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46. Kapitel – Im Gefängnis und Krankenhaus

Eigentlich habe ich schon alles gesagt, was ich über mein Verhör und meine Verurteilung wegen des Artikels, den ich gegen Winston Churchill schrieb, zu sagen habe. Ich wurde zu sechs Monaten Zwangsarbeit in der zweiten Abteilung des Gefängnisses verurteilt. Diese Abteilung gewährt keine Milderungen, außer daß man einmal im Monat Briefe schreiben und Besuche und Briefe empfangen kann. Bis auf diese Vergünstigung ist ein Gefangener der »zweiten Abteilung« genau so schlecht daran, als wäre er zu Zuchthaus verurteilt. Die Arbeit ist in jedem Fall dieselbe. In den ersten zehn Tagen meiner Gefangenschaft mußte ich im Schuppen Säcke nähen. Nachher wurde ich im Garten beschäftigt. Wir waren fünfzehn »Gärtner«. Nur einige von ihnen gehörten zur sogenannten »zweiten Abteilung«, während die anderen Zuchthäusler waren. Wir verrichteten alle die gleiche Arbeit. Manchmal bestand sie darin, Kohlen zu laden und die vollen Kohlenwagen zu ziehen. Es war ziemlich schwer, aber ich machte sie auch mit, obgleich der Inspektor, der die »Gärtner« zu beaufsichtigen hatte – ein sehr sympathischer Mann – mir sagte, daß ich diese Arbeit nicht zu machen brauchte, wenn sie mir zu anstrengend wäre. Doch wollte ich keine Ausnahme bilden, und hätte ich genug zu essen gehabt, so hätte mir die Tätigkeit in der frischen Luft fünf bis sechs Stunden täglich ohne Hut und bei jedem Wetter, im Dezember und Januar, nicht geschadet, aber bei meinem unterernährten Zustand bekam ich leider Störungen der inneren Organe, von denen ich mich nie ganz erholt habe.

Meine Aufnahme in Wormwood Scrubs im Jahre 1914 habe ich schon beschrieben. Als ich am 13. Dezember 1923 wieder dorthin kam, war alles genau so wie damals. Ich war schon krank, als ich hinkam, und hätte wohl gleich ins Krankenhaus kommen müssen. Ich sagte jedoch nicht, wie krank ich mich fühlte, und der Arzt merkte es nicht. Die ersten sieben Wochen, in denen ich vor Hunger fast gestorben wäre, verbrachte ich im gewöhnlichen Gefängnis und wurde täglich schwächer, weil ich das Essen nicht herunterbekam. Die ersten beiden Wochen aß ich nur die Brotkrusten und trank den wässerigen Kakao, den man abends bekam. Die letzte Mahlzeit war um vier Uhr, danach gab es nichts mehr bis zum nächsten Morgen. Ich glaube, ich wäre wirklich gestorben, wenn der Vizedirektor, der immer sehr freundlich und nett zu mir war, nicht eines Tages zufällig an mir vorbeigegangen wäre, als ich im Garten arbeitete. Er blieb neben mir stehen und sagte: »Sie sehen ja schrecklich krank aus. Sie müssen sich beim Arzt melden.« Ich erwiderte: »Ach, ich fühle mich nicht schlechter als sonst.« Er ging fort, und am nächsten Tag schickte der Arzt nach mir und ließ mich wiegen. Augenscheinlich hatte ich sehr viel abgenommen, denn er wollte wissen, was ich äße. Ich fragte, wieviel ich abgenommen hätte. Aber er wollte es mir nicht sagen. In letzter Zeit hatte ich mir vegetarische Kost geben lassen, weil sie eine Spur weniger ekelhaft war als die andere. Aber bis auf ein winziges Stück sehr scheußlich schmeckenden aber eßbaren Käse und eine Art Speise, die einige Körnchen Zucker enthielt und dreimal die Woche verteilt wurde, gab es kaum etwas, was ich essen konnte.

