Paul Ernst
Geschichten von deutscher Art
Paul Ernst

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Beten

Ein Bauer lebte auf seinem Hof rechtschaffen nach seiner Väter Art. Mit dem Mitgebrachten seiner Frau hatte er die Geschwister ausgezahlt, so daß er schuldenfrei saß, und so konnte er jedes Jahr eine hübsche Summe sparen, die er dann sicher anlegte. Haus und Stall waren in gutem Stand, er hatte schöne Pferde, im Kuhstall stand nur auserlesenes Vieh, alles Geräte war neu und in schönster Ordnung, und die Felder waren gut bestellt. Er pflegte zu sagen, wer ihm in seinem Weizen eine Tremse zeige, dem zahle er fünf Silbergroschen.

Auch in der Familie ging dem Mann alles gut. Die Frau war arbeitsam, heiter und gesund; und zwar hatte er nur ein einziges Kind, einen Knaben von zehn Jahren, allein das Kind war wohl kräftig, hatte ein ruhiges Gemüt und zeigte sich schon anstellig und willig in allerhand Arbeit.

Eines Tages bekam er ein Gerichtsschreiben mit der Aufforderung, sich in einer Erbschaftssache – es waren der Name und das Aktenzeichen genannt – auf der und der Amtsstube des Gerichts einzufinden. Er schüttelte den Kopf. Ihm war nicht bekannt, daß er irgendwoher eine Erbschaft zu erwarten hatte; aber da die Aufforderung nun einmal gekommen war, so suchte er seine Geburtsurkunde und noch andere Papiere zusammen, welche in dem Schreiben aufgezählt waren, bestieg das Bauernwägelchen und trieb den Braunen an, daß er lustig auf der Landstraße hintrabte. Die Frau sah ihm nach, wie er stattlich mit breitem Rücken, die Schöße sauber zurückgeschlagen, sich auf dem lederbezogenen Sitz hielt.

Eine Schwester seines Großvaters hatte vor langen Zeiten in eine ganz andere Gegend von Deutschland geheiratet; der einzige Nachkomme war kinderlos gestorben; die Gerichte hatten Nachforschungen über die Verwandten angestellt, und neben andern Erben hatte man auch unsern Bauern ausfindig gemacht. Er mußte nur noch einige fehlende Papiere beibringen, dann konnte er sein Teil ausbezahlt erhalten; das waren an zehntausend Mark.

Der Bauer hatte sein Geschirr in dem Gasthof eingestellt, wo er immer verkehrte, wenn er in die Stadt kam. Noch ganz wirr von dem Gehörten kam er in die Gaststube zurück, der Wirt setzte sich zu ihm und fragte, er erzählte, und mitten in der Erzählung hieb er mit der Faust auf den Tisch und rief: »Da muß Geld alle werden, bring eine Flasche Champagner, du trinkst mit!« Der Wirt holte den Wein und zwei Gläser, der Pfropfen schoß knallend hoch. Es kamen noch andere Gäste, ein Holzhändler und ein Sägemüller; sie stellten sich vor dem Tisch auf, hörten die Erzählung mit an und wurden gleichfalls eingeladen; es folgten weitere Männer, der Bauer hatte seine Geschichte schon oft erzählt, der Wein wirkte auch, es wurden andere Geschichten aufgebracht von plötzlichen Erbschaften, großem Los und Ähnlichem; eine Flasche nach der andern wurde geholt und entkorkt; in halbtrunkenem Mut befahl er, daß gleich ein Dutzend Flaschen bereit gestellt werden solle, und der Wirt ließ eine Waschwanne mit Eis bringen, in welche die Flaschen gelegt wurden; schon war der lange Tisch besetzt von allerhand Leuten, welche der Bauer frei hielt; und als der Mann endlich aufstand, da hatte er eine tüchtige Zeche von einigen hundert Mark zu zahlen. Der Wirt entschuldigte sich über die Höhe der Summe; aber der Bauer hieb ihm lachend auf die Schulter und sagte, eine solche Erbschaft mache man nicht alle Tage.

