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Er saß auf seinem harten Stuhle in der weißgekalkten Werkstätte der Bowery, und während er das marktschreierische Porträt der Schauspielerin auf die Schachteln der »Yvonne-Rupert-Zigarren« klebte, sann er – nachdem sich die erste Freude darüber gelegt, daß er nach wochenlangem vergeblichen Suchen und hungern nun endlich Arbeit gefunden hatte – jetzt darüber nach, wie seltsam es sei, daß sein Schicksal ihn, wenn auch nur in entferntester Weise, doch wieder in Beziehung zur Bühnenwelt gebracht hatte. Denn selbst in die Ghetto-Atmosphäre, in der Elkan Mandel sich bewegte, war der Ruhm Yvonne Ruperts, als Pariser Stern und als Königin der amerikanischen Reklame, gedrungen. Von dem Augenblick an, da sie den jüdischen Blumenhändler verklagt hatte, weil er ihr die hundertundelf Blumensträuße nicht bezahlt hatte, die sie ihm während eines achttägigen Engagements am Vaudeville überlassen hatte, hatten die Zeitungen unausgesetzt kleine amüsante Geschichten über sie gebracht, die sie meist selbst verfaßt hatte, um Reklame für sich zu machen.
Es war kaum eine Ähnlichkeit zwischen dem Neuyorker Stern und der kleinen Schauspielerin in dem bescheidenen jüdischen Theater in London; nur die Glorie seidenweichen, goldenen Haares, die ihr Haupt umgab, erinnerte lebhaft an sie. Aber die gehörte eher dem Genus als dem Individuum an. Aber während er immer und immer wieder das Porträt der großen Yvonne auf die Zigarrenkistchen klebte (er bekam 75 Cents für jedes hundert), glaubte er doch immer mehr die Züge seiner geliebten Gittel in dem bunten Bilde zu erkennen, bis zuletzt die ganze schmachvolle Vergangenheit aus ihrem Grabe vor ihm erstand.
Er durchlebte in Gedanken sogar jenes Vorspiel seines späteren Schicksals, als er, der als wohltätig bekannte erste Schneider, der nur die feinste Arbeit aus S. Cohns Kleidergeschäft in Holloway zugewiesen erhielt, heraufgerufen wurde, um sich der hilflosen polnischen Emigrantin anzunehmen.
Da saß die entzückende kleine Teufelin mitten auf einem kleinen Tische, der dem Heim eben erst zugewandt worden war. Sie war ein pikant aussehendes zierliches Geschöpfchen von elf Jahren mit dunklen Augen und einer Fülle wie Gold schimmernden Haares. Der Lärm der durcheinandersprechenden und schreienden Eltern und Kinder schien keinen großen Eindruck auf sie zu machen, verhältnismäßig zierlich gekleidet und mit großer Ruhe blickte sie auf die lärmende Gesellschaft herab.
Sie hatte etwas den anderen Überlegenes, es schien, als sage sie: »Macht nur alles untereinander aus. Wenn es hier Stühle gibt, werde ich mich darauf setzen, und wenn der Tisch gedeckt ist, rücke ich schon heran; wenn die wohltätigen Menschenfreunde uns mit Feuer versorgen, werde ich dabei sitzen und schnurren.«
Ach, er war zu jener Zeit ein Philantrop gewesen, und Gott weiß es, wie fromm und gläubig er seine religiösen Pflichten erfüllt hatte! warum nur hatte der Satan den fleißigen Mann, den Schatzmeister der »Pforte zur Gnade«, der die beste Frau in der Welt und schöne Kinder hatte, in solche Versuchung geführt? Hatte er nicht Tag und Nacht gebetet, daß der Satan Mekatrig keine Gewalt über ihn bekommen möge?
Hatte er es denn nicht wirklich gut gemeint, als er das kleine Mädchen damals in seiner Werkstätte aufnahm? Erst als Gittel Goldstein im Alter von sechzehn Jahren endgültig dem großen Raume, in dem die Nähmaschinen schwirrten, den Rücken wandte, um die lukrativere und ruhmreichere Stellung der Heldin an Goldwassers Londoner jüdischem Theater anzunehmen, entdeckte er, wie unendlich teuer ihm das kapriziöse und kokette junge Mädchen geworden war. Ja, daß er nicht mehr ohne sie leben könne.
