Julius Wolff
Lurlei
Julius Wolff

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III.
Im Nachen.

                  Am Felsrand ist verblichen
Der steinernen Rosen Glut,
Ein Windhauch kommt gestrichen,
Und Kühlung atmet die Flut.
Klar über den Geländen
Und über dem ruhenden Tal
Wölbt zwischen steilen Wänden
Der Himmel den Schild von Stahl.
Und jede steigende Welle
Blinket im Widerschein,
Daß noch in schimmernder Helle
Geht durch die Berge der Rhein.
Von Ufer bis Ufer breitet
Sich aus die Wasserbahn,
Auf ihrem Spiegel gleitet
Einsam der stille Kahn.
Die Wellen schaukeln und schwingen
Ihn leise her und hin
Und klopfen an und klingen
Und schau'n nach den Schiffern darin.
Sie fahren im Strom und fahren
Und blicken schweigend sich an,
Ein Mädchen mit goldigen Haaren
Und ein jungrüstiger Mann.
Sie haben ums Vorwärtskommen
Wohl beide keine Not,
Sie haben herein genommen
Die Ruder ins kleine Boot
Und lassen es langsam treiben,
Es mag sich wenden und drehn,
Wenn sie beisammen nur bleiben
In ihrem Wiedersehn.
Sich streckend ruht und müßig
Am Bord die schöne Maid
Blankarmig und barfüßig
Im kurzgeschürzten Kleid.
Sie blinzelt nur verstohlen
Zu dem Gefährten hin
Und lächelt halb verhohlen
In neckisch verschlagnem Sinn.
Er kann den Blick nicht lassen
Von ihrer schönen Gestalt,
Den blühenden Leib zu umfassen
Reizt ihn der Sehnsucht Gewalt.
Er mußte sie lange bitten
Um eine Fahrt zu zwei'n,
Nun hat er's sich endlich erstritten,
Nun ist er mit ihr allein.
Sie wollte wohl ihn führen
Zu Wasser auf dem Rhein,
Jedoch sie zu berühren,
Das sollt' ihm verboten sein.
Schon sind sie manche Stunde
Gerudert hin und her,
In seinem Herzen die Wunde,
Die brennt ihn mehr und mehr.
Nicht länger kann er's tragen,
So nahe sie zu sehn
Und allem zu entsagen,
Was Liebe läßt geschehn.
Er wirft sich zu ihr nieder
Am enggeschweiften Bord
Und fleht: »Oh gib mir wieder
Heraus mein töricht Wort!
Damit ich darf umschlingen
Dich mit den Armen rund,
Und daß ich auch darf zwingen
Meinen Mund an deinen Mund!«
Da zuckt's ihr um die Brauen,
Da fährt ein blitzend Licht
Aus Augen, die zürnend schauen,
Allein sie regt sich nicht.
Des Unmuts Wolken verfliegen
Schnell wie sie aufgetaucht,
Kaum daß ihr Mund im Liegen
Ein leises Nein gehaucht.
»Versage mir nicht die Bitte,«
Flüstert er auf sie ein,
»Hier in des Stromes Mitte
Sind wir ja ganz allein.
Und wenn wir uns hier küssen,
Sieht's niemand als die Well'n,
Die mögen's, wenn sie müssen,
Den Wogen im Meer bestell'n,
Daß sie im Rhein beim Wandern
Getragen ein Menschenpaar,
Von dem der eine dem andern
Ans Herz gesunken war.«
Die Maid mit wägenden Sinnen
Lugt unter den Wimpern vor,
Laut pocht sein kühnes Minnen
An ihres Herzens Tor.
Sie hebt mit sanfter Gebärde
Die Hand, wie Träumende tun,
Und läßt sie ohne Fährde
Auf seinem Scheitel ruhn.
Und wie sie damit streichet
Sacht über sein braunes Haar,
Da denkt er, das erweichet,
Was in ihr spröde war,
Neigt sich zu ihr und preiset
Im stillen schon sein Glück,
Sie aber wehrt und weiset
Schnell seinen Arm zurück.
