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Der Geist erglüht in unwahrscheinlich ferner Röte: Er deutet ewig wachsam, traumbewußt und frei: Ich bin! Weil ich das Sterbliche im All ertöte, So steh ich euch im heilgen Gottergründen bei. Der Geist befreit die wahre Menschlichkeit in allen Rassen. Erbleiche, Mensch, erschreckt durch deine Lüge! Die rote Taube ist dein Gotterlangen: Hast du noch nie, voll Scheu, den Menschensohn empfangen? Du kennst das große, ewigwahre Grundverstehen, O Mensch, das Falsche schmiegt sich spät in Maße. Ach Mensch, die rote Taube läßt dich lachen! |
Du Tag in mir selber, du Tauen und Licht, Du mildes Vertrauen im strengen Gewissen, Du Einheit in mir und du freies Gericht, Du hast mich so tief aus mir selber gerissen! Jetzt bin ich ja dein, lodernforderndes Wort! Du furchtbare Größe und Einflucht im Zwist, Du stürzt dich ins Treffen, ins glaubhafte Nichts. |
Wir sind den Ursprung zu erglühn verpflichtet, Drum hat sich mancher Schöpfungstraum bewährt. Der Blick, den man erstaunt ins Innre richtet, Erschafft Vergangenheiten, die er klärt. Doch dämmert, dämmert es, nur um zu dämmern. Wir müssen uns zum Ursprung hin verjüngen. Es gilt auf seinem Werden zu beruhen, |
Nach meinem Anfang mag ich schaffend tasten. Im Geist verankert kann die Welt bestehn. In meine Seele wird sein Wesen wehn, Gelingt es, keinen Augenblick zu rasten. Was wären Dinge, die sich nicht erfaßten, Doch will das Chaos seinen Ursprung schöpfen, Der Irrtum faßt sich schon in krausen Köpfen. |
Zu weit ist die Idee, wer könnte sie ertragen? Was sie erfaßte, stürzt bald unter ihr zusammen! Doch etwas kann ich fest und über Träumen sagen, Daß wir einer Idee, die uns durchglüht, entstammen. Zuerst ist das Gebot, die Menschen kommen später. Und doch: ich darf, ich muß vom Urgeflüster sagen. Ich lege mich vor einem Vogel einsam auf die Lauer. Es klingt so unverständlich, wortlos und erhaben: Das ist ein Zauber! Doch ich bin ein Kind der Erde! Ich bin ein Jäger, lieg nach Einsicht auf der Lauer. »So wisse, Mensch, im Dortseits gibt es nicht Gesetze! Ich spreche nun, ich spreche fort, muß sprechen, |
Auf, auf! Was du erschaut, das laß mich eingestehen. Ideen sind unendlich. Welten selbst Ideen. Kann doch das Meer im Menschen schöpfend auferstehen, Gelingt es, seine Stille schaudernd einzusehen. Ein Meer von Sternen, Leidenschaften und Gedanken Nun, Erde, mußt du selber auch zum Gleichnis dienen: Auf! Wo der Ausbruch leicht ist, dort soll er geschehen, Du, Erde, willst doch wieder jung und selber leuchten Drum, Wandrer, soll dein Seelenschwarm nicht bald zerstieben, Doch merke, Wandrer: aller Anfang ist die Liebe, Die Sinne mögen schweigen, und das Herz kann beben, Auf, Wanderer! Hinweg von jedem Glück und Lohne! Verbeiße dich in dein Gebot, im Grau der Erde! Zum Meer, zum Meer! vom Weib, von meinem Weib zu singen! Empor zu Schnee und Frost! Unter die weißen Bienen, Sei heilig, Wandrer, ehrfurchtsvoll und unverdorben, O Wandrer, hör den Schwertertanz der Sphären!
