Robert Ascher
Der Schuhmeier
Robert Ascher

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Neuntes Kapitel

Die Familie Schuhmeier waren entthronte Hausmeister. Das Verhältnis zwischen Hausherren- und Hausmeisterleuten wurde immer gespannter. Der Vater Schuhmeier tat alles, um die Kluft zu erweitern. War er doch mit Gott und der Welt übers Kreuz. Die Frau Schuhmeier bemühte sich immer wieder, die Kluft zu überbrücken, aber schließlich brach der schmale Steg doch einmal ein. Sie mußten ihre sieben Zwetschken packen und der Hirschengasse Ade sagen. – Sie zogen für kurze Zeit in die Haydngasse und dann nach Fünfhaus auf den Reithofferplatz auf Zimmer und Küche. Diesmal als zinszahlende Partei. Die Nettl half der Mami fest beim Geldverdienen und im letzten Augenblick fand der Vater einen Geschäftsdienerposten. Und einen Bettgeher konnten sie sich auch nehmen, der in der Küche schlief. Dadurch brachten sie einen Teil des Zinses herein.

Es war zwar kein annehmliches Wohnen und Hausen, einiger Gulden wegen einen wildfremden Menschen im Intimsten, im Eigensten, das der Mensch hat, herumsitzen und herumgehen zu haben, noch dazu, wenn dieses Intimste und Eigenste so eng war, daß eines dem anderen im Wege stand. Auf diesen wildfremden Menschen Tag und Nacht Rücksicht nehmen und vor lauter Rücksichtnehmen auf ein eigenes Leben verzichten müssen – aber so lebten damals die meisten von der Armut Gezeichneten, sofern man das überhaupt noch leben nennen will.


Der Borinsky-Onkel hat den Buben einmal auf die Seite genommen und ihm, sicher nicht aus eigenem Antrieb, den Rat gegeben, sich eine Lehre zu suchen. »Das is das Vernünftigste, was du tun kannst,« meinte er, »erstens lernst was, und zweitens hast du dei Ruh, und i könnt auch schon eine brauchen, wann's für mich auf der Welt überhaupt eine gibt.«

Der Herr Lehrer Blaschke, den der Franzl um Rat bat, empfahl ihm, Graveur oder Ziseleur zu werden. Er wäre seiner zeichnerischen Fähigkeiten wegen für diese Kunsthandwerke wie geschaffen. Die Genossenschaft vermittelte den Schuhmeier-Franzl als Lehrling mit Kost und Quartier an den Ziseleurmeister Großkopf in der Neubaugasse.

Der Abschied vom Gärtnerhause war nicht sehr dramatisch. Die Marietant packte ihm sein Binkerl. Der Borinsky-Onkel steckte ihm heimlich zwei Gulden zu, versetzte ihm noch ein Magenbeugel und ermahnte: »Daß d' mir brav bist, Bua, daß i nix hör von dir. Pfüat Gott.«

Damit wandte er sich ab. Der Bub sollte nicht sehen, daß dem alten robusten Rosselenker aus jedem Auge eine Träne tropfte. Noch einmal drehte sich der Alte um und sagte: »Wannst was brauchst, weißt, wo i bin, aber net da, auf 'm Standplatz.«

Sein breiter Rücken verschwand langsam.


In der Neubaugasse hat die Mami auf den Franzl gewartet und ihn unter vielen Belehrungen und Ermahnungen zum Herrn Meister Großkopf geführt.

»Das schaut nicht schön aus,« war ihre Meinung, »wann der neue Lehrbub so allein hereingeschneit kommt. Der Lehrherr soll wissen, daß Eltern da sind und daß der Bub nicht allein steht in der Welt.«

Der Meister war abwesend.

