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Weitschicht'ge Höhlung im Gestein Erhellt gedämpften Lichtes Schein, Verborgen ist, woher es stammt, Kein Öl und keine Kerze flammt, Nicht Ampel oder Leuchte hängt Hier am Gewölb, von außen drängt Es sich herein durch Felsenrippen, Durch Erz und Adern in den Klippen. Zerklüftet ist von Sprung und Spalt Der Grotte räumige Gestalt; Die Decke flimmert feucht von Tau, Die Wände schimmern nebelgrau, Verlaufen hinten schwarz wie Nacht In einen gähnend tiefen Schacht. Nicht Tisch, nicht Stuhl noch Ruhebank Verdienen eines Gastes Dank; Am Boden nur zur Lagerstelle Sind sammetweiche Otterfelle Gebreitet über Schilf und Moos. Da sitzt Igorn; auf ihrem Schoß Das rundumlockte Haupt gebettet, An ihre weiße Brust gerettet, Liegt nun mit lilienbleichen Wangen Lurlei, von tiefem Schlaf umfangen. Die Nixe hält im Arm ihr Kind, Und wie es atmet leicht und lind, Schaut sie es an mit Lieb' und Acht, Ob bald die Schläferin erwacht. Jetzt regt sich Lurlei, seufzt und schlägt Die Augen auf, erstaunt und frägt, Noch halb im Traum. »Wo sind sie hin? Ich bin doch nun die Königin.« Die Mutter dann erkennend: »du? Igorne, sahst du auch mit zu?« Sie streicht sich über Stirn und Haar Und blickt umher, nun wach und klar, Und schrickt empor. – »Wo bin ich hier?« Igorne spricht: »du bist bei mir, Bist wohl behütet und geborgen, Erlöst von allen Erdensorgen.« »Bei dir?« fragt Lurlei, und beginnen Muß sie aufs neu, sich zu besinnen. »Was ist dies für ein steinern Haus? Was ist das für ein dumpf Gebraus, Das seltsam mir zu Ohren dringt Und wie aus weiter Ferne klingt?« »Es ist des Wassers mächtig Rauschen, »Du warfst dich gestern in den Rhein, »Weil er mir untreu ward! ach ja! »Vergiß ihn, süßes Wogenkind! »Vergessen, Mutter? nimmermehr! »Was, Mutter? . . . Rache!! – weiter nichts!« »An ihm willst du dich rächen noch »An ihm und allem ohne Wahl, Igorne schüttelte das Haupt: »Du weißt nicht, eigensinnig Kind, |
Fröhlich durch die kühlen Wogen Schweifen wir daher, dahin, Schwingen uns in weitem Bogen, Kommen mit Gesang gezogen Und mit neckisch leichtem Sinn. In der Tiefe trautem Dunkel Leuchtet rotes Goldgefunkel, Muschel blinkt und Perle glänzt, Und im holden Dämmerscheine Schimmern grünlich die Gesteine, Moosbewachsen, schilfbekränzt. Oben spiegeln sich die Berge, Komm zu aller Freuden Quelle! |
Es hatte zauberhaft geklungen Wie Glöcklein, sanft vom Wind geschwungen, Wie Lied von Nachtigallenzungen, Artig erheiternd, zärtlich rührend, Mit Freuden lockend, rasch verführend Und jede Lust im Herzen schürend. Und wie sich all die Füßchen schwangen, Sich all die blanken Arme schlangen, Die Busen wallten und die Wangen In den Gesichtern rosig blühten, Die Locken flogen, Augen sprühten, Die schmucken Tänzerinnen glühten! Zu Lurlei hin war das ein Blicken, Ein Winken, Blinzeln, Lächeln, Nicken, Als wollten sie sie ganz umstricken. Zuletzt vor ihr, sie anzuflehn, Blieb alles starr im Bilde stehn, Als wär' ein Zauberschlag geschehn. Die Nixen standen, schwebten, knieten, Sich ihr behilflich darzubieten, Und alle baten stumm und rieten: Bleib hier, bleib hier im grünen Rhein, Uns Schwester und Gespiel zu sein. Lurlei verharrte stumm und kühl, »Wie aber soll es dir gelingen, Sie lächelte so schadenfroh, Im Winkel saß Igorn gekauert, »Furchtbar ist, Lurlei, was du sinnst, »Nicht fahrend Weib, ich zieh' nicht aus Kaum war des letzten Wortes Ton |
»Wunsch und Wille, frei enthüllt, Sei dir fort und fort erfüllt, Und mit Zaubers Mög' und Macht Sei bedungen und bedacht! Einer, den dein Herz verstieß, Weil er treulos dich verließ, Schwur bei meinem Wogenkleid Frevelnd einen falschen Eid. Nimmer sei ihm das verziehn; Laß ihn nicht der Straf' entfliehn, Räch' an ihm Verrat und Not, Treib' mit Trug ihn in den Tod. Aber über dich verhängt Wenn du einem Untreu lohnst, Weil um flüchtig Menschenlos Tausche nun mit mir zum Bund |
In einem weiten Ringe schlossen Sich schnell die lieblichen Genossen Und standen alle Hand in Hand, Ein wunderhold lebendig Band, Um Lurlei und den Vater Rhein, Die Zwerge knieten hinterdrein. Da gab in seiner Nixen Kreise Der Stromgott feierlicher Weise Lurlei nach Schicksalsspruch und Schluß Auf Stirn und Mund den Weihekuß, Und Siegel war es hohem Eid, Stumm, doch unlöslich in der Zeit. |