Ekstatische Erde, dein flammendes Lachen, O Nordlicht, die wandernden Gletscher sind Tiere, Die Winde aus Schlünden gebändigter Bären. Die Nacht wallt hinan. Es flackert ihr Lachen. |
Der Mensch muß fliegen! der Mensch muß fliegen! verbreitet den Sturm! Vertilgt im Herzen, vertilgt im Leibe den furchtsamen Wurm! Ersehnt im Winde, erhofft im Winde den wehenden Geist! Beruft im Dunkel das Kind der Sterne, das Schweben verheißt! Erträumt Gefahren, erfiebert Schrecken, entfesselt das Leid! Kometen helfen. Gestirne drohen. Erfaßt euch im Streit! Den Wurm ertötet, den Wurm verachtet, verwundet den Wurm, Bewacht die Warten, sie harren und warten, entwuchtet dem Turm! Der Tod ist machtlos! Entfliegt ihm lachend! Verbreitet den Sturm! Der Mensch muß fliegen, den Schwindel besiegen, die Erde bekriegen! Ich wähle die Seele, erwäge die Geister und schwebe als Traum; Der Traum ohne Baum ist ein Band ohne Saum. Entbrandet als Schaum! Die Jugend erstirbt nicht. Die Weite gebiert sich. Die Kindheit wird siegen! |
Der Geist hat eine Eiche heute nacht geknickt. Ich sauste, lauschte auf. Ein Riese war gefällt. Der Hunger, samt der Brunst, hat durch den Sturm gebellt, Und ein Gespenst urplötzlich unsichtbar genickt. Von einer Eule ward ein Tier zu Tod gepickt, Es ist nun wo ein Ding beschlossen oder aus! Viel eher als ein Narr bin ich ein Held. |
Wer sagt es mir, ob ich schon lange einsam harre: Verwalte ich ein Geisterheer als blinder Greis? Ich sehe nichts. Doch ahne ich des Daseins Starre. 564 Der Riesen Lockenhaar ist weiß. Ganz klares Eis. Die Gluten prusten kaum aus tausend Wirkungsringen, Die Dinglichkeit ist tot. Das Wort erfüllt den Raum. Das Wort kann aus der vollen Mutterwurzel dröhnen. Ich bin ein Mensch und fühle alle Glaubenslichter: Sie können jetzt in mir das Weihesein vermuten. Wie ist die Sonne hold! In uns hat Gold gegoren. Das Nordlicht ist der Dinge innrer Überwinder. Der Ursprung lebt. Hier gibt es nirgends ein »Zu spät«. Der ganze Himmel glüht: die Welt ist seine Straße. 565 |
Ich harre: denn in mir wird heitre Freiheit tagen. Es überwindet unser Schlaf den Totentod: Er soll den Tag durch alles Nachterwachen tragen. Hinab in meinen Tod, du holdes Wonnenrot. Wie sich in dir die Pulse freundlich ihr ergeben: Du glaubst, daß sie von dir, dem Kind, geschieden kreist. Nicht ich, doch du, auf dem die Wesen stets beruhten, Du weißt, daß ein erschauter Tag in dir erwacht. Das Nordlicht bringt die Stille. Das Nordlicht senkt die Lider. Das Nordlicht, zweier sonngeborner Sonnen Sohn So will in dir das Nordlicht dich der Nacht entraffen. Das Nordlicht blickt dich an, es glimmt in dich versponnen. Und bald erblaut der Tag, schon unschuldsvoll und rein. 567 |
Der Laut ergraut, und jedes Ding erhält sich wieder. Die innre Freiheit, unsre Heiterkeit, wirkt alles: Die Erde schenkt der Dauer Diamantenlieder. Dem Land entragt die Glut des unversuchten Falles. Der höchste Wunsch erfährt die höchste Übertreibung. Es kommt der Mensch ans Licht, um Weltwuten zu werben. Die Erde kann die goldnen Traumessegel reffen. Wir sind der Geist, aus dem die Sterne sich entschwellten. Bewußte, horcht: ihr müßt zwölf Stunden Sonne tragen! 568 |
Warum, o holdes Morgengold, bist du so blaß? Es ist ja doch voll froher Ahnung schon der Wald. Das Wasser, das sich nirgends wellt, erstrahlt wie starres Glas. Doch gar nichts harrt, da alles sich zusammenballt. Dic Wiese ist voll Jubellust und Taugeglitzer. Es schwirrt ein Lied um alle winzigen Zypressen. Nun ja! Ich schüttle schon ein Bäumchen unter Bäumen. |
Die Sonne fühle ich mit ihrem großen Wollen: Des Lichtes Schicksal wirkt in mir entsprossen: Der Sonne Weltverheißung senke ich in Schollen! Ich bin das Nordlicht, bin der Nacht entsprossen. Das Land befreit sich in Begeisterungsgewittern, Der Glutenwunsch, der wuchtverschluchtet, hell entbrennt, O Sonne, strahle nun aus meiner Innenferne: Die Sonne wird der Gott, durch den wir bald genesen: Es kennt der Norden schon die kommende Kolonne. |
