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Unterhalb Kreuzwertheim liegt Haßloch, jetzt ein mäßiges Dorf, ehemals ein stattlicher Ort mit einem festen Schlosse. Kaiser Karl IV. hatte im Jahre 1357 Macht und Gewalt gegeben, daß aus Haßloch (Haselo) eine Stadt gemacht werde, die gleiche Privilegien wie Frankfurt haben solle; Karls gute Absicht wurde aber nicht vollführt – und das Schloß zerfiel und seine Stätte ist kaum noch erkennbar im nahen Walde.
Wenn man von Haßloch das enge, frische Wiesental des Hasselbachs hinauf wandelt, erblickt man etwa drei Viertelstunden von Haßloch entfernt an dem Fuße eines Berges die St. Markus-Kapelle. Die Stille der romantischen Landschaft, nur von dem leisen Geflüster der nahen Quelle und dem Pochen des unfern gelegenen Hammerwerkes unterbrochen, lädt zur Andacht ein; aber die Kapelle liegt in Trümmern und das Brustbild des heiligen Markus, das die Kapelle geschmückt hatte, steht vor der Pfarrkirche zu Unterwittbach in einer Nische. Die Kapelle verdankte ihre Entstehung dem Wertheimer Grafenjohann mit dem Barte. Der liebte die Jagd so leidenschaftlich, daß er selbst den Tag des Herrn mit dem wilden Treiben des Weidwerks entweihte. Sogar am Osterfeste ließ er davon nicht ab; da sprang ein weißer Hirsch vor ihm auf und lockte den verfolgenden Jägersmann immer weiter und tiefer in den dichten Wald. Es wurde Nacht; der Graf sank schier verschmachtend zur Erde. Da gedachte er sehnsüchtig seiner lieben frommen Hausfrau, die ihn oft so flehentlich gewarnt vor dem gottlosen Übermaße der Jagdlust. Und plötzlich, wie innige Reue in ihm erwachte, hörte er neben sich ein Brünnlein rauschen; und als er gelabt und gestärkt nun weiterschritt, schallte ein Glöcklein vor ihm – immer vor ihm her, bis ihn der fromme Klang wieder auf seine Burg heimführte. Zum Dank für die wunderbare Errettung baute der Graf an der Stätte, wo die Quelle ihm geflossen, eine kleine Kapelle, die er dem h. Markus widmete.