Der Arzt verdoppelte meine Portion Käse, Kakao und Speise, und ich wurde nach einigen Tagen wieder gewogen, aber ich nahm noch rapide ab. Da sagte er: »Sie müssen ins Krankenhaus. Solange Sie hier bleiben, kann ich Ihnen nicht mehr zu essen geben, weil ich an die Vorschriften gebunden bin; im Krankenhaus hingegen bekommen Sie gutes und reichliches Essen.« Ich war heilfroh, dorthin zu kommen; inzwischen war ich so geschwächt, daß der Wärter, der mich hinüberführte, mich stützen mußte.

Ich muß in einem trostlos heruntergekommenen Zustand gewesen sein, denn ich weiß noch, wie entsetzt und außer mir vor Angst ich war, als ich eine Katze vor dem Krankenhaus sitzen sah, die eine Maus im Maul hatte. Ich habe eine unüberwindliche Abneigung gegen Mäuse und war immer froh gewesen, nie welche in meiner Zelle gemerkt zu haben. Als ich die Katze sah, erinnerte ich mich, wie jemand mir erzählt hatte, daß es im Krankenhaus vor Mäusen wimmelte. Da sagte ich zum Wärter: »Werden Mäuse in meinem Saal sein?« »Das ist schon möglich. Aber Sie brauchen keine Angst zu haben. Sie werden Ihnen nichts tun«, erwiderte er. (Die Leute können nie begreifen, daß die Abneigung, die man gegen Mäuse empfindet, nicht darauf beruht, daß man glaubt, sie könnten einen beißen!) Ich war vor Entsetzen wie gelähmt und dachte bei mir: »Wenn es Mäuse hier gibt, das wird mir noch den Rest geben.« Sobald ich allein war, betete ich verzweifelt zum heiligen Antonius und bat ihn, die Mäuse von mir fernzuhalten. Merkwürdigerweise sah ich in der ganzen Zeit, in der ich im Krankenhaus war, nicht eine einzige Maus, obgleich mir andere Gefangene erzählten, daß es dort von Mäusen wimmelte.

Das Krankenhaus hatte zwei Etagen und Säle genau wie jedes andere Krankenhaus, außerdem gab es Reihen von Einzelzellen. Die Säle sind luftig und freundlich, und die Zellen viel weniger düster als die im Gefängnis. Sie haben bedeutend größere Fenster, aus denen man herausblicken kann, ohne auf einen Stuhl zu steigen, und das Gebäude liegt im Gefängnisgarten. Als ich meine Einzelzelle und ein Bett mit richtigem Kopfkissen und einer Matratze erhielt, begann ich mich besser zu fühlen. Das Essen schien zu wunderbar, um wahr zu sein. Es gab gewöhnliches Roastbeef und Hammelbraten und Reisspeise, aber ausgehungert, wie ich war, kam es mir wie Ambrosia vor. Ich bekam täglich ein viertel Liter Milch und richtiges Brot. Es gab keine Butter, nur Margarine, die ich nicht essen konnte. Lieber aß ich trockenes Brot.

Nachdem ich ungefähr drei Wochen im Krankenhaus gewesen war, versetzte mich eine Bemerkung des Arztes in Schrecken, weil ich daraus entnahm, daß ich wieder ins Gefängnis mußte, sobald ich mein früheres Gewicht zurückgewonnen hatte. Ich war soviel weniger unglücklich in meiner Krankenhauszelle, daß es mich bei dem Gedanken, ins Gefängnis zurückkehren zu müssen, kalt überlief. Wieder wandte ich mich an den heiligen Antonius, und trotzdem ich wirklich sehr gut aß, erreichte ich nie wieder auch nur annähernd mein früheres Gewicht.