O Sonne, Sonne, ich empfange hold Gedanken, Der Sonnenwonne meine Jubeltat zu weihen, In Fabeln dir für meinen Farbentag zu danken. So wallt die Phantasie durch lange Kaktusreihen, Ich wähne Menschen mit verwundernden Gebräuchen: Nach meinem Norden, wo einst Wesen schrecklos ruhten, Auch Neger, Tiger, Schlangen, die wir hart verlästern, Die Seelen aber finden sich: sie beichten, zittern. Des Dichters Geist beginnt für euch zu sorgen. Wir müssen morden! Dieses Muß wird Gott umflehen! Empfangen wir den Geist, verblassen alle Qualen. Der Schöpfer läßt, gerührt, sie abermals erwarmen. Wir danken, Herr, daß wir dein Leiden miterfassen: Bewußt, im Dunkel, deinen Schlummer stumm erlangen. 571 |
Durch meinen Norden tosen goldene Gespenster. Die offne Blüte einer Welt empfängt den Pollen Erlöster Sterne: und in Glutkometen glänzt er. Das Wesen aller Wildnis will der Welt enttollen: Die Seele toter Wälder wird vor Gott erzittern: Er weht herbei, er windet sich ins Weltgetriebe Er hat die kleinsten Daseinsrausche aufgelesen Und kalte Waldgespenster ragen in die Tagewerke. |
Wir fliegen und singen im Reigen um Sieger, Wir krönen die Götter mit goldenen Haaren Und lieben die Löwen und lauernden Tiger. Wir führen im Süden die rüstigen Scharen Wir können die jüngsten Geschlechter erwählen, Und unter uns dunklere Völker zu wähnen. |
Zwei dunkle Sonnen, das Bewußtsein und der Schlummer, Sind nicht mein Eigentum, doch Pfade oder Brücken. Die Welten fluten an und durch: und werden stummer! Vernehmen will ich nicht. Kein Tag soll mich berücken! Der Schlummer heilt. Und doch, den Schlummer muß ich meiden. Ruft ihn nicht auf! Dem Schlaf ihn schmerzhaft zu entraffen! Er schläft: ihr könnt ihn noch in Gut und Grausam teilen, An einen Gott, der heilig schlummert, kann ich glauben. 573 |
Wir sind des Nachmittages warme Geisterschwärme. Wir nisten in den Seelen, die verwundert tagen, Und bringen ihnen Heimatlieder, Wesenswärme. Im Leben darfst du nicht nach Sonnenworten fragen: Die alten Wälder fangen an, in euch zu walten: Seid stummer als der Urwald! Laßt euch stolz verwunden! Ein Element und kein Befehl schafft Rechtsmomente. 574 |
Am Himmel blauen weither Wind und Inseln. Die Brandung schwillt in dumpfen Brustakkorden: Dazwischen hörst du wirklich Stimmchen winseln: Entwallt der Sang von großen Daseinsmorden? Dort, durch das Dunkel, huschen nun Delphine. Gewiß, jetzt gilt es, sich der Nacht besinnen. Durch uns, verdunkelte Vernunftgebärden, |
Das tragische Schwarz aller Nacht ist erhaben. Die Arbeit rastet aus. Die Armen darfst du laben. Erwartet mich: ich bin der Wahn der Sagen Und kann die Wahrheit und den Schlaf der Nacht ertragen. Vernehmt: die Erde hat den Sonnensohn geboren. Der tiefste Sohn, der seinen Gipfel-Gott verschmähte, Es wuchs der Geister Wurzelsehnsucht nach dem Süden: Da ward von Gott, aus ihm, das holde Wort geboren. Das Nordlicht sprießt: das Weib empfängt die Weltkometen. Zurück zum Sonnengold! Das Wort begehrt den Bronnen. Ihr seht das Wort zum vollen Element erfroren. |
Die Sterne tagen, um uns still vor Gott zu tragen. Die Herzen schlagen, um den Flug von selbst zu wagen. Die Felsen ragen und verheißen alte Sagen. Die Wellen klagen, und die raschen Böen fragen. Was hascht der Wind? Was faßt das kalte Wasser? |
Nur Sehnsucht sind die Augen, bloß der Mund Besitz: Bloß Traumgewitter Blicke und der Tag ein Kuß: Das Dasein ist Verwolkung, Gott allein der Blitz: Ich selbst bin Feuer, da ich glaubhaft bleiben muß. Begierig sind die Blicke: Mystik west im Hauch: Hinweg vom Schaustück! Aussichtslos und ohne Gier, An meinem Lied, an meinem Leide will ich hangen. |
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Ein lächelndes Wesen erscheint mir im Winde. Ein Weib wird vom Sturme nach Westen getragen. Gesicht, das ich leibhaft und wirklich empfinde, Wie kann ich dir nahen? Es bangt mich zu fragen! So weht denn vorbei, holde Sehnsuchtsgebilde! Ich sah ja das Lächeln. Die Nacht wurde heller. Erleuchtete Nächte, ich liebe das Lachen, |
Auf einmal ward die Nacht geknickt und trüber: Der Mond verdunkelt und dann wieder frei; Perlmutterwolken bauten sich herüber, Und vor dem Licht stockt eine Schäfchenreih. Die Wiesen übersprühen grüne Käfer, Das Meer erhellt sich zart durch Wirbelfluten: Der Mond beherrscht, mit Netzen, nun die Weite. |
Mein Mutterland, mit deinen schweren Fluten Verlangst du, bangst du ja zum Mond hinan: Unheimlichkeiten, die wir nur vermuten, Ereignisse, die nie ein Wunsch ersann, Entwallen dir aus Gründen, die einst ruhten, Zum Stern, der abermals das Nichts begann. Wir träumen uns hinweg nach einem Reime, O Erde, hin zum freundlichen Genossen |
