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His hat qualvolle Tage in seiner Untersuchungshaft. Er ist – als renitent – in eine Einzelzelle gekommen mit Pritsche, Wasserkrug, kahler Wand und Fensterblende. Man wird den Tobenden der ersten Tage, der jede Aussage verweigerte und einmal selbst den Richter bedrohte, schon mürbe bekommen: Noch gibt's mehr Ketten als tolle Hund'!
Doch mehr als diese Vergewaltigung quält ihn die Ungewißheit über Marie und Genovef. Was tun diese beiden Frauen jetzt allein? Wie wird das Dorf auf sie zeigen? Vater Ruoff war in seiner Weltferne nicht der Mann, vor die beiden hinzustehen! Und war auch dies Eintreten für Dionys so leicht? Weshalb hatte er diesen Einbruch begangen? War auch in ihm der Gierteufel erwacht? Fürchtete er um sein Weib, das in so verdächtig kostbaren Kleidern ging? Hatte die Eifersucht Macht über ihn gewonnen? Oder die Rachsucht??
Diese Zweifel peinigen His mehr als die strenge Haft. Zudem dringen durch des Wärters Mund Andeutungen: Er solle sich nur nicht länger winden; inzwischen habe über dem ganzen Geschlecht Gottes Arm Gericht gehalten!
Mehr erfährt er nicht.
Man läßt ihn nach einer zweiten mißglückten Vernehmung durch einen andern Richter mit sich allein. Der Ingrimm darüber, wie Menschen übereinander zu Gericht sitzen, wie man vor aller Augen ihn überwältigen durfte – auf einen Verdacht hin –, mit welchem Aufwand von Scharfsinn man diesen Fall in ihn hineinreden wollte, ohne auf den Ton seiner Worte zu lauschen, selbst wenn die gefundene Uhr gegen ihn zeugte … diese kalte Gerechtigkeit verriegelt mit eisernem Trotz sein Herz und seinen Mund. Soll er diesen Aktenmenschen um des Alibis willen von seiner süßen, ersten Beglückung reden, von der Nacht mit Genovef, von dem in Wald und Moos, in Stille und Selbstversunkenheit verträumten folgenden Tag? Und gar von der zweiten Nacht in Vater Ruoffs Haus? Soll er jetzt, da das Unheil über die Familie hereingebrochen, eine neue Schmach über die Unglücklichen bringen? Seine Unschuld an dem Einbruch wird sich erweisen!
Allmählich kommen seine Gedanken zur Ruhe.
Er gewöhnt sich an die kahlen Wände, er sieht in der herben Raumöde, in der Kargheit von Pritsche und Krug nicht mehr einzig das Bild des Kerkers, sondern das der Sammlung, der Kraft, der Unzergliedertheit. Er gewinnt seine Zelle schon lieb und fürchtet sich fast, sie wieder einmal verlassen und in Beziehung zu den Menschen treten zu müssen.
Auch kehren manche Eindrücke, die in den letzten Tagen sein Hirn durchrasten, ruhiger zurück und setzen sich. Wieder sieht er sich übermannt und gefesselt in dem Haus, sieht des Hoppfuß' wilden, haßharten Blick, hört Genovefs Schrei, und da steht auch Lucia; verhalten, sprungbereit, mit der Willenskraft ihrer Augen und kleinen Fäuste! Was tat sie eigentlich bei dem Ganzen? Hatte sie nicht etwas bemerkt zu dem Verhör? Immer wieder geht er das Ereignis durch.
So vergehen zwei Tage.
Der Grimm ist aus seinem Herzen gewichen. Er beschließt an seine Befreiung zu denken. Der Weg des Alibis, der einfachste und schnellste, scheint ihm noch immer ungangbar. Er darf Genovef jetzt nicht bloßstellen! Doch welcher Weg bleibt?