»Mein Mann hat einen Gang,« empfing ihn die Frau Meisterin, »aber das macht nix. Komm nur schön her, ich zeig dir zuerst dein Bett, siehst da ist es – in dem Kasten das dritte Fach g'hört dir, da räumst dir deine Sachen ein, aber um Nettigkeit möcht ich bitten, Schlamperei gibt's bei uns nicht und dann werd ich dir zeigen, was du zu tun hast.«

Es war ein Hofkabinett, in dem nebst einem Kasten, drei Sesseln, einem Stockerl mit einer blechernen Waschschüssel noch drei windschiefe Feldbetten standen. In diesem Betrieb arbeiteten außer dem Meister ein Geselle und ständig drei Lehrbuben.

Der Franzl ordnete seine Habseligkeiten und voll Lerneifer ging er in die Werkstätte: »So, bitt' schön, ich bin fertig und möcht anfangen.«

Zwei Lehrbuben kicherten. Der Geselle lächelte wie einer, der sich besser auskennt.

»Oho,« bremste er Franzls Eifer, »so gnädig hast es mit der Arbeit? Wird dir schon noch zu viel werden.«

»O nein,« versicherte der Neue, »je mehr, desto besser.«

Die beiden Lehrbuben kicherten noch unverschämter. Der Geselle gebot ihnen: »Maul halten, sonst setzt's was«, und zum Franzl: »Na, dann geh nur zur Frau Meisterin 'nein, die hat Arbeit genug in Vorrat.«

Der Franzl ging hinein. Drinnen war auch schon der Meister, der beim Küchentisch saß und auf sein Gabelfrühstück wartete, das die Meisterin zubereitete.

Der Meister beguckte sich den neuen Lehrbuben von allen Seiten. »Wie heißt du?« frug er.

»Schuhmeier Franz«, antwortete dieser artig.

»Bei uns heißt du Franzl,« entschied der Meister »und bei uns heißt's arbeiten, daß die Schwarten krachen und Wehleidigkeit gibt's bei uns keine, wenn mir oder der Frau Meisterin einmal die Hand ausrutscht, und sich in deine Ohrwascheln verfangt. Das werden die besten Ohren. Hast verstanden?«

»Jawohl, Herr Meister«, antwortete der Schuhmeier Franz und stand, wie's ihm die Mami geheißen, respektvoll stramm.

»Dann ist's gut. So und da hast a Glasel und 'nauf in die Neubaugassen, gleich Eck der Siebensterngassen, dort is a Wirtshaus, dort sagst, es g'hört für mich und bringst mir a Krügel Lager. Aber gib acht, daß dich der Schankbursch net anschmiert und a Abzug einschenkt. Zahlt wird's auf d' Nacht. Und jetzt nimm d' Füß in d' Händ.«

Der Franzl rannte pflichteifrigst, um dann endlich in die Mysterien seines Berufes eingeweiht zu werden.

»Ganz ein nettes Bürscherl,« meinte der Meister, als er draußen war.

»Nur nicht zu familiär werden,« ermahnte die Frau Meisterin, »sonst haben diese Buben von heutzutag kein Respekt und nehmen sich weiß Gott was heraus. Nur kurz halten, das hab ich dir schon oft genug g'sagt. Aber du mit deiner Gütigkeit ... Wo du damit schon so schlechte Erfahrungen g'macht hast.«

»Wahr ist's,« bestätigte der Meister, »ich hab auch um fünfe in der Früh aufstehen und bis in die sinkende Nacht tschinageln, auf d' Nacht, wann ich schon hundsmüd war, und den ganzen Sonntagvormittag in der Lehrbubenschul sitzen müssen und dafür extra noch mehr Schläg wie z' essen kriegt.«

»Drum is was worden aus dir«, ergänzte die Frau Meisterin diesen historischen Rückblick.

Der Franzl brachte das Bier. Der Meister hielt es gegen das Licht. Seine Mienen verfinsterten sich.

