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Die Glocken, die zur Krönung riefen, sind verhallt. Die Menge, die sich in den Gassen staute, um die Galakutschen zu begaffen, ist in ihre Häuser zurückgekehrt. Die Minister haben ihre Festgewänder abgelegt und sich wieder in dem Geheimkabinett eingefunden, das der große Webstuhl der Politik beherrscht. Sie stehen über ihn gebeugt, eifrig Lauf und Schlag der Fäden betrachtend, und alles scheint wie sonst und ist doch ein wenig anders. Denn die Männer haben näher zusammenrücken müssen, um Raum zu schaffen für einen Sessel, dessen Rückenlehne eine Krone ziert. Und in diesem Sessel sitzt eine Frau, wahrscheinlich sogar eine junge Frau, und ihre Hand, die eben noch bei der Krönungsfeierlichkeit das Zepter hielt, greift nun nach dem Webschiffchen und versucht es zu lenken. Die Männer sehen ihr mit toternsten, ehrerbietigen Gesichtern zu, aber um den Mund des einen zuckt es doch wie Spott, in den Augen des anderen glimmt Mißtrauen, und ein dritter schiebt sich unversehens hinter den Sessel der jungen Frau, als wollte er sagen: »Versuche dich immerhin in der Politik, Frau Königin, versuche und blamiere dich nach Herzenslust! Doch wenn du dich nicht blamierst, will ich überall laut verkünden, daß dein Erfolg mein Werk ist!« So ungefähr spricht seine eitle Miene, aber die junge Frau im Sessel merkt sie nicht oder läßt sich nicht von ihr stören und fährt fort das Webeschiffchen mit ihren weißen Fingern zu handhaben. Gespannt sehen ihr die Männer zu, ob nicht Webeknoten auf Webeknoten folgt, ob nicht der Faden abspringt, die Spulung in Unordnung gerät, das ganze Gewebe zerreißt. Bei einer kleinen Anzahl regierender Frauen mag es wohl auch so gegangen sein, hauptsächlich in den Miniaturstaaten des alten, zersplitterten Italiens und Spaniens. Es lohnt aber kaum der Mühe, sich mit solchen schwachen oder schlechten Regentinnen näher zu befassen, lohnt sich nicht, weil der Bezirk ihrer Taten oder Untaten zu geringfügig war, als daß ihr Wirken weitertragende Bedeutung gehabt hätte. Viel interessanter als all diese Luisen, Marien, Carolinen und wie sie sonst noch heißen mögen, ist die junge Frau, die ihr Webehandwerk versteht, wenn ihr auch hin und wieder ein Webeknötchen passiert, das die Männer rundum mit einer gewissen stummen Genugtuung beaugenscheinigen: »Na ja, Weiberpolitik!« Doch trotz solch immer wiederkehrender Augenblicke der Selbstbespiegelung, werden die Gesichter um die junge Frau her immer erstaunter, immer achtungsvoller. Wahrhaftig, diese Königin, die eben erst aus dem Krönungsmantel geschlüpft ist, und in deren lockigem Haar vielleicht noch ein Tröpfchen Salböl schimmert, diese Herrscherin gleicht in nichts der großen Erbtochter, die sie doch wohl gestern noch war. War sie es wirklich? Ach nein, sie war es eigentlich nur in Ausnahmefällen, wie etwa Maria Theresia von Österreich, viel öfter aber haben ihr persönliche Fähigkeiten, oder Verkettungen äußerer Umstände den Weg zum Throne gebahnt, und darum eben trägt sie kein Malzeichen der Erbtochter im kühnen Gesicht oder an der stolzen Gestalt. Die große Erbtochter war schutzbedürftig, war einem ehelichen Schutzherrn anheimgegeben, sah ihren reichen Besitz in dem des Gatten verschwinden, und brachte es im besten Falle zu einem gut gemeinten, rührenden aber wirkungslosen Partikularismus. Die Herrscherin dagegen kennt nicht das persönliche