Am kommenden Tag heißt es, seine Zelle müsse gereinigt werden. Man bringt ihn in eine Gemeinschaftszelle mit Tisch, Bank, Waschkübeln, Pritschen und zwei Fenstern. Dort befinden sich: ein alter Mann mit grauem wallenden Prophetenbart, der in völliger Vertiefung aus einem großen Becher Kaffee und gebrocktes Brot löffelt, ein junger, kräftiger Mensch mit wetterrotem Gesicht – er liegt auf der Bank, die Hände unter dem Kopf, und schaut nach oben – und der Hoppfuß, der auf und ab humpelt wie ein krankgeschossen Tier im Käfig.
Wie His eintritt, schaut ihn der Lahme mit einem kurzen, kalten Blick an. Dann sieht er an seinem Sträflingsanzug hinab und wendet sich.
His geht ihm nach: »Hopper, kennst mich nit?«
Der dreht sich um und sieht ihn wieder an.
»Han ich dir was tan?« fragt His.
»Ihr habt gewiß nix tan!«
»Wie meinst du das?«
»Wie ich das mein!« Er reißt die gestreifte Leinenhose herunter, daß man die verschorfende Wunde von den Fängen eines großen Hundes sieht: »Das hat man von euren Heilandsphrasen! Hätt er den Revolver mitgenommen, der Tonys, er hätt nit ins Gras beißen müssen, und das Hundebiest hätte Blei zu fressen kriegt statt Menschenfleisch!«
»Kinder!!« sagt jetzt der Prophetenbart mit freundlicher Stimme. »Seid ihr noch immer bei Wenn und Aber! Wir Fechtbrüder lieben die Kettenhund auch nicht grad; aber wenn so ein Freundlein die Zunge bleckt, so halt ich ganz still: Ei du Zuckerschnäuzlein, du leckeres Lendenripplein, beruhige dich, Bruder Balthas hat Zeit, hat viel Zeit … siehst du, das versteht der Nero, ja, ja … dann fahr ich ihm einmal, zweimal übern Rücken, und dann ist das Pfannenhündlein mein, ihr Lieben!«
»Sind nit alle Hundefresser!« giftet der Hoppfuß. »Und den Menschenbiestern fährst du nit übern Rücken!«
»Nein!« sagt der Hundebalthes ernst und nachdrücklich und wischt seinen Becher.
»Und daß du's weißt,« steht der Lahme jetzt vor His: »mit euren schönen Reden von Gerechtigkeit und menschenwürdigem Dasein ist's ein Dreck! Von euren Mitleidswässerlein wird heut kein Maul satt!«
»Sagt ich das?«
»Du hättst mit unsrer Tat nix gemein, hast du gesagt! Doch vorher hast Sprüch geklopft, du wolltest mit uns leben! Gut! Wo warst du dann, als wir ernst machten, he?«
»Wo war ich?« fragt His.
»Wo warst du?« lauscht der Hoppfuß einer blitzhaften Eingebung: »Wo du warst?« spricht er laut gegen die Tür: »Ha ha, du bist vergeßlich, feiner Herr, daß du nit mehr weißt, wie der Tonys seinen Schuß bekam und mich das Hundebiest anrannt, weil ich nit so schnell springen konnt wie ihr? Ein feiner Herr, was!«
»Still, Kindlein!« wispert der Prophetenbart. »Die Wänd han Ohren!«
Der Hoppfuß steckt die Hände in die Hosentaschen, spuckt aus und lacht grimmig in sich hinein. Dann stelzt er mit großen schlürfenden Schritten auf und ab.
So steht's! denkt His und spricht kein Wort mehr. Führt die Armut zum Haß und zur Verleumdung? Muß die Armut verbittern und die Herzen vernichten? – Doch was weißt du davon? Hat er nicht recht? Bist du nicht schlimmer wie die Pfeffersäck und die klaren Gegner? Hast du etwa gelebt mit den Armen, mit den Verzweifelten ihren Zorn gelitten! Du hast nur die Freuden gepflückt und ein Leben zerbrochen! Trauer befällt ihn, Mutlosigkeit. Er legt sich auf die Bank und stellt sich schlafend.
