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Das ist das Land, wo alle Vögel gerne weilen, Die Höhe, wo Erköniglichte Nester schonen, Des Äthers Herrscher ihren Flug zum Traume steilen Und durch Gefährtentum den Ackersmann belohnen. Wenn ich im Lenz gar schwer mein leeres Feld bestelle, Wie gut ist doch ein Hund! Wie liebreich viele Tiere! Wir schaufeln unser Grab, wenn wir das Land bebauen, Nein, lieber will ich meinen Leib den Geiern weihen: Gar steil und weit zu Licht und Lichterlust gerissen! Mein Bruder, auch mein Nachbar, denn uns trennen Grenzen, Ich horche denn auf eines Bruders holde Worte Für andre Frühlingstage noch Zusammenkünfte: Er hat wohl recht: wir Bauern schaufeln unsre Gräber Mein Pflug gleicht wahrlich einem blanken Kiele: Er ist ein braves Fahrzeug, das die Zeit durchsegelt, Gischtweiße Pracht siehst du zumeist zum Licht ersprießen So lockre denn mein Schicksalsboot die trocknen Schollen, Mein Bruder, ach, du meintest wohl, was ich empfinde, Wie oft seh ich sie hoch dem Ozean entragen, Ein Nachbar ist mir jetzt beim Ackern nah gekommen Wir armen Parsen arbeiten im Glanz des Tages Zusammen könnten wir den Abhang urbar machen: So ging es immerhin beim Pflügen viel geschwinder: »Dann würde ich den Meder nimmermehr beneiden Dies hat ein Nachbar, der uns hörte, ausgesprochen, Nun tritt der dritte nah heran, um fortzunadern: Der Meder aber scheint uns nie sein Feld zu pflegen: »Führwahr!« setzt jetzt der andre Nachbar ein; »wir sehen Was mag er da Geheimnisvolles einsam machen? Warf da, nachdem der Mond sich erst von selbst versteckte, Der Meder aber, glaub ich, blieb noch aufrecht stehen: Da schien der Fremde ebenfalls von Gold umsponnen. Jetzt spricht mein nächster Nachbar fassungslos in seinem Zorne: Verschwinden werden bald schon unsre gelben Lehnen, Er dient, der Finsternis ergeben, bloß dem Bösen, Er krächzt oft Magierformeln wie ein garstger Rabe: Wie könnte das in unserm Lande länger dauern? Ich habe selbst im Herzensgrunde Wut empfunden, Vielleicht verhexte das Geschenk des Weibes Sinne? Die Glücksgedanken kann es kaum vom Kleinod scheiden, Wohl will die Frau vom Manne Dank und Tand empfangen: Ein Erbteil wird sie leichter als ein Gut verschwenden, Das alles habe ich gar rasch in mir erwogen Ach, wäre doch mein Bruder jetzt beim Streit zugegen; Fürwahr, der würde gütig unsern Gast beschützen, Die Kraft, die unter Tags die starken Stämme fällte, Mich selber seh ich ernst empor zum Äther ragen Mein Bruder, könntest du jetzt selber weitersagen, Du ackerst knapp an deines Arbeitsfeldes Grenze Mein Bruder wirft mit starkem Mannesarm den Samen! Wie jeder Schößling sich mit Blättern leicht beflügelt, Mein Bruder komm, des Meders Geiz soll sich entfalten, Wenn deine Staatsgedanken bald zur Macht gelangen, Mein Bruder wird euch immer klug und gut beraten, Es soll mein Weib von nun an goldne Spangen tragen, Die Erde, die wir plündern, ist voll innrer Güte, Die Erde spendet auch die urgeheimsten Gaben: |