und politische Ohnmachtsgefühl der Erbtochter, denn sie kann sich selber schützen, nicht nur durch Waffengewalt, die vielleicht nicht immer ausreichen würde, aber durch die kluge Ausrechnung und Ausnutzung von Gefühls- und Sinnesmomenten, die unter Umständen stärker wirken, als das Machtgebot eines Herrn. Sicherlich ist die junge Maria Theresia von Österreich (1717-1780) schutzbedürftig, da unmittelbar nach dem Tode ihres Vaters sich eine große Koalition gegen sie zusammenfindet, Bayern die österreichischen Lande beansprucht, Herr Friedrich von Preußen in Schlesien einrückt. Aber ihr Mann, Franz Karl von Lothringen, könnte ihr nicht helfen, und die Monarchie wäre verloren, wenn es der hübschen und klugen Frau Maria Theresia nicht gelänge, die Ungarn für sich zu gewinnen. Wie aber kann man sie gewinnen? Indem man an ihren Nationalstolz und an ihre Ritterlichkeit appelliert. Und Frau Maria Theresia läßt zu Preßburg die Stände zu sich ins Königsschloß kommen, tritt unter sie, in Trauerkleider gehüllt, die Krone des heiligen Stephan auf dem blonden Haupt, fleht die Stände an, ihr beizustehen, weint, da sie von den zwei kleinen Kindern spricht, die in Wien geblieben sind, und ohne daß sie es sagt, weiß jeder, daß sie ein drittes unter dem Herzen trägt … Welches Volk, das nicht aller Ehre und aller Ritterlichkeit bar wäre, könnte dem Flehen solcher Frau widerstehen?! Die Ungarn widerstehen nicht, ziehen vielmehr rasselnd ihre Säbel und rufen der verweinten, blonden Frau zu: »Blut und Leben für unseren König Maria Theresia!«
Auch Katharina II. von Rußland (1729-1796) war schutzbedürftig, als sie den großen Staatsstreich wagte, ihren schwächlichen halbverrückten Gatten entthronte, und sich selber zur Beherrscherin Rußlands machte. Wohl standen ihr die von den Garderegimentern vergötterten fünf Brüder Orloff zur Seite, aber sie verließ sich nicht auf sie allein, sondern war bedacht, auch auf die Mannschaften Eindruck zu machen. So setzte sie sich an die Spitze der ihr ergebenen Regimenter, um sie gegen den Entthronten zu führen, begnügte sich aber nicht damit, in Uniform zu erscheinen, sondern ritt ihnen mit gelöstem, wehendem Haar voran, die hohe Bärenmütze mit frischem Grün geschmückt, sich zur Seite in ähnlich phantastisch-militärischem Aufzug die Fürstin Daschkow. Und weil beide Frauen in ihrer Maskerade hübsch aussahen, mit den Truppen, die vom Zaren nur Fußtritte und Prügel bekommen hatten, freundlich sprachen, und ihnen außerdem nach alter, russischer Sitte reichlich Schnaps schänken ließen, flammten die Herzen der Männer auf und riefen: »Heil unserem Zaren Katharina!«
Auch Elisabeth von England schien über die Maßen schutzbedürftig, als Spaniens unbesiegliche Flotte sich zum Kriege gegen das Inselreich rüstete, und sie besaß nicht einmal einen machtlosen oder einen gestürzten Gatten, denn sie war ja darauf erpicht als »die jungfräuliche Königin« zu leben und zu sterben. Ohne Gatten war sie, doch nicht ohne Schutz, denn sie konnte sich auf die Treue und die Opferwilligkeit ihres Volkes verlassen, verschmähte es aber doch nicht, hoch zu Roß, in vollem Waffenschmuck im Lager zu erscheinen, in beweglicher Rede zu beklagen, daß die Schwäche ihres Geschlechtes sie davon abhalte, selber zu Felde zu ziehen, und ihre Truppen durch königliche Worte anzufeuern. Man wird sagen, daß jeder männliche Herrscher in der gleichen Lage das Gleiche tut, aber wenn eine Frau es tut, wirkt es eben anders. Die kriegerisch gerüstete Frau, die geschickt ihre körperliche Unzulänglichkeit betont, und zugleich männlichen Mut zeigt, wird ihre Wirkung auf Männer nie verfehlen, und die Herrscherin, die solche Wirkung erkennt und verwertet, beweist, daß sie einen der Grundzüge der Politik – den Menschenfang – gut begriffen hat … –
