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»Der letzte Himmelsstern beginnt sich zu ereifern, Die Nacht wird sich nicht lange mehr zu weichen sträuben!« So spricht der Nachhut Hauptmann jetzt zu seinen Pfeifern: »Drum fangt zu spielen an, den Nachtspuk zu betäuben!« »O Herr!« sagt einer von den Heerzugsmusikanten, Der Tag, der anbricht, sieht das Maurenheer geschlagen: Die Flammenhähne, die auf Allahs Häusern rauften Das Schandpack Satans sah ich prachtvoll überglastet, »Das, was ich sah, war furchtbar,« sagt ein andrer Spieler. Die Eulenschreie einstger Heidenweiser schrillten Um Baal-Zebub selber wimmelten die Wichte, Agaras kam mit Chax im Priesterkleid und taufte Marchozias, Sabnak, Furfur, Ipes, Malphas brachten Da jauchzte Áamon, und aus der Taufspukjauche Da gab ihnen gleich Gáab eine schmutzge Kröte, »Hei!« ruft jetzt ein Soldat: »Die Wachtfeuer verstummen, Wahrhaftig über Felsenspitzen fliegen Zwitter: Verfolgt mich jetzt der große Teufelsungedanke, Das Schloß, der Harem unten ließ mir keine Ruhe. Ich habe heute nacht auch tapfer dreingeschlagen. »Horch, Roland, horch doch, höre, wenn Trompeten rufen!« Versinke, ekler Mohr, dich andern schlag ich blutig! Erbarmungslos und toll! Wie, ist mein Schwert magnetisch? Haut ein, auch ihr, ich bin euch vor um zwanzig Männer! Die Flammen rascheln rasch aus allen Mauerscharten, Versinke, Burg, du Herd der Schlechtigkeit auf Erden, Du schwarzer Hund, steht noch dein Dach, so kracht dein Schädel! Rings um mich her verspritzt ihr es, ihr hundert Hunde, Selbst drinnen noch vertilg ich euch, Saharakatzen, »Horch, Roland, horch, du selber hast Pardon versprochen, Gesiegt hat Christus, unser Herr! wir danken, beten Ein schöner Tag! besetzt die Festung, die Gefangenen Ich reite fort: mein Kaiser ist bestimmt zufrieden. Doch jedem Sieger folgt ein Zwerggespenst beständig, Vor diesem Zelte wird der Kaiser mich empfangen. Der Kaiser spricht: »Ich fühle, wie mein Herz sich weitet, »Du hast dich«, sagt mir Karl, »wie Gabriel geschlagen! »O Magne!« meine ich: »Die Mannen alle stritten Gesellen, vollerwogt zu ihrem Sein und Schaffen. Sankt Georg selber wirkt und webt in meinem Wesen: »Du frommer Held!« sagt Ganelon: »Die Sarazenen, Schickt Abd ur Rahman aus, den Sternpropheten, So wendet euch an Karolus, er möge gnädig, »O Ganelon, sprich gradewegs zu deinem Kaiser!« Ihr alle seid nur meiner Herrlichkeit Trabanten! Ich selber aber bin der Tag, die Macht, das Leben. Mein Haar, mein Bart sind auch des Frühlings Guterblühen, Fanfaren melden jetzt die Ankunft der Gesandten, In Purpur nahen blasse Perser. Ihre Bärte Den Turban tragen auch die schlankgewachsnen Mohren: Gefesselt sind die meisten: wen'gen kleben Flecke Ich selber habe meinen Mantel umgeschlagen »Gesandte des Marsilius, eure Unterwerfung Das sagt der Kaiser. Und die heidnischen Gestalten »O großer Herr, das Schwert allein darf nicht befehlen! Laß Roland hier, magst du nicht selbst in Spanien weilen, »Ihr Paladine, ihr Gesandten, meine Kinder!« Doch merkt euch dies: was meine Lippen ausgesprochen, »O großer Herr, gestatte, daß wir uns bewähren!« »Nun!« flüstert Nemo, Bayerns Fürst in meiner Nähe, Ich trete weg und höre dennoch Nemos Worte: Bevor wir großen Frieden unserm Reich bescheren. »O Magne!