Jetzt regnet es! Ich kann die großen Tropfen zählen! Mein Bruder ist schon patschenaß und denkt entschieden, Sich nimmer lang mit arger Arbeit abzuquälen: So gönnen wir uns alle heute frommen Frieden! Wie sind gar sonderbar die Wolken, sonnumsponnen Der Meder hat das Wasser wunderbar gespendet! Das Nieselwetter sickert mild wie Schweiß hernieder: Noch scheint ja Gold aus unsern Poren sanft zu dringen; Nun aber fängt es lau und lauter an zu regnen, Nun sehe ich die leisen Tiere weich im Schlafe: Wir helfen. Immer dichter klitschts und klatschts hernieder! Ich trachte mich in Hast an Ästen anzuklammern. Was kann ich da im Wasserwirbel helfen, machen! Nun, noch versink ich nicht zu arg! Ich kann ja stehen! Die Firlefanzer drängen sich um Schwefelmäuler, Grad über mir, ein dunkles Sturmwurmungeheuer, Ein Ätherhai will seinen weißen Laich verspritzen! Wie sich die Eiswindwirbel schräg herniederwälzen, »Hallo!« so ruft nun irgendwo die fernste Stimme, Ich selber wate doch durch Wasser, wie betrunken. Die Zeit hetzt schnell. Es ist nicht wert, bei uns zu bleiben! Ach, könnte ich den Wahn, ein Ich zu sein, besiegen, Wie kam es, daß ich nicht am Eigenbangen hafte, »Zur Hilfe denn, die Herden werden weggerissen!« Durch Flut und Guß versuch ichs, munter durchzukommen, »Verfluchter Meder, der das Wetter uns bescherte, Den Fluch vernehm ich schon, und wohl in meiner Nähe! Gar fabelhafte, fahle Hagellagen decken, Am Himmel wuchten schwere, plumpe Sturmdunstklumpen, Ist über unserm Kopf der gelbe Fleck die Sonne? Wohl scheint mein Seelenlicht ermüdet zu verkümmern: Was kann im Angstschlaf mir ein Wasserwagnis sagen? Ein Gauch wird scharf aus meinem Raumgeblau gewickelt: Gar schwabbelig ist dieser Wasserwams gewachsen: Er kann kaum atmen, denn das Wasser sprudelt Sein Haupt bleibt bartlos. Doch der Aussatz klettert Sein Fleisch erweicht zu eitrigen Geschwüren, Der Wasserplanscher aber bleibt dabei apathisch Ich tret behutsam näher, und ich sehe, seiner Zehen Die Schwefelgarben aber, die ihn grell umglasten, Drum platscht er gar so arg im Blattpflanzenmoraste, Die tags darauf sich, langsam wachsend, rosa färben, Die Kratzkorallen und durch Krampf geplatzten Adern Die Wucherungen, mit den blutgen Wurmgeschwüren, Die großen Eiterknollen seh ich goldgelb stocken: Ich glaub, daß da sich etwas Gotthaftes veränder, Der Rumpf ist ja beinah im Sumpf versunken! Im Tang verstrüppt, versank der Geist bis an die Hüfte! Dämonisch ernst verschwanden Hals und Nacken: Der Larve Nasenlöcher deckt ein sachtes Wasser. Ein Weltgeheimnis will sich hier aus uns erschließen! Die hellen Wellenringe, die sich frei verschlingen, Das Wasser, das ich anstarre, ist klar und strahlend. Wie tausend Aale bleibt der Wasserfürst verschwunden. |
Den Mann da hat der Mond wahrhaftig angeduselt, Er steht mit beiden Füßen in der hellen Quelle Und sieht verdutzt, wie schon der Unkensumpf verfuselt, He, Held der Feldgespräche, rühr dich von der Stelle!« Dies spricht nun, hoch im Fisteltone, eine Stimme. Der Mond jedoch hat sich in Grau gewolkt verzogen, Ich sah die Pflugschar nicht am Acker blinken, Ich möchte mich zurück zum Wassergeiste wenden, Ein Wolkenknäul verdunkelt schwer und braun die Gegend. Im Tale traben lange Schattenkarawanen. Das sah ich rasch, da mir der Mond aus Nebeln Ich tappe weiter, und nun wirds noch einmal heiter. Ich taumle in die Grotte eines Eremiten. Astvatereta wird wahrscheinlich jetzt geboren: Des Parsen Urtrieb ist Erzweiung der Geschlechter! Das Weib ist irdisch und der Erde gleich zu ehren, Des Mannes Auswurf, der das Weib entweihte, Vielleicht sind jene Stürme, die ums Leere wühlen, »Wohl mag es sein!