O des Wahnsinns, des Wahnsinns! Er verließ Weib und Kinder ihretwegen, machte seine Ersparnisse flüssig und floh mit der Geliebten nach Amerika. Ein Jahr lang reichte das mitgenommene Geld zu einem verschwenderischen, üppigen Leben in Neuyork, dann aber, nachdem seine Mittel völlig erschöpft waren, verschwand Gittel auch. Und nun nach sieben schrecklichen Jahren, in denen er in völlige Apathie versunken war, und in denen die Notwendigkeit, seinen Unterhalt zu verdienen, der einzige Sporn zum Leben gewesen, war er so heruntergekommen, daß er froh war, vorübergehend die Arbeit einer Frau verrichten zu dürfen, die 5 Cents für die Aufmachung von hundert Zigarrenkistchen mehr verdienen wollte. Bittere Tränen der Scham stiegen in seinen Augen auf, wenn sein Blick über die freudlose Umgebung fiel, auf die schäbigen Männer und die reizlosen Frauen mit ihren roten Kleistertöpfen, auf das Gemisch unfertiger und beklebter Kasten, das lange, mit Bindfadenknäueln besetzte Regal, heiße Tränen tropften auf die Bilder Yvonne Ruperts.
Wie er dasaß und klebte und klebte und ihr gemaltes Gesicht mit seinen kleistrigen Fingern liebkoste, beschäftigten sich seine Gedanken immer und immer wieder mit der »französisch-amerikanischen Sängerin und Tänzerin«. Er sah ihr Bild fast den ganzen Tag vor sich mit den kurzen Unterbrechungen, die notwendig waren, um die Rückseite und Seitenwände der Kasten auszuputzen. Über Yvonnes Bild befand sich zweimal an jedem Karton – einmal groß auf der Innenseite und einmal klein auf der Außenseite, mit einem gummierten Schlußband, das zugeklebt wurde, sobald die Zigarren erst eingepackt waren.
Er erinnerte sich alles dessen, was er über sie gelesen – ihrer Klostererziehung, infolge deren sie so keusch, geblieben, daß sie allen Versuchungen des Bühnenlebens widerstand, der langen Fasten, denen sie sich freiwillig unterwarf – was durch eine von ihr vor dem Gerichtshofe beanstandete Fischrechnung an den Tag kam – des Kruzifixes, das sie stets bei sich trug, des entzückenden französischen Akzents, mit dem sie die Herzen der Yankees gewann, des fürstlich eingerichteten Privatwaggons, mit dem sie die Vereinigten Staaten durchreiste mit seiner kleinen neben dem Badezimmer liegenden Kapelle; der drolligen Geschichte des verliebten Marquis de St. Roquière, der ihr über den Kanal nachgereist war, und des Kammermädchens, das er einmal für die Herrin gehalten; des Diamantenhalsbandes, das der Rajah von Singapore ihr verehrt, das ihr auf einer Gesellschaft in San Francisco gestohlen wurde und von dem dann die einzelnen Steine in einem Trödlerladen in Neu-Orleans wiedergefunden wurden.
Trotz des Glanzes all dieser Dinge, drängte sich immer wieder die Überzeugung in ihm auf daß Yvonne und seine verlorene Geliebte eine Person seien. Einen solchen Heiligenschein goldnen Haares, dazu diese pikanten dunklen Augen gab es nur einmal. Die Yvonne, die er durch die billigen Illustrationen der Zeitungen kennen gelernt, hatte der Farbe entbehrt und deshalb nicht so auf ihn gewirkt. Aber nein, nein, der Gedanke war zu verrückt.
Diese strahlende Berühmtheit seine verlorene Gittel!
Bah! Das Elend hatte ihn kindisch gemacht. Goldwassers Unternehmen war ja allerdings sehr erfolgreich gewesen, obwohl er damals so bescheiden in einem gemieteten Saale in Spitalfields angefangen hatte, aber sein Ruhm beschränkte sich doch ausschließlich auf die Ostseite Londons und das Judenviertel. Und Gittel!
Wie sollte das dunkle kleine Lichtchen des Londoner Ghetto-Theaters nun zum Stern von Paris und Neuyork geworden sein?
Diese Fasten haltende Dame und die kleine polnische Jüdin, die in alten glücklichen Zeiten so oft Mazzes an seinem Tische gegessen hatte. Dieses vergoldete Idol sollte eins sein mit der armen Gittel, die er geliebkost hatte!
»Haben Sie diese Yvonne Rupert einmal gesehen?« frug er seine Nachbarin, ein pockennarbiges, brillentragendes junges Weib, die als Rekordmacherin der Werkstätte sich geweigert hatte, an dem Streik teilzunehmen, der es durchsetzen wollte, daß die Tagesarbeit nur 150 Kisten betragen solle.
Die junge Frau zog gerade ein Messer aus dem neben ihr stehenden Holzeimer, schabte damit hurtig eine rauhe Stelle glatt und antwortete dann: »Nein, aber ich glaube, daß es die Schauspielerin ist, die all die Blumen bekommt und nicht dafür bezahlen will.«
Er begriff sofort, daß sie die zwei Prozesse miteinander verwechsle, aber diese Beschreibung schien ihm trotzdem ganz auf Gittel zu passen. Ja, sie hatte stets die Blumen des Lebens gepflückt und nicht dafür gezahlt. Ach, sie hatte immer eine satanische Klugheit und einen unbegrenzten skrupellosen Ehrgeiz gehabt, wer hätte dieser Natur Banden aufzuerlegen vermocht? Sie hatte ihn benutzt und ihn dann von sich gestoßen – ohne auch nur ein Wort des Bedauerns oder auch nur der Erklärung für ihn zu haben. Sie hatte ihn abgeschüttelt so leichten Sinnes, wie er sich nach der Tagesarbeit den schmutzigen Kleister von den Händen wusch, war für ein anderer frommer Philantrop nahm heute seine Stelle ein? Wohin war sie geflohen? Warum nicht nach Paris, um dort ihr theatralisches Talent auszubilden?
