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Siebenundvierzigstes Kapitel.

In jener Nacht saß ich sehr gedankenvoll einsam in meinem Studirzimmer. Ich erwog Alles, was Julius Faber mir gesagt hatte; aber der Eindruck seiner Worte wurde allmählig schwächer und schwächer in dem Maße, in welchem mein von Natur streitsüchtiger Verstand mit Einwürfen, wie sie meine Theorien mir an die Hand gaben, gegen sie in die Schranken trat. Nein! wenn meine Einbildungskraft sich wirklich zu einer so ungeheuerlichen Leichtgläubigkeit hatte verführen lassen, so war es klar, daß das beste Heilmittel gegen ein so krankhaftes Hinneigen an den Aberglauben in einer strengen Uebung der Vermögen lag, die dem Aberglauben am meisten entgegen arbeiteten, nämlich in der Pflege der reinen Vernunft und in dem Studium absoluter Thatsachen. Ich legte daher gerade das Buch vor mich hin, das Julius Faber mich hatte verbrennen heißen, widmete alle meine geistige Kraft einer wiederholten Prüfung der Stellen, die ihm vornämlich anstößig gewesen, und noch vor Tagesanbruch hatte ich nicht nur das Wesentliche seiner Einwendungen, sondern auch die logische Widerlegung derselben in einer sorgfältig gearbeiteten Zugabe zu meinem Kapitel über »Sentimentale Philosophen« zu Papier gebracht. Während ich also dem Rath des Geschiedenen schnurstracks zuwider handelte, verleibte ich einem anderen Theil meines Werkes seine Ansichten über meine eigenen »Illusionen« ein, und da hier mein Verstand mit dem seinigen harmonirte, so fertigte ich alle meine früheren Zweifel in einem Zusatz zu meinem Lieblingsabschnitt: »Ueber die Täuschungen der Einbildungskraft« ab. Und als meine Feder meiner Hand entsank und das Gestirn des Tages seine Strahlen durch mein Fenster hereingoß, entwischte mein Herz der geistigen Arbeit und eilte zurück zu dem Bild Lilians. Der Stolz des Philosophen erstarb in mir; der Schmerz des Menschen gewann die Oberhand, und das Licht der Sonne erfüllte mich mit neuem Zagen.


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