Am nächsten Morgen wird er in seine Zelle zurückgeführt. Sie erscheint ihm wie eine graue Schachtel. Auf die Fensterblende tropft der Regen.
Wo ist Genovef?
Was geschieht mit Marie?
Wird Hunschringer seine Versprechungen noch erfüllen? Kann Genovef im Werk sich noch sehen lassen? Welchen Verdienst hat dann die Familie! – Er muß zu ihr! Muß sofortige Vernehmung verlangen, Aussage machen, sein Alibi nachweisen! Was bedeutet das Geschwätz der Leute? Plötzlich sieht er Lucia, wie sie bei der Verhaftung zwischen ihn und den Richter sprang. Sie muß helfen! Sie vermag es!
Er pocht an die Tür.
Stille.
Kein Wärter kommt. Es ist verboten, mit ihm zu reden. Wie lang soll diese Einzelhaft dauern? Ist das Recht vor die Hunde gegangen? Hört kein Mensch? Er haut mit schmerzender Faust gegen die Bohlen … Stille. Sie wollen nicht! Auf und ab rennt er wie ein Tier im Gatter, hält an der Pritsche, greift den Wasserkrug, gedankenlos wiegt und schwingt er das schwere Gefäß in der Hand … was war das … fort, fort mit ihm! fort! sag ich … da … der Wärter, da steht er, er bringt das Essen … und er, er selbst, er wird nichts weiter als sein Recht verlangen, seine sofortige Vernehmung, er wird der Gerechtigkeit eine Frist bis zum Abend stellen, dann ist die Verantwortung für ihn abgelaufen, dann … das schwere Gefäß hängt mächtig in seiner Hand! Für Genovef! Sie werden die Nacht noch zu Lucia fliehen, niemand wird sie dort vermuten, und dann über Österreich ins Südliche! Blitzschnell rollt die Gedankenkette.
Mit Gier hält er den mächtigen irdenen Krug an seinem gedrungenen Henkel, schwingt ihn hoch und prüft kaltsinnig und glühend den Hieb.
Schritte.
Der Schlüssel rasselt.
Hat man ihn beobachtet?
Mit einem leisen Sprung wie ein Bluttäter ist er bei seiner Pritsche, hat den Krug auf seinen Fleck gestellt und legt sich lang, das Gesicht zur Wand.
»Er schläft! Ist jetzt ganz zahm!« brummt der Bierbaß des Wärters.
»Gehen Sie!«
His wirft sich herum, ist hoch: Lucia!
Der schweratmige Wärter knittert den Besuchsausweis auseinander: »Zehn Minuten, meine Herrschaften!«
Lucia schaut schweigend und ganz benommen von dieser engen Zelle auf His, der mit seinem rötlichen Haar und seinen blaugrauen Augen vor der farblosen Kalkmauer steht. Er hat sich verändert, denkt Lucia.
Da fragt der rötliche Mensch vor ihr: »Haben Sie mich gehört?«
»Sie?«
»Verzeih, es liegt soviel dazwischen!«
»Daß du alles vergessen hast!«
»Nein, nein! Doch mußt du helfen, Lucia!«
Freude schauert in ihr hoch und zugleich ein kalter Schreck: Sie hat im ersten Zorn, in der verletzten Liebe Haß unter Eid gegen His ausgesagt.
»Gedankenpost!« spricht jetzt der junge rötliche Mensch vor ihr: »Ich habe dich gerufen und du bist gekommen! Du hilfst!«
»Soviel ich noch kann, du schrecklicher Tollkopf!«
»Du kannst! Hör, ich muß hinaus, aufklären, vernommen werden! Geh sogleich zu dem Richter, Lucia! Ich muß ihn sprechen!«
»Sogleich …«
»Ich wußte es, Lucia! Du wirst alles tun …«
»Was dir nützt, His, das weißt du! Ich werde alles für dich tun, nichts wird mich zurückhalten, das Schwerste nicht, nur eines muß ich wissen …«
»Schnell! Sprich!«
»Bist du der Mensch, für den man sich einsetzen kann? Hältst du dein Wort? Wirst du fahren?«
»Noch einmal!« sagt His, als lausche er einem fernen Schall.