Ich weiß nicht, weshalb dieser Sänger mich preist, Warum er mich immer noch sehnsuchtsvoll ruft? Ich bin es doch selbst, die ihr Wesen verheißt, Die alles, was auftaucht, gesangzu verstuft! Du Orpheus, sei ewig der Strahl der Idee Dein Ich, holder Sänger, ist immer in mir. Du darfst mich nicht töten! Ich steh, wo du gehst. Ich springe im holdest Vergleichbaren auf Ich ward von Gedanken in Marmor gebannt Nun sind wir beisammen! Du blickst ja in mich! |
Die Dulderin am Brunnen:
In unsre Dulderbrunnen sinken viele Schmerzen: Doch tief in meinem Leiden spiegeln sich die Sterne. Die Seelen schwellen her, es ticken tausend Herzen: Ich kenne ihre Angst und hab die Kleinen gerne. Die Menschen sollen ihre Träume furchtbar bannen, Der Regen, voll Rührseligkeiten, soll erfrieren, Polarschein tagt. Die Träume bändigt er wie Tiere. |
Schwärme ohne Wärme:
Hinab zum Brunnen, unsre Blauheit zu erschauen. Statt Eisgebirgen, die vor Lichtgipfeln erschauern, Erblicke Auen, die, uns spiegelnd, sich betauen: Belauern soll die Lust das Leid und – kaum bedauern. |
Ein Schwarm voller Harm:
Die Lauheiten des Meeres schwellen, grundverbittert, Die Seelen, wie in Nebeln, durch das Traumgetümmel. Ihr seht, daß an der Sonne Wasser furchtsam zittert, Dort oben bannt ein kaltes Leuchten Wolkenlümmel. 582 |
Ein Mann auf dem Meere:
Es schimmern bloß die hellsten Sterne auf dem Meere, Als ob der Halbmond hoch am Himmel wäre: Die dunkle Stille aber unterbricht der Wind, Aus Ionien weht und überweht er uns gelind. Oft tragen eines Bootes nimmermüde Schwingen Die hohen Segel führ ich selbst dem Wind entgegen. So blick ich denn voraus, dort in den Braus der Wogen: Die Wellen steigen auf. Sie spreizen weiße Flügel. |
Gemurmel um den Brunnen:
Nur Brunnen sind bewußt, denn Sprudel bleiben Jubel! Auf Seeleneingüssen bestehen freie Wesen. Es wittert die Vernunft des Sturmes Wuchtgetrubel: Ein Wunder taucht nur auf, wenn es schon urgewesen. Der Sturm wird gut und mahnt, zum Geist zurückzukehren! |
Ein lauschender auf blauer Au:
Grauen, samtig rauhes Grauen Packt mich, wenn ich traurig bin. Lauter graue Raupen stauen Sich vom Hals bis übers Kinn. Ach, wie schwer ich das ertrage, Wie es mich erschaudern macht: Raupen scheinen es am Tage, Falter sind es in der Nacht. Dunkelbunter Schmetterlinge Fliegt doch fort, ihr vielen Dinger! Weggeträumt, hinweggesonnen, |
Der Schutzgeist am Brunnen:
Entführt mir nicht im Traume meine Schlummerschwärme! Beruhigt und genügt euch selbst, erstaunte Wesen! Das Ineinanderschauern zeitigt Fieberwärme: Die Welt wird kalt: ihr müßt durch eignes Licht genesen. Die Glühwürmchen sind tief und freier als die Sterne. |
Der Nachtwandler:
Naht mir gar nichts auf den Spitzen, Leise wie ein Geisterhauch? Licht fällt durch die Mauerritzen, Was du fühlst, ist grauer Rauch: Jedes Ding kriegt Silberschlitzen, Und es klingt und knistert auch. Ja, jetzt wirst du fortgetragen! Auf der Kante des Verstandes, Der Dreiviertelmond ging unter: Silbersilbig wird jetzt alles. Leise, denn geträumte Träume Ja, dein Spuk wird torkeltrunken, |
Seelen in wehender Wehmut:
Die perlenden Seelen der sterblichen Tiere Gefrieren wie Eisblumen still und in Frieden. Du Leidenschaft wandelnder Wesen, erfriere! Wir wehen ja wehmutverwindend hienieden! Du fieberndes Fordern und Träumen vom Norden, Verkrustet, in uns euern Durst zu verbergen, |
Die blinde Wehmutter:
Als Greisin führe ich noch grundbewußt zum Leben. Ich bin verwitwet, aber unverwittert, sicher! Ich hoffe ferne Geister bald ans Licht zu heben: Es wird der Mensch einst freier, abenteuerlicher. Ich wurde weiß, den Sternen mag ich wohl entstammen! Wohl fühlt der Mensch noch nicht den Weg zu meinem Wissen, Ich aber finde lang den Pfad zur Nächstennähe: Die Knaben scheinen mir von Sonnenlicht umfroren, Die Mädchen sind von mildem Mondenschein umzittert. Ich werde weilen, um Propheten zu erkennen! Verblüffend einfach ist das Wesen der Propheten: Du wirst die Welt. Die Herzenssterne sind erglommen. Polarlicht strahlt und wallt auf allen Daseinsschachten, |
Der Zeichendeuter: | |
