Georg Bötticher
Alfanzereien
Georg Bötticher

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Der Ritter.

          Am blühenden Sommermorgen schwang
Aufs Roß sich ein mutiger Reiter.
Sein Auge blitzte, sein Schwert erklang
Und hell ertönt' sein kecker Sang:
»Nur weiter, mein Rößlein, nur weiter!

Zu Abenteuern, gewaltig und schwer,
Sollst du mich heute noch tragen.
Den Riesen und Drachen gilt mein Speer,
Will ruhen und rasten nimmermehr,
Bis ich sie all' erschlagen!«

Der Weg ward steil, dem Reiter ward warm:
Die Sonne schoß glühende Pfeile.
Da winkte der Schenke verlockender Arm
Und jubelnd grüßte der Zecher Schwarm,
Verführerisch klang es: Verweile!

Abstieg er und letzte aus bauchigem Krug
Die Kehle, die lange gefastet,
Und that manch tiefen, durstigen Zug.
Doch endlich rief er: »Nun sei es genug –
Zu lang schon hab' ich gerastet!«

Da, horch, erklang es in prächtigem Chor! – –
Und es lauschte der Ritter in Träumen –
Die Töne umrannen, umspannen sein Ohr – –
Doch plötzlich rang er sich kräftig empor:
»Nun gilt es, nicht länger zu säumen!«

Da trat aus lauschigem Kämmerlein
Frau Wirtin, schön wie Frau Minne.
Ihr Rosenmündlein kredenzt ihm den Wein:
»Herr Ritter und wollt Ihr mich lassen allein?«
Dem brannten und schwanden die Sinne.

Und als der Thau erblinkte im Gras
Und die Sternlein am Himmel verglommen,
Der Ritter noch bei der Schönen saß
Und Welt und Riesen und Reiten vergaß:
Er ist nit weiter gekommen.

* * *

O Leben, wie bist du vorübergerauscht –
Wie ein Sommertag bist du verflogen!
Zu lange hab' ich den Liedern gelauscht,
Zu lange gebechert und Küsse getauscht –
Ach, wär' ich weitergezogen!

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