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O Jena, Jena denk' ich dein,
So ist's, als wenn mich Sonnenschein
Und Lenzesluft umfinge!
Holla, Herr Wirt, mein Glas ist leer –
Schafft einen Krug vom Besten her,
Daß ich von Jena singe.
Wo fänd' sich wieder solche Stadt,
So jugendtoll, so freiheitssatt –
Sucht sie in deutschen Reichen!
Das hochgerühmte Heidelberg,
Trotz Scheffel, Riesenfaß und Zwerg,
Darf sich dir nicht vergleichen!
Zwar Schlemmern bist du nicht zu Dank
Und schlecht geeignet ist dein Trank
Zu wonnigem Berauschen.
Und dennoch! Um in dir zu sein,
Möcht' ich das Bier von Lichtenhain
Nicht um Falerner tauschen!
Und ragt in dir kein Riesendom
Und spiegeln sich in deinem Strom
Nicht stolze Schlosseszinnen,
Sind schief auch deine Häuserreihn,
Die Gassen eng, die Plätze klein –
Ein Zauber lebt darinnen:
Das ist der Geist der Fröhlichkeit,
Von dem die Straßen weit und breit
In kecken Liedern tönen,
Der rascher treibt das leichte Blut
Und höher schürt den Übermut
Von deinen Musensöhnen!
Das ist der Geist der Wissenschaft,
Der wirkt und schaffet unerschlafft
In deinen stillen Mauern;
Der manch ein Jünglingsherz erfüllt,
Bis es in Thaten überquillt,
Die unvergänglich dauern!
Das ist der Geist der Poesie,
Der dir Unsterblichkeit verlieh,
Du Stadt am Saalestrande:
Noch leuchtet von den großen Zwein
Verklärend über dir ein Schein
Hinaus in alle Lande!
O Jena, wer in dir gelebt,
In dir geliebt, in dir gestrebt,
Den nahmst du ganz gefangen!
Und zög' er fort in fremdes Land
Und wär's am fernen Meeresstrand –
Sein Herz bleibt an dir hangen.
Doch dächt' er wirklich nimmer dein
Und fiel ihm je das Liedlein ein,
Das sie »vor Jena« singen,
Das süße, traurig-schöne Lied,
Das Wehmut schuf und tief Gemüt –
Es müßt' ihn zu dir zwingen!
O Jena, Jena, teure Stadt,
So jugendvoll, so freiheitssatt,
Bist mir ins Herz gedrungen!
Ihr Freunde auf – das Glas zur Hand,
Ein jeder füll' es bis zum Rand:
Auf Jena sei's geklungen! |