Wenn das Tagwerk in dem Geheimkabinett zu Ende gegangen ist, blättert die junge Frau, die so eifrig Politik webte, in Abendstunden zu ihrer Erholung wohl in Geschichtsbüchern herum und liest vielleicht, wie die großen Erbtöchter ihren Gatten Untertan waren, wie sie sich in allem von ihnen beraten ließen, sofern sie überhaupt noch Rat einholen durften und nicht nur gehorchen mußten. Und bei solchen Geschichten ist es der Herrscherin, als läse sie eine fromme Legende aus verklungenen Zeiten, und sie denkt lächelnd an die Stellung, die sie, Frau Königin, ihrem Manne angewiesen hat. Die Art, in der sie ihm und sich die Rollen zuteilte, erinnert schon einigermaßen an den Amazonenstaat, und so entsteht eine neue Spezies von Gatten, die zuerst namenlos herumläuft, bald aber mit dem tragikomischen Namen »Prinzgemahl« ein tragikomisches Schicksal erfährt, so daß selbst Maria Theresias geliebter Gemahl, der doch obendrein römischer Kaiser war, mit bitterem Lächeln sagen durfte: »Der Hof, – das ist meine Frau und meine Kinder. Ich bin nur eine Privatperson.« Ja, trotz der Kaiserkrone war und blieb er neben der Herrscherin eine Privatperson! Wollte er es einmal vergessen und etwa an den großen Webstuhl treten, so fuhr sie ihm vor allen Ministern über den Mund, daß er, um weitere Peinlichkeiten zu vermeiden, schweigend aufstand und den Staatsrat verließ. Auch neben Königin Anna von England, (1664 bis 1714), die sich in ihrer Schwäche und Politik ganz von ihrer Vertrauten, der Herzogin von Marlborough leiten ließ, kam der Gatte nicht zu Wort, und wenn Maria II. von England (1662-1694) mit ihrem Eheherrn, Wilhelm von Oranien, Titel und Macht teilte, so geschah es, weil die Peers es wünschten, und Herr Wilhelm für die Rolle eines Prinzgemahls kein Talent besaß … Politikerinnen auf dem Thron, die überhaupt keinen Mann besitzen, und daher gar nicht in die Lage kommen, ihn um Rat zu fragen, weben natürlich an dem großen Webstuhl nach eigenem Ermessen und Verstand, wobei allerdings auch das Herz nicht selten ein Wörtlein mitspricht. Katharina II. rief als politischen Helfer gerne ihren genial-phantastischen Liebhaber Patiomkin herbei. Englands Elisabeth dagegen folgt zwar, wenngleich unter Widerspruch und Quengeleien, ihrem großen Minister Cecil, horcht aber doch wohl nebenbei bald auf Lord Essex, bald auf Lord Leicester, bald auf den und jenen, zu dem sie eben gerade »mein süßes Herz« sagt. So kußfroh sie, die Tochter des kußfrohen Paares Heinrich VIII. und Anna Boleyn auch sein mag, bleibt ihr doch Politik wichtiger als Herzensangelegenheiten, so daß sie eines Tages sogar »das süße Herz« Leicester nur als politisches Objekt betrachtet, ihn »als Beweis ihrer freundlichen und friedlichen Gesinnung« ganz ernsthaft ihrer großen politischen Gegnerin, Maria Stuart, zum Gatten anbietet! Unbeirrt aber verfolgt sie ihren eigenen Weg, sobald es sich um ihre Vermählung handelt, hört weder auf Cecil, noch auf die Bitten des Parlaments, das die Sicherung der Thronfolge wünscht. Sie, die, wie ihr