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Pitscherl galt in Hundekreisen Allgemein für einen Weisen. Als ein solcher, der modern, Lag ihm jeder Skrupel fern. Ohne Nietzsche je zu lesen, Stand er jenseits Gut- und Bösen, Sein Gewissen war sehr weit Und sein Wahlspruch allezeit: Seine Eigenart bethät'gen – Respektive: Fleischer schäd'gen. Einz'ge Pflicht auf dieser Erden Schien ihm: möglichst satt zu werden. – Schlimm nur, daß der Metzger Schar Hierin andrer Ansicht war. Einst, da er im Schlächterladen An ein Schinkenbein geraten, Da vernahm er, schnaufend, plötzlich Eine Stimme ganz entsetzlich: »Beinah vierdreiviertel Pfund – Warte, Himmelhöllenhund!« Und im Nu war er gepackt Und – der Schwanz ihm abgehackt! O mein Gott, wie Pitscherl schrie! Und verwunden – hat er's nie. – Als der erste Schmerz vorbei, Zog er mit Kollegen drei Hin zu einer feuchten Ecke, Setzte sich am besten Flecke Auf die Hinterbeine sachte (Was sich jetzt so anders machte!), Strich nach Philosophenart Mehrmals Schnauz- und Knebelbart Und begann nach diesem so: »Ach, was sind die Menschen roh Und voll Ungerechtigkeit Und vom Ideal noch weit! Also um ein Schinkenbein, Um ein lump'ges Häppchen Schwein Rauben sie uns unsern Sterz! Klingt's nicht wie ein schlechter Scherz? Dort: erbärmliche fünf Pfunde, Hier: das Edelste vom Hunde! Dort: ein jämmerlicher Knochen, Hier: worauf wir Hunde pochen, Unser Schmuck und unsre Zier! Dort: ein Stückchen totes Tier, Hier: ein höchst lebend'ges Glied! Freunde, welch ein Unterschied! Wahrlich, teuere Gefährten, Diese Werte umzuwerten Ist es Zeit, ist's hohe Zeit! Und – ich bin dazu bereit.« – Pitscherl sprach's. Und es geschah Und der »Überhund« war da! |