Dieser Schick, dieses alle bezaubernde Wesen, um dessenwillen man Yvonne pries, waren es nicht Eigenschaften, die Gittel auszeichnen? Hatten ihre Heldinnen nicht zur Seit das ganze Ghetto entzückt? O, aber all das war Unsinn, war ein wilder Tagestraum, der sich verflüchtigte wie die Rauchringe der Yvonne-Rupert-Zigarre!
Über Elkan vermochte es nicht, die einmal aufgetauchte Idee zu überwinden. In seinem elenden Dachzimmer der Hesterstraße – das ihn an jene Stube erinnerte, in der er sie einst gefunden, obwohl es noch einige Stockwerke höher war – beschäftigte sich seine Phantasie damit, sich Gittels Bild in den hellsten, verlockendsten und üppigsten Farben auszumalen, wenn er nachts einschlief, waren seine Träume von grotesken Kombinationen erfüllt: er sah Gittel Goldstein, wie sie in einem Badezimmer Zigaretten rauchte, bewunderte Yvonne Rupert, die in einer kleinen Kapelle jüdische Heldinnenrollen vortrug.
Wenn der Morgen hereinbrach, waren diese lächerlichen Träume vergessen, aber wenn er dann tagsüber bei der Arbeit war, stellten sich die ihn verfolgenden quälenden Gedanken wieder ein. Um Mittag benutzte er die Pause dazu, statt zu frühstücken, eine Yvonne-Rupert-Zigarre zu rauchen, deren Genuß ihm dazu verhalf, sich in das halbkranke Gefühl hineinzuträumen, daß er seine Gittel wiedergefunden habe. Ein solcher Traum war köstlich.
Er ging in den Raum, in dem die Kistchen fabriziert wurden, wo gerade der Mann, der die kunstvolle, die Nägel in die Brettchen treibende Maschine dirigierte, auf einem Haufen mexikanischen Zedernholzes saß und sein aus Wurst und Brot bestehendes Frühstück verspeiste, dessen Duft dem hungrigen Raucher das Hasser im Munde zusammenlaufen machte.
»Haben Sie diese Yvonne Rupert einmal gesehen?« fragte er forschend.
»Sie könnten ebensogut fragen, ob ich ihre Zigarren rauche,« brummte der Mann mit vollem Munde.
»Aber sie tritt doch bei Weber und Dixies auf?«
»Gewiß.«
»Ich denke, ich gehe doch einmal hin, aus Neugierde.«
Aber die große Yvonne hatte gerade eine Reise durch die Provinzen unternommen, so mußte er also warten.
Unterdessen begab er sich an einem Samstagabend, mit einer schmutzigen Zweidollarnote und ein paar Kupferstücken in der Tasche, in das Restaurant, wo die jungen russischen Literaten sich versammelten, die für die jüdischen Arbeiterzeitungen schrieben, und » die alles wußten«. Er wollte ausforschen, was sie von Yvonne Rupert wußten. Er setzte sich nahe an den Tisch, an dem Freidenker mit langen Haarmähnen und langen Fingern saßen und sich über Lassalle unterhielten.
»Ach,« sagte der eine, »unvergeßlich ist die Art, wie er schon als Knabe auf den Tisch sprang, um gegen die Ungerechtigkeit es Lehrers gegen einen seiner Kameraden zu protestieren! wie leuchtete das göttliche Feuer da aus seinen Augen!«
Diese unruhigen Skeptiker schmückten die Lassallelegende aus und vermischten sie mit messianischen Mythen mit derselben phantastischen orientalischen Erfindungskraft, mit der sie die trockenen Lehren des Pentateuchs mit erfundenen Vignetten zierten. Er horchte ihren Gesprächen ungeduldig. Er hatte selbst in den Tagen, wo er kaum zu essen gehabt, sich doch niemals von den Sozialisten betören lassen. Er war selbst einst ein Arbeitgeber gewesen und sah daher den Sozialismus immer noch von dem Standpunkte eines solchen an. Sie sprachen von der Frau, um derentwillen Lassalle den Tod gefunden. Liner von ihnen hatte sie auf dem Amerikanischen Theater gesehen, sie war eine tüchtige burleske Schauspielerin gewesen.
»Wie Yvonne Rupert?« wagte er zu fragen.