« gab ich als Antwort in Erbeben! Jetzt wühlt der Greis beim Grübeln kraus im Barte Die ganze Klamm durchwirbeln grelle Blätterschemen, Jetzt spricht der Einsiedler zu mir: »Anachoreten Die hohe Sehnsucht Irans hab ich hier gebeichtet, Wir baten alle: Erde, laß uns sorgsam walten, Der Leiblichkeit entrückt, kann sich der Geist entfalten, »Du mildgesinnter Greis, ich will bei dir verweilen!« Mit Tropfsteinen umwolkt sind solche hohe Grotten, Auch will ich dir von edlen Erdgerichten melden, Der Wein ist pur und gut, hat er sich rein gegoren, Veredeln wollen wir den Parsenstamm durch Nahrung, Soviel man kann, mag man zur Läutrung an sich reißen, Nun spricht der Greis: »Mein Kind, du siehst im Fieber! Noch wabbert deine Seele. Deine Kriegsbrunst knattert. Ja! Feuer frißt, als Hungerwurm, in allen Brettern, Wie Mondlicht fliegt mein Bart zurück zur guten Erde. Den Wein und das Getreide will ich reinlich ehren, Doch die Orakelantwort ahne ich zur Stunde: Und du, mein Sohn, genieße bloß vom goldnen Weine, Du zwingst die Erde, deinen Traumrausch zu verlangen, »Die Kunst in uns erwuchs noch nie im stumpfen Rudel!« Wenn sich der Mann vom Weib als Wesen ausgespalten, Wie träg ist Wiederholen, bleibt das Kinderzeugen! Vom Rausch, von Erdenfesseln muß der Mann sich trennen Das Sausenheim, das Tropfsteinloch des Grottengreises, Das prasselt und das gischtet erderfrischend nieder, Du heilge Himmelstraufe, die den Fels entkleidet, Du reiner Regen, der das Felsgestein durchschauert O laß mich einst das Unfruchtbar-Erhabne fassen: So wie des Weisen Bart vom Geist herabgeflossen, Die Seele wächst nun hier, im herrlich frischen Regen: O lichte Himmelsmilch, ergieße dich hernieder, Umpraßle, eisger, kalter Schauer, meine Mannesmähne, Die Sterne werden mich auf meinem Zug begleiten! Heil Sirius, der den frischen Regen uns gespendet! O dunkle Schlummernacht, wie du uns alle reinigst, Die Erde selbst versinkt in ihre Eigenfalten: Der Mensch vergißt sein Tun, daß er sich frei vergebe! Den Frevel bangt, hinabgeträumt ins Urbewußte, Mit Kindeseinfalt ruhen eingelullte Seelen, O Nacht, das Wunder fliegt auf Wolken um die Erde, Das Mondlicht will sogar das arme Land umarmen. |
Was brütest du, Menschenkind, hilf uns geschwinde, Fang an, deinen Acker zum Schutz zu ummauern, Wo sind deine Pferde, dein Weib, das Gesinde, Du bist wohl der Faulste von allen uns Bauern!« Ich schau auf den Rufer und seh einen Wagen, »Ha, Nachbar, Feldredner, erkennst du mich nimmer?« Im Tal doch vernehm ich beschwörendes Klagen, Jetzt merk ich ernachbart Gestalten erscheinen: »Ich brauche wohl Knechte, mein Feld zu besorgen!« »Wer seid ihr?« so herrsch ich die Kerle entschlossen Jetzt seh ich die Felsen geherrlicht erstrahlen, Sie klimmen am Abhang behend. »Unsre Krieger!« »Erzählt erst, was hat sich im Tale begeben!« »Der heilige Regen!« bestätgen die Gelben, Wir schonten sie nur, um die Geier zu speisen; Um einst unsern heiligen Geiern zu schmecken. »Gefesselt!« befehl ich und höre dann weiter: »Ich werde sie alle als Sklaven behalten!