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Straußberger Platz! Ecke Kraut- und Großer Frankfurter!« rief der Schaffner in den Wagen.
Pronitz und Melcher stiegen aus und bogen in die schmale, krumme Weberstraße ein.
Es war wieder kalt geworden. Beim Atmen stiegen blaue Wölkchen in die scharfe, klare Winterluft.
Kaum zehn Schritte von dem Kleemann'schen Hause, dem sie zustrebten, trat ihnen Zelewski entgegen. Sein Schnurrbart sträubte sich unordentlich zu der verbogenen Brille empor.
»Wohin des Wegs?«
»Guten Tag, Doktor. Wir wollen zu Kleemann. Große Konferenz.«
»Ah, wegen des Vortragsabends und der Parteigründung? Macht eure Sache gut, Herrschaften. Wenn die Chose glückt, bin ich aus aller Misere raus. Ibo Kay hat's mir versprochen. Mich freut's nicht um meinetwillen. Ich lebe das Leben aus, gleichviel in welcher Form. Aber um meiner lieben Amanda willen, die es jetzt so schwer hat. Ich will sie eben abholen.«
»Jetzt schon?«
»Vorher kehre ich noch irgendwo ein.«
»Kann das nicht bei Kleemann geschehen?« fragte Melcher.
Zelewski winkte heftig ab.
»Da mopse ich mich zu sehr. Ich bin zu sehr Idealist, um von solchen Sachen was zu verstehen. Aber wir treffen uns nachher, nicht wahr? Vielleicht bei Zabel.«
»Ebbene.«
Sie trennten sich.
»Was ist eigentlich an ihm dran?« fragte Melcher.
»Ich habe oft über ihn nachgedacht. Die Formel für ihn ist gar nicht so einfach. In pedantischer Singweis' heißt sie etwa: sein lebhaftes Temperament hat im Bunde mit einer instinktiven Scheu vor regelmäßiger Arbeit ihn nicht zur Entfaltung kommen lassen! Was hätte aus ihm werden können! Mit seinen fünfzehn Jahren, die er uns voraus ist, steht er als das reine Menetekel vor uns, nein, Memento, wollte ich sagen. Kennst du Verlaine? Qu' as-tu fait te-voilà de ta jeunesse?
… Er zersplittert und zerpulvert sich in tausend Kleinigkeiten, die ihm freilich nichts kosten, aber auch nichts einbringen. Du kennst ja seine Phrasen und Radamontaden, und wie er dann von Charakterstärke nur so trieft.«
»Wie alle Schwächlinge.«
»Standreden kann er halten, daß einem schwarz vor den Augen wird. Und dabei weiß er vom Leben nichts. Noch weniger als wir. Aus den Scharteken, die er den Antiquaren abkauft, eignet er sich ein konfuses Wissen an, das ihn in den Geruch der Weltweisheit und Gelehrsamkeit gebracht hat. Und er will ein halb Dutzend Sprachen beherrschen. Kontrollieren kann ich's nicht. Der Hauptwitz ist, wenn er durchblicken läßt, daß er nur freiwillig den Deklassierten spielt und was ganz anderes sein könnte, wenn er bloß mal wollte.«
»Und inzwischen läßt er sich von seiner Frau ernähren?«
»Ja.«
»Ob er eigentlich nie gearbeitet hat?
»Am Anfang ihrer Ehe gab er noch Stunden. Später nicht mehr. Aus Faulheit – sagen wir. Weil er Unglück hat – sagt seine Frau, die eine kleine Heilige ist.«
»Ungeziefer!« knurrte Melcher.
»Ich habe viel für ihn übrig. Er hat einen scharfen Verstand. Wenn er den mal anheizt und in Betrieb setzt, bringt er vielleicht im Handumdrehen die ganze Maschine in Bewegung.«
»Ja, wenn! Aber ich glaube nicht mehr daran.«
Sie standen in dem engen, schmierigen Hof, an dessen Eingang ein rundes, tiefrotes Blechschild verriet, daß hier »Expedition und Verlag der Glocke« sei.