« sage ich: »So lasse mich alleine, Dann streite ich mit Durendal, dem edlen Schwerte, Dann ziehn wir in den Herbst hinein! Das Reisig, Die gläubgen Tannen bleiben grün und überleben »Wie frei«, ruft Olivier, »erscheint mir solch ein Leben! »Mein Olivier!« so spreche ich mit Herzensfreude: »Turbin!« sagt Karol nun: »Verschweigst du deine Meinung? »Mein Herr!« sagt da der Bischof frei zu seinem Kaiser: Vertrauen wir dem Kreuz. Du magst die Heimat grüßen. »Gestrenger Kaiser!« sagt der vornehmste Gesandte: Dem Ganelon, der uns versteht, sind wir verpflichtet, »Fürwahr, ein großer Freudentag ist angegangen!« »Dem Vater wird der Abschied schwerer als den Kindern! Nur eines haben Herz und Geist sich vorbehalten: O Gott, jetzt heißt es, vom geliebten Kaiser scheiden! O Herr, der Drache hat sechshundert giftge Zungen Mein Herr, du wirst dein Werk am besten schützen! Jetzt reicht mir Nemo scheidend seine Hand. Ich fühle Mein Olivier, auch du bleibst stark, du bückst dich nieder Dein Reichtum ist mir fremd. Die grünen Edelsteine Mein Kaiser, nun empfang ich deinen Weihesegen! Fürwahr, wir haben uns nun tief durchglückt vernommen. |
»Es leben die Quellen, sie rascheln und rauschen: So trinkt doch, erschöpft uns, um Menschen zu taufen, Ihr seht uns das Wasser, die Namen vertauschen; Wir warten als Schnee, um als Bach fortzulaufen! Wir gleichen als Flüsse der christlichen Lehre, So singen die Christen und ziehen mit Zweigen Jetzt bringt Olivier aus dem Wald einen Falken Und sage: »Mein Freund, unser Ruhm kann sich mehren, »Nun gut, wie es sei!« ruft nun Olivier munter: »Drum lassen wir«, sag ich, »für heute das Jagen: Turbin, der den Kaiser drei Meilen begleitet, »Ich sandte schon Boten, die sollten Propheten »Wir streiten für Christum, so glühn unsre Seelen. »Nun hör, Olivier, eine seltsame Jugend Erzähl ich. »Wo war das?« fragt rasch mein Genosse. »Wohl wispeln die Wipfel, auch sprechen die Sprudel, Aufs Blatt geht der Damhirsch, das Rind auf die Weide, »Ich selber weiß ferne und liebliche Lieder,« Einst blühten die Wälder und glühten die Felder, Auf einmal erschallten im Walde Weltlaute! Es kann nur der Satan, so schien mirs, so lärmen! Doch als mir die Reiter fast nahe gekommen, Zur Huldigung konnte doch Gott selber nahen! »Erschrick nicht, mein Kind!« ward ich sanft angeredet. »Ein Ritter?« Ich fragte und dachte: Ein Ritter! Doch ward ich befragt: »Sahst du eben fünf Reiter, Die Lanze, der Schild, alles schien mir gewichtig. Vom König erfuhr ich zum Schluß, der zum Ritter Sie hatte den Gatten, die Brüder verloren Ich sah meine Mutter dann nimmer im Leben. |
Fanfaren melden uns die Ankunft der Gesandten. Gefangne, Geiseln, stark bewaffnete Trabanten Des Ostmonarchen kommen stolz auf Elefanten, Als Vortrab weiser Staatsrepräsentanten. Damastgewänder, Schleier, Sklavinnen und Affen, Ein Lasttier bringt eine Moschee mit Sternjuwelen, Jetzt spricht der Älteste der Weisen uns zum Gruße: »Der Kaiser mag Tribut und Abgaben empfangen! Beginne ich. Worauf der Heide mir erwidert: Vom gleichen Schicksal sind wir beide hier getragen: Auch was uns schlecht bedünkt, ist in euch aufgespeichert, Doch glaubt mir, Christen, jene bleichen Weltschreckwesen, Sie sind die Schuld, der dumme Haß von allen beiden, »O sprich!