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Die Hunde haben in der Regel lange Sommerferien; denn im Sommer gibt's keine Wege und folglich auch keine Fahrzeuge, in denen man zu Land reisen kann. Ein Wagen ist etwas so Unbekanntes bei einigen nördlichen Indianerstämmen, daß die Missionare, die die Bibel übersetzten, das Wort Wagen nur mit Hundeschlitten übersetzen konnten. Es klang doch überraschend, als einer unserer Missionare seiner Gemeinde durch den Dolmetscher mitteilte, daß der Erzvater Jakob die Reise zu seinem Sohn Joseph im Hundeschlitten gemacht habe.
Da die Indianer im Sommer für ihre Hunde nichts zu tun haben, so füttern sie sie in der Regel gar nicht. Die Hunde müssen dann für sich selber sorgen. Sie besorgen vor allem sehr gründlich die Reinigung des Landes von allen Abfällen. Aber davon werden sie nicht satt und deshalb legen sie sich auf den Fischfang. Sie treiben sich an seichten Stellen und Buchten der Seen und Flüsse herum und bemerken gleich die Flossen der großen Büffelfische, wenn diese sich in Scharen ins seichte Wasser wagen. Nun ist's Zeit für den klugen Hund und es ist merkwürdig zu sehen, wie leise er sich heranschleicht und sich bemüht, den großen Fisch zu fangen. Oft ist ein Fisch so groß, daß ein Hund allein ihn nicht fangen kann. Der wackere Hund versucht's doch und kehrt manchmal hinkend zurück, denn der starke Fisch hat ihm einen kräftigen Schlag auf die Pfoten gegeben. Doch wenn er auch verwundet und besiegt ist, er ist immer bereit, den Versuch zu wiederholen. In diesem Suchen nach ihrem Unterhalt wandern sie oft über hundert Kilometer von ihrer Heimat fort und bleiben mehrere Wochen aus.
Als ich einmal im Sommer mit zwei Indianern eine Bootreise machte und wir gerade um eine Krümmung des Flusses ruderten, sahen wir in der Ferne Tiere, die wir für Wölfe hielten. Wir ruderten schnell zurück, so daß uns die vermeintlichen Wölfe nicht sehen konnten und luden unsere Flinten. Als die Tiere wieder in Sicht kamen, sahen die scharfäugigen Indianer, daß es Hunde waren, die am Ufer fischten. Allem nach ging es ihnen gut, denn sie sahen fett und wohlgenährt aus. Wir störten sie nicht und sie beachteten uns kaum. Sie waren auch viel zu klug, uns anzubellen, denn das Geräusch hätte ja die Fische verscheucht. Wir sahen ihnen eine Weile mit großem Interesse zu und bemerkten, wie zwei Hunde mit vereinten Kräften glücklich einen großen Fisch ans Land brachten.
Manchmal verschwinden plötzlich am Anfang des Sommers, wenn das Eis zu schmelzen beginnt, 20 bis 30 Indianerhunde aus verschiedenen Häusern zu gleicher Zeit und kehren erst im Herbst zurück, wenn die Wasser anfangen zuzufrieren. Sehr lustig ist's, wenn den Rückkehrenden ihre auf der Reise geborenen, drei Monate alten Jungen folgen. Diese munteren Tierchen sind so wild wie junge Wölfe. Da sie noch nie einen Menschen gesehen haben, werden sie böse und beißen grimmig, wenn die Indianer, vor allem die Knaben, sich ihnen nähern. Sie gebärden sich ganz erstaunt über die Vertraulichkeit ihrer Mütter mit den Menschen und wimmern und heulen aus Heimweh nach ihrem bisherigen Aufenthalt. Doch gewöhnen sie sich bald an die neue Umgebung und die Indianer finden sogar, daß diese jungen Hunde die besten Schlittenhunde geben.
