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Sagen der Chassidim
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46. Der Zaddik als Makler

Der heilige Rabbi Levi-Jizchok von Berditschew war immer darauf bedacht, die Dornen aus dem jüdischen Garten auszureißen; so oft er hörte, daß jemand seinem Nächsten unrecht getan hatte, wandte er alle Mittel an, um den Schlechten auf den richtigen Weg zu bringen und ihn durch Weisheit und Predigt zu bekehren.

Ein kleiner Makler sah auf einem Markte einen Wagen mit Waren, für die sich keine Käufer fanden. Und als er gleich darauf einen andern Markt besuchte, sah er dort einen Wagen mit anderen Waren, für die ebenfalls keine Käufer waren. Und wie der Makler diese Waren betrachtete, fiel ihm ein, daß es für beide Kaufleute sehr günstig wäre, die Waren auszutauschen: ein jeder würde die Ware des andern in seiner Stadt gut verkaufen können. Da er aber ein kleiner Makler war und fürchtete, daß die Kaufleute auf seinen Vorschlag nicht eingehen würden, wandte er sich an einen großen, bekannten Makler mit dem Vorschlag, den Tausch zu vermitteln; den Verdienst würden sie aber unter sich teilen. Der große Makler vermittelte das Geschäft, wollte aber nachher dem kleinen Makler seine Hälfte des Gewinns nicht bezahlen. Dieser verklagte ihn beim Rabbi Levi-Jizchok. Als der große Makler auf alles Zureden des Rabbi nicht eingehen wollte, sagte ihm dieser folgendes:

»Du sollst wissen, daß auch ich Makler bin zwischen dem Herrn und den Juden. Ich pflege die jüdischen Verdienste in den Himmel zu bringen und dafür in Tausch himmlischen Lohn zu vermitteln. Ich sah bei den Juden dreierlei schlechte Waren: Sünden, Verbrechen und Vergehen; und im Himmel sah ich dreierlei gute Waren: Verzeihung, Vergebung und Versöhnung. Und ich bemühte mich sehr, diese Waren gegeneinander einzutauschen. Wie ich mit diesem Vorschlag vor den Herrn kam, sagte er mir, ich solle zuerst mit den Juden sprechen. Und wie ich zu den Juden kam, wollten sie auf mich gar nicht hören; sie sagten, daß ihre Waren ihnen gut genug seien und sie sie gar nicht tauschen wollten. Ich gab ihnen die Versicherung, daß der Herr gerne noch etwas draufgeben würde, nur damit sie auf den Tausch eingingen. Schließlich gelang es mir nach großer Mühe, die Juden zu bewegen, auf meinen Vorschlag einzugehen. Wie ich wieder vor den Herrn trat, um ihn um die Draufgabe zu bitten, sah ich bei ihm noch drei Gattungen von Waren liegen, für die man im Himmel gar keine Verwendung hat; diese Waren heißen: Kindersegen, Leben und Einkommen. Ich bat nun den Herrn, daß er diese Waren auf den Tausch draufzahle, und er ging mir zuliebe darauf ein. Wie ich wieder weggehen wollte, sagte mir der Herr: &›Levi-Jizchok, es gefällt mir gut, daß du dich so sehr für die Juden bemühst. Sag mir, womit ich dich dafür belohnen soll.‹ Ich antwortete, daß ich es nicht des Lohnes wegen tue. Als der Herr das hörte, sagte er mir: &›Die dreierlei Waren: Kindersegen, Leben und Einkommen, die ich ihnen auf deine Fürbitte draufgegeben habe, sollen in deiner Hand liegen. Du darfst sie nach deinem Gutdünken verteilen und entziehen.‹«

»Und nun sage ich dir jetzt, du großer Makler: wenn du dich mir fügst, gebe ich dir Leben. Und wenn du mir nicht folgst, so kann ich dich mit dem Gegenteil strafen, weil du den kleinen Makler um sein Einkommen betrogen hast.«

Der große Makler folgte aber dem Rabbi nicht und ging erbost weg. Bald darauf wurde er gefährlich krank und schickte dem Rabbi sagen, daß er ihn um Verzeihung bitte und sich seinem Beschluß fügen wolle.


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