« erwidre ich, »was sind die Tanzgestalten? »Phantome sind es, unsre böse Vorbedeutung,« So wie die Starrnatur durch Wellen und durch Zacken Was da noch walzt, ist unerhaschbar, qualmig, spukhaft! »So haben diese Geister keinen eignen Schatten?« »Mein Herr, nach einer Mustrung geilen schon die Weiber,« Sie scheinen fast ob unsres Zwiegesprächs zu lachen, »Nun, Roland, schenke diese Weiber den Soldaten,« »Geschlechterumgang ist mit Heidinnen verboten!« Doch eine Fränkin nur will ich als Weib erküren, »Nein, Roland, Fatime, das Weib der Weiber, einigt Ich sah sie nur in einer Nacht, als sie erwachte, Da rührte sich das Weib, der Türe gegenüber. Ich blieb gebannt dort vor der Kemenate stehen. O hätte ich die Sohlen, das Gesicht gesehen! »Fürwahr!« ruft Tip jetzt, ein Eunuch, »das Weib ist prachtvoll! »So viel Dukaten, als am Himmel Sterne glänzen,« »Ihr fetten Kerle ihr,« ruft Olivier, »erzählt, was ihr gesehen! »O Herr!« ruft Tip sogleich, »Ihr mögt mir freundlich glauben, »Und voll Ästhetik gar«, fällt Kip jetzt ein, »sind beide! Im Vorhof, bald und langsam schlafen auch die Sterne! »Wie eine Tropfsteingrotte ist die Kemenate!« »Jawohl!« ruft Kip, »wie man erst früh die Meeresstürme »Durch eine Laube dringt das Licht zu ihrem Bade,« Und Kip fährt fort: »Der warme Himmel schaut ins Wasser, Und Tip meint rasch: »Ich will die Flechten noch erwähnen: |
Ein Kirchenlied klingt tief, zu tief mir zum Herzen! Ein klarer Choral wird im Walde gesungen. Turbin muß es sein, denn es ist »Tal der Schmerzen!« Der liebste Gesang meines Bischofs erklungen. Nun lauschen die Christen. Schon horchen die Heiden. Mir ist es, als stiegen die Tannen hernieder, Wir lauschen vollendeten Heimatsgeschichten: Der Himmel entwölbt sich aus Höhen noch höher, Betrübt sind die Engel, wir sehn ihre Tränen Wahrhaftig, das sangen erhabene Tannen, »Das Jahr ist erwachsen!« erschallt es: »Im Bache Entsteigt euern Gipfeln, ihr christlichen Fichten, »Herr Zebaoth, der du die Wälder erdachtest, So singt man, und Männer entwirbeln den Wäldern: Beschwert durch den zwerghaften Hintermannsschatten, Turbin wird nun sprechen, vom Muß gebeugt, handeln, »Gelobt sei der Herr Jesus Christus!« ertönt es, Ich sehe dabei auch den Lenz froh ersprießen. Er spricht: »Meine Kinder, viel Schlimmes erspäht ich, Ich wurde erhört, und ich dankte der Fügung, Ich sage: »Turbin, arge Schlachtgreuel nahen! Sie sandten die Heiden, damit du sie taufest, Nun spricht Abd ur Rahman: »Es hat uns der Kaiser Betrachten wir denn diese atmenden Tage Turbin zürnt: »Ihr Heiden, Bedenkzeit gewährte O seht, unsre Lehre, ein Glaube der Gnade, Da meint Abd ur Rahman: »Nein, Herr, denn viel besser Doch lese ich oben, noch strahle auf Erden Die Boten der Gottheit erflogen die Reinheit Turbin ruft: »Verrucht ist das Gucken zum Himmel! Den Raum könnt ihr messen, den Zufall erweisen, Doch leuchtet durchs Kreisen die Ewigkeit Gottes. »So tauft, wer sich taufen läßt, wir ziehn von dannen!« »Halt ein, Abd ur Rahman, du fahre zur Hölle!« Im Harem ist gottlos. Unwürdig selbst eurer! »Verrat, Schurkerei!« rufen laut tausend Heiden; Ich dröhne hinein: »Das Schwert wird uns zeigen, Die ihr aus der Erde, durch Unzucht, gegeistert: Erstick im Genusse mit Brunstsalamandern, Ich werde für euch, wie für mich, bald verbluten. Ich höre ein Seufzen durchs Heidentum fluten. Ein furchtbarer Greis überwindet die Menge. Nun ruft er: »Entsetzliches Schlachtengetümmel So packt lieber Weiber, entführt sie den Hütern, O Mann und Weib, tretet euch geisteinig näher! »Wer bist du, wie heißt du, wem dienst du im Himmel?