»Yvonne Rupert?« Alle lachten. »Ach, wenn sich Yvonne eine solche Chance geboten hätte! Einen Mann wie Lassalle betrogen und in den Tod geschickt zu haben! welche Reklame!«
»Ja, das würde ganz ihr Fall gewesen sein,« gab die ganze Tischgesellschaft zu.
Er fragte, ob sie Yvonne Rupert für sehr klug hielten.
Alle lachten, als ob er einen guten Witz gemacht habe.
»Ich bin überzeugt, daß sie meine Ophelia mindestens so gut wie Frau Goldwasser spielen würde,« behauptete Pinchas scherzhaft.
»Man sagt, daß sie einen, jüdischen Akzent habe,« wagte Elkan einzuwerfen.
Die Tafelrunde lachte noch lauter. »Ich habe oft von Jüdisch-Deutsch gehört,« rief Pinchas, »aber niemals von Jüdisch-Französisch.«
Elkan Mandel war tief erschrocken. An der Trauer, die ihn erfüllte, merkte er, daß er immer noch gehofft, Gittel wiederzufinden und daß er keinen Groll mehr gegen sie hege.
Dennoch gab er die Hoffnung immer noch nicht ganz auf. Er studierte eifrig alle Theateranzeigen, und als Yvonne Rupert wieder in Neuyork auftrat, beschloß er, sie auf jeden Fall zu sehen. Er sagte sich jedoch bei reiflichem Überlegen, daß der billige Platz, den er sich im besten Falle leisten konnte, so weit ab von der Bühne sei, daß es ihm unmöglich sein würde, Gittel zu identifizieren, besonders wenn er in Betracht zog, welche Künste sie angewandt haben würde, um möglichst schön und blendend auf der Bühne zu erscheinen. Den Lohn einer ganzen Woche konnte er unmöglich riskieren. Nein, es würde ein besserer und billigerer Platz sein, am Eingänge des Theaters auf sie zu warten, wie er es früher bei Gittel getan. Er wollte an der Tür stehen, bis sie käme.
Der Weg zum Varietétheater war sehr weit, und da es schlechtes, regnerisches Wetter war, konnte er nur mit Mühe einen Stehplatz im Omnibus bekommen, der wie ein überfülltes Schiff durch den regnerischen Abend schwankte, und in dem jedes, auch das kleinste Plätzchen von wassertriefenden Passagieren besetzt war, die eng aneinander gedrückt auf den Bänken saßen oder in dem Durchgang stehend sich an den von oben herabhängenden Lederschlingen festhielten. Auch die Plattformen waren dicht besetzt, und nur, mühsam vermochte der arme geduldige Einnehmer des Fahrgeldes seinen Rundgang durch den von unangenehmem nassen Dunst erfüllten Wagen zu machen. Bis Elkan das Ziel erreicht, schmerzte ihn sein Kopf so sehr, daß er den eiskalten Hegen, der seine Stirn benetzte, wie eine Wohltat empfand. Die glänzenden Equipagen, die vor dem Eingang des Varietés hielten, erfüllten ihn zum erstenmal mit tiefer Bitterkeit. Er wagte es nicht, sich unter die von weißen Umhängen umhüllten, köstlichen Wohlgeruch ausströmenden Damen und ihre elegante Mäntel tragenden Kavaliere zu mischen, obgleich er darauf brannte, das Portal zu überschreiten, um die Bilder Yvonne Ruperts, die im Vestibül hingen, zu studieren. Er suchte und fand den Weg zu der von den Darstellern benutzten Tür und fand dort ein Plätzchen, das ihm Schutz vor dem niederströmenden Regen gewährte.
Über lange bleierne Stunden verstrichen, ohne daß sie erschienen wäre, und das Fieber der Erwartung bemächtigte sich Elkans so sehr, daß ihn bald heiße, bald kalte Schauer durchrieselten. Die Schauspieler kamen und gingen, meistens zu Fuß, und seltsame, schwer zu beschreibende Männer und Frauen glitten durch die eifersüchtig bewachte Tür.
Er war bis zur haut durchnäßt von dem immer stärker herabfallenden hartnäckigen Regen, als endlich ein elegantes Coupé vorbeifuhr. Ein Diener in Livree stieg vom Kutschersitz, öffnete einen Regenschirm und riß die Tür des Coupés auf. Aus dem wagen sprang die schicke, unglaublich reizend aussehende Gestalt Gittel Goldsteins.
Ja, das Unglaubliche war dennoch wahr!
Unter jenem kokett arrangierten Schleier, unter dem Heiligenschein ihres köstlichen Goldhaares leuchteten die pikanten dunklen Augen, die er so oft geküßt hatte.