Sie erstiegen eine schmutzige Treppe, die auf ein Entree führte, das von oben bis unten mit Reklamebildern, Plakaten und Ähnlichem tapeziert war. Dutzendfach kehrte die Titelseite der »Glocke« wieder. Rechts stand wieder »Expedition und Verlag der Glocke«.
Da eine Klingel nicht zu entdecken war, klopfte Melcher zwei-, dreimal.
Endlich schlürfte etwas näher. Die Türe öffnete sich knarrend, aus dem Dämmerdunkel eines langen, katakombenartigen Ganges reckte sich eine faltige Hand heraus, und eine fettige Stimme sagte: »Kommen Sie nur herein, meine Härren. Warum so spät? Herr Fresenius und unser Lyriker sind schon lange da. Herr Ibo Kay hat sich entschuldigen lassen. Aber kommen Sie nur, meine Härren.«
Kleemann verfiel, so sehr er sich auch wehrte, von Zeit zu Zeit in seinen angestammten Königsberger Tonfall.
Sie stolperten im Gang über eine schräggestellte Kiste und befanden sich nach einigen Minuten Herumtappens in einem hohen, saalähnlichen Raum, der einen seltsamen Anblick gewährte. Alle Wände waren mit Regalen bedeckt, in denen Zeitschriften, Lieferungshefte und Bücher lagen. Eine Art Hängeboden war unter der Decke gezimmert und nahm die halbe Höhe des Zimmers ein. Der riesige Tisch in der Mitte war über und über mit Mappen, Pappschachteln und Broschüren bedeckt.
Es herrschte eine moderige, dumpfe Luft, und es roch nach Katzen.
Fresenius und der Lyriker standen am Fenster und rauchten krampfhaft russische Zigaretten.
Fresenius interpellierte Melcher sofort wegen des Plakats, das er für die »Glocke« bis zum Vortragsabend malen sollte.
Melcher fauchte.
»Ich soll ein Plakat zeichnen? Ihr seid ja verrückt. Total verrückt. Ich habe nie in meinem Leben eins verbrochen.«
»Dann lernen Sie es eben. Seit Cheret und Steinlen braucht sich keiner deswegen zu schämen.«
»Aber meine Kunst ist auf Lichtwirkung berechnet, – wenn Sie das verstehen. Auf Farbe. Auf intime Wirkung. Wie soll ich Ihnen das bloß klar machen!«
»Nu, wenn schon!«
»Und Flächenwirkung ist die Seele des Plakats, wenn Sie das begreifen. Wer's raus hat, hat's raus. Aber lernen – nee. Und dann: woher die Ideen nehmen?? So was saugt man sich doch nicht aus den Fingern?«
Pronitz lachte. »Es wird dir nichts anderes übrig bleiben, Bester! Wen Fresenius und Kleemann mal in den Fingern haben, lassen sie nicht los. Und man kann ja schließlich nicht wissen –«
»Ist wenigstens Geld damit zu machen!« Melcher sah schon etwas nachgiebiger drein.
»Aber natürlich,« beschwor Fresenius.
»Das wäre ein Grund. Das wäre der einzige vernünftige Grund, der mich mit euch zusammenführen könnte.«
Vor seinen Augen stand bereits eine kanariengelbe Glocke auf mausgrauem Grunde–… Die Buchstaben in der Ecke rot–… Ja, es ließ sich etwas daraus machen!
Kleemann, der neben dem Vertrieb der »Glocke« als Hauptgeschäft einen schwunghaften Kolportagehandel betrieb, unterhandelte mit zwei Kolporteuren, struppigen, unrasierten Kerlen, die sehr aufmerksam die Regale musterten.
Den einen zog er zurück. »Laß man,« meinte er ganz gemütlich. »Du willst doch bloß mausen. Weiter nichts. Verkauft hast du noch nie was.«
»Ich nicht??« verteidigte sich der Angeklagte. »Habe ich nicht erst vorige Woche sechs Abonnenten für die ›Bettelgräfin‹ und für ›Elsa, das schöne Fabrikmädchen‹ gewonnen?«
»Du?? Aber – Menschenskind!« Kleemann betonte des Nachdrucks wegen dieses sein Lieblingswort auf allen drei Silben. Auf Weiteres ließ er sich nicht ein, sondern gab jedem ein paar Hefte und schob sie heraus.