« »Du fragst, wer ich bin? Was ich glaube und heiße? »Du Zeuge der Wahrheit der christlichen Lehre,« »Du lügst, denn du irrst dich!« erwidert der Fremde: Zu Gott, der Ureinheit, muß unser Volk leben! Bis dann bleibt dem Geist unsre Rückkehr zum Leibe. »Wir haben seit Adam wahrhaftig an Gaben Auch du, alter Jude, bist elend verwittert. »Hebräer,« ermahnt unser Bischof, »Hebräer, Du weißt wohl, du darfst noch im Irrtum beharren! »Ich weiß nichts! Mein Fuß hat am Sinai geblutet. So spricht nun der Alte und lacht und wagt weiter: Ich weiß nichts! Doch seht, ihr seid vieles gewesen! Das Jüngste Gericht wird euch endlich erleuchten. Ihr werdet erschauen Geburten im Fleische, Wie früher durchgellt uns ein furchtbarer Schauer. Da flucht nun Turbin: »Heide, laß die Versuche, »Was wollt ihr?« sagt drauf Abd ur Rahman im Zorne: Übt lieber Gerechtigkeit! Laßt eure Künste, »Fürwahr, das ist furchtbar, ihr spottet der Christen!« »Ihr Priester, zieht heim!« ruf ich laut: »Geht von dannen, Verrat, Schurkerei! hör ich Volkshälse kreischen. Sich wütend zurück einen Weg zu den Heiden. Zwei Boten des Kaisers erscheinen und sagen: Verrat droht! Drum folge mir gleich mit dem Heere. Ich rufe: »Sofort alle Heiden entlassen! |
»Es ist mir peinlich, meinem Zwerge nachzusteigen. Solang er mich verfolgte, war der Spuk erträglich, Doch so scheint man dem Boden gradezu leibeigen: Mit einem Zerrbild ist selbst Heldenfreiheit kläglich.« »Fürwahr, wir sollten dort im Walde rasten!« »Auch du, mein wackrer Freund, beginnst nun gut zu sehen. »Ach, hätte jeder sich ein Heidenweib genommen!« »Ob uns der Berg«, ein Krieger rufts, »jäh überrumpelt? »Herbei, herbei!« ertönt der Braus im Frankenzuge: Kein Ordnen meines Heeres könnte noch gelingen, Nun hat schon Olivier schlank seinen Grat erklommen. Die großen Kriegstrompeten höre ich erschallen. Auch Olivier sieht Fels und Feind, die finster nahen. Da lachen meine Franken, und ich lausche sagen: Nun stürzt sich Olivier herab in unsre Mitte Da sagen meine Franken: »Niemand wird sich schämen, Doch meint nun Olivier: »Du mußt um Rettung tuten! »So blase doch ins Horn, ganz nahe sind die Franken!« »O laß doch Olifant, dein großes Horn, ertönen!« »Montjoie!« hör ich nun hold den Ruf der frohen Franken. Soll gar mein Ahnenland durch mich an Ruhm verlieren? Mein Olivier, du raufst schon wie ein durstger Tiger, Turbin ermuntert auch, zu Pferd, zu mutgem Ringen, Ich fäll dir mit dem Schwert das Haßgezücht der Heiden; Turbin hat nicht das Wort zum Herzen dir gefunden, Im Bache staun sich steil gar blutge Roßkadaver. Wie herrlich meinem Heer als Sieger ich erscheine: Mein Licht empfängt auch Olivier, dem Monde ähnlich, »Du wolltest nicht ins Schlachthorn stoßen!« hör ich rufen: Die Feinde sterben hin, wie Sperlinge im Winter. Den Kaiser überraschen jetzt die Mittagsschrecken. »Zurück, mein Freund, du kannst das Heidenheer nicht schlagen!« »Das ist ein Rachetag!« erschallen tapfre Stimmen. »Mein Roland, stoße doch ins Horn, damit ich komme!« Schon wird es finster um uns her. Die Mohren kann ich Wohl sausen Pfeile rings, auch klingen unsre Lanzen. »Du bist verwundet!« sagt mir sanften Freundes Stimme, Auch strahlt mirs klar: das kämpft und stirbt! Dort bringt man Tote: »Zu spät, mein Blut! Turbin ist schon vom Roß gestiegen, Fürwahr, der Bischof schreitet zwischen seinen Leichen. Ein Pfeil hat Olivier im Herzenskreis getroffen. Du Strolch, du hast vielleicht den edlen Freund verwundet, Ich blicke auf: Was hat uns Schicksal zugetragen? Mein Gott, mein Gott, ich töte fort: ich weiß, ich rase! |