Dann lächelt sie listig wieder
Mit ihren Perlenreih'n
Und reckt die schlanken Glieder
Und freut sich seiner Pein.
»Du spottest meiner Leiden,«
Ruft er nun liebesrot,
»Tust dich ergötzen und weiden
An meiner Herzensnot.
Ich habe mein Wort gehalten
Herauf, herab den Rhein,
Jetzt kann ich mit dir schalten
Wohl nach dem Willen mein.
Dort siehst du hinter uns liegen
Am Ufer jenen Ort,
Wo ich zu dir gestiegen,
Längst sind wir drüber fort.
Nichts hält mich mehr gebunden,
Du bist in meiner Macht,
Als hätt' ich dich hier gefunden,
Gefangen dich eingebracht.«
Da schmettert helles Lachen
Sie laut ihm ins Gesicht
Und richtet sich auf im Nachen,
Greift nach den Rudern und spricht:
»Herr Graf, Ihr mich gefangen?
Und ich in Eurer Macht?
Verzeiht, wenn statt zu bangen
Ich grad herausgelacht!
Wagt Ihr es, mich zu zwingen,
So kostet's mich einen Schritt,
Hier in den Rhein zu springen,
Und die Ruder, die nehm' ich mit.
Dann sehet, wo Ihr landet,
Wenn sich der Tag erhellt,
Falls Ihr nicht vorher strandet
Und an den Klippen zerschellt.
Die Lust, mich zu erschrecken,
Die lasset Euch vergehn,
Ihr würdet mit solchem Necken
Gar übel vor mir bestehn.«
Und wieder rückwärts bieget
Sie auf des Kahnes Rand
Sich lässig hin und schmieget
Furchtlos die Wang' in die Hand.
Von ihrem Zorn betroffen,
Von ihrem Lachen verletzt,
Doch immer noch voll Hoffen,
Einlenkend der Graf versetzt.
»O liebe! dich zu kränken,
Das soll mir ferne sein,
Von Schelmenstreichen und Ränken
Ist meine Seele rein.
Doch meine Glut zu steigern
Und meines Herzens Wahn
Und dann den Kuß zu weigern,
Das ist nicht wohlgetan.«
»Ihr fordert ungeduldig,
Was ich noch jedem gewehrt,«
Spricht sie;»bin ich Euch schuldig,
Was Ihr von mir begehrt?
Ich schlug Euch keine Wunde,
Wie kein' ich heilen kann,
Seh' jeder, wie er gesunde,
Was geht Euer Herz mich an?«
»Lurlei!« ruft er mit Schallen,
Das war ein böses Wort!
Doch ist's in Wind gefallen,
Der weh' es eilig fort.
Hast, wo du gingst und standest,
Du mich nicht angeblickt?
Und nicht, wo du mich fandest,
Mir lächelnd zugenickt?
Aus deiner Augen Glühen
Stieg meiner Sehnsucht Glut,
Vor deiner Schönheit Blühen
Kam mir ins Wallen das Blut.
Mir will das Herz zerbrechen
Vor Unruh Tag und Nacht,
Wie willst du nun besprechen,
Was selber du angefacht?«
Sie schweigt auf seine Frage
Wie von den Worten berauscht,
Als hätte so süßer Klage
Sie gern noch länger gelauscht.
Allein der Schelm im Nacken
Läßt wieder ihr nicht Ruh
Und raunt mit Zwicken und Zwacken
Ihr kichernd die Antwort zu.
Sie taucht, wie sie nun sitzet,
Die Finger in den Rhein
Und schnellt die Tropfen und spritzet
Ihm ins Gesicht sie hinein
Und lacht: »Wer Euren Gefühlen
Die Flammen erst geweckt,
Der muß auch löschen und kühlen,
Was er in Brand gesteckt.«
Schnell ist er zugesprungen
Auf ihre Ruderbank
Und hält sie nun umschlungen
Auch ohne ihren Dank.