« Jetzt seh ich im Felsschloß, knapp links gegenüber, Wildaufgeregt gischtend und zischend dazwischen. Er sieht mich und winkt mir nun freundlich abwehrend. Jetzt wittert er sicherlich weltfreie Dinge! Giganten gruppieren verteilt Flammenflügel, Jetzt seh ich gar fernartge Fremdlinge nahen. Sie tragen sonnartige, goldene Scheiben. Nun spricht weich ein Greis: »Sieh die Priesterschaft Babels! Dem Licht sind wir singend entgegengezogen, Wir haben die Sonnensymbole, zum Schutze Denn Baal rast vom Aufgang nach Westen und trachtet Nun sieh, diese Schilde und Weltlichtgeschirre Und könne die Krönungsgeschmeide nicht finden! Beim Bruder verunglimpft mich wohl mancher Hasser, Ich habe im Kriege zwei Söhne verloren Jetzt fordern die Tröpfe doch wenigstens Weiber! Drauf sagt Baals Umwahnter: »O Parsifürst, glaube, Das Weib an sich reißen, das Fleisch geil besitzen, Ein anderes, früheres, leidloses Leben Fürwahr, ihre Nacktheit ist angstvoll zu schauen, Wohl sucht mancher Muskel sich keusch zu verstecken, »Vertraue ihm nicht!« schreit noch schriller ein andrer, Das alles war lasterhaft falsches Geplapper, Sieh Zirbanit hier, die verwerfliche Metze, Wer könnte die Tochter der Schlange besiegen? In schallenden Hallen, an Wänden und Schlünden, Die menschliche Seele mag nimmermehr sterben In Zirbanit walten unendliche Mächte! »Ich kann euch die Antwort, beileibe, nicht sagen, Das Reich unsrer Seele, ihm sei es beschieden: Ersetzt jetzt den Gießbach, der endlich versiegte, »Ich kam aus Milet, um mit dir aufzutreten!« »Ich bin erst, du sahst es, den Priestern entschlichen!« Der Sieg über Babylon ist euch gelungen, Doch Hellas, mein Land, wird die Selbsteinsicht schärfen, Ihr glaubt an die Engel, die wolkenhoch fliegen, Aus Griechenlands wonnigen Rebengeländen Dann fliegst du zu Pferd über inselnde Meere, Ich kann das Gesicht dieses Weisen nicht leiden, |
Es mag die Taggestalt in mir langsam verdämmern, Der Eindruck bleibt mit Glut an Seelenecken haften, Das Traumgeschaute läßt sich gern zum Erzwerk hämmern, Drum sprüht, Blutflammen, die schon oft Kunstformen schafften. Da keine Weite meinen Seelenstern entkräftet, Die Seele mag sich in die Sternennacht versenken, Die Sterne müssen wohl die holde Erde lieben, Du rote Welt, die unserm Leib so nah gekommen, O bleibe nur und wolle nimmer erdlos scheiden! Der Erde Inbrunst wirst du schaurig in uns fühlen, Priapisch grad befächern sich die schlanken Palmen, Du Feuerfürst, so steig herab in deine Wohnung! Du gelber Held und Erdenfreund, folg dem Gefährten, Sieh, Blütenschleppen schwellen auf besterntem Teppich, Du Grüngestirn, das sich behutsam mag erschließen, Das sind verbannte Dienerinnen, die dort weinen, Du kannst das Leid der eitlen Dinger leicht verringern: Mein trauter Traum, in blauem Trauerkleide, Der heilge Baum ist selbst ein Priester unsrer Erde, Du Purpurfunke unsrer Blutkunstinbrunst, flimmre! Der Rhythmus schnelle rasch den Traum ins Leben, Da seid ihr, Sterngestalten, edle Perserfürsten, Der Fürsten fünf, die meine Seele angerufen, Der siebente ist klein und bleibt der Sonne nahe, |
