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Eine merkwürdige Abbitte

J. P. Hebel

Zwei Männer saßen im benachbarten Dorf im Wirtshaus. Der eine von ihnen hatte einen bösen Leumund wegen allerlei, und ihn und den Iltis sah niemand gern auf seinem Hof. Aber beweisen vor dem Richter konnte man ihm nichts. Mit dem bekam der andere Zwist im Wirtshaus, und im Unwillen und weil er ein Glas Wein zuviel im Kopf hatte, so sagte er zu ihm: »Du schlechter Kerl!« Damit kann einer zufrieden sein, wenn er's ist. Aber der andere war nicht zufrieden, wollte noch mehr haben, schimpfte auch und verlangte Beweis. Da gab ein Wort das andere, und es hieß: »Du Spitzbub, du Felddieb!« Damit war er noch nicht zufrieden, sondern ging vor den Richter. Da war nun freilich der, welcher geschimpft hatte, übel dran. Leugnen wollt' er nicht, beweisen konnt' er nicht, weil er für das, was er wohl wußte, keinen Zeugen hatte, sondern er mußte einen Gulden Strafe erlegen und Abbitte tun, und dachte bei sich selber: »Teurer Wein!« Als er aber die Strafe erlegt hatte, sagte er: »Also einen Gulden kostet es, gestrenger Herr, wenn man einen ehrlichen Mann einen Spitzbuben nennt? Was kostet's denn, wenn man einmal in der Vergeßlichkeit oder sonst zu einem Spitzbuben sagt: Ehrlicher Mann!?« Der Richter lächelte und sagte: »Das kostet nichts, denn damit ist niemand geschimpft.« Hierauf wendete sich der Beklagte zu dem Kläger und sagte: »Es tut mir leid, ehrlicher Mann! Nichts für ungut, ehrlicher Mann! Adjes, ehrlicher Mann!« Als der erboste Gegner das hörte und wohl merkte, wie es gemeint war, wollte er noch einmal anfangen und hielt sich jetzt ärger beleidigt als vorher. Aber der Richter, der ihn wohl auch als einen verdächtigen Menschen kennen mochte, sagte zu ihm: Er könne jetzt zufrieden sein!


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