selber, der ihn füttere, könne er nicht einmal die Gänse hüten, aber für den hergelaufenen Bengel, der nichts habe und nichts sei, tue er die schwerste Arbeit. Der Blödsinnige drehte seine Mütze in den Händen und sah auf den Boden, der Bauer ging ärgerlich ab; als er außer Hörweite war, und der Blödsinnige noch immer verlegen und untätig dastand, sagte Hans: »Wer gibt dir immer für einen Sechser Schnaps, ich oder der Bauer?« Fröhlich lachend ergriff der andere seine Deichsel und zog trabend den Wagen zum See.

 

Jahre und Jahrzehnte vergingen. Hans hatte das gereinigte Stück verpachtet, hatte klug allerhand Dienste bei der Verpachtung ausgemacht, durch welche ihm das weitere Reinigen des Ackers erleichtert wurde; eine Reihe von Jahren hatte er weiter Knecht gespielt und alles Geld, das er von seinem Herrn bekam, gleichfalls in das Land gesteckt, jede freie Stunde hatte er auf ihm gearbeitet; dann hatte er die Ruinen des Hofes instand gesetzt, so gut es ging, hatte in nicht allzu jungen Jahren ein fleißiges und gesundes Mädchen geheiratet, die einige hundert Taler besaß, war auf den Hof gezogen und hatte selber gewirtschaftet; und nun war endlich der ganze Grund gesäubert; er hatte den besten Weizenboden in der Gemarkung, einen Stall voll Kühe, ein Gespann Pferde; und wenn er auch natürlich sich nicht mit einem Mann vergleichen konnte, wie der Sternbauer war, so galt er doch immerhin etwas; er wurde nach seinem Acker der Teufelsbauer genannt.

Er hatte einen Sohn, kein weiteres Kind. Dieser Sohn hatte schon auf der Dorfschule Zeichen einer großen Begabung von sich gegeben, daß Lehrer und Pastor gesagt hatten, es sei schade, daß er nicht studieren könne. Der Vater hatte mit dem Pastor gesprochen, ihm besonderen Unterricht geben lassen und ihn dann später in die Stadt auf das Gymnasium geschickt. Der Junge hatte seine Prüfung sehr gut bestanden, und dann hatte er die Universität bezogen.

Der alte Sternbauer war längst gestorben; sein Sohn, welcher gleichaltrig mit dem Teufelsbauer war, hatte den Hof geerbt. Der Teufelsbauer war zu ihm gegangen, hatte von seinen Plänen mit seinem Sohn erzählt und von ihm eine Hypothek auf seinen Hof bekommen. Der Sohn war fleißig und ordentlich auf der Universität; er kam immer in den Ferien nach Hause und ging in schwarzem Rock, mit blassem Gesicht, Brille und eingefallenen Wangen im Hof umher; die Mutter zog ihn heimlich in die Milchkammer, schlug ein paar Eier in einen Topf und gab ihm das, indem sie sagte: »Trinke, das gibt dir Kräfte bei deinem Studieren.« Die Universitätsjahre vergingen, der Sohn bestand seine Prüfungen wieder sehr gut, und als er nach Hause kam, da erzählte er, daß sein Professor ihm gesagt habe, es sei schade, daß er sich nicht habilitieren könne. Er mußte seinem Vater erklären, was das bedeutet, mußte ihm zeigen, daß der Professor so hoch über dem Pastor steht, wie der Pastor über dem Bauern; dann reisten die beiden in die Universitätsstadt, der Alte fragte dort den Professor aus, den Wirt seines Sohnes, den Bürgermeister; nachdem sie zurückgekehrt waren, ging er nochmals zum Sternbauern; der schonte ihn nicht und warf ihm seinen Hochmut vor, und daß er mit seinem Jungen immer höher hinaus wolle, und daß der Junge, wenn er erst ein großer Herr sei, seinen Vater nicht mehr ansehen werde, aber endlich gab er ihm die neue Hypothek.