Während der letzten sechs Wochen meiner Gefängniszeit spielte ich das Harmonium in der katholischen Kapelle bei der Messe und der Abendandacht. Ich freute mich sehr über diese kleine Abwechslung, die die tödliche Langeweile der Tage unterbrach. Wir hatten auch Chorübungen, die zuweilen recht hübsch waren. Der Chor bestand hauptsächlich aus Sinnfeinern. Ich verstand mich sehr gut mit ihnen. Obgleich ich Antisinnfeiner war, taten sie mir sehr leid, da sie Katholiken, Gentlemen und politische Gefangene waren. Ich fand es sehr ungerecht, daß sie wie gewöhnliche Verbrecher behandelt wurden. Einige von ihnen hatten lange Strafen, sogar zwölf oder achtzehn Monate, zu verbüßen. Der eine, der Grath hieß und ein netter Kerl war, sah recht krank aus, als ich das Gefängnis verließ. Kurz vorher hatte ich ihnen gesagt, sie sollten den Mut nicht sinken lassen, da ich sie herausbekommen würde.

Sobald ich wieder frei war, schrieb ich an den Minister des Inneren. Es war während der liberalen Regierung, und ich sagte dem Minister, daß man logischerweise kein Recht hätte, die Sinnfeiner zu bestrafen. Vielleicht war es nur ein Zufall, jedenfalls wurden sie bald darauf in das Brixtoner Gefängnis überwiesen und als politische Gefangene in die Erste Division gebracht, die im Vergleich zur Zweiten ein Paradies ist. Dort kann man seine eigenen Kleider tragen und sich selbst beköstigen. Einige Wochen darauf wurden sie alle zusammen entlassen. Wenn ich ihnen auch diese Vergünstigung nicht erwirkt hatte, so hatte ich ihnen wenigstens Glück gebracht.

Ich war mit Art O'Brian, einem der Sinnfeiner, sehr befreundet, und als ich das Gefängnis verließ, schmuggelte ich ihm einen Brief an seine Schwester durch.

Der katholische Kaplan Pater Musgrave war sehr freundlich zu mir, und ihm verdankte ich es, daß ich »Organist« wurde, sobald der Gefangene, der dieses Amt innehatte, entlassen worden war. Unter den Gefangenen war ein sonderbarer alter Bursche, der – mit kurzen Unterbrechungen – ungefähr neunundzwanzig Jahre seines Lebens im Gefängnis verbracht hatte. Er hielt sich für einen ausgezeichneten Solisten und sang immer die Soli im »Regina Laetari« beim Ostergottesdienst. Er hatte auch seine eigene Auffassung über die Art, wie dieser Choral gesungen werden müßte, die jedoch oft sehr stark von der vorgeschriebenen abwich. Ich spielte den Choral natürlich, wie er im Notenheft stand, aber der Mann behauptete immer, daß ich ihn falsch spiele. Darauf sagte mir Pater Musgrave: »Es ist ja gleich, spielen Sie ihn ruhig, wie er ihn singt; das gehört zu den Traditionen des Gefängnisses.« Eines Tages jedoch hat Pater Musgrave ihm selbst Vorhaltungen darüber gemacht und ihm auseinandergesetzt, wie er ihn singen müßte. Darauf erwiderte er: »Entschuldigen Sie, Pater, ich bin schon seit neunundzwanzig Jahren im Gefängnis und müßte doch nachgerade wissen, wie diese Choräle gesungen werden.«

Als Pater Musgrave wegen Krankheit einige Zeit fehlte, wurde er von einem Karmeliter aus Kensington, einem Pater Forti, vertreten, der auch sehr gut zu mir war. Ein Freund von mir, ein Mrs. Rose, setzte es beim Minister des Innern durch, daß ich Schreibmaterial bekam, weil es eine unerhörte Grausamkeit sei, mir, dem berühmten Dichter, die Mittel zu entziehen, seine Kunst auszuüben. Darauf wurden mir ein Schulheft und ein Bleistift gegeben. Nachdem mein Freund sich meinetwegen so viel Mühe gemacht hatte, fühlte ich mich verpflichtet, etwas zustande zu bringen. Darum schrieb ich – mit ziemlicher Mühe – ein Sonett. Eigentlich hatte ich ursprünglich nicht die Absicht, mehr als dieses eine zu schreiben. Doch eines Tages versuchte ich es noch einmal, und das Resultat war ein zweites und ein drittes Sonett. Jetzt entdeckte ich, daß ein Zusammenhang zwischen ihnen bestand, und ich beschloß, eine Dichtung aus mehreren Sonetten zu verfassen. Ich arbeitete sehr fleißig daran und rief jedesmal, wenn ich steckenblieb, den heiligen Antonius und den heiligen Thomas von Aquino zu meiner Hilfe an. So entstanden jene siebzehn Sonette, die unter dem Namen »In Excelsis« im »London Mercury« erschienen und nachher von Martin Secker in Buchform herausgegeben wurden.

