Franz Dingelstedt
Lieder eines kosmopolitischen Nachtwächters
Franz Dingelstedt

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XVI

            In diesem Hause schläft ein Wicht,
Daß Gott sich sein erbarme,
Mit kreideweißem Angesicht
Und klapperdürrem Arme.

Er schläft? . . . Er wälzt, auf seid'nem Pfühl,
Die Glieder mit Fluch und Gewimmer,
Ist's ihm zu heiß, ist's ihm zu kühl,
Recht ist's dem Schächer nimmer.

Und um ihn rauscht die Gardine schwer
Von goldenen Franzen und Falten,
Der Nachttisch kann der Fläschlein Heer
Und der Tropfen Meer kaum halten.

Warum er nicht schläft? Warum er in Wuth
Die Spizzen am Hemde zerrissen?
Ein gutes Gewissen schläft überall gut
Und nirgends ein böses Gewissen.

Er hat an des Landes Mark, die Schlang',
Sich voll gefressen, gesogen,
Er hat – ein Menschenleben lang! –
Gestohlen, gelogen, betrogen.

Hei, dir auf deinem Dunen-Bett,
Im Steinsarg deiner Paläste,
Wenn ich itzt mein altes Horn noch hätt',
Dir brächt' ich ein Ständchen aufs Beste!

Du schrecktest wie vom Tarantelstich
Aus theuererkauftem Schlafe,
Wähnend, die Posaune weckte dich
Und riefe zur endlichen Strafe!


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