Ein neuer Mond ist in den Menschen aufgegangen! Er blinkt in uns, vom Grunde nächtlicher Pupillen, Und kühlt der Daseinsflammen nordisches Verlangen. Der Mond der Seelen-See beschwichtigt jeden Willen! In seiner Ewigkeit versinkt der Sphären Ferne. Es scheint das All für unsern Mond den Tod zu küren. Sein Wesen ist ein helles Durch-die-Seelen-wehen. Den Mond der Stille heben Seelen, im Vereine, Die Welterkenntnissterne rings um sich verklären. |
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Chor der Gegenwartsgeister: |
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An unsrer Gegenwart entzünden sich die Sonnen. In ihnen dunkelt Nacht, doch wir sind ihr Erfunkeln. Ihr Sonnen, strahlt empor: die Mondsicht hat begonnen. 589 |
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Lied der Sternenkinder: |
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Der Mond geht auf! Es blickt und schimmert aus Karfunkeln, Wir tragen seine Sichel, die uns still beleuchtet, Empor aus Seelen, die sich wieder stumm verdunkeln. |
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Eine dahinwehende Seele: |
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O, wie das junge Licht mir zart und friedlich deucht. | |
Ein plötzlich aufleuchtender Komet: |
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Der Mond, der meinen bleichen Schein so hold entsponnen, Steigt keusch empor. Er klimmt zu seinem Wahngebilde. Schon faßt er mich. Ich bin! Nun strahlen alle Sonnen. |
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Das Heer der Sterne: |
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Des ersten Meeres Ernst besteht: die Sterne sind bloß Schemen! Es gibt der neue Mond den Werdenswirbeln ihren Kern. Die Silberwiege, der wir unsre Kindlichkeit entnehmen, Gewährt uns Seelenstille, Ernst und Schmerzensglut zum Stern. |
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Die sinkende Sonne: |
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Wo träumt und schaut ein Kind aus seiner stillen Silberwiege In Schauermöglichkeiten, die mich feierlich betäuben? Des Kindes Wesenshöhe sagt mir, daß ich bin und fliege, Doch weiß ich, daß sich meine Strahlen vor mir selber sträuben. 590 |
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Gesicht der Sonnen: |
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Die Erde strebt mit ihrer Sonne fort zum Sonnentode, Doch schwingt sie ihren Leib um unsre Seele, die noch schläft. Es scheint uns, daß sie alle Hoffnungen zusammenrode: Wie herrlich wäre es, ihr Sterne, wenn ihr einst euch träft! Die Erde schweift, mit ihren beiden Monden, mit dem toten, |
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Die Sterne zur Linken: |
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Die Erde stirbt! Der Todesmond nimmt zu! Wir sind verloren! Ein blasser Wanderkatarakt umwandet den Planeten. Zehntausend Seelen sind erkoren, schaun aus Silbertoren Auf Gletscherriesen, die noch ungeboren sich verspäten. |
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Die Sterne zur Rechten: |
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Der Todesmond nimmt ab! Die Erde brennt! Wir sind gerettet! Der Todesmond verschrumpft zu einem Boote für die Toten. Die Wanderwabe wächst. Die Zacken werden überglättet. Das Boot versinkt. Wo sind die Toten? Lauter Mondesboten! |
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Das Heer der Sterne: |
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Der junge Mond! Der junge Mond! Zur Wiege wird der Nachen. Die Silberwiege schützen still die ewgen Nordlichtschleier. 591 Geschöpfe brachten ihn zur Welt. Nun werden sie erwachen. Zur Wahrheit ward ein alter Wahn. Das Leid ist eine Feier. |
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Die versinkende Sonne: |
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Die Erde trägt mit ihren beiden Monden unser Sterben Und auch die Hoffnung aller Sonnen durch die Dunkelheiten. Ein Sonntag wird erscheinen: alle Sonnen hehr beerben Und in dem Nichts, das uns begreift, die Seligkeit erweiten. |
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Chor der Sonnen: |