Fürwahr, nun ist Irans Gewalttag erschienen, Es steigen ihm sieben Regenten hernieder, Sie haben verwegene, arische Mienen, Doch Babylons Prachtstil erschuf ihre Glieder. Die breiteste Plastik verknüpft ihre Rhythmen, Die Äthergeburten, mit Landstampfverlangen, Denn Brunst und Lust, Lust und Brunst sind nun das gleiche: Die Flügel der Könige rauschen herunter: Nun scheint auch das Volk seine Herrscher zu sehen, Ich rufe: »Nun kommt, eure Feste zu bauen, Die Wahl meiner Landschaft gelang uns unendlich! Die Sonne soll wieder die Schollen bescheinen, Was wollen die Menschen? Was wünschen wir alle? Der erste Alleinherrscher Persiens betrachtet Der König erscheint als ein Nachtungeheuer: Im Nacken verkrallt, hockt ein Adler und wittert, Drum jubelt das Volk, und mit Fackeln berennt es Machttagen von Babylon sternheil zu steuern. Die riesigen Augen des Weltherrschers bannen Die Pflichtwichte wimmeln herbei und verzichten Da schafft eine Mannschaft Kristallkalkquadrate Gefesselte Menschen erblickt meine Seele! Sie schreiten gelassen zur Arbeit und bücken Auch lechzen der Fackeln luftdurstige Zungen Wer schleift Elefanten, mit arger Beschwerde, Die Mädchen, die lichtlila Schleier umglitzern, Wohl dürstet die Jungfrau im Perlengeschmeide! Und fülle damit ihre Perlmutterschale. »Herbei, Babelsmannen, beschafft blanke Platten, Der schwebende König bepfeilt weiß die Stelle, Ich spüre die Reihe der späteren Sieben, Jetzt treiben schon mehrere Rädermaschinen. Sie hatten versucht, Himmelsstiegen zu türmen: Es drohn schon erhobene Säulenkolosse. Dereinst, nach Vollendung der Festung, erscheine. Da kommen die Scharen aus Mesopotamien: Wer trägt gar gigantische Harzfackeln aufwärts? Den Hals der Giraffen umarmen Halbaffen, Adonis und Balaat kommen aus Babel, Ja, Belgephor selbst, der priapische Esel, Hebräer entragen auf gelben Kamelen, Jetzt stößt ein verhöllischter Eber vorüber Sie rennen erbrünstigt und roh durchs Gedränge Wohl mag eine Spukkuh im Säulenbau kauern! Das setzt jetzt ein Klatschen und lautes Frohlocken: Beginnen gesteilt ihren Firlefanzreigen. Im Dunkel verschwunden sind alle Gespenster! Die Ized ummanteln jetzt Fervergewänder: Sie wollen den Turm auf das Herrscherhaus setzen: Ihr geistigen Engel, wir sorgen für Leiber, Beschaudernde Geilheit erfaßt alle Wichte. In Leibern verkrampft und von Weibern zerbissen, Die Amescha-Spentas erwarten am Dache Das war eine prachtvolle Glastfackelbrandung! Belastet bereits eine Platte. »Schafft weiter! Noch einmal und wiederum wuchtet der Strudel Den Bauch hindurchsurrend, durchsichtig und weichlich, Vom Urrumpfe spalten sich glasthafte Schlangen, Doch sausen nun Adler mit Flammengefieder Die Leute gewahren wohl schwach die Glutschlange, Doch fühlt auch: die Schlange ist nie zu vernichten! Von fernen Weltenden, wo Stürme erwehen, Wo fließen die Pulse der Welt hold zusammen: Dort werden die Fackeln einhellig getragen. Nun fliegen Spukschnuppen zur Rettung herunter: Wo steilher ein Adler die Schlange gebissen, Drum trachtet die Drachenbrut, Brunstwut zu wecken Das ist jetzt das üppigste Hin- und Herhüpfen: Jetzt streckt sich die Hydra geschreckt und in Geilheit: Doch reißt er die Würfel empor auf die Zinnen Bald bleiben der Bauburg bloß Nachtüberwinder. Ein junges Geschlecht ist berauschend geboren: Der Jubel wird Trubel. Das Werk muß gelingen! Schon nähern sich Gäste der herrlichen Feste, »Heran denn zur Arbeit, schon gibts keine Schlange!« Da wälzt sich die Menge, verkrümmt, in die Frone. Doch müde und keuchend erreichen die meisten Da rast ein Umwahnter mit qualmender Fackel Dem Wütenden stürzt sich kein Wesen entgegen, Die Tat zur Entscheidung wird hart wahrgenommen. Den nutzlos gefährlichen, ab: und hoch oben Wohl zeigt nun mein Bruder den vornehmen Gästen, Wild jubelt das Volk, und da klatschen Eunuchen! Sich erst mit den Jungfrauen gut zu vergnügen, |