»Wann man ein Narren auf 'n Markt schickt, freuen sich die Krämer«, sagte er sehr ungehalten. »Ist das eing'schenkt? Wo ist bei dem Bier der Faum? Hast ihn etwa wegg'schleckt? Und is das a frisches Bier? Ha? Das is a Lack, das soll der Wirt selber saufen. Geh z'ruck damit und komm ma net ohne a frisches mit einer Generalsborten. Avanti.«

Der Franzl lief mit dem Bier zurück, erschien aber bald wieder mit untröstlichem Gesicht und dem beanstandeten Bier, das jetzt noch lackartiger aussah. »Bitte, Herr Meister,« meldete er, »sie haben g'sagt, sie haben kein anderes.«

»So,« grollte der Meister, »hams das g'sagt, und was hab ich dir g'sagt? He? Daß ich das Bier net mag und du ein anderes bringen sollst. Hab ich das g'sagt? Und du laßt dir jeden Schmarrn anhängen? Also, das seh ich schon, aus dir wir d nix. Geh mir aus die Augen, sonst...«

Und drohend schwang der Zürnende das Krügelglas, als ob er es über den Sünder schütten wollte. Dann goß er es in seinen Schlund.

Der Franzl stand ratlos da.

»Halt keine Maulaffen feil, Zeit ist Geld,« tadelte nun die Frau Meisterin, »da hast ein Einkaufskorb und holst mir von der Krowotin vis-a-vis um zwei Kreuzer Zwiefel, um ein Kreuzer Grünes, ein halben Kilo Spinat, und sie soll dir, wie immer, ein paar Pletschn für die Hasen geben, und beim Fleischhauer bringst 30 Deka Kügerl – aber ein anständiges Stückerl Fleisch soll er hergeben und kein Hundsfutter, verstanden? – und beim Kaufmann am Eck holst ein halben Kilo Würfelzucker und ein Paprika und da hast die Kanne, bringst ein halben Liter Petroleum, verstanden?«

Der Junge schob seinen Arm unter den Henkel des Einkaufskorbes, steckte das Geld ein, übernahm die Petroleumkanne und wollte gehen.

»Halt, Bua,« befahl ihn der Meister zurück, »mir bringst vom Tabakkramer das Extrablatt und zehn Sportzigaretten, aber weiche und keine so harten Pfosten, aber g'schwind, net so hoppadatschert, bei uns muß a Lehrbub schießen wie a Vorreiter von der Dampftramway, verstanden?«

Der Franzl bemühte sich so günstig als möglich einzukaufen, aber es gelang nicht. Vom Meister bekam er das erste Kopfstück, weil die Zigaretten infolge unsachgemäßer Verwahrung in der Rocktasche ausgeronnen waren. Die Meisterin schlug entsetzt die Hände über dem Kopf zusammen, als sie Stück für Stück prüfte. Was sich der dalkerte Bua alles anhängen laßt! Sie boxte den ganz verzagten Franzl in die Rippen und schimpfte mit einer Zungenfertigkeit, die betäubte, und alles mußte er umtauschen gehen.

Und als er dann doch brachte, was die Wählerische halbwegs zufrieden stellte, ohne daß sie es merken ließ, fiel ihr ein: »Jessas, bald hätt ich vergessen, renn g'schwind in die Eszterhazygassen nach Mariahilf 'nüber, auf achte ist ein Schuster, dort sind vom Meister ein paar Schuh zum Doppeln, die bring und er soll ein Schachterl Wichs draufgeben, verstanden?«

Wieder lief er. Und als er wiederkam, mußte er eine Wasserbutte auf den Buckel nehmen und vom öffentlichen Auslaufbrunnen Wasser holen. Dann mußte er drei Paar Schuhe putzen, das Lehrbubenkammerl lüften und auskehren und noch geschwind beim Kaufmann einen gestoßenen Pfeffer holen und Kaffee reiben, worüber die Mittagszeit heranrückte. Nun mußte er schleunigst den Meistersohn Schorschl, der in die zweite Klasse ging, von der Schule abholen. Dieses erste Mal wurde der zweite Lehrbub mitgeschickt, weil der Franzl noch nicht das Vergnügen hatte, den Schorschl persönlich zu kennen. Der Rückweg führte an der Spielschule vorbei, von wo die vierjährige Tildi nach Hause zu bringen war.

»Wie lange lernst du schon?« holte der Franzl seinen Mitlehrbuben aus.

