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Am 12. Aug. 1675 gab Georg dem englischen Gesandten, der ihm den Hosenband-Orden überbracht hatte, ein Fest, nach welchem obige seltsame Geschichte sich ereignete. Der Page Heinrich von Grunau war bereits 38 Jahr, als er diesen Trunk über den Durst gethan. Im Alter wurde er durch eine sehr geringe Pension (16 Thlr.) unterstützt, da er sich wahrscheinlich früher die Gunst des Hofes verscherzt hatte. Dieser berühmte Page starb zu Schmöllen den 9. Dec. 1744 im 107. Jahre.
(1675)
Der Kurfürst Georg gab ein stattliches Mahl
Zu Königstein auf der Veste,
Da kreiste mit flüssigem Gold der Pokal
In der Christiansburg altem kurfürstlichen Saal
Und belebte die Herzen der Gäste.
Mit scherzender Lippe ward plaudernd gezecht
Des Weines begeisternde Labe;
Just wie der Herrscher, so ist auch der Knecht,
Dies Sprüchlein befolgte getreulich und recht
Kredenzend
von Grunau der Knabe.
Im Vorgemach leert' er mit fröhlicher Hast
Heißblütig Becher auf Becher.
Die Mitternacht ruft zu erquickender Rast,
Es schleicht von der Tafel sich Gast schon um Gast,
Nur der Page bleibt rüstig als Zecher.
Doch endlich besiegte die Kraft ihn des Weins
Mit berauschender seliger Schwüle,
Kaum sieht der Page verdüsternden Scheins
Die Kerzen, so wankt er – vom Thurme schlägt's Eins –
Hinaus in die nächtige Kühle.
Zum Walle lenkt' er den schlotternden Tritt,
Als ob schon im Gehen er schliefe;
Auf dem schmalen Felsenrand hält er – – ein Schritt –
Ein einziger noch – und der Page glitt
In die schroffe, zerschmetternde Tiefe!
Auf die Platte streckt er sich sonder Acht,
Als wär' es ein Bett der Kaserne;
Todmüde schließen die Augen sich sacht,
Rings um ihn die laue, die schweigende Nacht,
Hoch über ihm leuchtende Sterne. –
Der klare Morgen röthet und hellt
Des Königsteins felsige Zinnen –
Wo bleibt der Page? – der Kurfürst schellt –
Die Stimme der Diener sie ruft und gellt
Vergeblich nach außen und innen.
Da plötzlich entdeckt' auf dem Felsenrand
Eine Schildwach den seltsamen Schläfer,
Den mit ehernen Fesseln der Traum noch umwand,
Sorglos, ob die Sonne hellblendend erstand,
Ob ihn Vögel umschwirrten und Käfer.
Kaum hört es Georg, so eilt er herbei,
Läßt den Pagen durch Seile befesten,
Läßt Trompeten schmettern lustig und frei,
Daß der Tusch in die Thale hallt von der Bastei
Zur fröhlichen Kurzweil den Gästen.
Der Junker erwacht vom Trompetenschall,
Er reibt sich Augen und Stirne;
Jetzt sieht er den Fürsten, der Höflinge Schwall,
Den Himmel droben – und drunten den Wall,
Den Abgrund – da schwankt's ihm im Hirne.
Er fühlt sich gebunden – voll Scham und Pein;
Georg lacht und droht mit dem Finger,
Den Dienern winkt er – bei jubelndem Schrei'n
Ziehn flink sie über den Wall ihn herein,
Gerettet steht Grunau im Zwinger.
Er fällt auf die Knie: »Durchlaucht, Pardon!
Geh' nie mehr auf schwindligen Wegen!«
Der Kurfürst nickt ihm: »Du littest den Lohn,
So merk' dir dein Lebtag den lustigen Thron,
Das
Pagenbett, wo du gelegen!«