Der Hausknecht hatte den Braunen an das Wägelchen gespannt und erwartete den Bauern. Der kam, und einige der Männer, die er freigehalten, schlossen sich ihm an, um ihm draußen Lebewohl zu sagen. Unter ihnen war ein Handwerksbursche auf der Wanderschaft, ein Wagenbauer. Dem zeigte der Bauer das Wägelchen, das er erst vor drei Wochen gekauft. Der Bursche besah es mit fachkundigen Blicken, dann sagte er: »Ganz gut gearbeitet. Die feine Arbeit ist es ja nicht. Wir haben nur Gigs, Chaisen, Landauer und so feine Herrschaftsware gebaut. Da muß man ja anders aufpassen.« – »So eine Kutsche kann ich auch haben, wenn ich will,« sagte der Bauer, »komm mit, setz dich auf, du sollst mit bei dem Handel sein, in vier Wochen habe ich das Geld, da bezahle ich sie.« Der Bursche schwang sich zu dem Bauern auf, der Braune zog an und trabte, und der Bauer lenkte zu einem Geschäft, wo hinter einer Spiegelscheibe ein ausgestopftes Pferd angeschirrt vor einem feinen zweirädrigen Wagen stand, auf dem Bock eine Wachsfigur, der kutschierende Herr, und hinten, ihm den Rücken wendend, mit untergeschlagenen Armen ein Diener in steifem Hut. Der Bauer rief und klopfte mit dem Peitschenstiel an die Glastür. Der Geschäftsmann, in schwarzem Gehrock mit neumodischem Bindeschlips kam eilfertig heraus, rief einen Arbeiter, den Braunen zu halten, und führte dann die beiden Männer dienernd und händereibend in den Laden.

Nach dem Hof hinaus standen unter einem Glasdach eine Anzahl verschiedener feiner Wagen. Der Geschäftsmann erklärte, der Bauer horchte ihm aufmerksam zu, indem er ihm angestrengt ins Gesicht sah, und der Bursche kroch zwischen die Räder und untersuchte alles. In kurzer Zeit hatte der Bauer einen schönen Landauer gekauft.

Es ist nicht nötig, das Folgende im Einzelnen zu erzählen. Der Bauer war in eine Wut des Geldausgebens geraten: er kaufte ein Klavier, noch andere Gegenstände, die er nicht brauchte, er hielt die Leute frei und trank selber und aß im Wirtshaus, und noch ehe die Erbschaft ausbezahlt wurde, hatte er schon mehr vertan, als sie ausmachte. Er sagte lachend: »Das freut mich doch, daß ich das Geld so schnell klein gekriegt habe.« Aber nun hörte er nicht auf, sondern er fuhr fort in seinen sinnlosen Ausgaben; wahrscheinlich überkam ihn eine heimliche Angst vor sich selber, die ihn zum Trinken trieb, zu leichtsinniger Gesellschaft, sogar zum Spielen; zu Hause machte ihm die Frau Vorwürfe, er antwortete grob; der Knabe ging schweigend aus dem Zimmer, wenn er eine Auseinandersetzung der Eltern kommen sah.

Nicht allzulange währte es, da war das ausgeliehene Bargeld verschwunden. Hier stutzte der Mann. Er hatte der Frau immer erwidert, was er ausgebe, das gehe sie nichts an, das sei sein Erspartes; nun hatte er weder Papiere mehr, noch Hypotheken, noch ein Guthaben auf der Sparkasse, und als der Schmied die Rechnung schickte, da konnte er nicht bezahlen, weil er kein Geld liegen hatte. Es standen auch hier und da Schulden in den Wirtschaften. Aber die Besinnung währte nicht lange, das alte Leben begann bald wieder, und nun ging es Schritt für Schritt rückwärts auf dem schönen Hof.

