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Sagen der Chassidim
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5. Das verzauberte Pferd

Der heilige Baal-Schem kam auf einer seiner Reisen in ein Dorf, wo ein Pächter wohnte, der sein eifriger Anhänger war. Der Pächter ließ für den Gast ein feines Mahl bereiten. Während des Mahles unterhielt sich Baal-Schem mit ihm über seine Wirtschaft und fragte ihn: »Hast du gute Pferde?« Und als der Pächter das bejahte, schlug der Rabbi vor: »Wollen wir in den Stall gehen und deine Pferde sehen.« Im Stalle gefiel dem Rabbi ein kleines Pferdchen ganz besonders, und er bat den Pächter, er möchte es ihm schenken. Darauf sagte der Pächter: »Dieses kleine Pferd ist mir besonders lieb, denn es kann mehr als drei andere Pferde leisten. Wo drei Pferde einen Wagen nicht herausziehen können, zieht es ihn ganz allein heraus, wie ich es schon oft erlebt habe. Wenn Ihr ein anderes Pferd wollt, so will ich Euch das beste aus meinem Stalle schenken.«

Der Baal-Schem erwiderte nichts. Sie sprachen über andere Dinge, und nach einer Stunde fragte der Rabbi den Pächter, ob ihm die Leute viel schuldeten. Der Pächter sagte, er habe viele Schuldner. Der Baal-Schem sagte ihm darauf: »Zeige mir, bitte, die Schuldscheine.« Der Pächter brachte alle Schuldscheine, und als der Rabbi einen gewissen Schuldschein sah, sagte er zum Pächter: »Schenke mir diesen Schuldschein!« Der Pächter darauf: »Rabbi, was taugt Euch dieser Schuldschein? Der Mann, der ihn gezeichnet hat, ist schon längst tot, und er hat nichts hinterlassen, womit man seine Schulden bezahlen könnte.« Doch der Rabbi wiederholte seine Bitte, und der Pächter schenkte ihm den Schuldschein.

Der Baal-Schem nahm den Schuldschein und zerriß ihn in kleine Fetzen: so erlöste er den Verstorbenen von seiner Schuld. Dann sagte er zum Pächter: »Geh, schau jetzt nach deinem kleinen Pferde!« Der Pächter ging in den Stall und sah, daß das kleine Pferd tot war. Er begriff, daß die Sache nicht so einfach war, und der Baal-Schem erklärte sie ihm: »Über den Mann, der dir den unbezahlten Schuldschein zurückließ, wurde am himmlischen Gerichtshofe beschlossen, daß er dir die Schuld abarbeiten soll. Da wurde er in ein Pferd verwandelt und hat dir als solches zu deiner Zufriedenheit gedient. Als du mir aber den Schuldschein schenktest und ich diesen zerriß, wurde er frei von seiner Schuld. Darum ist nun das Pferd tot, und seine Seele ist erlöst.«


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