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34.

Lothar und Jonny hatten sich auf dem Wege zum Hotel noch viel zu sagen. Jonny war nach dem ersten Glücksrausche nun doch wieder ein wenig verzagt und ängstlich geworden. Noch stand eine drohende Wolke am Himmel ihres Glückes – Gräfin Susanne. Lothar las ihre Unruhe von ihren Zügen ab und beruhigte sie.

»Ich bringe alles in Ordnung, meine süße, kleine Braut – denke jetzt nicht daran – denke nur, daß wir uns endlich gefunden haben und daß nun alles zwischen uns licht und klar ist. Wenn du wüßtest, wie ich mich nach dir gesehnt habe!«

Er preßte ihren Arm fest an sich und sie sah glücklich zu ihm auf.

»Ach, Lothar – mir ist noch alles wie ein Traum!«

»Ist es ein schöner Traum?« neckte er.

Sie nickte.

»Ich möchte nie daraus erwachen.«

Sie sah ihn an mit einem so liebevollen, hingebenden Ausdruck in dem süßen Gesichte, daß ihm das Atmen schwer wurde.

»Sieh mich nicht so an, Jonny, sonst küsse ich dich unter den Augen des ehrsamen Polizeidieners dort an der Ecke auf dem Marktplatz zu Jena so lange, bis er uns beide auf die Wache führt.«

Sie lachte glücklich.

»Du – Jena ist eine hübsche alte Stadt.«

»Herrlich – mir gefällt es hier ausgezeichnet und wenn du erst meine Frau bist, reisen wir jedes Jahr auf einige Tage hierher und feiern die Erinnerung an unsere Verlobung. Bis dahin aber komme ich so oft als möglich, um zu sehen, ob du mich noch liebst und dich nicht anders besonnen hast.« –

Im Hotel war Grill eben erst angekommen. Sie weinte vor Freude, als sie Jonny an Lothars Seite sah und dieser ihr mitteilte, daß er sich mit ihr verlobt habe.

»Oh du mein lieber Gott – da wünsche ich auch von Herzen Glück,« sagte sie schluchzend. »Wenn das meine hochselige gnädige Gräfin erlebt hätte – wie wäre sie glücklich gewesen.«

Jonny umfaßte die alte Frau.

»Meinst du das wirklich, Grillchen? Hätte sich Großmama wirklich darüber gefreut?«

»Aber ja, Fräulein Jonnychen, aber ja. Ach Gott – einmal, da hat sie zu mir gesagt, als wir Ihnen und dem gnädigen Herrn Grafen nachsahen: ›Grill, gäben die beiden nicht ein schönes Paar, kannst du dir ein schöneres denken?‹«

Lothar zog Jonny vor Grills Augen in seine Arme und küßte ihr die Tränen fort.

»Du brauchst nicht zu zweifeln, daß Großmama uns ihren Segen gegeben hätte. Ich kann es dir schriftlich zeigen, später, daß sie herzlich wünschte, uns vereint zu sehen. Und nun habe ich dir in meinem Egoismus noch gar nicht erzählt, daß Großmama dir die Hälfte ihres Vermögens vermacht hat. Und als Hochzeitsgeschenk erhältst du von ihr das Brillant-Halsband mit den Smaragden. Das sollst du an unserem Hochzeitstage tragen.«

Jonny erinnerte sich der Szene, da ihr Gräfin Thea die Geschichte mit dem Halsband erzählt und ihr dasselbe um den Hals gelegt hatte und weinte tiefbewegt.

Lothar brachte Grill und Jonny in das Haus der Frau Brinkmann zurück. Grill war sofort bereit, bei Jonny zu bleiben.

Die Erwartung der Pensionärinnen erfüllte sich nicht. Lothar mußte mit dem Abendzuge zurückfahren. So schmerzlich ihm auch die Trennung von Jonny war, verlangte er doch danach, mit seiner Mutter ins klare zu kommen.

Er schärfte Grill wiederholt dringend ein, gut auf Jonny zu achten, sie nicht allein zu lassen und was ihm sonst noch seine Liebe und Sorge eingab.

Nach innigem Abschiede von seiner Braut reiste er nach Hause zurück.

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