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Das Nord- und Südlicht unsrer Erde sind der Seelen Schwingen, Doch mehr als Feuerflügel, um sich selber zu entwehen, Verhüllungen, die fordern, in Geschöpfen zu vollbringen, Was keine Himmel hoffen, da auch sie zugrunde gehen. |
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Das Heer der Sterne: |
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Das Wunder, das Wunder! Die Welt verwandelt sich in Wahrheit: Verwunden sind die Dunkelheiten, die ein Wort gebunden. Es tagt! Ein Herz bricht auf! Uns alle überwältigt Klarheit. Das Wunder, das Wunder! Die Dunkelheit durchgluten Wunden. |
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Seelen, die sich verkörpern: |
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Ein Mund, ein Mund! Die Stummheit kann sich selbst aus Schmerz verwunden. Ein Mensch, ein Mensch! Die tiefste Dunkelheit wird sich verlieben. 592 Ein Mann, ein Mann! Ich glaube nicht: ich trage, spende Kunden! Der Mond, der Mond! Wir sind in uns voll Ewigkeit verblieben. |
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Der jüngste Geist: |
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Die Seelen streben wie Gewitter nach dem festen Norden. Der Streit ist schrecklich, daß wir fast die Atemkraft verlieren. Es friert. Bejahe dich: du bist zur pursten Glut geworden. Nun sprich dich aus: Das Wort! Es wird zur Ewigkeit erfrieren. Mein stummgewordner Völkerstamm, geheiligt durch die Kälte, |
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Der Chor der Sonnen: |
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Die Erde trägt mit ihren beiden Monden, mit dem stummen Und mit dem mündigen, die Tragik in den Chor der Sonnen. Du kennst sie nicht! Sie will sich ganz mit heilger Glut vermummen. Denn sie vernahm in sich das Wort, das unsre Welt begonnen. |
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Die versinkende Sonne: |
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Vom Baume, wo die Sonnen blühen, ist die weiße Erde Schon eine dunkle Frucht, aus der die Wunder wieder sprießen. 593 Ein Geisterstamm entragt ihr stolz, bis in sein eignes: »Werde!« Um sich, von uns getrennt, bloß in das Wollen zu ergießen. |
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Der Prophet: |
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Vom holden Sonnenbaum, mit seinen lodernden Geboten, Verlangt es den erblaßten Geist nach reifen Kreisgesetzen. Die zeigt der Leib. Doch, überschaut, bekleidet er die Toten. Und dieser Zwist gebiert im Geist geschlechtliches Entsetzen. Drum Geist, enträtsle das Geschick und unser Sterben! |
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Die plötzlich stehenbleibende Sonne: |
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Des Geistes Hilfe dringt wie warmes Blut in alle Seelen. Wie nahe mir die Menschen sind! Sie lieben mich in Pflanzen, In stillen Tieren, denen sie den Weg zu mir befehlen. Ich brauche kein Gebet! Die Wesen kennen mich im Ganzen. |
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Chor der Propheten: |
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Wir sollen zu dem Baume mit den Sonnen wiederkehren! Er wird im Frühjahr alle Seelen in die Heimat führen. Schon hat ein Kind nach allen Demutsweisen Urbegehren, Drum wirft der Geist sich durch des Fleisches finstre Schaudertüren! 594 Es überwältigt unser Herr die klügelnden Geschöpfe: |
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Die plötzlich zurückkehrende Sonne: |
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Ihr Wälder, Felder, Wehmutsweisen, Wanderer und Waisen, Ihr heiligt und beruft mich, durch das Wunder eures Wesens. Der Sonntag meiner Auferstehung muß im Blute kreisen: Ich bin der Segen des unendlich einfachen Genesens. |
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Ein Schwarm berauschender Gefühle: |
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Das Wunder! Das Wunder! Propheten wollen uns beleben. Der Adel der Gedanken bannt den Schlaf der Patriarchen. Durch unsern Traumestaumel können Tote sich erheben: Der Geist entsteigt der Welt, wenn rasch Kadaver schnarchen. |
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Der Hellseher: |
