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Die Meistersinger selbst erzählten den Ursprung ihrer zunftmäßig verbundenen Kunstgenossenschaft in sagenhafter Gestaltung folgendermaßen:
Zur Zeit des Kaisers Otto I. und des Papstes Leo VIII. im Jahre 962 erweckte Gottes Gnade zwölf Männer, die, ohne voneinander zu wissen, in deutscher Sprache zu dichten und zu singen anfingen und so den Meistersang in Deutschland stifteten. Unter dieser Zwölfzahl steht Heinrich Frauenlob obenan, demnächst gehört Walter von der Vogelweide dazu, auch Wolfram von Eschenbach, den sie Wolfgang Rohn nannten, Regenbogen der Schmied, Konrad von Würzburg und einige weniger bekannte. Der Anhang des Papstes bezichtigte aber diese Meister bei dem Kaiser der Ketzerei. Der Kaiser meinte anfangs in der Tat, es sei eine neue unreine Sekte, und beraumte einen Tag an, an welchem sie sich auf der hohen Schule zu Pavia stellen sollten.
Das geschah, und vor dem Kaiser, seinem ganzen Rate und vielen Doktoren und Magistern, auch päpstlichen Legaten wurden die zwölf Sänger nach Zahl, Maß und Wort genau abgehört. Der Eindruck war ein günstiger, alle hörten mit Wohlgefallen zu, und der Kaiser wie seine Begleiter überzeugten sich, daß die Zwölf keine Rottengeister seien. Als dann auch Papst Leo vernommen, wie die Lieder dieser Meister Gott nicht zuwider seien, erlaubte er den Meistergesang jedermann und ermahnte sonderlich die Deutschen, weil ihnen Gott die Kunst bekannt gemacht, dieselbe auszubreiten. So erhielt Gott den Meistergesang über sechshundert Jahre bei gutem Klange.