»So. Nun sind wir unter uns!« Er fuhr mit den gespreizten Fingern wie mit einem Kamme durch das schmutzig-graue Haar. »Warum lassen Sie sich nicht mal öfters sehen, Herr Jens Peter Pronitz? Ihre Novellen imponieren mir jedesmal mehr. Bißchen Haut-goût. ›Hugo‹ – wie unsere lieben Berliner sagen. Hehe. Na ja. Aber schließlich – das Publikum will ja so was.«
»Möglich. Deswegen schreibe ich aber wirklich nicht so.« Diese schmutzige, zappelige Gestalt machte Pronitz nervös.
»Glaub ich. Natürlich. Glaub ich aufs Wort. Meinungsspekulanten könnten wir auch nicht in unsern Reihen gebrauchen, zu uns gehören in erster Linie Männer, die von der Heiligkeit der Sache überzeugt sind–… Menschlichkeit – jene hehre Eigenschaft, die das harmonische Ergebnis der allseitigen Arbeit an menschlichem Tun und Denken ist – das ist's mit einem Wort, was wir brauchen!«
Er sprach noch eine ganze Weile so. Alle wußten, daß aus ihm der Redakteur der »Glocke« sprach: Ibo Kay, ein schwärmerischer, bißchen unklarer Kopf, aber von hermelinweißer Reinheit der Gesinnung. Alle waren angewidert.
Kleemann holte jetzt aus dem Regal eine blaue Pappschachtel hervor, auf der der Staub fingerdick lag. Er öffnete die Bindfäden und entnahm ihr einen Stoß vergilbter, staubiger Manuskriptblätter. »Das ist der Roman meines Lebens, meine Härren!«
»Wir danken,« winkte Fresenius ab, den anderen zublinzelnd. Wenn Kleemann mit seiner »Lebensarbeit« anfing, war es zum Verzweifeln: er hielt sich dann jedesmal für ein verkanntes Genie und weinte über den Materialismus seiner jetzigen Stellung.
»Wir danken. Die Herren kennen ihn schon. Ich habe von Ihrer meisterlichen Arbeit mehrfach gesprochen, die wie keine andere verdient, usw. Besonders interessant ist das indische Kapitel bei den Bajaderen, wo Sie der Gott waren, so unwahrscheinlich es klingt. Und das Irrenhauskapitel, woran Sie unschuldig waren; ich meine an der Internierung, nicht an dem Kapitel. Wie gesagt, wir kennen es.«
Kleemann war anfangs entrüstet, dann leicht geschmeichelt, da er Fresenius immer bitter ernst nahm. Aber er sah ein, daß niemand rechte Neigung hatte, sein Werk näher zu beaugenscheinigen, und legte es resigniert in die blaue Pappschachtel zurück, die er wieder sorgfältig umschnürte und auf das Regal stellte.
»Also dann zur Sache, meine Härren! Wie Ihnen Herr Ibo Kay oder unser lieber Herr Fresenius schon angedeutet haben wird, wollen wir zur besseren Fundierung der ›Glocke‹ und natürlich auch zur intensiveren Propagierung unserer Ideen einen Verein gründen. ›Bund der Freien‹ oder so, der sich später zur politischen Partei auswachsen soll. Wir wollen erst kleine, dann immer größere Kreise ziehen. Zunächst durch rein ästhetische Vortragsabende. Dann durch ethisch-politische Versammlungen. Wir werden Erfolg haben. Totsicher! Namentlich die Frauen werden uns zulaufen. Zufliegen! Passen Sie nur auf! Zum Teufel, was die Sozialdemokratie kann – gegen die ich übrigens nichts gesagt haben will – Gott bewahre, sie hat ja auch ihr Gutes – ich meine, das können wir lange! Wir werden Berlin in Aufruhr bringen. Und dann den Samen der neuen Partei säen, der Versöhnungspartei, die unser aller Ziel ist, und so.«
Bei diesen Worten ergriff ihn die Rührung, und er drückte seinem Gegenüber die Hand. Es war Fresenius. Der sah ihn zärtlich an und wischte sich mit dem Taschentuche die Hand etwas ab. Kleemanns Händedrücke hinterließen leicht Spuren–…
»Der erste Vortragsabend – wir wollen dies nüchterne Wort nur beibehalten: des Kontrastes wegen – findet im Potsdamer Viertel statt. Freitag oder Sonnabend. Genau ist das noch nicht raus. Kleiner Saal zunächst. Eine Aula oder so. Das ist billig und macht einen guten, ich möchte sagen: soliden Eindruck. Für den ersten Tastversuch wichtig. Herr Schönbeck, unser hochverehrter Mitarbeiter, den Sie leider wohl nicht persönlich kennen, hält einen Vortrag: ›Die Glocke spricht‹–… Sie verstehen. Im zweiten, unterhaltenden Teil: Violinstücke, Gesang, Novellen-Rezitation, Gedichte. Und da rechne ich auf Sie.« Verbeugung zu Pronitz.