Nun ließ der junge Mensch sich als Dozent nieder, und wenn er schrieb, dann freuten sich die Eltern, er kam nicht mehr auf so lange Zeit in die Ferien, weil er mehr zu arbeiten hatte; der Pastor sagte dem Teufelsbauern, er könne stolz auf seinen Sohn sein; wenn er im Dorf war, dann hatten alle Scheu vor ihm, selbst seine alten Spielkameraden; er war auf der Universität mit dem jungen Grafen bekannt geworden, dem Sohn des Gutsbesitzers, der etwa eine halbe Stunde vom Dorf entfernt wohnte; der junge Herr war auch Privatdozent; wenn die beiden bei ihren Eltern waren, dann besuchten sie sich; das erste Mal empfing der Teufelsbauer den Freund seines Sohnes selber und sagte, er bitte um Entschuldigung, wenn ihm manches im Hause ungewohnt sei, sein Sohn sei durch seine Tüchtigkeit nun in Lebenskreise getreten, die viel höher seien wie die seines Vaters, aber er schäme sich seines Vaters nicht, und er, der Freund, möge nur immer denken, daß er bei ihnen wie zu Hause sei. Später kam dann auch wohl der junge Graf gelegentlich mit seiner Schwester zusammen zu seinem Freunde, und es wurde im Dorf schon erzählt, daß eine Verlobung vorbereitet werde.

Indessen nun scheinbar alles so gut ging, stellte es sich heraus, daß der Sohn durch allzu großen Fleiß und zu ärmliches Leben in eine schwere und entkräftende Krankheit gefallen war, die schon lange an ihm gezehrt, ohne daß er es gewußt hatte. Als etwas für ihn getan wurde, da war es zu spät.

Die Eltern reisten in die Universitätsstadt und besuchten ihn an seinem Sterbebett. Er gab seinem Vater die Hand und sagte, er habe den Menschen nützlich sein wollen, nun werde er abberufen; der Vater solle tragen, was nicht zu ändern sei, und solle glauben, daß keine gut angewendete Kraft verloren gehe, auch wenn es uns bei unserm begrenzten Blick oft so scheint. Damit gab er dem Vater und der weinenden Mutter die Hand, wendete sein Gesicht ab und starb. Der Vater drückte ihm die Augen zu, dann ging er, um den Sarg zu bestellen; die Mutter blieb an dem Lager sitzen und betete.

Der Freund kam mit seiner Schwester; die junge Gräfin küßte der alten Bäuerin die schwielige Hand und weinte; der Freund sagte, daß der Tote ein guter und kluger Mann gewesen sei. »Nun ist er doch tot,« erwiderte die Mutter, »mir wäre es lieber, er wäre schlecht gewesen und lebte noch.« Der Vater kam zurück. Er hatte bestellt, daß der Tote in seine Heimat gebracht werden sollte.

Mit dem Heuwagen holten die Eltern den Sarg von der Bahn ab, dann bahrten sie ihn im Hause auf. Die Mutter konnte nicht an der Beerdigung teilnehmen. »Ich habe kein Mark in den Knochen mehr,« sagte sie, »ich habe in meinem Leben zu viel gearbeitet.« Sie lag im Bett und weinte über ihrem Gesangbuch, indessen der Sarg aus dem Hause getragen wurde. Als der Mann zurückkehrte, fand er sie, das Gesangbuch vor sich, mit gebrochenen Augen, in welchen noch die Tränen standen, in ihrem Bette tot liegen.

Wie nun der alte Mann auch die Frau begraben und allein auf seinem Hofe war, da umging er seinen Acker, durchschritt Stall und Scheune, das Haus, den Hof; dann machte er sich auf den schweren Gang zu dem Sternbauer.