»Schau, His, ich habe dein Leben seit Wochen, die wie Jahre waren, unter der Linse behalten. Du bist ein wohlgebautes Schiff, mit schwerer Fracht und festem Segelwerk; der Wind steht gut, auch sieht man ein Ziel! Nur das Ruder schwankt! Fährt nun das Schiff …«
»Es fährt aufs Ziel, Lucia, mit gradem Kurs! Doch plötzlich hört es Signale von Seenot! Soll es weiterfahren oder dem abseits von seiner Linie sinkenden Schiff helfen?«
»Es soll helfen und … weiterfahren!«
His schweigt.
»Denkst du anders, His? Nein! Du kannst nicht anders denken! Was du helfen konntest, hast du geholfen!«
»Geholfen, sagst du? Geholfen? Hätte ich damals, als ich für Marie und den Mann zu dir kam und um die Leihsumme bat, nicht mein Wort gebrochen, hätte ich mich nicht von Festschimmer und weichem Leben …«
»Hätte ich, His?«
»Ja, Lucia, hätte ich mein Steuer damals in der Hand behalten, wie du sagst, und sogleich kehrtgemacht, Tonys lebte noch und Marie müßte jetzt nicht mit Fingern auf sich zeigen lassen!«
Lucia schaut stumm an His vorbei.
»Ist es nicht so?«
»Marie ist tot.«
»Tot!« fährt His hoch und packt Lucia: »Tonys meinst du, der Mann!?«
»Marie!«
»Marie?!«
»Das Haus ist noch die gleiche Nacht verbrannt … Marie, der Mann, das Kind und noch ein vierter … alle verbrannt!«
»Ja … wie?« fragt His kindlich und hilflos von Sinnen.
»His!« faßt ihn Lucia jetzt: »Lieber Freund, ich sollte es dir noch nicht sagen! Aber es ist vielleicht richtig so, daß du es von mir zuerst erfährst! Hättest du die Brandstätte gesehen, es ist, als sollte alles ausgetilgt sein für alle Ewigkeit; so wie es in der Schrift steht: Sie machten die Stadt dem Erdboden gleich und streuten Salz darüber! Reiß auch du dich los, His, und schau nicht hinter dich!«
Der starrt noch, als sähe er den schwarzen Schutt am Boden.
»His, das alles ist grauenhaft, aber es ist geschehen! Du hast alles für diese Leute getan! His, wach auf! Du sollst mir nicht mit hineingerissen sein! Ich gehe jetzt zu dem Richter, ich widerrufe meine Aussage! Auch deine an der Straße gefundene Uhr ist ja eine Nichtigkeit! Mir kommt ein Plan: ich nehme sie auf mich! Du wirst morgen schon frei sein! Nur versprich mir zu fahren! Dein Leben fordert dich, nicht ich, His, nein, hier vermoderst du! Geliebter, begreife das! Wirf deinen Blick über die Berge auf das Meer!«
»Genovef!? Lebt … sie?«
Lucia steht mit verhaltenem Atem … wie ein Sprinter, der in vollstem Lauf einen Schuß erhält.
»Sprich, Lucia! Was schweigst du? – Sie ist tot!«
Lucia schweigt.