Einen Augenblick blieb er wie erstarrt stehen und blickte sie staunend an. Der Türhüter reichte ihr aus seiner Loge einige Briefe. Ja, er kannte jede Bewegung ihrer Schultern, jede Wendung ihres Nackens. Sie blieb einen Augenblick stehen, um die Adressen der Kuverte zu prüfen. Als ihr Diener, der die Tür für sie aufgehalten, sich zum Gehen wandte und die Tür zufiel, rannte er darauf zu und drückte sie wieder auf.
»Gittel,« rief er in verzweifeltem Tone, »Gittel!« Sie wandte mit rascher Bewegung den Kopf, und der bestürzte Ausdruck ihres Gesichtes, die glühende Röte, die es plötzlich übergoß, verrieten ihm, daß auch sie ihn erkannt habe. Der Duft von Kirschblüten, ein Parfüm, das sie stets bevorzugt hatte, das ihren kostbaren Gewändern entstieg, regte tausend zärtliche Erinnerungen in ihm an.
»Erkennst du mich nicht?« rief er ihr in jiddischem Dialekt zu.
Aber ihr doppelt verschleiertes Antlitz blickte ihn kalt und mit hochmütigem Ausdruck an.
»Was für ein Mensch ist das?« fragte sie den Türhüter in ihrem entzückenden Französisch-Englisch.
Er versuchte es nun mit Englisch.
»Ich bin Elkan, dein eigener Elkan.«
Ach, der bitteren, süßen Erinnerungen, die ihn überwältigten. Nun war sie ihm wieder so nahe, o, so nahe! Die verführerische kleine Hexe. Er versuchte es, ihre zart behandschuhte Hand zu ergreifen.
Sie aber trat schaudernd von ihm zurück und öffnete rasch die zu den Ankleidezimmern führende Tür.
»Der Mann ist fou!« Sie verschwand mit dem köstlichen Achselzucken, womit sie die vereinigten Staaten für sich gewonnen hatte.
Eine unsinnige Wut bemächtigte sich Elkans. Was! Dieses Geschöpf, das ihm, der sie von dem Londoner Ghetto-Theater weggenommen, all seinen Ruhm verdankte, diese herzlose Dirne wagte es, ihm mit eherner Stirn zu trotzen, und wollte ihm wieder entschlüpfen? Er stürzte ihr nach; der Türhüter kam rasch aus seiner Loge, ihn zurückzudrängen, aber er wurde in einem raschen, verzweifelten Kampfe zu Boden geschleudert. Einen Augenblick später befand sich Elkan, ohne zu wissen, wie er dahin geraten, auf offener Bühne und gegenüber einem bis zum letzten Platze gefüllten Hause. Dann erst entdeckte er ein paar Exzentrikdarsteller, deren Szene er durch sein unerwartetes Erscheinen auf der Bühne gestört hatte. Da sie nicht die Geistesgegenwart hatten, zu tun, als ob der Eindringling zu ihnen gehörte, lachte das Publikum, das erst über Elkans stürmisches Hereinpoltern gelacht, nun noch mehr über seinen eigenen Irrtum.
Aber im nächsten Augenblick hatten die rächenden Hände des Türhüters und eines Polizisten Elkan am Kragen gefaßt, und er wurde gewaltsam von der Bühne geführt.
»Ich will Yvonne Rupert sprechen,« schrie Elkan, sich verzweifelt wehrend. »Sie ist mein – mein. Sie hat mich einst geliebt.«
Das Gelächter des Publikums begleitete ihn, während er hinausgedrängt wurde, um sofort von der Polizei arretiert und abgeführt zu werden, weil er den Türhüter beleidigt und überfallen habe.
In seiner einsamen Zelle erst kam Elkan zur Besinnung, und nun brütete er einen Racheplan aus.
Ja, mochten sie ihn vor den Magistrat führen, er war es nicht, der die Gerechtigkeit zu fürchten hatte. Er wollte sie entlarven, diese falsche Katholikin, diese Ratze. Eine nette Bekehrte! Jeder andere Mann würde Geld von ihr erpreßt haben, so sagte er sich in gerechtem Unwillen, besonders wenn er so arm gewesen, wie er es war. Aber der Gedanke an so etwas war ihm gar nicht in den Sinn gekommen. Er hatte nicht im entferntesten daran gedacht, ihre Hilfe in Anspruch nehmen zu wollen, er hatte sich nur des Wiedersehens freuen wollen.
Als nach einer schlaflosen Nacht der Morgen kalt und grau hereindämmerte, ergriff ihn eine panische Angst vor dem bevorstehenden Verhör. Als er vor dem Richter stand und hörte, welchen Vergehens man ihn beschuldigte, war er kaum einer Antwort fähig. Dabei vermochte er die Vision Ivonne Ruperts, die mit überlegenem Spotte höhnisch auf ihn herablächelte, nicht loszuwerden.
Man fragte ihn, wo er in Arbeit stände.
