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(Aus »Arnljot Gelline«)
Meerwärts verlangt es mich, ja zum Meere,
Das fern dort ruhsam rollet in Hoheit.
Nebelgebirge, lastende, tragend,
Wandert es ewig sich selbst entgegen.
Lind senkt sich der Himmel, hell ruft die Küste,
Es kann nicht weilen, es kann nicht weichen.
Klagend wälzet es seine Sehnsucht
In Sommernächten, in Winterstürmen.
Zum Meere verlangt mich, ja zum Meere,
Das fern dort erhebet die kalte Stirne.
Siehe, die Welt wirft darauf ihren Schatten
Und spiegelt flüsternd hinab ihren Jammer.
Aber warm und lichtsanft streichelt's die Sonne
Und spricht ihm munter von Lebensfreuden.
Eisig, schwermütig-ruhig doch immer
Versenkt es den Trost und versenkt es die Trauer.
Der Vollmond saugt – , der Sturm reißt es an sich,
Doch kein Griff packt, und die Wasser strömen.
Hinabwirbelt Tiefland, Berge hinschmelzen:
Zeitlos bespült es der Ewigkeit Ufer.
Was es erfaßt, geht mit ihm die Wege;
Was einmal sinket, das steiget nimmer.
Kein Bote naht, kein Schrei wird vernommen,
Und der Wogen Sprache kann niemand deuten.
Zum Meer hinaus, weit hinaus zum Meere,
Das Versöhnung nicht kennt eines Wellenschlags Dauer!
Allem, was seufzet, ist es Erlöser,
Doch weiter schleppt es das eigne Rätsel.
Fühl' seinen seltsamen Pakt mit dem Tode:
Ihm alles zu geben – sich selbst nur nimmer.
Mich führt, o Meer, deine große Schwermut
Und streift zu Boden die matten Pläne
Und läßt entfliegen die bangen Wünsche:
Dein kalter Atem kühle die Brust mir!
Und der Tod mag folgen, auf Beute lauern:
Wir würfeln ums Leben noch ein Weilchen!
Noch reiß' ich Stunden weg deiner Raublust,
Unterm Drohblick des Zornes die Flut durchschneidend,
Du sollst nur bauschig füllen mein Segel
Mit deinen sausenden Todesorkanen,
Nur eilender trage der Woge Rasen
Mein kleines Fahrzeug zu stillen Wassern.
Ob einsam und düster auch am Steuer,
Verlassen von allen, gestundet vom Tode,
Wenn fremde Segel von ferne winken
Und andere nächtens vorbei mir streichen:
Den Unterton zu belauschen der Strömung
– Des Meeres Seufzer, wenn Atem es holet –
Und der Welle Kleingang gen das Gebälke
– Des Meeres Zeitvertreib in der Schwermut.
Da spülen die Wünsche langsam hinüber
In der Allnatur meerestiefe Schmerzen,
Und der Nacht und des Wassers rauher Anhauch
Rüstet fürs Reich des Todes die Seele.
Dann kommt der Tag! Und in weiten Bogen
Aufspringt der Mut zum Lichte, zur Wölbung
Das Schifflein schnauft und legt seine Seite
Mit Wollust hinab in die kalten Wogen,
Und der Bursch erklettert den Mast mit Singen,
Das Segel zu richten, auf daß es schwelle,
Und die Gedanken, wie müde Vögel,
Doch ruhlosen Fluges, umschwärmen die Raaen...
Ja, ja, zum Meere! Dahin zog Vikar!
Gleich ihm zu segeln, gleich ihm zu sinken
Im Vordersteven für König Olav!
Mit dem Kiel zerteilen das kalte Bedenken,
Doch Hoffnung haschen vom leisesten Lüftchen.
Mit des Todes Finger hinten am Steuer,
Mit des Himmels Klarheit vorn über den Bahnen!
Und dann einmal, in der letzten Stunde,
Zu fühlen, die Nägel lösen sich langsam,
Und es drückt der Tod auf das Plankengefüge,
Daß vom Kiel die erlösende Flut heraufschwillt!
Dann hingestreckt in den feuchten Segeln
Und still hinüber ins ewige Schweigen. –
In großen, mondscheinklaren Nächten
Strandwärts roll' meinen Namen die Woge!