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Ihr freveltet gegen die Welt, jetzt schützt den Geist vor Sünde! Die Sonne ist der hohe Schoß des goldnen Gotteskornes. Bestimmt, daß eure Seele in die See der Milde münde! Der Baum ist tot! Doch lebt die Glut der Wunde eines Dornes. |
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Die sinkende Sonne: |
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Entrage, Flammenstamm! Umarme hold die Wandersonnen! Vertilge allen Raum: bedinge uns in einem Funken! 595 Der Norden wahrt das Wort, denn dort hat unser Wort begonnen. In meinem großen Wollen waltet Gott, in sich versunken! Erkeime, Geist. Erstrahle als das Flammenschwert der Erde! |
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Der Hellseher: |
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O Seelen, horcht, aus Sonnenschößen strömt das große Wollen. Ihr sollt die stolze Adelsart in Lichtgefilde tragen. Der hohe Norden muß vor sich das Mittagsland entrollen: Der Taten Wahrgewahrung wird als Ja der Allnacht tagen. Doch Menschen, hört, ihr seid zu der Begeisterung geboren: |
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Die sinkende Sonne: |
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Aus meiner Seele strahle, strahle ich, daß ich einst sterbe. Aus meiner Erde steigen Geister auf, die mich umarmen. Ich spende, sterbe, daß die Welt die Ewigkeit erwerbe, Einst wird das stille Wort sich seiner Wanderer erbarmen! 596 |
Das ist der Sang der Nacht, in der die Sagen lange tagen. Der Strand, wo Traumgestalten unsre Urgewalt erleuchten, Wo stille Lichtsicheln um zarte Tagesrätsel fragen Und Feuersterne ihre Irislider leicht befeuchten. Das ist der Norden, unser heller unsichtbarer Norden, Ein Lied taucht auf! Von einem Traumesmeere weit getragen. Das ist die Sage Hellas': ihrer Heimat urverbunden! Schon trägt das Lied den Wert der Himmelswahrzeichen im Wesen: Der innre Norden ist die Heimat aller Wanderseelen, O Heimat, ich erfülle meine Grundzufriedenheiten. Es spricht, wer irdisch stirbt: ich bleibe, und ihr werdet reisen! Die Seele, die das Gleichnis ihres Nordens voll durchschauert, O Gott, ich bin in Gott! Schon kann ich Gottes Welt erfassen! Es ruft in mir das rote, schreckliche Gespenst im Norden: Der Ararat versank, als ausgebrannter, schmerzumstarrter Krater: Da faßte dich für diese Welt unendliches Erbarmen: »Du furchtbar großes Glutgespenst,« erwidre ich im Geiste, »Wo bleibt«, fragt mich das Glanzgespenst, »die südentführte Seele? Ich selber bannte Israel dereinst in warme Leiber. Die Sonne ist in Nacht getaucht: ich bin der Mond, der blutet! »Du wunderbares Blutgespenst, mich lüstert nach Geschicken! Geschicke fesseln an die Welt, drum muß man sie verwunden! Mein großes Volk, mein hehrer Herr, entwindet euch Geschicken! Verwundet euer Weltgeflecht! Die Kunden werden munden! |
Der Norden fordert Opfer! Drohend scheuchen Sturmesrufe Die Geister, die das Licht erringen wollen, in die Wirre: Wir kommen doch! Vereinzelte! Ich klimme: eine Stufe! Mein letzter Freund? Du gehst vorbei? Zurück zu dir! Ich irre! Die Wallfahrt wird des Abendlandes Adelung erlangen! Das Wort erstarrt! Der es empfing, ist einmal nur gekommen! O hoher Norden, o gelobtes Land in Wind und Winter, Das Wissen beißt sich ein in jede Seele, die sich weitet: Es steigen goldne Wolken auf. Die Nacht will Feuer spenden. Das Ungeborene, das Rom der Sonne ausgebreitet, Es fühlt die Liebe über allem Dunkeln tiefstes Dunkel. O Gott, vertiefe mich, wo ich in dir noch ungeboren! |
Der rote Engel: | |
Die Erde, eine süße Frucht, gelangt in Gottes Hand. Wie bei der Feige ist die Feuerfülle vorgebrochen; Ein Glück und kühl: enthüllte Freude; Saft des Südens. So guter Feigenbaum der dunkeln Wollustwelten, Durch deine Blätter, stiller Engel sanfte Flügel, Nickt gar behutsam auch die Glut der Sonnenpalme, Von der die nahe, unsre Sonne, eine heilge Frucht! Der ewge Feigenbaum errät jedoch die kalten Farnen Erstarrter Milchstraße. Zu ihr geneigt sind Urlichtfichten, Die alte Glasttanne, die Sirius, wie ein Wunder, trägt: Der Sterne Blick birgt Kindlichkeit, wie ein Vertrautsein mit dem Vater. Des Feigenbaumes Frucht entzündet blaue Glaubensaugen: Wir wissen nicht! Das ist der dunkle Samt verborgner Seelen, Die Gott erst suchen muß. Er tuts. Mit Sonnen in der Hand. O Mensch, verlornes Kind, das hold des Schöpfers Glut in sich gefunden, Dich weck ich auf, zu frohem Anruf der Gestirne, Die uns, durch Blut erleichtert, traut zur Hochzeit Gesternten Mundens eigner Allheit lenkten, Die euch von Tod zu Tod der Tiefe Offenbarung schenkten. |