Acht Tage vor meiner Entlassung aus dem Gefängnis begann ich das Gedicht jeden Abend im Bett vor mich herzusagen, um es auf diese Weise auswendig zu lernen. Es war ein Glück, daß ich dies tat, denn aus mir unerklärlichen Gründen wurde mein Heft zwei Tage, ehe ich herauskam, vom Ministerium beschlagnahmt, und man hat es mir bis heute nicht zurückerstattet, obgleich ich mehrere Male darum gebeten habe.

Das Leben im Gefängnis ist unbeschreiblich grauenhaft. Ich gerate immer in Wut, wenn ich Briefe und Artikel lese, in denen die Leute vom »Verwöhnen« der Gefangenen sprechen. Ich möchte solchen Menschen, auch sämtlichen Richtern, eine Kostprobe von dem geben, was ich im Gefängnis sechs Monate (eigentlich nur fünf – weil ein Monat wegen guter Führung abgerechnet wurde) aushielt. Es war von Anfang bis zu Ende ein durch nichts gelindertes Grauen. Im Krankenhaus war ich natürlich besser daran als im Gefängnis, weil ich genug zu essen bekam und so viele Bücher haben konnte, wie ich wollte. Aber andererseits wurde ich bald aus Mangel an Luft und Bewegung krank. Es ist furchtbar, zweiundzwanzig, manchmal dreiundzwanzig Stunden täglich in einer winzigen Zelle eingesperrt zu sein. Jeder Tag kommt einem wie ein Monat vor. Ehe ich ins Krankenhaus kam, verging die Zeit viel schneller. Wenn ich im Gefängnis dasselbe Essen wie im Krankenhaus bekommen hätte, dazu die frische Luft und Bewegung, die ich bei der Gartenarbeit hatte, so hätte ich mich nicht ganz so unglücklich gefühlt. Aber es blieb einem nur die Wahl zwischen Verhungern oder in einer Hundehütte eingesperrt zu sein. (In einem Saal kann man es oft viel schlechter treffen als in einer Zelle.)

Kurz ehe ich entlassen wurde – es war in den letzten acht Tagen –, bekam ich wieder einen Anfall jener panischen Angst, wie ich sie vor neun Jahren in Wormwood Scrubs gehabt hatte. Ich bildete mir ein, man würde mich nicht freilassen. Ich hatte mich nämlich außer meiner Gefängnisstrafe durch Bürgen verpflichten müssen, nach meiner Entlassung Frieden zu halten, und der Gefängnisdirektor hatte fast bis zur letzten Minute keinen Bescheid vom. Minister des Innern erhalten, ob mein Bürge (wieder Sholto Douglas) angenommen würde oder nicht. Ich merkte, daß der Direktor sich meinetwegen darüber Sorgen machte, und ich war sehr beunruhigt. Schließlich sagte der Direktor: »Es ist vielleicht am besten, Sie schreiben selbst ans Innenministerium.« Das tat ich und flehte den Minister an, mich nicht länger zu peinigen, sondern mir die Zusicherung zu geben, daß ich am Tage, an dem meine Gefängnisstrafe abgelaufen war, entlassen würde. Dies hatte die erwünschte Wirkung, aber ich war bis zuletzt halb wahnsinnig vor Sorgen.

Ich brauchte zwei Jahre, um mich von den Folgen des Gefängnislebens einigermaßen zu erholen. Bald nachdem ich freikam, fuhr ich ins Ausland, zuerst nach Brügge und dann nach Brüssel. In beiden Städten war ich sehr krank und litt an einer Art Blutvergiftung, die eine Folge der Unterernährung und des Mangels an Bewegung war. Jetzt bin ich fast wiederhergestellt, bis auf die inneren Störungen, die ich noch immer nicht ganz überwunden habe.

