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Dich sah, von Purpurblumen umkränzt, April,
Wie du entstiegst der Furche des Romulus
Auf Hügelshöh', mit finstrem Auge
Über die wüsten Gefilde blickend:
April umstrahlet, Hehre und Höchste, dich
Nach so gewalt'ger Wucht von Jahrhunderten;
Die Sonne und Italien grüßt dich,
Unserer Völkerschaft Flora, Roma!
Wenn auch die stille Jungfrau nicht mehr empor
Zum Kapitole steigt mit dem Pontifex
Und kein Triumph mehr durch die
Via
Sacra die vier weißen Rosse lenket,
So überwältigt doch diese Einsamkeit
Des Forums jeden Schall, jeden Ruhmeslaut
Und alles, was von Sitte, Größe,
Würde auf Erden spricht, ist noch römisch.
Heil Göttin Roma! Wer dich verkennet, hat
Den Sinn begrenzt mit eisiger Dämmerung;
In seinem argen Herzen keimet
Finster der Wald des Barbarentumes.
Heil Göttin Roma! Betend verfolge ich
Mit süßen Tränen deine verstreuten Spur'n,
Geneiget auf des Forums Reste,
Göttin des Vaterlands, heil'ge Mutter!
Durch dich bin ich der Bürger Italiens,
Durch dich Poet, o Mutter der Völker, die
Du deinen Geist der Welt gabst, deinen
Ruhm auf Italiens Stirne prägtest.
Sieh! Dies Italien, das du zur einigen
Bezeichnung freier Völker geschaffen hast,
Kehrt heim und deine Brust umfassend,
Blickt es dir tief in die Adleraugen.
Vom Schicksalshügel streckst du die marmornen
Arme durchs tiefe Schweigen des Forums aus,
Die Säulen und die Ruhmesbogen
Deiner befreienden Tochter zeigend:
Die Bogen, welche neuer Triumphe harr'n,
Doch nicht von Kön'gen oder Cäsaren mehr
Und Ketten, welche Menschenarme
Spannen auf Karren von Elfenbeine;
Nein, dein Triumph, italisches Volk, allein,
Über die düst're Zeit des Barbarentums
Und über Ungeheuer, die du
Richtend wirst reißen aus Völkermitte.
Italien, Rom! Aus heiterem Himmel wird's
Über dem Forum donnern an jenem Tag,
Des Ruhmes ewige Gesänge
Werden das endlose Blau durcheilen.