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6

Der Gedanke, daß es das letztemal sei, beschwichtigte den Aufruhr in Courtiens Seele mehr, als alle Auflehnung gegen seine Empfindung vermocht hatte. Nur noch heute! Und dann – nicht erst in einigen Tagen, sondern morgen schon ... Hinauf, hinauf! Es würde ein Loslösen von der Erde, ein Befreien von dem Menschlichen sein, das auch für ihn etwas allzu Menschliches haben konnte, wie er heute voll Empörung über sich selbst erkennen mußte.

Mit tiefem Atemzuge, als wäre ihm die Brust zusammengeschnürt, sah er um sich. Ihm war wie einem Wiederkehrenden zumute, den ein böser Zauber weit fortgeführt hatte. Durch seinen Vorsatz, schon morgen hinaufzugehen, hatte er den Bann gebrochen. Nun erkannte er wieder die Heimat, die er, ein zweiter Schöpfer, in seiner ganzen Herrlichkeit darstellen konnte wie keiner außer ihm. Als wäre er seiner großen, seiner einzigen Liebe untreu geworden – wenn auch nur für einen Augenblick –, blickte er auf See und Strand, auf Fels und Firn, durchdrungen von einem heißen Glücksgefühl: etwas zu besitzen, das er lieben konnte mit einer Liebesgewalt, die auch ein Element war, ein stärkeres und reineres als jene Naturmacht, die er heute hatte erkennen und fürchten lernen. Wenn die Leute, darunter selbst seine Feinde, ihn ein Genie nannten, so wußten sie nicht, daß er allerdings ein Genie besaß: das zu lieben.

Und an seiner Seite in dieser großen Natur das wundersame Frauenwesen aus einer Welt, die sich selbst die »große Welt« nannte. Gräfin Josette trug ein Kleid aus mattviolettem Tuch mit reicher Stickerei, Buketts von Parmaveilchen darstellend. Mit großen Sträußen Parmaveilchen war der breitkrempige violette Filzhut, war der violette Seidenschirm garniert. An die Brust hatte sie frische Maréchal-Nielrosen gesteckt. Die in die zarten Farben gekleidete feine Gestalt hob sich von dem dunklen Azur der Seeflut überaus reizend ab, und Courtien besaß nun einmal Künstleraugen.

Auch in der Seele der schönen Frau regte sich mehr und mehr ein zuvor niemals empfundenes Lebensgefühl. Es hatte für sie etwas Berauschendes, als brächte ihr diese Begegnung endlich die Erfüllung eines einstmals geträumten leuchtenden Jugendtraums. Und es sollte heute das allerletzte Mal sein, wo es für sie doch das allererste Mal war: die Erkenntnis der Möglichkeit, daß auch sie lieben – auch sie leben konnte? Aber dieser eine Sommertag gehörte ihr: Sivo Courtien gehörte ihr an diesem einen Tage! Was konnte an einem Tage nicht geschehen, wenn es auch bald Abend sein würde?

»Wohin gehen wir eigentlich?«

Sie blieb vor ihm stehen, ihm in die Augen blickend, als wollte sie ihn mit ihren Augen festhalten, mit diesen unergründlichen Augen, von denen Courtien nicht wußte, welche Farbe sie hatten. Gerade jetzt leuchtete es darin auf wie in der leise bewegten Seeflut, darauf die Sonnenlichter flimmern und funkeln.

»Ja, wohin gehen wir eigentlich? ... Wohin Sie wollen.«

»Wohin ich will –«

Sie sprach ihm die gleichgültigen Worte mit einem Ausdruck nach, als legte sie ihnen eine symbolische Bedeutung bei, als spräche sie eine Beschwörung, die bewirkte, daß er den Weg schreiten mußte, den sie ihn führen würde. Nun setzten sie ihren Weg fort. Es war so gleichgültig, wohin sie miteinander gingen, wenn sie nur miteinander gingen.