»Anderthalb Jahr«, sagte dieser, stand schon wieder, wie schon einige Male vorher, vor einem Greißlerladen und bewunderte die ausgestellten dürren Würste und den Schweizerkäse mit den großen Löchern. Plötzlich ging er den Franzl an: »Hast zwei Kreuzer? Kannst mir's bis Samstag leihen?«

»Zu was?« wollte der Franzl wissen.

»Ein damischen Hunger hab i, i möcht mir ein Schusterlaberl kaufen, mir kracht direkt der Magen.«

Der Franzl frug: »Is denn net gleich Mittag? Kriegst denn da nix zu essen?«

»Ja, ein aufg'wärmtes Kraut von gestern und wann ich Fleisch dazu will, muß i mich in 'n Hintern beißen,« beklagte sich der im Wachsen begriffene Jüngling, »i weiß net, i muß krank sein, i könnt den ganzen Tag nix wie fressen.« Und lüstern schaute er auf die herrlichen Fressalien im Greißlerladen.

Der Franzl hatte die zwei Gulden vom Borinsky-Onkel bei sich. Noch ungewechselt. Einen ganzen Gulden wagte er nicht dem fremden Knaben anzuvertrauen. Er holte daher selber das begehrte Schusterlaberl, das noch warm war und angenehm duftete, heraus und der ewig Hungrige verschluckte es wie eine Riesenschlange ein Lamm.

»Laß mich net vergessen, am Samstag, daß ich dir die zwei Kreuzer abstreit.«

»Kannst schon viel?« erkundigte sich der Franzl.

»Und ob,« sagte der mit dem Schusterlaberl im Leibe, »wer bei uns auslernt, is a g'machter Mann. Als Stütze der Hausfrau könnt i schon gehn. Scherberl austragen, kann i aus 'n ff, daß a Krügel Bier a drei Zentimeter breite Borten haben muß, weiß i aa schon, und für d' Frau Meisterin in d' Lotterie setzen, ohne daß der Meister davon was spannt, das kann i wie kein zweiter. Und jetzt wirst du in die Wissenschaften eing'führt.«

»Das mein i ja net, was du von der Kunst verstehst, mein i«, drang der Franzl weiter.

»Von der Kunst hab i noch kein Dunst,« grinste der, »dazu is a Lehrbub net da.«

Als sie zur Schule kamen, stand der Schorschl schon vor dem Tore und war sehr ungnädig, daß sich die zwei Plaudertaschen verspätet hatten, was er der Mutter zu sagen drohte, und in der Spielschule fanden sie die Tildi heulend, weil alle anderen Kinder schon abgeholt waren und sie allein mit der Lehrerin warten mußte, bis wer um sie kam.

Das Kopfstück faßte diesmal der ältere Lehrling. Der Redestrom der Frau Meisterin ergoß sich über beide.

Das Mittagmahl mußten die drei Jünger der Ziseleurkunst im Lehrbubenkammerl einnehmen. Tisch gab es keinen. Jeder nahm sich seinen Teller aufs Knie und löffelte. Richtig gab es aufgewärmtes Kraut mit je einem Knödel.

Der älteste Lehrbub sagte: »Därfst net glauben, daß mir alle Tag Kraut kriegen, das gibt's nur unter der Wochen, daß mir net aus der Übung kommen. Am Sonntag aber wird was Feines auftischt, Linsen, mein Lieber, und als Dessert Powidlgolatschen vom Sonntag vorher. Die san delikat, nur mußt achtgeben, daß dabei kein Stockzahn draufgeht.«

Sie waren noch gar nicht fertig mit der Mahlzeit, als schon die Frau Meisterin den Kopf hereinsteckte: »Was is denn, meine Herren Buben, schaut's dazu, arbeiten gehn, zum Herumspielen haben wir keine Zeit, verstanden?« Rasch verschlangen sie, was noch auf den Tellern war, und gingen wieder an ihr Tagewerk.

