Im Herz des Riesenwaldes,
Der Thüringen umspannt,
Ragt ein Kastell, ein altes,
Schloß Elgersburg benannt.
Hei, wie von grimmer Fehde
Das tosend einst erklang,
Als Winternachts der Schwede
In seine Mauern drang!
Gen Himmel schlug die Lohe!
Und was von Räuberhand
Nicht fiel und nicht entflohe,
Zu Pulver ward's gebrannt!
Es tobte der Barbar sich
Dort so von Grund aus satt,
Daß vom Bericht das Haar sich
Dem sträubt, der – welches hat!
Den dicken Schloßgebieter,
Gelähmt vom Zipperlein,
Den wackern Freiherrn Dieter
Fing man lebendig ein.
Im Hemd thät man ihn finden
Und schleppt' ihn so am Bart
Zum Hof. Dort ging's ans Schinden
Nach edler Schwedenart:
Erst zwang man ihm zwölf Kannen
Eiswassers in den Bauch,
Dann sprangen vier der Mannen
Auf den gefüllten Schlauch.
Drauf nahm mit Pferdestriegeln
Die wüste Schar ihn vor,
Bis daß sich von dem Bügeln
So Hemd wie Haut verlor!
Nun schleiften sie den Dicken
Zum Schloßhofbrunn im Trab
Und zogen ihn an Stricken,
Laut johlend, auf und ab.
Aufs Letzt' ließ man ihn schweben
Im Wasser bis zum Mund,
So daß er nit wohl leben,
Doch auch nit sterben kunnt.
Erst in den Morgenstunden
Fand dort ein Bauer ihn
Und ließ den Sprachlos-Wunden
In seine Hütte ziehn.
Man rieb ihm Brust und Rücken
Mit Talg und Hammelfett
Und türmte auf den Dicken
Ein thüringsch' Federbett.
Drei Tage ohne Regung
Der wackre Dieter lag
Und kam erst in Bewegung
Ganz früh am vierten Tag.
Da fuhr er in die Höhe – – –
Ihm war – er wußt' nit wie –
Vom Kopf bis in die Zehe
So wohl, so leicht wie nie!
Der jahrelang Kontrakte
Stand plötzlich auf dem Bein!
Und schritt – im schnellsten Takte
Schritt mühlos und allein!
Da that er niederknieen
Und rief in sel'gem Schreck:
»Herrgott – und unbeschrieen –
Das Zipperlein ist weg!« |