»Jetzt hab' ich dich doch gefangen,«
Frohlockt er mit ganzem Gesicht,
»Dein Spott ist bald vergangen,
Von Herzen kommt er nicht;
Drum gib ihn auf, den losen,
Und schließe mit mir den Bund,
Es ruht sich wie auf Rosen,
Wenn Mund sich legt auf Mund.«
Sie sträubt sich und entwindet
Sich seiner Arme Zwang:
»Wer Rosen sucht, der findet
Auch Dornen auf seinem Gang.
Es möchte wider Vermuten
Euch treffen ein scharfer Stich,
Und solltet Ihr dran verbluten, –
Zu Tode lacht' ich mich.«

»Und wenn du mir nicht gönnest
Den süßen Rosenmund
Und meinest gar, du könnest
Mich beißen blutig wund,
So laß mich doch erfahren,
Wie hoch im Preise stehn
Drei von den goldnen Haaren,
Die dir im Nacken wehn.«

»Das erste dürft Ihr nehmen,
So Ihr's als Fessel braucht,
Den wildesten Falken zu zähmen,
Bis er zur Beize taugt.
Das zweite will ich geben,
Knüpft Ihr als Strang es ein
Zum Schwingen und zum Schweben
Der größten Glock' am Rhein.
Das dritt' Ihr dann als Ferge
Zum Tau bekommen sollt,
Wenn ihr am Lurlenberge
Im Strudel ankern wollt.
Und wenn die drei nicht reißen,
Nicht Fessel, Strang und Tau,
So will ich Euch verheißen –
Was, weiß ich noch nicht genau.«

»Zu Proben, so fein erfunden,
Gäb' ich dein Haar nicht her;
Und wenn ich selbst gebunden
Mit einem einzigen wär',
Es hielte mich fester als Ketten,
Ich riss' es nimmer entzwei,
Und könnt' ich vom Tode mich retten,
Und käm' ich im Leben nicht frei!
Doch ist dir's zum Verschenken
Zu schade noch fürwahr,
So reiche zum guten Gedenken
Mir nur dein Händchen dar.«
Sie blickt ihn von der Seite
Schalkhaft argwöhnisch an,
Als ob im Liebesstreite
Sie neue List ersann.
Dann hält sie die Hand ihm entgegen,
Doch wie er danach greift,
Zuckt sie mit schnellem Bewegen
Zurück, daß er kaum sie streift;
Und zwischen den Händen, den raschen,
Geht das in einem fort
Mit Lauern und Huschen und Haschen,
Mit Lachen und schäkerndem Wort.
Endlich trotz Pfiffen und Kniffen
Hat er mit spielendem Ruck
Das schwänzelnde Fischlein ergriffen
Und hält es mit zärtlichem Druck.
»Halt!« ruft er, »und nimmer von hinnen
Kommst du mir ungebüßt,
Eh du nicht ohne Besinnen
Mir meine Müh versüßt!«
»Nehmt Euch in acht, ich springe!«
Droht sie und zieht und zerrt,
Allein sie sitzt in der Schlinge,
So sehr sie auch sich sperrt.
Von seiner Rechten umschlungen,
Von seiner Linken erfaßt,
Muß sie sich endlich gezwungen
Ergeben zu Ruh und Rast.
An seiner Schulter lieget
Ihr Haupt nun willenlos,
Sie sitzen dicht geschmieget
Mit Hand bei Hand im Schoß.
Nun flüstert er ihr leise
Manch minnig Wort ins Ohr
Zu ihrem Lob und Preise,
Und wie er den Frieden verlor.
Daß ihm ihr Bild geblieben
Seit einem sonnigen Tag,
Und daß er sie müßte lieben
Mit jedem Herzensschlag.
Sie sei ihm
Das Liebste nah und fern,
Sie solle sein eigen werden,
Sein Glück, sein einziger Stern.
Er wollte sie halten und hegen
Als Herrin lieb und wert
Und ihr zu Füßen legen,
Was sie von ihm begehrt.
Der Jungfrau glühn die Wangen,
Ihr wallt und wogt die Brust,
Halb hört sie es mit Bangen
Und halb mit heimlicher Lust.