Der sagte ihm, daß er sich wohl auch einen Überschlag gemacht habe, und daß der Sohn alles verzehrt habe, was der Alte zusammengewühlt, denn das könne man sich ja wohl denken, daß das nicht möglich sei, daß einer als Knecht Schwiegervater einer Gräfin werde, und so zeige es sich denn wieder, daß unrechtes Gut nicht gedeihe, denn den Acker hätte sein Vater nicht fortgeben dürfen, den habe er seinen Erben entzogen. Der Teufelsbauer erwiderte, er wolle ihm den Hof für die Hypotheken lassen, aber er könne doch nicht auf seine alten Tage ins Armenhaus gehen, wo er es sich immer habe sauer werden lassen und redlich gearbeitet habe, deshalb müsse er sich einen Auszug bedingen. Der Sternbauer schlug mit der flachen Hand auf den Tisch und erwiderte, was er gesagt habe, das habe er gesagt, er nehme den Hof für die Hypotheken an, und der andere könne ja dann zu seinem gräflichen Schwäher gehen, der werde ihm gewiß ein Unterkommen geben.

Nun hatte der Teufelsbauer einen Gevatter in der Stadt, einen Fleischermeister, einen redlichen Mann, der wohl etwas heißblütig war, aber das Herz auf dem rechten Fleck hatte. Den suchte er auf und trug ihm die Sache vor. Der Fleischer wurde rot im Gesicht vor Zorn und schimpfte auf die hartherzigen Bauern, die seien schlimmer wie die Juden, wenn die einem die Schlinge zuziehen könnten, dann täten sie es, aber nun gerade wolle er ihnen zeigen, was Christenpflicht sei, er kenne den Hof gut genug und wisse, daß er die Hypotheken wert sei und daß der Auszug ihn nicht arm mache; und so kaufte er denn den Hof, und es wurde Wohnung, Korn, Kartoffeln, Milch, Gartenland und andres für den alten Mann ausgemacht. In den Hof setzte der Fleischer seinen Schwiegersohn, der eben heiraten wollte, der gleichfalls ein guter Mann war. Der Fleischer hatte alles gerichtlich festlegen wollen, aber der Bauer hinderte ihn und sagte, er wolle ihm nicht noch die Kosten machen, er kenne ihn und seinen Schwiegersohn und wisse, daß ihn keiner von ihnen betrügen werde.

So wurde denn alles eingerichtet, er zog in die Giebelstube, wo er sein Bett und einen Kochofen hatte, und das junge Paar wirtschaftete im Hause.

Nun zeigte sich aber der Mann als etwas schwachmütigen und trägen Wesens, die Frau war putzsüchtig, schlief des Morgens lange und bekümmerte sich nicht viel um ihre Wirtschaft, dazu bekam sie jedes Jahr ein Kind und mußte sich pflegen; so ging denn das Wesen bald zurück. Der Fleischer war kein reicher Mann, der Schwiegersohn hatte auch nur ein paar hundert Taler mitgebracht. Einmal besuchte der Fleischer den Gevatter, weinte zornige Tränen und klagte über seine Kinder; der alte Bauer schüttelte den Kopf, er hatte ja auch gesehen, was ihm nicht gefiel, und er wußte mehr wie der andere, aber er sagte nichts, denn er wollte sich nicht zwischen die Familie stecken. So ging denn das Angefangene seinen Gang weiter, und endlich wurde der Hof öffentlich versteigert.

Der Sternbauer erstand ihn, um seine Hypotheken zu retten.

Der Gevatter ging hinauf ins Auszugsstübchen und sagte zu dem Alten: »Vor dir habe ich ein schlechtes Gewissen, dich habe ich nun um den Auszug betrogen. Um meine Kinder tut es mir nicht leid, die haben, was sie verdienen. Aber das mit dir drückt mich.« Der Alte nickte stumpf und lächelte. Die Bieter unten im Hause hatten sich verzogen, nun kam der Sternbauer mit seinen schweren Nagelschuhen die Treppe herauf und trat ein. »Du weißt, daß du vom Hof mußt,« sagte er, »ich habe schon Verluste genug durch dich. Der Hof ist nicht mehr, was er war.« »Ja, ich muß vom Hof,« erwiderte der Teufelsbauer und nickte still.