»In einer Zigarrenkistenfabrik.«
»Ach, Sie machen Zigarrenkisten?«
»Nein, das nicht. Ich beklebe sie nur.«
»Bekleben sie? Womit?«
Er zögerte. »Ich klebe Bilder von Yvonne Rupert auf die Kisten.«
»So, so! Die sind wohl für die Yvonne-Rupert-Zigarren?«
»Ja.« – Er erriet die Gedanken des Vorsitzenden, ehe er sein mitleidiges Lächeln sah. Es war offenbar, daß man glaubte, die fortwährende Beschäftigung mit ihrem bezaubernden Bilde habe ihm den Kopf verdreht, von dem Augenblicke an verhärtete sich sein Herz. Er preßte grimmig die Lippen auseinander, was half es ihm zu sprechen? Was er auch vorbringen würde, man würde ihn für einen Geisteskranken, einen armen Narren halten. Außerdem – wie unglaublich klang seine Geschichte, was hatte sie mit der gegen ihn erhobenen Anklage zu tun?
»Ich war betrunken,« war alles, was er noch sagte.
Er wurde vor Gericht verwiesen, und da er niemand hatte, der für ihn bürgte, einstweilen mit anderen Angeklagten in eine gemeinsame Zelle eingesperrt, bis der Büttel ihn vor den Gerichtshof führte. Er stieg in einem Fahrstuhl zu dem Justizsaal auf, über dem das Sternenbanner wehte. Dort wurde er zu einer vierzehntägigen Gefängnisstrafe verurteilt, und er hatte während dieser Zeit Muße genug sich klarzumachen, daß er Yvonne Rupert wieder einmal Gelegenheit zu einer ganz famosen Reklame gegeben habe. Es würde die Bitterkeit des Gefangenen noch vermehrt haben, wenn er gewußt hätte, daß die Außenwelt ihn für einen armen, in Ivonne Ruperts Solde stehenden Teufel hielt, und daß ganz Neuyork sich köstlich über diesen originellen und geistreichen Trick amüsiere, durch den Yvonne Rupert es abermals bewiesen, daß sie die Königin der Reklame sei.
Während seiner kurzen Gefangenschaft nahten zu seiner eigenen Überraschung die jüdischen Festtage und der Versöhnungstag. Ein reicher jüdischer Philantrop hatte einen Gefängnisgottesdienst für seine Glaubensgenossen organisiert, und Elkan ergriff freudig diese Gelegenheit, die die Langeweile und Monotonie seiner Haft unterbrach. Einige der Gefangenen, die sich aus demselben Grunde für Juden ausgegeben hatten, wurden zurückgewiesen und erhielten einen strengen Verweis; aber Elkan fühlte mit grimmigem Humor, daß sein Nachdenken über Yvonne Rupert und die Welt, die sie betrog, nicht ohne Einfluß auf ihn geblieben war, und daß er im Herzen so wenig Jude war wie seine zurück gewiesenen Gefängnisgenossen. Schon seine Flucht nach Amerika hatte einen Bruche mit seiner religiösen Vergangenheit bedeutet. Er war nicht ein einziges Mal in einer amerikanischen Synagoge gewesen. Gittel hatte kein Bedürfnis nach Synagogen.
Er betrat den improvisierten Gebetsaal mit dem spöttischen Bewußtsein, durch die Tür des christlichen Gefängnisses zu dem Judentum zurückzukehren. Aber der Gottesdienst erschütterte ihn mächtig. Er vergaß sogar, sich über den einzigen erfolgreichen Eindringling zu amüsieren, der während des letzten Tages zu seinem Schrecken erfahren mußte, daß dieser Tag ein Fasttag war. Die leidenschaftlichen Rufe des altmodischen Chasans, das feierliche Läuten und die tremulierenden Klänge des Schofars, die einst nur eine ästhetische Wirkung auf den wohlsituierten Zuschneider gemacht, schienen ihn plötzlich zur Buße und zur Einkehr in sich selbst zu erwecken. Der Anblick der hebräischen Bücher und Gesetzesrollen erweckte die Erinnerung an seine unschuldige Kindheit und an sein heim.
O Gott! Wie hatte er sich versündigt.
»Vergib uns nun, vergib uns, erbarme dich unser!« rief er, sich an die Brust schlagend und sich heftig hin und her wiegend.
Sein armes verlassenes Weib und die armen Kinder! Wie schrecklich mußte es für Haigitcha gewesen sein, als sie eines Morgens erwachte und ihn nicht mehr fand! Es war eben so schrecklich wie sein Erwachen an dem Tage, an dem Gittel ihn verlassen hatte. O, ihm wurde wahrlich Gleiches mit Gleichem vergolten, Auge um Auge, Zahn um Zahn.
Der Philantrop selbst predigte. Er sagte, daß Gott keine Sünde vergeben könne, bis der Sünder seine Missetat bereut und Buße getan habe.