Ich ließ meine Hunde nie so wild herumlaufen. Jack und Kuffy und auch manchmal noch ein paar andere waren Haushunde. Wenn ich die andern während des Sommers nicht zum Pflügen brauchte, schickte ich sie mit einem Fischer auf eine Insel im See. Der Fischer war reichlich mit Netzen versehen und sorgte, daß die Hunde gut ernährt werden.
Nachdem ich eine Zeitlang im Land gewesen war, fand ich auch im Sommer etwas Arbeit für die Hunde. In unserem Garten gediehen Gemüse und Kartoffeln sehr gut und auch Weizen und anderes Getreide reifte, wenn man es gleich säte, nachdem die Erde aufgetaut war. Ich wollte auch gerne den Indianern bei ihrem Landbau helfen und es gelang mir nach vieler Mühe, einen guten Pflug zu bekommen, den ich im Ruderboot 600 Kilometer weit vom Roten Fluß herbrachte. Ich machte mir aus Birkenholz und einigen eisernen Stiften, die ich aus dem Hundeschlitten zog, eine Egge.
Im Frühling spannte ich sechs oder acht Hunde an den Pflug und bald hatte ich ohne große Schwierigkeit ein paar kleine Äcker und Gärten umgepflügt. Die Indianer hatten nur starke Hacken und sie waren sehr erfreut, als ich ihnen mit meinem Pflug ihre Kartoffeläcker umpflügen half. Nach dem Pflügen säte ich mein Korn in die Furchen und spannte dann meine Hunde an die Egge. Während ein paar Sommern gedieh mein Getreide recht gut. Acht Hunde in vier Reihen vorgespannt, konnten den Pflug gut ziehen, aber sie nahmen die Sache nicht ernst genug. Sie hielten alles für einen Spaß und meinten, es sei ihre Pflicht, nur möglichst schnell über das Feld zu rennen. Wehe dem Mann zwischen den Griffen des Pflugs, der, wenn die Hunde anzogen, die Pflugschar aus der Erde vorsehen ließ, so daß der Pflug nicht fest im Boden war. Augenblicklich rannten die Hunde auf und davon, und wenn's ihm nicht gelang, die Pflugschar schnell wieder in die Erde zu bringen, hatten ihn die lebhaften Tiere im Nu mitsamt dem Pflug ans Ende der Furche gezerrt.
Ich hatte einmal sechs Hunde vor einen Schlitten gespannt, auf dem das Ende eines Balkens von grünem Tannenholz lag. Der Balken war zwölf Meter lang und war 25 Zentimeter stark. Die Spur, auf der die Tiere die schwere Last zogen, war ziemlich schlecht und es sah aus, als könnten sie sie höchstens ganz langsam vorwärts bringen. Mit heraushängender Zunge zogen die braven Tiere in gleichem Takt, und es hätte mir grausam geschienen, sie zu schnellerem Gang anzutreiben. Aber etwas anderes trieb sie an. Ein schöner Fuchs, der Kaninchen jagte, kam aus dem Wald, kreuzte den Weg etwa 80 Meter vor den Hunden und kläffte sie dann von einem kleinen Hügel aus an. Das ließen sie sich nicht bieten und plötzlich fingen sie an zu rennen. So schwer der Balken auch war – die Hunde fühlten seine Last nicht, während sie dem kecken Fuchs nachrannten. Lang dauerte es freilich nicht. Der Schlitten schlug so heftig gegen einen Baum, daß er in Stücke ging, und die Hunde wurden mit solcher Gewalt zurückgeschleudert, daß ich ganz froh war, als ich bei näherer Untersuchung fand, daß sie nicht Hals und Beine gebrochen hatten.
An einigen Orten, wo sich ein breiter Strand an einem See hinzog, ließ ich manchmal die Hunde ein Boot ziehen. Es war ein Vergnügen, einmal an einem Nachmittag eine Spazierfahrt in einem Boot zu machen, das von vier Hunden an einem langen Seil gezogen wurde.