Der hatte nur halb hingehört und fuhr erschreckt auf.
»Ich soll Verse lesen? Kein Gedanke!«
»Es können ja auch Novellen sein,« beschwichtigte Kleemann.
» Müssen sein,« verbesserte Fresenius. »Den Versressort hat der Lyriker belegt.«
Der bestätigte das: »Ich lese Renaissance-Verse.«
»Aber doch eigene??«
Der Lyriker würdigte ihn keines Blickes.
»Gut. Notieren wir's auf.« Kleemann notierte. »Na, Herr Pronitz?«
»Ich kann nicht rezitieren. Beim besten Willen nicht. Ich würde für einen Mordsreinfall garantieren.«
»Aber, Menschenskind! Das ist ja ausgeschlossen. Des Beifalls wären Sie ja todsicher. Denn der Leserkreis der Glocke kennt und schätzt Sie ja, wie ich aus zahlreichen Zuschriften weiß. Aber es kann sie ja auch Herr Eggert vorlesen? Kennen Sie ihn?«
»Flüchtig! Na gut. Ein sehr talentierter Schauspieler. Er ist übrigens mein Neffe.«
»Einverstanden.« Pronitz steckte sich eine Zigarre an. Die Zigaretten waren zu machtlos gegen diese Atmosphäre hier–…
»Wissen Sie schon, welche? Vielleicht die, die in der Eröffnungsnummer stand: ›Sie lachten und sangen–…‹?«
»Sie tanzten und sangen,« verbesserte Pronitz.
»Tanzten – natürlich! Sehen Sie: wie gut ich Ihre Sachen behalte? Das Schöne prägt sich in meinem Ohr ein–… Kein Klang verhallt–… Also: es wird ein Bombenerfolg. Wie hoch werden wir übrigens das Eintrittsgeld berechnen können? Ich dachte: Zwanzig Pfennig pro Person.«
Alle hatten mit freiem Eintritt gerechnet.
»Unpraktisch, Härrschaften! Nicht zu sagen. Es ist nur gut, daß ich der Verantwortliche, gewissermaßen der Vater des ganzen Plans bin –«
Hier sprang Fresenius ein.
»Ganz recht, der Vater! Sie haben da aber nicht nur Vater-Freuden, sondern auch -Pflichten. Alimentierungspflichten auf Deutsch.«
»Wie meinen Sie das?« Kleemann war plötzlich mißtrauisch geworden. Er fühlte, daß in geschäftlichen Dingen Fresenius hier der einzige ihm Ebenbürtige war.
»Wir wollen doch gleich eine Kostenrechnung aufstellen. Für Plakate, Inserate, Saalmiete, Propaganda, Programme und für die späteren Aufrufe zur Gründung des Bundes und der Partei. Das kostet einen Taler und acht Groschen, mein Allerwertester. Bringt allerdings auch das Doppelte ein. Na?«
»Was?« fragte Kleemann mit der Naivität eines Neugeborenen.
»Wer bezahlt??«
Jetzt platzte er. »Ihr natürlich!! Oder, wo habt ihr euren Idealismus denn? Verkauft ihr ihn pfundweise? Schnorrer!«
Martin Melcher fuhr auf.