Die Burg prangt auf Irans gewaltigster Lehne. Wohl weidet der Geist, der sie schuf, Glücksgefühle Den Schloßbau entlang, denn nun ruht jede Sehne: Zufriedenheit birgt hundert Seelenrastpfühle. Der erste Gewaltherr erstrahlt im Palaste! Am Bergabhang, sternwärts, erglüht die Felskante. Schon lang sind die Gäste im Prahlsaal versammelt. O Schrecken! Zwei Sklaven sind dort angekettet. Du Wandrer, gewahr meine Schmach: ich verschmachte! Wohl wollte die Erde die Nachtmacht benützen: – Wohl siehst du die Bergburg, gewaltsam vollendet: Von Schmerz überwältigt, verstummt nun der Sklave. Der andre ist schöner: voll Jugend und Anmut! Die Ursicht, sein Erbteil, hier muß sie verkommen. Euch fleischige Beine, in männlicher Länge, Doch sagt mir der Jüngling: »Gar lang muß ich schmachten! Ganz Mann kann der Arier sich jetzt hehr erheben, Um mich zu verleugnen, erzieht ihr Eunuchen, »Ich kann nicht dein Freund sein, mir fehlt das Verständnis Das sage ich, brülle dann wütend hinüber: »Du wagst es, auf Königs Eunuchen zu schimpfen! Das haben jetzt sieben Eunuchen gerufen, Sofort in den Kerker!« Und Karkas, Abagtha, Kein Schimpfen beirrt mich, kein Donnern, noch Fluchen. Fürwahr, ich bin dürftig und schmucklos gekleidet, Da wandeln Altparsen herüber vom Saale. Sie schmunzeln und sprechen zu mir, halb mit Lachen: Damit hast du fast unsern Adel beleidigt. Fast platzend vor Lachen, mit grauser Grimasse, Dazu fängst du an, auf Eunuchen zu fluchen, Nun trubeln die Weiber des Harems zur Rampe, So wirbeln wir Weiber um machtvolle Wesen! »Asketen, geht weg, denn ich will mich auslaufen!« Hinüber, vorüber. Der Troß ist zerstoben. Da winkt rasch ein Parse und zeigt nach der Halle; »Umsonst!« ruft die Hure: »Du mußt mich vergessen! Du hast mich dem Hofe nicht selbst angetragen, Jetzt klettert Gewimmel zu Wimpeln auf Masten, So ist es! Auch Spott, der mich lobt, tobt erfreulich! Und heute verschaffe ich reicheren Buhlen, O laßt mich alleine mein Finstern genießen! Ich liebe die Weichheit der Finsterniskissen, Wer schwenkt Feuerstümpfe? Was klatscht auf den Masten Sich selbst und das Pack durch den Tanz zu erhitzen. Nun nahen hieratisch gekleidete Weiber, Jetzt fesseln die Henker den schweren Rebellen Wer naht schon dem Manne, mit flimmernden Spießen? Wie Sterne im Morgengrau krampfhaft verstahlen Den Schrei des Gemarterten würgt das Gezeter Das Weib ist, in Spitzen gekleidet, erschienen. Ergreift sie die Krause und zieht sie vom Leibe Der grellen Gespenster des Lieblinges Lippen. Jetzt hör ich vom Mastwald gar fieberhaft lachen. Ich glaube: ich muß nun im Augenblick stürzen Wo kommt schon ein Priestertroß hopsend gelaufen? Ich wähne, sie schleppen den greisen Hebräer, »Hazazel, Hazazel, schreckliches Fatum! Du einsam verspotteter, wirklicher Priester, Dein Bruder sieht weit, doch es fehlt ihm die Steile: Jehova jedoch ist der reine Gedanke. Er selbst aber steigt hehr hervor aus der Erde. Um Jahve her wegräumt: denn wisse, das Böse Das Gute hingegen steigt nur von Hebräern, Wohl wollte der