»Stoß zu, Lucia! Her damit! Tot!?«
»Sie lebt.«
»Die Wahrheit, Lucia! Wahrheit!!«
»Sie lebt.«
»Lucia … sie lebt?! Lebt!!«
»Und du scheinst wieder in bester Fahrt, ein Schiff in Seenot zu retten!«
»Lucia, spricht nicht so, ich kann dir nicht zürnen; ich verschwieg, was ich selbst seit Tagen erst weiß!«
»Verschone mich!«
»Nein, nein … du mußt mich hören … Du hast ein Recht, dies zu hören … Bitterkeit entwürdigt uns beide, Lucia! Du mußt uns helfen!«
»Und mich selbst in den Grund bohren nach deiner Art! Soll ich sagen, was dich Narrenkopf immer wieder aus der Bahn wirft: Die Eitelkeit, Rettungsboje für die andern zu sein, oben zu stehen und den staunenden Proleten die weiße Hand zu reichen, unter Einäugigen König zu sein! Verzeih, es sind Ausnahmen darunter, und solch eine Ausnahme bringt dich steuerloses Schifflein sogleich aus dem Kurs?«
»Du kennst sie nicht!«
»Und wär sie die Sonne!«
»Jetzt redet der Haß!«
»Nein, die Verachtung! Ich habe mich in dir geliebt, du stolzes Holz, das Leben und den Menschen habe ich in dir geliebt, da die andern mir stets nur Puppen waren, Buckel, Bügelfalten und Klauen! Du aber schienst mir der Mensch einer jungen, neuen Zeit, stählern, unbestechlich und klar! Du hattest dich in der Hand, du wachtest über dich, du erlagst nicht dem ersten Sturm des Blutes, du hieltest den Kopf stets oben!«
»Ja, das ist das große Ziel unserer Zeit, Lucia: Den Kopf oben zu behalten … vorauszusehen, Werte zu türmen, Richtung zu bewahren! Aber wo endet dieser Turm? Ist die Verwirrung heut nicht gigantisch? Beherrscht nicht die Algebra das Leben, und schwinden nicht aus lauter Klugheit die Menschen? Kind oder Vertiko? heißt die Parole! Weshalb hieltest du deinen Kopf stets oben, Lucia?« fragt His jetzt leise.
»Kind oder Vertiko? Muß die Parole so schneidend gestellt sein?«
»So schneidend wie sie vor uns steht! Ich habe gewählt!«
»Du hast dich weggeworfen!« ruft das Weib entfesselt. »An wen? An eine Schürze, die jedem dienen muß!«
»Hündin!!«
»Ja, töte mich! Ich schreie nicht Hilfe! Nein, mich ekelt's, wie ein edles Roß König der Maulesel zu werden begehrt!«
»Was weißt du von uns!«
»Daß sie lachen über deine Narrheit! Oder hat einer deiner Genossen sich bisher gerührt um dich? Verkriecht auch sie sich nicht vor Angst und Scham, statt dir zu helfen? Ist es nicht so?«
Der Griff um des Weibes Hals erlahmt.
»Ist es nicht so?!« triumphiert ihre Stimme: »Du warst untätig bei dem Einbruch, ich weiß es! Besser noch als ich weiß es deine Geliebte! Wo bleibt sie? Weshalb sagt sie nicht, wo du warst?«
Der Griff um ihren Hals wird fester.
»Ah, ich habe recht, ihr Menschen!« stöhnt sie. »Es ist wahr, und ihr wollt es nicht wahrhaben!«
»Wahr!« stößt His hervor und läßt seine Hände von dem Weib. »Es ist wahr und wir wollen es wahrhaben!«
»Kind oder Vertiko? Nun lerne die Praxis kennen, mein Freund!« faucht die Frau mit letzter Kraft. Plötzlich greift sie an ihre Brust: »Gott … Gott … His, es ist ja alles umsonst; höre, ich habe gegen dich gezeugt, aber ich habe mich selbst damit betrogen! His, ich will dich retten, ich muß ja … Verstand und Besinnung sind zu den Narren geflohen! Reichtum ist Makel, Mut ist Schwäche, Zagheit ist Wohlgeruch! Ich müßte dich hassen, His … und ich muß dich retten!«
His steht, den Kopf zur Wand.
»Einmal nur schau empor!«
»Geh!«
Schritte tasten hinaus.
Noch wartet His.
Wie kein Laut mehr tönt, wendet er den Kopf, der Raum ist leer. Regenhimmel schaut durch den Lichtspalt. Zwei Welten! denkt er: Einer nur kann man treu sein!
Erhitzt nimmt er den Krug und tut einen tiefen Schluck. Das kühle Wasser rinnt ihm über die Brust.
Dann faßt er das wuchtige Gerät und probt es in der Hand.