Der Sohn war inzwischen achtzehn Jahre alt geworden. Er ging, an der Lippe nagend, durch den Stall, in welchem die mageren und struppigen Kühe standen, er sah die elenden Pferde an, das zerrissene und übel geflickte Geschirr, die verkommenen Wagen; die Jauchepumpe im Hof war längst zerbrochen. Fensterscheiben waren mit Lumpen verstopft, auf dem Dache fehlten Ziegel. Die Hände in den Hosentaschen ging er in die Stube, wo der Vater vor dem Tisch saß, dumpf auf die Platte stierend, und sprach: »Ich wollte dir nur sagen, Vater, daß ich mich als Knecht nach auswärts verdingt habe. Ich mag die Wirtschaft hier nicht mehr mit ansehen.«

Der Bauer hob langsam den Kopf und sah mit blutunterlaufenen Augen nach ihm hin, die Ader auf der Stirn schwoll ihm; aber er sagte nichts; der Sohn ging aus dem Zimmer und schlug krachend die Tür hinter sich zu; der Alte sank wieder in sich zusammen und murmelte leise vor sich hin.

Indem er seine Wirtschaft nun so weiter trieb, überlegten sich die Nachbarn, wohin das führen mußte. Die Gründe lagen in Gemenglage; und so hatte fast jeder Bauer im Dorf einen Acker, eine Wiese, die ihm anstanden. Die Schulden waren so hoch, daß der Zusammenbruch bald erwartet werden mußte; es war bekannt, daß die Zinsen seit Jahren nicht bezahlt wurden; und die Güterschlächter, das wußte man, würden den Hof schlachten, wenn es zum äußersten kam.

Nun war es schon so weit, daß es hieß, der Hof solle von dem Hauptgläubiger übernommen werden. Da starb plötzlich die Frau. Lange schon war sie blaß, mit weißen Lippen, aufgeregt, herumgeschlichen, unfähig, noch etwas zu arbeiten und doch immer noch ängstlich besorgt um alles. An einem Morgen, als der Bauer spät mit wüstem Kopf aufwachte, lag sie im Bett, kalt, wächsern und mit gebrochenen Augen. Zitternd sprang der Bauer auf und kleidete sich schnell an. Im Haus war alles ruhig, die Leute waren längst im Feld bei der Arbeit. Er ging in den Stall, da war ihm, als ob der Stier sich losgerissen habe, er lief eilig dazu, ihn wieder anzuketten; der Stier hatte seine Stelle neben der Wand, und der Bauer war zwischen Stier und Wand getreten; unruhig gemacht drückte ihn das Tier an die Mauer und zerquetschte ihm den Brustkasten.

Nun kam der Sohn nach Hause, besorgte die Beerdigung und übernahm die Arbeit auf dem Hof. Sein früherer Herr besuchte ihn, ein hochgewachsener alter Bauer mit glatt geschabtem Kinn und scharfen Augen. Er besah sich alles, blieb ein paar Tage da und fuhr dann wieder ab. Im Dorf erzählte man sich, daß er dem jungen Mann eine Hypothek gegeben habe, um die nicht festgelegten Schulden und die fälligen Zinsen zu bezahlen; so war denn den gierig Wartenden der Verkauf des Hofes wieder in die Ferne gerückt.

Nun ging der junge Mann an die Arbeit, den Hof wieder in die Höhe zu bringen. Er entließ Knechte und Mägde, welche verbummelt waren, und suchte sich tüchtige neue Leute. Der Dachdecker kam und besserte die Dächer aus. Aus dem Viehstall verschwanden die elendsten Kühe und schönes Jungvieh wurde angeschafft; es wurde wieder ordentlich gepflügt, die Mägde wurden angestellt, die Quecken aufzusammeln, Kunstdünger wurde gekauft, und als die erste Ernte stand, da sahen die Äcker schon so aus, als ob aus dem Hof von jeher alles in Ordnung gewesen wäre.