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Der Mann: |
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Ich soll zurück zur Sonne! Zu groß ist des Gestirns Umarmung: Ich brauche Schicksal für den Weg. |
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Das Weib: |
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Aus Mondes Hand kann ich den Leib dir bieten. Vom Mond empfange ich die Milch für deine Kinder, Durch Mond gesundet auch mein Blut von tiefen Giften. 604 |
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Der Mann: |
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Ich atme rasch: zu steil erfassen mich die Schöpferarme. Die liebe Sternennacht bringt leises Heil. Ich brauche Krieg und Sturz, beim Kreisen mich zu laben: O Sterne mir im Blut, ihr dürft mich haben. |
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Der weiße Engel: |
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Der Sterne Schicksalsdarbringung geschah in Jesu! In Christo sind Gestirnenwege urerfüllt: Die Sonne starb am Kreuz, der Mond ist auferstanden; Gestirne hörten Stimmen, trugen Leiber, liebten Menschen. Nun sind wir frei! Im Mann? Das Weib vertraut den Sternen! Nur einmal in der Welt kam Jesus Christus. Die Erde bleibt ein Stern: vom All bedacht. Umarmt. Der Sterne Heiland war ein Mensch, an Mutterbrust erwarmt. |
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Der Mensch: |
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Das hohe Pfingstfest loht gekommen. Die Glut der Erde wurde Blut. Das ist ein letztes Kreisen: Dann still das Ich. |
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Der rote Engel: |
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Du rufst mich auf! Du sprichst mit roten Zungen! Die Sonne stirbt in dir, durch dich zu geistern. Die Sterne schöpfen euch; sie hoffen auf die Erde: Im Dunkel dauert Glut: das »Wort« hinter dem »Werde!« |
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Der Mensch: |
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Ich bete keine Sterne an, Seitdem uns Jesus kam, Mich und die Sonnen hold in Obhut nahm! 605 |
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Der weiße Engel: |
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Die Sonnen baun sich einen Tempel auf: der Mensch. So öffne deiner Seele Pforten; laß Gestirne ein, Sie suchen Gott: du magst ihn finden. Sie sterben gern: und du, der sie genannt hat, bleibst. Das Urlicht wurde Ich, den Sternenkranz zu winden. |
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Der Mensch: |
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Im Weltenbaum griff ich zur grünen Frucht: o Erde! Sie ist ein Apfel jetzt mit roten Nordlichtkunden; Ihr Blut brach durch das Grün, uns heimlich zu umrunden. |
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Der rote Engel: |
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Das bleibt dein Biß. Er muß dir munden! Ein Purpurblühen alles Grünen lobt den Herrn. Der Heiland ward der Kelch ersternender Erfüllung: Nun setz ihn an, o Mensch, Gestirne suchen Gott. In dir! So leer' den Kelch, daß Gott die Sterne finde! |
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Der Mensch: |
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Zu Gott, der sie erschaffen, kehren Sonnen ein. | |
Der weiße Engel: |
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Dein weißer Schlummer, Mensch, ist hier das Wunder. Die Welten lodern; in Demut ruht der Geist. Mit Schlummerwurzeln greift ein Baum der Stille, Der heilig wird, in unsre wildverletzte Welt. Noch träumt ihn Gott. Doch euer Traum wird ragen, So tief gesteilt, die Gluten treuer Ewigkeit zu tragen. Ein Liebesblühn wird Gott, kein Stamm, noch Blatt, Auch nie die Frucht. Du schlummerst seine Wurzeln. |
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Der rote und der weiße Engel: |
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Der Mensch wird still! Auf Eis, auf Schnee sind wir noch Wucht. 606 |