große Hebräer noch sprechen, Jetzt strampeln acht wollüstge Panther zur Rampe: Mit Zitzen am Ziegenhals, sitzen die Tiere Mit Eselohrbüscheln, mit Flachshaar und Larve, Da kommt eine reife, fast platzende Traube: Drum hängen sich Tiere an viele Milchzitzen, Epheben, mit Schellen an Füßen und Händen, Ein Mohrägypan ist soeben erschienen: Der Kropfägypan und sein Bruder, der Neger, Denn jetzt bleibt es lange noch finster und traurig: Doch ich bin nur hier, auf der Durchfahrt nach Hause. Verschwand in der Heimat, vom Feinde zerrissen. Selbst ich, der vernünftige Viereckedenker, O sieh, wie das Mädchen mich heimwärts begleitet. Ich weiß nicht, wie' s kommt, doch ich muß plötzlich niesen! Da kommt hold der Gott mit vollendeten Locken. Er selbst hält sein sonniges Antlitz verschwiegen Dort torkeln Besoffne mit tränenden Augen. Jetzt kommt auch Triptolemos heimwärts gezogen. Und himmelhin, himmelher blauen die Trauben. Die griechischen Trauben, voll indischem Feuer, Urtrunkenheit dunkelt aus perlendem Schmelze: Wie herrlich die Reben Geländer umlocken: Ein Leuchtvogel scheint mit verkreuzten Windflügeln |
Mein Weib ist gesunken. Mein Weib ist gefangen Und schmachtet bewacht im Palast der Kastraten. Mein Weib! Als Bacchantinnen Tanzlieder sangen, Vergaß ich dich ganz: ach, ich hab dich verraten! Mein Weib, höre Weib: ach, zeig dich noch einmal! Geneigt wird mein Bruder dem Weibe Schutz bieten, Ich sah dich gewiß! Drin im Zug der Bacchanten! Du schrecklicher Gott, was hab ich gesehen! Mein Weib eine Hure, – der Bruder Verräter! Mein Weib eine Hure! Ich stürze kopfüber! Mein Weib herzt und küßt meinen Bruder! O nimmer! Die Burg liegt in Schlummer, unheilig, tief unten: Kastratenpalast und Verlies geiler Weiber, O Halle, umstellt von priapischen Säulen, Die Herrscher, die erdwärts dem Schlosse sich nähern, Ich will, daß ihr Brunstrumpf zum Glutstumpf verrunzel! Jetzt sind sieben Monde im flimmernden Himmel: Der erste sank grad in den Hof des Palastes. Ganz ausgegeilt, unverschämt, schwelgt er sich fertig. Erscheine mir, Zarvan Akaran, erscheine! Du bist nicht der Schatten und Spötter des Lichtes, Ich wähne dich bang, und bald kann ich dich fassen: Du selbst bist mit Áhura Mazda verschlungen. Du hastest aus Leid, immer andres zu schaffen. Drum bist du der Allgottheit schlechtes Gewissen! Die Zwangsreihe bist du von allen Versuchen: Wozu denn, was ewig ist, stets jung verbessern? Fürwahr, ich durchblicke die Pulsaderstürme: Wahrhaftig der Satan ragt senkrecht zutage! O rings ist der Schweiß um die Erdriesenstirnen, Dort tief gegenüber erkenn ich die Hallen Was kann noch der Teufelskopf unter mir sagen? Nun dehnt sich die Langweile weit durch die Hallen Ich kann meinen Ärger nicht heuchelnd bezwingen, Jetzt hebt sich das Babelhaupt läppisch nach vorne »Ein größeres Babel aus Glast will ich schaffen, So spricht zu mir Angromainyus der Große, Drum wälze ich mich, wirr und sonnenscheinflüchtig, Als Áhuras Pappeln erheben sich Treppen, Ich habe nicht Hände, um weich zu gestalten. Die Fledermausflügel, die dumm meinem Leibe, Du selbst wirst, o Mensch, zwischen Sternen zerrieben: Du prallst vor den Sternen zurück, die das Grauen Sie fallen wie windarme Segel zusammen Gerecht will die Gottheit die Menschengeschicke Ganz Babel erwartet