Der junge Mann war unermüdlich. Er stand als Erster auf und weckte die Leute, und wenn schon alles schlief, dann machte er erst noch einmal die Runde. Er war kein gutmütiger Mann, aber seine Leute ehrten ihn, denn er war der fleißigste von allen und verstand alles am besten. Einer sagte einmal: »Er läßt einem ja keine Ruhe, aber lieber ist mir das doch, wie das Bummelleben bei seinem Vater.«

Nach dem ersten Jahr besuchte ihn sein alter Herr wieder, er hatte diesmal seine Tochter mitgebracht. Der Bauer führte die Beiden überall herum und erklärte, was er getan. Er war nun schon fünfundzwanzig Jahre alt, er war schlank und sehnig, die Nase ragte ihm scharf aus dem Gesicht heraus, er hatte einen raschen Gang, und seinen Händen sah man es an, daß sie zugreifisch waren. Der Herr sagte zu ihm: »Es geht gut, ich bin zufrieden. Du mußt hier eine Frau haben, ich bin einverstanden, daß Ihr heiratet. Aber vergiß eines nicht: der Mensch ist auf der Welt, um den Willen Gottes zu erfüllen, und das geschieht nicht bloß durch die Arbeit.«

Der jüngere Mann hörte auf die letzten Worte kaum hin, er zeigte dem Gast eben eine neue Drillmaschine.

Die junge Frau zog ein, und nun ging das Leben seinen Gang weiter, wie es angefangen.

Schon im ersten Jahr war einmal eine kaum gekaufte schöne Stärke plötzlich krank geworden und hatte an den Fleischer abgegeben werden müssen. Als sie geschlachtet war, da zeigte es sich, daß sie mehrere Brettnägel in den Eingeweiden hatte. Der Fleischer sagte zu dem Bauern, indem er ihm die Nägel brachte: »Nimm dich in Acht, du hast Feinde im Dorf, das wird dir nicht gegönnt, daß du wieder hoch kommst, die haben deine Äcker schon unter sich verteilt gehabt«. Der Bauer preßte die Lippen zusammen, nickte mehrmals, und sagte: »Kann sein, kann sein«. Nun wurden plötzlich fünf Stück Vieh freßunlustig und magerten ab. Der Fleischer kam und sah sie sich an. »Es ist wieder dasselbe«, sagte ihm der Bauer. »Von meinen Leuten ist es keiner gewesen, es muß Einer gewesen sein, der in den Stall gekommen ist. Ich habe ja einen Verdacht, aber der hat den Stall nie betreten.« – »Du tust mir leid,« erwiderte der Fleischer, »du kannst solche Verluste nicht brauchen«. »Ich wollte dieses Jahr anfangen mit Abzahlen, daran kann ich nun nicht denken«, schloß der Bauer, und eine Träne glänzte ihm in den harten Augen.

In der nächsten Nacht hörte er im Pferdestall eine auffällige Unruhe. Schnell sprang er aus dem Bett, zündete die Laterne an und ging in den Stall. Da sah er einen Mann, den Bauern, auf den er den Verdacht hatte, wie er neben dem schönsten Pferd stand, den Hinterfuß auf seinem Knie hielt und ihm eben die Sehnen durchschneiden wollte. Im Wasserbottich standen Kartoffelhacken, die anziehen sollten. Er ergriff eine Hacke, stürzte sich auf den Menschen, und indem er schrie »Du mußt hin sein, du Hund!« schlug er ihm, der sich eben erschreckt aufrichten wollte, mit der scharfen Hacke über den Schädel, daß er stürzte. Das Pferd riß erschrocken an der Kette und stampfte in seinem Stand; der Mensch war unter die Hufe gekommen und wurde von dem ängstlichen Tier zerstampft; er schrie, aber der Bauer rief dem Pferd zu »Recht so, Hans« und zog ihm mit dem Hackenstiel eine über, daß es vor Schreck hochstieg und dem Unglücklichen Gesicht und Brust zertrat.

In der Tür stand die junge Frau, entgeistert, mit aufgerissenen Augen, die Hände erhoben.

Das Jammern des Menschen verstummte, der Bauer kam zur Besinnung und zog ihn unter den Hufen vor.