Fresenius drückte ihn aber nieder. »Nicht empfindlich sein! Er tut bloß so!«
»Ich habe keinen Pfennig.«
»Wir wollen sehen.«
Von jetzt ab beherrschte Fresenius das Schlachtfeld. Er tat es mit großer Sachkenntnis und einer Energie, die alle in Erstaunen setzte. Schritt für Schritt rang er dem hartnäckigen Gegner den Boden ab.
Als Kleemann einmal beschwor, das könne er nicht, dabei richte er sich zugrunde, winkte Fresenius den anderen zu und sagte mit beinahe vornehmer Kühle: »Dann können wir ja gehen, meine Herren, nicht wahr? Einen Kleemann finden wir immer. Aber Kleemann findet uns nicht zum zweiten Male.«
Da schrie der Angegriffene: »Wer ist denn der Verleger, der Verantwortliche? Ich bin's. Wenn ihr nicht wollt, wie ich will –«
»Kalt Blut, mein Engel. Du willst durch unsere Mühe Geld verdienen. Nicht wir durch deine. So liegt die Sache.«
»Ich–… ich–… ich verbitte mir überhaupt das Du. Haben wir zusammen Schweine gehütet?«
Fresenius stand auf und griff nach seinem Hut. Die anderen folgten seinem Beispiel.
»Wir gehen jetzt zu einem anderen Verleger. Jeder nimmt uns mit Handkuß auf.«
»Aber nun bleiben Sie doch schon,« ächzte Kleemann. »Macht doch keinen Quatsch. Wir einigen uns ja schon.«
Sein Gegner zog nun einen Vertrag aus der Tasche, in dem alle Bedingungen auf Foliopapier fein säuberlich aufgezeichnet waren.
Es dauerte noch eine gute Stunde. Da war Kleemann mürbe geworden. Da knöpfte er seine Weste auf und zog aus einer Innentasche einen fettigen Lederlappen hervor, der einmal eine Brieftasche gewesen war und voller Banknoten stak–…
Er gab Melcher Vorschuß auf das Plakat, Fresenius für Propaganda usw.
»Ich wußte es ja immer, Kleemännchen, Sie sind ein Gentleman!«
Aber der Gentleman warf ihm einen bitterbösen Blick zu, beachtete seine hingehaltene Rechte nicht, sondern fuhr wütend im Zimmer umher – soweit es frei war – und gab schließlich einer träge träumenden, dicken Katze einen Fußtritt. Sie war an solche Behandlung anscheinend nicht gewöhnt und fuhr fauchend und zischend die Regale empor und saß nun mit gekrümmtem Rücken auf einem der blauen staubigen Pappkästen.
Fresenius kam ein versöhnender Gedanke. Zum Abschluß.
Er folgte dem Zornigen und legte ihm seine großen Hände auf die Schultern: »Mensch, Kleemann, bedenkst du denn gar nicht, was noch so nebenbei für dich herausspringen wird?? Dein Lebensroman muß jetzt an die Öffentlichkeit –«
»Meinst du wirklich?« Kleemann verfiel nun selber in das Du. Er zitterte vor Freude.
»Jetzt sammeln wir die Jugend um uns, und du wirst glänzend rehabilitiert. Na, bist du nun mit deinen Freunden zufrieden?«
Der andere wischte eine Träne aus dem Auge, sagte einmal vibrierenden Tons »Menschenskind!!«, drückte ihm die Hand und wandte sich dann – vielleicht, um schneller die Herrschaft über sich zu gewinnen – seiner Katze zu, die er herunterlockte.
Draußen im Hofe gratulierten alle Fresenius.
Er wischte sich die Stirn. »Eine harte Arbeit. Aber was tut man nicht für die Kunst, und um diese Klee- und Weh-Männer zu kitzeln!«
Damit faßte er den Lyriker unter den Arm, der ihm die Titel seiner zu deklamierenden Renaissanceverse hersagte.
Aber Fresenius unterbrach ihn mit der nicht ganz hingehörigen Frage:
»Kennen Sie eigentlich schon den Witz von Mikosch und der Schlacht bei Solferino – – –?«