Vater, gegen Rom steht, die erst nach dem Tod von zwei religiös-reaktionären Geschwistern auf den Thron kam, sie weiß genau, daß ihr Land nun innere Ruhe und innere Freiheit braucht, und wie fände es beide, wenn Elisabeth einen Mann nähme?! Ein protestantischer Gatte würde ihr die Feindschaft der großen katholischen Mächte zuziehen, ein Katholik ihr das eigene, reformierte Volk entfremden, und höbe sie einen ihrer Lords zu sich empor, so stünde die Eifersucht und der Neid aller andern Lords gegen ihn und sie. So gaukelt sie Europa eine Jungfräulichkeitskomödie vor, an die natürlich kein Mensch glaubt, führt, wie es ihrer verschlagenen Natur entspricht, ihre sämtlichen Freier, von Casimir von Sulzbach bis zur erhabenen Person des Königs von Spanien, jahre-, jahrzehntelang an der Nase herum und beendet schließlich, um der Politik willen, ihr Leben als unverehelichte, wenn auch nicht jungfräuliche Königin … –
Ganz anders dagegen ihre Schwester und Vorgängerin auf dem Thron, Maria I. (1516-1558), die mit dem entsetzlichen Beinamen »die Blutige« durch die Geschichte schreitet. Tochter der verstoßenen Katharina von Aragon ist sie ebenso eifrig katholisch, wie ihre Halbschwester reformiert. Sie betrachtet es als ihre politische und religiöse Sendung, England wieder unter römische Herrschaft zu bringen, und da der Thronfolger des allermächtigsten und allerkatholischsten Landes, der junge Philipp von Spanien, um sie freit, befällt es sie wie mystische Verzückung, und himmlische und irdische Liebe schlagen flammend über der Siebenunddreißigjährigen zusammen. Nicht nur wie eine verliebte Braut, nein, wie eine Begnadete erwartet sie voll Ungeduld den Tag, an dem der Spanier sie bräutlich umfangen wird, und mit flackernden Augen steht sie an dem großen Webstuhl, um ihren fanatischen Traum in Englands Geschicke hineinzuweben. Es kümmert sie nicht, daß das Volk gegen den großen Katholiken murrt, daß Aufstände entstehen, die blutig niedergeworfen werden müssen; ihre Sorge ist nur, daß Philipp kommt, und daß sie von ihm einen Sohn empfängt. Einen Sohn, einen Erlöser, der die Ketzerei in England ausrottet, und das bereuende Inselreich, fest mit Spanien vereint, nach Rom zurückführt … Mit flackernden Augen steht sie und webt, aber der dunkle Blick wird zärtlich, wenn er den jungen Gatten um Rat fragt, der natürlich zu der Weberei seiner Frau beifällig nickt. Da schlägt in das Geheimkabinett der brandige Geruch der Scheiterhaufen, und über die Schwelle sickert das Blut der Märtyrer, die für ihre Überzeugung gerichtet worden sind … –
Wie ist nun im allgemeinen der Charakter der Frauenpolitik? Kriegerisch oder friedlich? Stetig oder sprunghaft? Diplomatisch oder bramarbasierend? Und wie steht es mit der innern Politik, mit Verwaltung, Schule, Kirche, Handel und Wohlstand des Landes? Wenn man diese Fragen wahrheitsgemäß beantworten will, muß man sagen, daß die Politikerinnen auf dem Thron tüchtige Innenpolitik geleistet haben. Jede von ihnen hat mit allen Kräften getrachtet, eine geordnete und sparsame Verwaltung herbeizuführen, hat für Unterrichts- und Armenwesen gesorgt, so gut es eben nach Zeit und Möglichkeiten ging, hat den Handel gefördert und die Gesetzgebung gemildert. Diesen Vorzügen steht allerdings nicht selten Intoleranz in religiösen und moralischen Dingen gegenüber, die der blutigen Maria zu ihrem entsetzlichen Beinamen verhalf, und Maria