Ach, es war nur zu wahr. Wenn er doch nur zu seiner Familie zurückkehren könnte! Er würde versuchen, durch hingebendste Liebe und Frömmigkeit die Vergangenheit zu sühnen. Dann würde sein Leben wieder einen Zweck und ein Ziel haben. Die arme, arme Haigitcha. Wie würde er mit ihr weinen und sie von nun an über alles hochhalten und lieben. Und seine Rinder. Die mußten jetzt beinahe erwachsen sein. Jankele mußte schon ein Jüngling sein! Ja, er würde jetzt siebzehn Jahre alt werden. Und Rahel, das kleine zärtliche Engelchen!
In all diesen Jahren hatte er es nicht gewagt, an sie zurückzudenken. Seine Vergangenheit lag wie ein verschwommener, nebelhafter Traum hinter ihm; das weite Meer trennte ihn davon. Nun aber plötzlich zerrissen die Nebel, und er sah sie bei hellem Tageslichte und mit verlockendem Reiz. Ja, er wollte zu seiner Familie zurück, die immer noch seiner Liebe und Führung bedurfte. Er würde Verzeihung erbitten und erlangen und seine Tage friedlich und fromm im Schoße seiner Familie und am heimatlichen Herde beschließen.
»Vergib uns jetzt, vergib uns, erbarme dich unser!«
Wenn er doch nur in sein liebes altes England zurückkehren könnte!
Er wandte sich an den Philantropen, und trotz seiner Zerknirschung log er ihm etwas vor. Es war Verzweiflung über die Trennung von Weib und Kindern, die ihn an das Trinken gebracht, die Begierde, Geld zu verdienen, hatte ihn über den Atlantik getrieben. Nun, da er ein klügerer und traurigerer Mann geworden, würde er sich mit wenigem Gelde und dem Weibe seines Herzens begnügen.
Mit wenigen Kupfermünzen in der Tasche, die er dem Mitleid verdankte, kam er endlich wieder in England an und schritt durch die ihm so wohlbekannte Spitalfieldsallee, die durch drei große eiserne Pforten bewacht wird, über die sein Jankele so gern hinübersprang. Tausend alte Erinnerungen wachten in ihm auf. Ach, da war der Fleischerladen immer noch an der alten Stelle, und auch das Aushängeschild mit der Inschrift »Koscheres Fleisch« hing noch über der Tür. Selbst Gideon, der dicke, vergnügte Metzger, stand noch in dem Geschäft und wetzte wie früher sein großes Tranchiermesser, obwohl er ihn nicht wie früher wie einen alten Bekannten mit einem freundlichen Lächeln begrüßte. Es berührte ihn eiskalt, daß Gideon ihn nicht erkannte; es schien ihm ein ungünstiges Omen zu sein, wie ein Zeichen dafür, daß alles sich unwiderruflich geändert habe.
»Wohnt Frau Mandel noch hier?« fragte er ziemlich niedergedrückt.
»Ja, auf der ersten Etage sagte Gideon, ihn verwundert anstarrend.
Ach, wie sein Herz plötzlich pochte! Er sollte Haigitcha, seine geliebte Haigitcha endlich wiedersehen. Er stieg die immer offene, staubige Treppe hinauf und rannte, gegen einen hübschen jungen Mann an, der in raschem Satze hinabsprang. Er blickte ihm nach, und plötzlich durchzuckte ihn der Gedanke, daß dieser Jüngling sein Sohn sei. Stolz und Freude machten seine Brust schwellen, aber ehe er noch Jankele rufen konnte, hatte der Bursche schon das Haus verlassen. Dann hörte er das Geräusch arbeitender Nähmaschinen. So war es ihr also doch gelungen, die Werkstätte zu behalten, obwohl sie kein Kapital hatte und obwohl er nicht mehr im Geschäfte arbeitete. Sie war eine bewunderungswürdige Frau. Zweifellos hatte die Firma Cohn dazu beigetragen, sie über Wasser zu halten. Ach, war für ein gemeiner Kerl er selbst doch gewesen war! Sie hatte die Kinder ganz allein und ohne seinen Beistand erzogen. Die liebe Haigitcha. Es war ein Wahnsinn gewesen, sie zu verlassen. Aber er würde Buße tun, ja, er würde Buße tun! Er würde seine alte Stellung einnehmen, die gewohnte Bürde tragen und des früheren Glückes teilhaftig, werden – vielleicht würde er sogar wieder Schatzmeister der »Pforte zur Gnade« werden.
Er klopfte an die Tür. Haigitcha selbst öffnete. Er wollte ihren Namen rufen, aber das Wort blieb ihm in der Kehle stecken, denn die Frau, die da vor ihm stand, war nicht seine Haigitcha, sie war eine ihm vollständig Fremde; ein kaltes, ernst und streng dreinsehendes Wesen, das vor der Zeit gealtert erschien, stand in dem düsteren Halbdunkel des Treppenhauses vor ihm. Ihr Auge ruhte teilnahmlos auf ihm, und kein Zeichen des Erkennens oder der Freude leuchtete darin.