Und bis zum tiefsten Grunde
Erbebt sie, wie sie spürt,
Daß er mit heißem Munde
Ihr Scheitelhaar berührt.
Da trifft ein Stoß den Nachen,
Daß er empor sich bäumt
Und Kiel und Planken krachen,
Von tosenden Wellen umschäumt.
Lurlei, mit flatternden Locken,
Fährt auf, wie' s rollt und rauscht,
»Wo sind wir?« fragt sie erschrocken,
Späht über die Flut und lauscht.
»Die Wogen steigen und klimmen,
Als trügen sie Menschengesicht,
Mit weißen Armen umschwimmen
Sie uns im Dämmerlicht.
Daß wir den Strudeln uns nahten,
Des hatt' ich selbst nicht acht,
Sitzt still, bis wohlberaten
Ich Euch ans Ufer gebracht.«
Sie lenkt den Kahn zu Lande
Aus schaukelnder Wellen Spiel,
Bald knirscht am Ufersande
Sein leichtgezimmerter Kiel.
»Ich soll von dannen mich heben,
Verlangst du,« spricht der Graf,
»Und hast nicht Antwort gegeben,
Ob mein Herz deines traf
Zu meinem auf halbem Wege,
Wie meines zu Deinem hin;
Jetzt sage mir, eh' ich mich rege,
Ob ich dein Liebster bin.«
Sie stemmt die Ruderstange
Grundein zu Halt und Haft
Und steht und lehnt die Wange
An den umklammerten Schaft.
Den Wuchs und die herrlichen Glieder
Schaut mit Entzücken er an,
Sie blinzelt durch die Lider
Herab auf den lauschenden Mann
Und spricht mit lächelndem Munde:
»Mein Liebster ist der Mond,
Der heimlich manche Stunde
Bei mir im Kämmerlein wohnt,
Und dem ich alles vertraue,
Was mir zu Herzen dringt,
Der, wenn ich ihn nur schaue,
Mir Trost und Ruhe bringt.
Heut wird er wohl nicht kommen,
Er hat der Liebchen mehr
Und wird in Anspruch genommen
Von einem ganzen Heer.«

»Wenn du auf all die andern
Nicht eifersüchtig bist,
Denen beim Wechseln und Wandern
Er willig ein Tröster ist,
Darf ich den Mond dort oben
Wohl auch so gram nicht sein,
Daß du ihn selbst erhoben
Zum Liebsten im Kämmerlein.
Darf er bei dir erscheinen,
So sperr' auch mich nicht aus,
Hast dann am Himmel einen
Und einen im Erdenhaus.
Komm her, laß dich erweichen,
Heut an der Reih' bin ich!
Wer weiß, zu was für Streichen
Mein lockrer Partner schlich!«
Schon will er ein übriges wagen,
Da schüttelt sie das Haupt:
»Ich muß ihn doch erst fragen,
Ob er es auch erlaubt.
Seht Ihr in voller Helle
Ihn auf der Himmelsbahn,
So sollt Ihr hier zur Stelle
Mich finden mit dem Kahn.«
Gern hört's der Graf, doch trüber
Blickt er ins Dunkel hinaus:
»Wagst du allein dich über
Und findest dich nach Haus?«
Das Mädchen kräuselt die Lippen,
»Mich fürchten?« fragt sie und lacht,
»Ich fahre durch Wirbel und Klippen
Sorglos bei Tag und Nacht.
Und wenn die Wellen mich schwingen
In ihrem wildesten Tanz,
So kann ich jauchzen und singen,
Als trüg' ich den Maienkranz.
Jetzt aber heißt's geschieden!
Es ist die höchste Zeit;
Zieht hin und lebt in Frieden
Und aller Fröhlichkeit!«
»So willst du, daß ich scheide
Mit diesem kargen Gruß?«
Spricht er in tiefem Leide,
Schon auf dem Rand den Fuß.