Ich reite in roter Gewandung zum Grale. Da steht Montsalvage, aus den Steinen erleuchtet. Was glüht dort im Saale? man sitzt wohl beim Mahle. Die Bäume sind Träume, mit Perlen befeuchtet. |
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Ich schlage um mich her und treffe blasse Schatten: Ich hasse euch, ihr leibhaftfeisten Wuchtgesellen; Ihr schient so stark und deckt als Leichen blutge Matten, Bloß um den treuen Schatten läßt kein Leib sich prellen. |
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Die Wahrheit erblaut schon im innigsten Wesen: Ein irdisches Feuer beflügelt mein Dasein, Ich kann alte Echtheit aus Zweifeln entlesen: Mein Ursprung greift rings in das urfreie Maß ein! |
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Umhautetheiten, die wie Flattermäuse schwärmen, Zerschleiße ich mit heilig hehrem Richterschwerte, Das heitre Blut verspritzt ein Stich aus Stinkgedärmen: Ihr fleischgewalkten Menschen habt bloß Satanswerte. |
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Das Tal, das sich schwarz unterm Burgbau verschluchtet, Wird böse und furchtbar genannt, sei gemieden! Es hat sich am Kreuzigungstag eingebuchtet: Ist nun das Gewissen und scheucht meinen Frieden! |
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Ihr alphaft Gestalteten schlaft bald erschlagen; Von Roland durch Gott, für den Kaiser bezwungen. Den Gralwächtern kann ich, zum Schwur befugt, sagen: Der Geist ist in Blut, das nun leuchtet, gedrungen. 437 Halunken, sterbt: ihr habt den Kaiser feig verraten, |
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Die Sonne ist lange schon untergegangen. Nach Châteaumerveille ist mein Freund abgezogen. Er darf dort am Mund junger Heidinnen hangen, Doch bleibe ich bloß meinem Weibe gewogen. Ich weilte schon da. Einst im Traume geschah es. |
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Ihr schattenden Gestalten müßt wie Rauch verschwinden, Ihr Heiden wagt es, euch vor meinem Sinn zu mehren, Doch seid ihr kaum, könnt nie für diese Welt erblinden: So stürzt und löst euch auf, ihr kennt nicht Christi Lehren! |
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Ich harre: wann darf ich durchs Gralgitter gehen: Im innersten Dunkel entflammen, erstehen Glastherzen, die Gott für den Menschen beflehen. Nun prunken auch, glühen die Eispyrenäen. Ach, Blut liegt im Schnee. Alte Gletscher erglimmen. Das Blut hoch am Himmel, die Glut auf dem Eise Im Glauben erglühen die eisstarren Riesen. |
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Entferne dich von mir, so grauser Schattenritter, Dem noch ein Zwerg nachhumpelt, Sonnenunsinn du. Ergeben tust du, doch ich trau dir nicht, Trachtzwitter: Ich bring dich um, da liegst du, bist vielleicht ein Hindu? |
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Mein Weib, sage Weib, warum muß ich dich minnen? Als du mich ersahst, bist du schamrot verschwunden. Ich hab dich zur Hochzeit, o holdes Entsinnen, So rosig im Ampellicht wiedergefunden. |
