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Gründung der Universität Leipzig.

(1409)

Auf dem Markte, durch die Gassen
Welch ein Lärm im alten Prag!
Tobende Studentenmassen
Stürmen fluchend vom Gelag.

Schwerter klirren statt der Kannen,
Statt des Weines funkelt Blut:
Nicht ein Haarbreit läßt sich bannen
Stolzer Privilegien Gut.

Um das Wahlrecht wird gestritten,
Schroff getheilt sind die Partei'n, –
Deutsche hier, und hier Hussiten
Stehn für ihre Freiheit ein.

Zügellos in wilden Strömen
Braust's herbei von fern und nah:
»Hussa! Huß und seine Böhmen,
Vivat Academia!«

Burschen, keck im Lederkoller,
Stellen sich der Böhmen Stahl:
»Basta! unsre Stimm' ist voller,
Deutschen ziemt die Rectorwahl!« –

Johann Hoffmann, letzter Rector,
Sprich ein Wort von hellem Ton;
Sei ein sühnender Protector
Deiner deutschen Nation!

Und er naht, der Würdenträger,
Theilt der Gährung Flutenbett,
In der Hand den blanken Schläger,
Auf dem Haupte das Barett:

»Haltet ein, Commilitonen!
Huß, die Gans, hat obgesiegt!
Ihre goldnen Eier lohnen,
Wenn sie König Wenzel wiegt!

»Deutsche! laßt von eurem Grimme,
Wunder thut ein goldnes Ei:
Ihr besitzt jetzt eine Stimme,
Doch die Böhmen haben drei.

»Laut ernannt hat König Wenzel
Jetzt als Rector seinen Koch! –
Schnürt die flotten Burschenränzel,
Böhm'schen Dachsen laßt ihr Loch!

»In des Carolinums Hallen
Mögen vor dem Koch sie knien,
Unsre Fahnen lasset wallen,
Laßt uns in die Weite ziehn.

»Lebt ein Friedrich doch in Meißen
Aus dem fürstlichsten Geschlecht,
Streitbar wird er zwar geheißen,
Aber streitbar für das Recht.

»Auf nach Leipzig, wo der Handel
Blüht in seiner Fürsten Hut,
Neue Stadt gibt neuen Wandel,
Frische Kraft und frischen Muth!«

»Hurrah!« scholls gewitterbrausend,
»Hurrah!« im Studentenkreis.
Tausend folgten, aber Tausend
Dem beherzten, würdgen Greis.

Welch ein Festzug sonder Gleichen!
Unter Fahnen zieht der Chor,
Und der Apotheke Zeichen
Blitzt als »goldner Löwe« vor.

Jubelnd gehts durch Thor und Gassen:
»Grüß dich, Leipzig, wir sind da!
Markgraf! woll' uns nicht verlassen!
Vivat Academia!«