Noch zaudernd bleibt er stehen,
Als wollt' er nicht von dar,
Sie sagt: »Auf Wiedersehen
Im Vollmond, Graf Lothar!«
Und blickt ihn an und drücket
Ihm leise nur die Hand,
Doch fühlt er's, und beglücket
Springt er vom Bord ans Land.

Nun breitet ihre Flügel
Die Nacht auf Strom und Au
Und streut auf Berg und Hügel
Den milden Himmelstau.
Lurlei, mit ihren Gedanken
Auf weitem Wasser allein,
Fährt in dem Boot, dem schwanken,
Still heimwärts über den Rhein.
Leicht steuernd nach Belieben
Den schräg gestellten Kiel,
Naht, mühelos getrieben,
Sie langsam ihrem Ziel.
Die Ufer bald verrinnen,
Im Dunkel die Berge stehn,
Schon ist mit Turm und Zinnen
Burg Katz nicht mehr zu sehn.
Doch glänzt daraus von ferne
Ein Licht herab ins Tal
Und wirft gleich einem Sterne
Weithin den Flammenstrahl.
Quer übers Wasser schießet
Der spiegelnde Flackerschein,
Ein langer Goldreif fließet
Dem Boote hinterdrein.
Stets auf den Steg, den hellen,
Lurlei mit Freuden blickt
Und denkt, es würd' auf Wellen
Ein Gruß ihr nachgeschickt.
Die schwippen nun und schlagen
Begehrlich an den Bord,
Als hätten sie zu sagen
Ihr ein vertraulich Wort.
Es flüstert leis im Winde,
Es gurgelt in der Flut,
Dem blonden Fischerkinde
Wird bänglich doch zumut.
Die Stimmen aus dem Grunde,
Die murmeln immer nur:
Glaub keinem Menschenmunde,
Trau nicht des Mannes Schwur!
Doch lockender den Ohren
Haucht schmeichelnder Lüfte Klang:
Er liebt dich! er hat dich erkoren,
Der dich mit Armen umschlang!
Der Jungfrau klopft und schwillet
Das Herz aus seiner Ruh,
Ihr strömt und wogt und quillet
Unsägliche Sehnsucht zu.
Sie sieht wie sinnbetöret
Vor sich des Grafen Gestalt,
Sie sieht ihn, und sie höret
Seiner Rede süße Gewalt.
Sie fühlt, daß ohne Zaudern
Sein eigen sie werden muß,
Sie fühlt mit Wonnen und Schaudern
Den ihm verweigerten Kuß.
Sie will ihn von sich wehren
Und wieder an sich ziehn,
Sie will zurück zu ihm kehren
Und wieder vor ihm fliehn.
Sie glaubt ihr Herz verwettet
An ihn in ringender Qual,
Dünkt sich an ihn gekettet
Durch seines Lichtes Strahl.
Und um sich los zu reißen,
Nimmt sie die Ruder zur Hand,
Doch auf dem Wasser das Gleißen
Ist ein unlöslich Band.
Der Nachen, wie sie ihn wendet,
Hängt an dem goldnen Seil,
Das blinkt auf den Wellen und blendet
Und blitzt wie ein schwirrender Pfeil.
»Du willst mich binden und zwingen?
Halte den Kahn, so du kannst,
Oder knüpf' andere Schlingen,
Ehe du mich übermannst!«
So ruft sie mit spöttischem Lachen,
Entgürtet sich unverweilt
Und springt in die Flut vom Nachen,
Die sie mit Armen zerteilt.
Doch wie sie schwimmt – o Bangen!
Befreit ist der Nachen nur,
Sie selber bleibt gefangen
Wie Fischlein an der Schnur.
Sie fühlt sich im Wasser erbeben,
Ihr Trotz verliert den Halt,
Sie muß sich dem Grafen ergeben,
Er hat über sie Gewalt.
Bald wieder im Boot, muß schauen
Zum Licht sie unverwandt,
Halb Sehnen und halb Grauen
Hält ihren Blick gebannt.
Und wie sie endlich gelandet,
Ist's ihr im Kämmerlein,
Als wär' ihr Herz gestrandet
Und läge draußen im Rhein.


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