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Auf einmal kommt ein Feind, – ich hatte endlich Frieden! Was, zweie seid ihr? Und dazu noch Kopfputzdiebe! Ihr Spuk, bleibt, fremd und feig, vom Christen doch verschieden, Was ihr nicht stehlen könnt, empfangt: zwei Frankenhiebe! |
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Mein Weib, ohne dich tret ich wund vor die Ritter Des Grales, beim Mahle, im prachtvollen Saale. Mein Weib, steige auf aus dem Urglutgewitter, Erstrahle, entwalle dem Flammenportale. |
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»Du fieberst, Roland, und nun wirst du bald verscheiden!« Dies hör ich wohl und fühle eine leise Frische. 439 Ich blicke auf und spüre heiße Tagesleiden. Mir ist, als ob Turbin den Schweiß der Stirn abwische. Er ist es, denn er spricht: »Wir werden beide sterben. Du schlugst zwar eben noch zwei Franken fiebernd nieder. |
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Als Parzival kann ich zum Gralsaal gelangen. Da flammen entfernt all die Heilsaftpokale. Mein Weib darf mich wahr und erstrahlend empfangen. Mit Durendal kam ich, als Kampfpreis, zum Grale. Nun soll dieses Schwert alle Schwachen verteidgen! |
Entsetzlich! Das da sind nur Blutdurstgespenster. Sie lösen sich auf, hoch im Schlundkuppeldome. Die Wahrheit ist da! Ein Grab gradumgrenzter Erzwecknisse, Wecker erregter Phantome Ist alles! Bald schließt sich mein Sonnausblickfenster, Denn langsam erstarren die Araratgnome. Jetzt legen die albernen Kämpen die Trachten Matt ab und sind alle fürwahr zum Erbarmen. Kastrat, alter Magier, zum Brandschatzen, Schlachten 440 Bezahltest du Mannen: dein Schatz gab den Armen, Die dir, reicher Lacher, den Harem bewachten, Für Qualen, die Nahrung. Mit Überkraftarmen Beschützten sie dich, stürzten Tannen: und Reiser Nur brachten sie heim, um sich müde zu wärmen. Für dich fochten Heiden. Ich selbst und ein Kaiser, Wir standen stark ein, mit Gehirn und Gedärmen! Jetzt stürzt du ins Nichts, du ein Zaubrer und Weiser: Der Tartarus klafft und besteht auf Scheinschwärmen! Was bleibt? Hölleneinsicht? Verschweig es dem Toten: Ein Halbalp von mir strahlt geschmackgar beim Mahle. Wo gar nichts zu sagen ist, wandern die Boten. Unleiblich, erhielt ich die Gunst, beim Gemahle Zu thronen, und bloß von den loderndsten roten Gefühlen erleuchtet, besitz ich Opale, Rubine, Smaragde, unfaßbare Werte. Die Tragik ist furchtbar! Was harrt von den Hadern Im Jammertal aus? Sind dort unversehrte Gebilde, die aufstehn? Durchschwärmen sie Adern Glutflüssigen Bluts? Durch Umfleischung beschwerte Gestalten, wie Schatten und Grundungesichte, Verschrumpfen zu einer. Verkrüppelte Wichte: Der Nachsteiger aller fällt leibhaftig nieder. Der Klumpen wird fest. Vom Bauchhauptgewichte Aus spreizt er, entrecken sich Steh- und Greifglieder. Das Wappen Thrinakrias stürzt im Zwielichte Des Grabschachtes ab: und nun steht er schon wieder, Als spanischer Staatszwerg, ganz stramm auf den Beinen! Es lächelt das Männchen: am besten bewährte Somit sich der Schatten! fast will es mir scheinen, Als ob sich die Schönheit nie menschlich verzehrte! Was sollte ich sonst von dem Wahrheitspuk meinen? Mir ist, als ob etwas den Fuß mir versehrte! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 441 |