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Herzog Heinrich und die Bürger.

Am heilgen Dreikönigstage,
Da wimmelt's im Saale von Gästen:
Herr Ragwitz, Dechant von Freiberg
Gibt ein fröhliches Mahl zum Besten.
Zunftmeister, Bürger und Ritter
Verbrüdern sich heut als Zecher:
Ihr Panier ist die Rose der Freude,
Ihre Losung Schüssel und Becher.

Da öffnet sich weit die Thüre,
Der Herzog tritt in die Halle;
»Hoch Herzog Heinrich!« ertönt es
Dreimal mit dröhnendem Schalle.
Leutselig grüßt er und klopft sich
Den Panzer von Elennsfelle,
An dessen Gürtel zwei Dolche
Erglänzen in silberner Hülle.

Es folgt ihm dicht auf dem Fuße,
Gekleidet bunt wie ein Kiebitz,
Sein erprobter Gefährt' auf Reisen,
Der Kammerlakai Nickel Griebitz.
Und mit ihm wackeln behäbig
Treu ihres Gebieters Pfade:
Ein kleiner Mohr, eine Dogge,
Das Kleeblatt fürstlicher Gnade.

Der Herzog grüßt: »Bürger! ich bring euch
Schneewetter mit meinem Gruße,
Mir sagt es die alte Narbe,
Mein Wetterkalender am Fuße!«
Schnell greift er nach einem Sessel,
Gibt die Fausthandschuhe dem Mohren,
Das Barettlein dem Nickel Griebitz,
Der Dogge scherzend die Sporen:

»Kommt nicht aus dem Text, ihr Herren,
Sonst les' ich den Text euch selber.
Das Herz es sei unser Singbuch,
Drin werden die Blätter nicht gelber!«
Die Pokale klingen – es brauset,
In dem Busen des Herzogs zündend,
Sein Leiblied: » Illuminare
Jerusalem!
« wonneverkündend.

Drauf hebt der Dechant den Becher:
»Mein Herzog im Rautenlaube,
Sanft mochte dein Herz wol erglühen
Bei Candia's feuriger Traube;
Hoch mocht' es in Kühnheit klopfen
Bei der Böller donnerndem Qualmen,
Wol mocht' es süß sich ergötzen
Unter syrischen Schattenpalmen:

»Doch Böller, Palmen und Trauben
Mehr schirmen sie nicht und letzen,
Als treue Sachsengemüther,
Die den Fürsten lieben und schätzen.
Dieser Becher erklingt dir, o Heinrich,
Der Hilflosen Schützer und Rather,
O bleibe dem Bürger, dem Volke
Ein gnädiger liebender Vater!« –

Dem Herzog perlt es im Auge,
Er stemmt sich empor vom Sessel:
»Mein Wort! wir bleiben die Alten,
Bleibt uns die gemeinsame Fessel!
Einträchtig geht Herrscher und Bürger,
Führt Jeder das Recht nur im Schilde,
Dem Fürsten gebührt der Gehorsam,
Dem Volke des Fürsten Milde.

»Gott achtet die König' und Herrscher
Wie Kinder die Karten achten,
Die halten die bunten Blätter,
So lang sie vergnügt sie betrachten;
Dann werfen sie unter die Bank sie,
Und lassen geruhig sie liegen,
Gleichviel, ob sie dort vermodern,
Ob in alle vier Winde sie fliegen.

»Wann edel die Fürsten regieren,
Gottselig Segen verspenden,
Hält hoch sie der Herr der Welten
Mit gnädig beschirmenden Händen;
Doch spreizen sie übermüthig
Und stolz sich dem Volk zum Verderben,
So stößt er die Hoffarth vom Stuhle,
Und tritt ihre Kronen in Scherben!«



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