Über mein gegenwärtiges Leben ist nichts weiter zu erzählen. Ich bin jetzt anscheinend in ein friedliches Seitenwasser des Daseins gekommen. Als ich mich gesunder fühlte, fuhr ich zum zweitenmal ins Ausland, dieses Mal in Begleitung meines Sohnes Raymond. Wir verbrachten sehr angenehme Wochen in Monte Carlo und verschiedenen Orten in Frankreich.

Ungefähr zu dieser Zeit merkte ich, daß die Haltung der »Gesellschaft« mir gegenüber sich geändert hatte. Plötzlich begannen alle Leute, denen ich begegnete, freundlich und oft sogar äußerst liebenswürdig zu mir zu sein. Diesen Umschwung schrieb ich der Teilnahme zu, die meine Gefängnisstrafe und sonstigen Leiden erweckt hatten. Die Engländer sind sonderbar. Sie haben wenig Phantasie und können jahrelang einen Menschen brutal behandeln, nicht aus Schlechtigkeit, denn in Wirklichkeit sind sie sehr gutmütig und warmherzig, sondern einfach, wie gesagt, aus Mangel an Einbildungskraft, und weil sie sich nicht die Mühe geben, die wahren Tatsachen festzustellen; sie lassen sich vom Gerede der anderen beeinflussen. Dann neigt sich eines Tages – wahrscheinlich als die Folge eines langen Vorganges, dessen Wirkungen in Dunkel gehüllt sind – die Zunge der Wage der entgegengesetzten Seite zu.

Ich vermute, die beiden Hauptursachen der schlechten Behandlung, die mir in England zuteil wurde, sind darin zu suchen, daß ich Schotte und Dichter bin. Die Engländer verstehen die Schotten nicht und beurteilen sie ganz falsch. Sie nennen sie »kleinlich«, und das ist eine lächerliche Verleumdung, denn die Schotten sind im Grunde genommen viel freigebiger und gastfreundlicher und auch geneigter, sich für die Unterdrückten und für »eine verlorene Sache« einzusetzen – der Prüfstein der Hochherzigkeit – als die Engländer. Schon die Haltung der Schotten den Stuarts gegenüber beweist die Wahrheit meiner Behauptung. Sie blieben den Stuarts treu und kämpften und starben für sie, lange nachdem die Engländer angefangen hatten, jeden, der die Rechte seines Königs unterstützte, als »Verräter« zu denunzieren, zu hängen und in sonstiger Weise zu verfolgen. Mein eigener Ahne, Sir John Douglas, der einzige Douglas, der bei dem jakobitischen Aufstand im Jahre 1745 auf der Seite des Königs war, wurde deswegen zwei Jahre im Tower gefangengehalten und wäre beinahe gehängt worden.

Die Engländer hassen auch die Dichter, das heißt, solange sie leben – die wahren Dichter meine ich natürlich –; Amateurdichter, die »eigene kleine Sachen« in Salons vortragen, lieben sie. Erst wenn die wahren Dichter gestorben sind, fangen die Engländer an, sie zu schätzen und sentimental über sie zu werden. Zuweilen geschieht es sogar, solange der Dichter lebt, aber erst nachdem sie ihn den größten Teil seines Lebens verfolgt und gepeinigt haben; zum Schluß sind sie ganz »nett« – ein Lieblingsausdruck der Engländer – zu ihm. Ich hoffe, sie werden weiter »nett« zu mir sein, denn ich muß gestehen, daß ich meinen »dreißigjährigen Krieg« schon ziemlich über habe und nicht abgeneigt bin, Ruhe zu genießen und meinen Abschied von der Arena zu nehmen. Das einzige, was mich wieder hineinlocken würde, wäre der Besitz einer eigenen Zeitung, aber das scheint nicht im Bereich der Möglichkeit zu liegen.


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