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Zur Adventszeit hört man im Kahlgrunde, in der Nähe von Schimborn, bei stiller Nacht »Hoho, Hoho!« schreien. Obwohl es fast wie eine Menschenstimme klingt, so wird's doch denen, die es hören, unheimlich, denn der Rufer ist der Wassernix, der in der Kahl wohnt. Gesehen hat ihn noch niemand, aber seine Tücke sind wohlbekannt und darum geht ihm jeder gern aus dem Wege, wenn sein Ruf erschallt, und nicht leicht wagt es jemand, in der Nähe der Kahl einen Spaß über ihn zu machen.
Einst zur Adventszeit hatten sich einige Männer von Königshofen vor Tagesanbruch aufgemacht, um ihre Besen nach Aschaffenburg auf den Markt zu tragen. Es war bitterlich kalt und alles gefroren, und die Kahl sah aus wie ein Gletscher. Die Leute hatten schwere Trachten und mußten tief im sandigen Schnee waten; sie waren darum bereits ermüdet, als sie an die Kahl kamen, warfen ihre Trachten ab und ruhten eine Weile.
Da hörten sie plötzlich ein lautes Gepolter auf dem Eise der Kahl. Erschrocken sprangen sie auf, denn sie dachten alle zu gleicher Zeit an den Nix; um aber ihren Weg fortzusetzen, mußten sie über die Kahl, und es wollte auf dem Stege keiner der erste und keiner der letzte sein. Ein junger Mann sagte endlich scherzend: »Der Hannes soll vorausgehen, der ist ein frommer Mann, vor dem der Wassermann Respekt hat; der letzte will ich sein, der Wassermann und ich sind alte Freunde! « Und so schritten sie über den Steg. Als sie bald hinüber waren, rief der, welcher zuletzt ging, spottend ihnen zu: »Habt Acht, daß euch der Wassermann nicht holt! Hoho, Wassermann, hoho!« Er hatte die Worte kaum ausgesprochen, da ergriff ihn eine unsichtbare Hand und zog ihn hinab durch das Eis in die Kahl. Die andern Männer befiel ein solcher Schrecken, daß sie zwar lautlos ihren Weg fortsetzten, aber nach dem Verkaufe ihrer Besen auf einem andern Wege heimkehrten und den Steg bei Schimborn niemals mehr betraten. – Von dem Manne, der in die Kahl versank, hat man nichts mehr gesehen; ein Wasserwirbel bezeichnet aber jetzt noch die Stelle.