|
Wo Du einst, im Arm die Harfe, gingest Deine Dichterpfade,
Durch die Kaiserstadt und längs der Donau lustigem Gestade,
Bin ich jüngst Dir nachgeschritten, treulich und mit frommem Fuß,
Dich im Munde, Dich im Herzen, edler Anastasius!
War mir doch, als ob die Welle grüßend Deinen Namen rauschte,
Ob Dein Auge, groß und feurig, aus dem Grün der Reben lauschte,
Um den Kalenberg ergoß sich und den Felsen Leopold
Deiner Dichtung lichter Nimbus und der Abendsonne Gold.
Ja, es waren diese Bäume, die um Deine Stirn gesäuselt,
Hier am Söller hat der Nachtwind Deine Locken kühl durchkräuselt,
Dort hast Du geruht im Grase, ewiger Gedanken voll,
Als das hohe Lied vom Frühling glühend Deiner Brust entquoll.
Aber, Wunder! wo Du gingest, über Dornen und Gebeine,
Keimten unter Deinen Schritten Blumen aus dem dürren Steine,
Und Dein Blut, die Spur des Weges, das auf leere Blätter floß,
Sieh, wie es in rothe Rosen überall befruchtend sproß!
Das ist wahrer Dichtersegen: auch den Schutt in Brot verwandeln,
Brunnen zaubern aus dem Felsen, und, wo and're reimen, handeln;
Ein Poet in Werk und Worten thatest Du wie Keiner that,
Dafür reift auch rings im Lande tausendfältig Deine Saat!
Und daß unter Korn und Blumen auch die Schlange Dir nicht fehle,
Zischt nun heimlich die Verleumdung um die offne Dichterseele,
Der Verdacht mit Lauerblicken schleicht er um Dein sich'res Haus,
Und weil Du in Liebe schlummerst, schreit er Dich für – scheintodt aus.
Tritt ihn nieder, letzter Ritter, diesen schadenfrohen Drachen,
Komm, daß wir die ekle Lüge durch ein Lied zu Schande machen,
Sag' es, daß du nimmer treulos uns und Dir gewesen bist,
Daß Dein Dichterschild so rein noch, wie Dein Grafenwappen ist!
O sie will es nie begreifen, ihre Prosa und Gemeinheit,
Daß ein Geist wie Du, ein Name bürgt für der Gesinnung Reinheit,
Nur das Schlechte glaubt sie willig, und wo wer zu wanken droh't,
Zerrt sie ihn mit frechem Jubel zu sich nieder in den Koth.
Du erliege nicht und weiche ihren Stein- und Hagel-Würfen,
Wisse, daß Dir alle trauen, die sich selbst noch trauen dürfen,
Aber weh, wenn erst der Dichter an dem Dichter zweifeln muß – –
Ach, nur das nicht auf uns Alle, das nicht, Anastasius!
Schön auf Deiner Väter Schlosse mag sich's rasten, träumen, lieben,
Doch wann sind die Adler jemals lang' auf ihrem Horst geblieben?
Nicht der Muße kann gehören, wer der Muse angehört,
Und schon Schweigen ist Verbrechen, wenn zum Reden sie beschwört.
Steig' herab von Deinen Alpen, laß die Almen und die Thale,
Statt auf Deiner Hirten Flöte horch auf unsere Hornsignale,
Reiß' Dich aus dem Schooß Armidas, säumender Rinaldo, los –
Glücklich kannst Du nicht mehr werden, warum warst Du einmal groß? |