Als der junge Bauer in der Untersuchungshaft war, besuchte ihn der Schwiegervater. Er saß auf seiner Pritsche, den Kopf in die Hand gestützt und blickte nicht auf. Der Schwiegervater bot ihm die Hand. »Du willst so Einem die Hand reichen, wie ich bin?« fragte er. Da setzte sich der alte Mann neben ihn.

»Du willst gut zu mir sein«, sagte der Verbrecher. »Meine Frau ist ja auch gut. Aber mein Herz ist ein Eisklumpen, den könnt ihr nicht schmelzen.«

»Was du getan hast, das hast du getan«, sagte der Alte. »Du weißt, ich bin ein vernünftiger Mann, du bist der Mann meiner Tochter, und ich habe sie dir gern gegeben. Nun wollen wir uns überlegen, wie eure Sachen wieder in Ordnung kommen.«

»Ich bin ein ehrlicher Kerl, und der war ein Schurke. Aber nun bin ich ein Mörder. Wie kommt das? Das verstehe ich nicht«, sagte der Junge.

»Hast du denn mit den Herrn vom Gericht schon gesprochen?« fragte der Alte.

Der Andere zuckte die Achseln und schwieg. Dann sagte er. »Vater, das nutzt nichts. Der Untersuchungsrichter, ich weiß nicht, soll ich sagen, so ein Herr ist dumm? Das geht mich gar nichts an, was der spricht. Und dem Staatsanwalt, dem habe ich gesagt, er soll gehen. Was so bestraft wird, das tut er nicht, das ist alles. Dem Pastor habe ich gesagt, daß er selber nicht glaubt, was er mir da vorpredigt. Da ist er böse geworden und hat erwidert, ich bin verstockt. Nun weiß ich nicht, bin ich wirklich verstockt? Da liegt die Bibel. Was nutzt mir die? Ich habe gelesen, was soll man den ganzen Tag tun? Das Gewissen, das Gewissen! Was ist das?«

»Siehst du«, sagte der Alte, »ich habe mehr durchgemacht. Du mußt nun auch durchmachen. Der Mensch, den du erschlagen hast, war ein Schurke, und du denkst, es war nicht schade um ihn. Du bist ein ordentlicher Kerl, und du fragst dich, weshalb muß ich gerade das Unglück haben?«

Der Junge blickte erstaunt auf und sagte: »So ist es, woher weißt du das?

»Nun, und unsere Vorfahren in der heidnischen Zeit«, fuhr der Alte fort, »haben so etwas einfach mit Geld abgemacht. Das ging auch. Die Bibel aber verstehst du noch nicht. Das ist es eben. Da muß die Gnade kommen«.

Der junge Mann sah erstaunt auf. »Was ist das?«

»Ja«, erwiderte der Alte, »das ist nun bei dir so. Du kannst nicht beten.«

»Du hast recht«, sprach der Junge. »Das weißt du auch.«

Hier stand der Alte auf und zog aus seiner Tasche ein schlechtes, buntes Bild des Gekreuzigten. Dann wickelte er aus Papier vier Nadeln aus und pickte das Bild an die Wand. »Du weißt ja noch gar nicht«, sagte er, »was Christus ist. Siehst du, du bist immer ein ordentlicher Kerl gewesen, die sind selten heutzutage, deshalb habe ich dir auch mein Kind gegeben. Wenn das nun so weiter gegangen wäre, was wäre da geworden?«

»Nichts, wenn ich ehrlich sein soll«, sagte der Andere.

»Ich habe dir einmal gesagt«, fuhr der Alte fort, »daß der Mensch auf der Welt ist, um den Willen Gottes zu erfüllen. Ich merkte, daß du das gar nicht verstanden hast und da hat es denn ja keinen Zweck, weiter etwas darüber zu sprechen, das gibt bloß Gesalbader. Nun bist du ein Mörder geworden und kannst verstehen. Jesus Christus war Gottes Sohn, und die Menschen haben ihn ans Kreuz geschlagen. Da hat er gesagt: Herr, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun«.

Da strömten dem Jungen die Tränen aus den Augen und er sagte:

»Vater, nun kann ich beten«.


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