Theresia trieb, ihre üble, vielbewitzelte »Keuschheitskommission« einzurichten. In ihrer äußeren Politik bereiten die Frauen eine gewisse Überraschung, denn kaum eine von ihnen ist das, was man pazifistisch nennt, vielmehr sind sie expansionslustig und verschlucken fremdes Gut, ohne daß ihr zarter Magen davon mehr Beschwer verspürt, als der von robusten Männern. Isabella die Katholische von Spanien begünstigt die überseeischen Eroberungen, Elisabeth begründet mit dem erfolgreichen Krieg gegen Spanien Englands Seeherrschaft, und wenn Maria Theresia auch über die Teilung Polens weint und behauptet, man müsse sich darob vor der Nachwelt schämen, so hat Friedrich von Preußen doch recht, wenn er mit grimmigem Hohn sagt: »Sie weint, aber sie nimmt!« Katharina von Rußland dagegen, jeder Sentimentalität abhold, ersparte sich die dekorative Träne, verspeiste mit bestem Appetit nicht nur ihr Stück Polen, sondern auch Kurland und eine tüchtige Schnitte Türkei, und plante zuletzt sogar einen phantastischen Zug nach Persien, den erfreulicherweise ihr Tod vereitelte. Auch Königin Viktoria von England hat zu Indien nicht »nein« gesagt, und sicherlich hätte ihr auch, sofern ihre Tage nicht gezählt gewesen wären, die Burenkolonie ebensowenig Skrupel oder Magenschmerzen verursacht … Nicht selten liegt in dieser fraulichen Expansionspolitik etwas Naiv-Draufgängerisches, das weniger mit Realitäten als mit der eigenen Kraft und dem eigenen Willen rechnet, und darum sieghaft bleibt, wenn auch aller Logik nach der Sieg unmöglich sein müßte. An Katharinas Hof stellt sich eines Tages heraus, daß niemand, inbegriffen die Kaiserin, weiß, wie lang eine Seemeile ist, und Alexander Orloff hat noch niemals ein Kriegsschiff geführt. Aber da Katharina nun einmal Krieg mit der Türkei haben will, und ihn zum Admiral ernennt, sagt er sich: »Frauenwille – Gotteswille«, segelt mit seiner Flotte ab und erringt den großen Sieg bei Tschesne. Da Spaniens unbesiegliche Flotte sich gegen England rüstet, ist auf dem Inselreich für diesen Krieg kaum etwas anderes vorhanden, als die tollkühne Entschlossenheit der Königin, den Kampf aufzunehmen, und der unerschütterliche Wille der Nation, ihn zu gewinnen. Doch weil der Himmel immer denen hilft, die sich selber helfen, bereitet er zum Empfang für die spanischen Schiffe unsichtiges Wetter und Sturm in den englischen Gewässern vor, und obendrein hat der Admiral der unbeweglichen Flotte die kleine Schwäche, daß er das Schießen nicht vertragen kann und sich zwischen Wollsäcke flüchtet, wenn die Kanonen donnern. Ist's da ein Wunder, daß Elisabeth die Gedenkmünze mit der stolz-bescheidenen Inschrift prägen durfte: »Deus afflavit, dissipati sunt.« Vier Worte, die das Ende einer Weltmacht bedeuten und in Schillers Pathos verkünden:
»Gott, der Allmächtige blies,
Und die Armada flog nach allen Winden.«
Mit dem Siegeslorbeer im schön-frisierten Haar stand dann wohl die Politikerin auf dem Thron fröhlich und in neuer Arbeitslust wieder an dem großen Webstuhl und webte an den Geschicken ihres Landes, Tag um Tag, Jahr um Jahr, Jahrzehnt um Jahrzehnt. Doch wenn sie dann, an der Schwelle des Alters, ihr Gesicht von der Arbeit hob, erschraken die Männer des Geheimkabinetts. Erschraken, nicht weil dies Antlitz scharf und faltig geworden war, sondern weil aus ihm sprach, was das Ende jedes großen Politikerlebens ist: Bitterkeit und Menschenverachtung … –