Der mittlere Lehrbub meinte noch: »Is a gute Frau, die Frau Meisterin. Nach dem Essen is Bewegung g'sund, darum treibt s' uns an.«

Der Franzl mußte sich wieder bei ihr melden.

»So,« begann sie, »da bind dir die Schürzen um, damit du dich nicht schmierig machst und hilf mir G'schirrwaschen. Aber die Mauer nicht anspritzen, sonst hab ich dich bei die Haar, und nix zerbrechen. Was du brichst, wird dir abg'zogen, verstanden?«

Er wusch das Geschirr und das Eßzeug, und wenn er einen ungeschickten Handgriff machte, war die Meisterin schon da und unterwies ihn wie er es besser zu machen hatte. Er mußte diese Arbeit unterbrechen, weil der Meister rief und ihn um ein Werkzeug schickte, das ausgegangen war, und nebenher gleich wieder um Zigaretten.

Zurückgekehrt, wurde wieder die Schürze umgebunden und weiter gewaschen. Die Frau Meisterin drängte ihn, fertig zu werden, weil es bald dreiviertel auf Zwei sein und die Kinder zur Schule geführt werden müßten. Auch das war getan. Jetzt hieß es, in die Stadt liefern gehen, aber eiligst, denn am Rückweg mußten die Kinder wieder von der Schule geholt werden.

In die Innere Stadt kam der Franzl zum erstenmal allein. Er fand sich nicht leicht zurecht und mußte zehnmal um den richtigen Weg fragen.

In der Kärntnerstraße, in der er nur langsam vorwärtskam, kitzelte ihn auf einmal ein Peitschenriemen an der Nase. Der Borinsky-Onkel fuhr vorbei und lachte wie ein Vollmond vom Kutschbock herunter:

»Hörst Bua, i hab glaubt, du bist a Ziselierer, derweil bist a Dienstmann worden.« Und schon war er wieder weg. Wo er ablieferte, beanständete man allerlei und wollte ihm weniger bezahlen, als auf der Rechnung stand. Weniger zu nehmen, traute er sich nicht, darum nahm er lieber die Ware wieder mit. So brachte er die beiden Kinder und das Paket nach Hause. Dafür gab es das zweite Kopfstück. Der Meister und noch mehr die Frau Meisterin haben auf das Geld gewartet, das er hätte bringen sollen, weil eine dringende Zahlung fällig war. Der, dem gezahlt werden sollte, stand sogar schon in der Werkstätte und wartete. Noch einmal mußte der Franzl in die Stadt jagen.

»Nimmst, was du kriegst,« schärfte ihm der Meister ein, »das andere werd ich schon selber in Ordnung bringen.« Müde und hungrig machte er sich wieder auf den Weg. Es klimperte wohl Geld in seiner Tasche, aber das wollte er sparen auf neue Bücher und für die Mami und auf Zeichenmaterial, um sich in der Zeichenkunst zu vervollkommnen. Was das Geldausgeben anbelangt, hatte der Franzl niemals eine leichte Hand. Da war er das Gegenteil von seinem Vater.

Nach Feierabend durfte der Franzl zum ersten Male in der Werkstätte arbeiten. Er und der zweite Lehrbub mußten Zusammenräumen. Der erste Lehrbub spielte dabei den Partieführer, der anschaffte und antrieb. Dafür war er jetzt der Oberlehrbub.

Es wurde neun Uhr, als der Franzl, den Magen voll Kartoffel, wie ein toter Hund ins Bett fiel. Und war noch immer kein Ziseleur.

»Nur Geduld,« tröstete ihn der zweite Lehrbub, »lernen wirst erst was, wann du ausg'lernt bist.«

Und wirklich ging das so fort. Immer erst kam er nach Feierabend in die Werkstätte, tagsüber blieb er Stütze der Hausfrau. Wenn er am Sonntagnachmittag zur Mami nach Fünfhaus kam und über seine große Enttäuschung klagte, wußte ihn diese einfache Frau mit soviel Lebensweisheit zu beruhigen, daß er jede neue Woche mit neuen Hoffnungen begann.


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