damit fatalistisch, Nun fängt auch das Babelhaupt matt an zu schwanken, »Jehova, der männliche Herr, mein Bezwinger, Er bleibe ein Vorbild fanatischer Streber: Ich fühle ein Feuer mein Innres durchglühen: Der schrecklich geknechteten Kinder der Erde! Die Urglut ist ewig, drum stärker als alles, Unsterblich sind Götter, aus Furcht vor dem Tode! Der Todesnacht soll ich mein Zion erbauen. Wann glühen Jehova und Satan verschmolzen? Unendliches Reich. Und befreit werfen viele Entkommen ins Sphärentum Erben der Meinung? Doch wo? Ohne irdische Menschenbefreiung Doch einst tritt das Herrliche vor im Gemüte! |
»Aus sich ersteht das Wesenswachstum ohne Wüste!« Das höre ich als Weltgedicht in mir erklingen Und merke unten rund-verschrumpft die Wucht der Satansbüste, Mit selbsterkannten und geprägten Werdensringen. Ein großes Schlangenhaupt wälzt sich zu meinen Füßen! Mein Stern, ich hab von deiner guten Glut getrunken, Unsagbar glüht, was ich von deiner Macht erschaute, Heil, Ararat, du Schlummerwort in meinen Werken! Noch einge Blöcke will ich aneinanderreimen, Den Wüstengeist verschütteten die Pyramiden, Der Ararat krampft sich als Weltgrab steil zusammen: Zum Ararat hinan klimmt mühsam der Iraner. Die Kunst kann nur aus unserm Herzblute erfrieren. Hinan, hinan! Iraner, reinigt euch als Männer, Du Feuer aus dem Süden, glühe westwärts weiter, Auch ohne daß die Welt verwüstete, verkrampfe, Doch herrsche Gottesfurcht hoch über Weltgeboten: Die Sonnenmacht, die mich zum Licht emporgewoben, Die Wabe will ich frei und weise preisen, Heil, Ararat, wo Adel sich zur Tat bekannte! Ich fühle, wie ich mich verzückt verjünge: Ein geiles Lachen kann sich frech verflachen: Die Schlangenglut ist in mein Blut gefahren, Mein Geist wird still die Ewigkeit erkennen! Ich fühl in mir Gehalt durch Überruhe: Ich kann Kleinasien tiefgetalt gewahren. Dort mag ein Riesenmeer mein Vaterland benagen, Um dieses Meer herum muß unsre Seele steuern. Die runde Raumgestaltung hab ich überwunden, Nun herrsche ich als Geist im Raum und fordre mächtig: Ich höre über mir die Sterngebote tosen: Ein All war tief in mir als Melodie gebändigt, Er braust empor und bäumt sich auf! Ich wittre: Er rast, mir nah, empor; und eingefroren Ich fühle Wahrheit, die das Hirn erkannte: Mit Wut und Wucht stürzt nun Musik sich auf den Rappen So jauchze ich und schau: der Strauß ist ausgerungen! Mein Roß hat sich an Glutmusik in Rausch getrunken. Den Erdschlund unter mir besieg die eigne Steilheit! Mein Roß wird rühmlich, kühnst ins Raumlose emporgetragen, Die Steilheit ist, der Zeiten Leiter endlos überwunden. Die Sonnenhöhe sprüht vom Wonnenschoß zum Rosse, Mein Weib, mein Weib, ich habe dich um Licht verlassen! Zu dir, zu dir, mein Weib, will ich durch Wolken reiten, Ein Stern hat irgendwo sein holdes Herz erschlossen, Doch loht des Bodens Ode noch aus meinem Rosse, Empor, empor! Es reißt im weißen Schein vom Rosse Empor, empor! Der letzte Fels glitt überwunden! Wie frei! Ein stilles Ich der Eigenheit entbunden: Weit unter uns verrunzelt meine Muttererde. Von ewger Urglut ist mein goldnes Roß durchleuchtet. Die Wolken, die aus meines Rosses Nüstern keuchen, Wie steil und heil ich weiß als Weltbrillant erglänze! Mein Rappe fliegt kaum, braucht nicht hoch- und fortzutraben, |