Franz Dingelstedt
Lieder eines kosmopolitischen Nachtwächters
Franz Dingelstedt

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II

                  Wir saßen im Wagen, zu Drei oder Vier,
Ein verschleiertes Weib gegenüber mir.

Der Mond schien hell zum Fenster herein
Und floß um ihr Haupt wie Heiligenschein.

Es war so heimlich drinnen, so traut,
Ringsum in der Nacht kein Licht, kein Laut.

Nur die Räder knarrten in sandigem Gleis,
Und die ledernen Polster seufzten leis.

Wer bist Du, fremdes, liebes Gesicht
Mit den dunkelen Augen im Mondenlicht?

O halte die Blicke nicht abgewandt,
Du bist einsam wie ich, komm, reich' mir die Hand!

Und lehn' an meine Schulter Dich an,
Wenn die müde Stirn' nicht mehr wachen kann!

Ich hörte sie athmen, ruhig-tief,
Der Busen wogte, – das Mädchen schlief . . .

Eine Stunde, so hielt der Wagen an,
Am Schlage harrte ein großer Mann.

Das Posthorn klang, das Mädchen erwacht', –
Ein Grüßen, ein Küssen scholl durch die Nacht.

Sie hatten sich wieder, ein liebend' Paar,
Sie herzten sich, daß eine Freude war.

Der Schleier entfiel, das Mondenlicht
Beleuchtete hell ein Engels-Gesicht.

Ich sah es von fern, mein Herz war voll,
Eine Thräne heiß aus der Wimper quoll.

Und als der Wagen von dannen flog,
Da stunden umschlungen die Beiden noch.

Ich fuhr allein hinaus in die Nacht, – –
Ach Gott! wär sie nimmer, nimmer erwacht!


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