»Was wünschen Sie?« frug sie.
»Ich bin Elkan. Erkennst du mich nicht?«
Sie schrak zusammen, und ihre eingefallene Brust rang mühsam nach Atem. Dann sagte sie mit eiskaltem Tone: »Und was willst du hier?«
»Ich bin zurückgekommen,« stotterte er in jiddischem Dialekte.
»Wo ist Gittel?« antwortete sie in demselben Idiom.
Es war ihm, als stächen die Nadeln der schwirrenden Nähmaschinen ihn durch das Gehirn. So wußte man in London, daß Gittel ihn auf seiner Flucht begleitet hatte. Er ließ den Kopf hängen.
»Ich bin nur ein Jahr mit ihr zusammen gewesen,« flüsterte er.
»Dann geh hin, woher du gekommen bist.« Sie schloß die Tür.
Er drängte verzweifelt seinen Fuß dazwischen, ehe sie zuschlug.
»Haigitcha,« rief er, »laß mich ein. »Vergib mir, vergib mir!«
Es war ein Kampf zwischen den beiden. Es gelang ihm, die Tür zu öffnen. Wie eine Vision sah er für einen Augenblick in das Arbeitszimmer, in dem die fleißigen Hände plötzlich die Maschinen ruhen ließen und aller Augen sich erstaunt auf ihn richteten, wie eine Vision erschien ihm auch das Bild eines schönen, erstaunt aussehenden Mädchens das gerade ein Tischtuch in den Händen hielt – es war Rahel, seine Tochter Rahel.
Haigitcha versuchte immer noch mit den Schultern die Tür zuzudrücken.
»Öffnet das Fenster,« rief sie, »ruft die Polizei herbei – dieser Mann ist betrunken.«
Er wankte zurück, die Tür schlug zu. Diese Wiederholung der Erfahrung, die er bei Yvonne Rupert gemacht, ernüchterte ihn vollständig. Wahrhaftig, welches Recht hatte er, sich dieser Frau und diesen Kindern aufzudrängen, für die er längst tot war? Ebensogut hätte ein Selbstmörder es hoffen können, seinen Platz unter den Lebenden wieder einzunehmen. Das Leben hatte seinen Lauf ohne ihn genommen, man bedurfte seiner hinfort nicht mehr. Ach, welche Strafe hatte Gott ihm auferlegt! Die Vergangenheit hatte die Tür vor ihm geschlossen; wohin er kam, fand er geschlossene Türen.
Das Vernichtendste aber war das Gefühl, daß ihm recht geschähe. Bei Yvonne Rupert, dieser undankbaren und lasterhaften Kreatur, hatte er das Gefühl gehabt, als habe sie sich an ihm versündigt. Aber vor dieser Frau, die er zur Witwe gemacht, vor diesem pflichttreuen, hartarbeitenden, tragischen Weibe überfiel ihn eine namenlose Selbstverachtung. Er stolperte die Treppe hinab. Wie sollte es ihm gelingen, sein Brot zu verdienen, er, der durch seinen schlechten Ruf zweifellos zum Gespött des Ghetto geworden? O, wenn er doch nur in Besitz von Gideons scharfem Messer gelangen könnte!
Aber er beging keinen Selbstmord, und er verhungerte auch nicht. Es gibt immer einen sicheren Rettungshafen für diejenigen, die im Ghetto unmöglich geworden, und die freundliche Aufnahme, die Elkan seinerzeit bei dem jüdischen Philantropen gefunden, hatte ihm den Weg dazu gebahnt, nun mal bei den Christen Rettung zu suchen.
Heute predigt der »ehrwürdige« Moses Elkan, der bekehrte Jude, seinen blinden Brüdern, die niemals kommen, um seinen Worten zu lauschen, mit beredter Zunge das Christentum. Denn er hat das Licht gefunden! Exeter Halls »Auslegung der jüdischen Prophezeiungen« sind es, die ihm die Augen geöffnet haben, und obgleich er seine Feinde im eigenen Hause und in seiner Familie fand, war er der Worte eingedenk: »Wer Sohn und Tochter mehr liebt als mich, der ist meiner nicht würdig«, und er hat sein Kreuz auf sich genommen und ist ein »gläubiger« Nachfolger Christi geworden.
Selbst wenn die guten Seelen, die ihm zu einem recht stattlichen Einkommen verholfen haben, durch diese Geschichte oder durch irgendeinen anderen Zufall seine wahre Geschichte entdecken sollten, würden sie sich nicht um so mehr über den reuigen Sünder freuen?
Seine versäumten Pflichten, die begangenen Sünden, die unfehlbar daraus entstehenden Konsequenzen – all dies ist belanglos: er hat das Licht gefunden.
Es ist daher Haigitcha, die in der Dunkelheit irrt, während Yvonne in ihrer Kapelle Gott lobt und Elkan in seiner Kirche Buße predigt …