Der Fleischer ging, der Sternbauer ging, es wurde Abend; der Teufelsbauer stieg die Treppe hinunter: in der Küche saß der Knecht, er rechnete in seinem Buch etwas zusammen. »Ja, Bauer, das hast du nun alles selber gebaut, nun darfst du nicht einmal mehr den Fuß auf die Fliesen setzen,« sagte er zu ihm. Der Alte blieb stehen, spähte in die Küche und antwortete nicht. »Du kannst doch nicht heute Abend hinaus, es gibt ein Gewitter die Nacht,« fuhr der Knecht fort, der Alte machte nur eine Handbewegung und ging weiter.

Er ging in den Stall, die Kühe wendeten sich zu ihm. Da waren die Deckenbalken, die hatte er damals heil aus dem Schutt hervorgeholt, der Blödsinnige hatte ihm geholfen, sie zu richten. Die Nägel hatten nichts gekostet, er hatte dem Schmied erlaubt, seine Ziegen auf dem Acker mit grasen zu lassen, wo die Steine noch nicht abgelesen waren, das hatte auch noch den Vorteil gehabt, daß die Dornen nicht wieder hoch kamen. Die Bretter und die Ziegel, das war die große Ausgabe gewesen.

Er ging zum Sternbauer; er traf ihn in der Küche mit der Bäuerin. »Ja, ich wollte nur fragen, wie es werden soll,« sagte er, indem er sich auf die Küchenbank setzte. Die Frau machte sich geräuschvoll am Herd zu schaffen, setzte hart Töpfe und Schüsseln auf, klapperte mit Deckeln. »Es tut mir leid,« antwortete der Sternbauer, »aber bei mir bleibt das Geld auch nicht, ich muß es weitergeben.« Er wollte den Hof seinem jüngeren Sohn überlassen. »Mein Junge hat seine Last, ehe er wieder alles in Schuß bringt,« fuhr er fort, »da kann er keinen unnützen Esser brauchen.« Der Teufelsbauer erhob sich, sagte eine Entschuldigung, grüßte und ging. Er hörte, wie die Frau hinter ihm sagte: »Bettelvolk.«

Nun suchte er langsam im Dunkeln wieder den Weg zu seinem Hof. Er trat durch das Tor, der Hund an der Kette kam vor seine Hütte, wedelte mit dem Schwanz und sah ihn erwartungsvoll an. Er ging in den Kuhstall; im Hintergrund stand die Leiter, die zum Heuboden führte. Er stieg hinauf, um sich ins Heu zu legen. Über ihm waren die Sparren und Ziegel; er rechnete aus, wieviel Knechtlohn in dem Dach steckte, er dachte an die Beleidigungen, die er von dem alten Sternbauer hatte anhören müssen, als der gemerkt hatte, was der Acker wert war. Er wollte die Hände falten, aber er konnte nicht. Da drückte ihn etwas in der Tasche. Es war sein Feuerzeug. Er zog es vor, schlug Feuer und steckte den Zunder in das Heu. Wie das Heu brannte, stieg er die Leiter wieder hinunter, dann ging er aus dem Tor; der Hund winselte leise.

Er ging auf dem Weg durch den Acker, mit der Hand streifte er die Ähren. Hinter ihm stieg der Feuerschein hoch; er sah sich um. Da dachte er an seinen Sohn, und was der gesagt hatte, wie er gestorben war, und er dachte, wie die junge Gräfin seiner Frau die Hand geküßt hatte. Da sprach er laut zu sich: »Mein ist die Rache, ich will vergelten, spricht der Herr.«

Er nahm sich zusammen und schritt fester; er kam vor das Haus des Amtsvorstehers, trat ein, und als ihm der Amtsvorsteher die Hand zur Begrüßung reichen wollte, da sagte er: »Ich will mich anzeigen, ich habe meinen Hof angesteckt.«


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