Mit innerem Frohlocken, das ihr Herz schwellte, verglich die Gräfin ihren Begleiter auf dem schmalen Pfad zwischen Fels und Flut mit den Männern aus ihrer Welt. Gerade, daß er kein sogenannter schöner Mann war, gefiel ihr an ihm. Übrigens hatte er sich seit Rom sehr verändert – zu seinem großen Vorteil. Es war etwas Urwüchsiges, Urkräftiges an ihm, etwas von Mutter Erde. Selbst seine ungepflegte schwarze Haarmähne und sein düsterer Prophetenbart gefielen ihr heute. Mit seiner tiefbraunen Hautfarbe glich er einem Südländer. Sein Gesicht, dessen fast finsterer Ernst so überaus charakteristisch für den Mann war, hatte große Züge. Und in diesem machtvollen Rassegesicht strahlten die Augen eines Künstlers. Wie prächtig er sein Haupt trug! Als wäre er ein Herrscher dieser Felsenwelt, ein Alpenkönig. Diesen Eindruck milderte auch nicht das Unkultivierte seiner Erscheinung: die dunkle, derbe Bergtracht, die etwas Zeitloses hatte. Sivo Courtien in einem von einem englischen Schneider verfertigten Gehrock oder einem tadellos sitzenden Frack mit weißer Krawatte, Sivo Courtien mit geschorener Lockenfülle, Sivo Courtien salonfähig gemacht, mit anderen Damen und Herren der guten Gesellschaft, war eine Vorstellung, bei der die Gräfin lächeln mußte.

Ihr Lächeln war für sie ebenso befreiend wie für Courtien der Gedanke an das »allerletzte Mal«. Jetzt war auch in ihr der Bann gebrochen. Mit jener feinsten Kunst der Konversation, deren nur die vollendete Dame mächtig ist, begann sie zu plaudern, beständig mit dem erlösenden Lächeln auf ihrem Gesicht und in ihrer Seele. Sie sprach vom Maloja, und sie sprach davon in einer Weise, als fühlte sie die leuchtende Schönheit des Engadins bis zur Begeisterung, zur Ergriffenheit. Da wurde auch Courtien beredt.

Niemals hätte er geglaubt, daß sie so sprechen, so empfinden könnte! Obgleich sie einer anderen Welt angehörte und er mit ihr auch jetzt nichts gemein haben wollte, fühlte er trotz dieses Vorsatzes zwischen der Fremden und sich ein geheimnisvolles magisches Band. Ihr vertraut fühlte er sich: er, Sivo Curtien, vertraut der Gräfin Oberndorff! Von allem Wundersamen, das er heute erlebte, erschien ihm dies als das Wundersamste.

Es war die schöne Zeit der Wiesenblüte auf Maloja, und diese Blüte war ein Blumenzauber. In bunten Strömen ergossen sich die Frühlingsfluten von den Felswänden, darüber der Glanz der Firnen strahlte, in alle Tiefen nieder. Das wilde Land war ringsum überschwemmt von einem Blühen ohne Ende. Die rosigen und violetten, die blauen und gelben Blumenbäche schienen von allen Seiten her in den dunklen Bergsee niederzufließen, der ihr farbiges Spiegelbild zurückwarf.

Scharen von Schmetterlingen und Käfern gaukelten über den Kelchen, und das Summen der Insekten tönte wie der Frühlingsgesang der Flur. Vor üppigem Blühen war von Gräsern und Halmen nichts zu sehen. Und den blumigen Wiesen entströmte ein Wohlgeruch, als wäre die Erde eine Opferschale, zu dieser Feier der Schönheit von der Sonne entzündet.

Plötzlich bog Josette vom Wege ab und stieg mitten hinein in die Blumenflut. Die Schritte der reizenden Frau zogen eine tiefe Spur durch das Gefilde, das ein einziges Gartenbeet war.

»Im Engadin ist das Betreten der Wiesen verboten. Man wird Sie einfangen und dem Richter ausliefern«, rief Sivo, ihr nacheilend. Aber nicht, um sie zurückzuhalten, sondern um sich mit ihr erwischen und strafen zu lassen. Mit Entzücken hingen seine Augen an ihrer Gestalt, die die zarte Anmut einer Psyche, das Ebenmaß einer Antike hatte. Jede ihrer Bewegungen war voller Rhythmus. Sie erschien ihm wie ein menschgewordener Akkord, wie eine verkörperte Melodie. Und wie jung sie noch war! Er konnte sich nicht vorstellen, daß sie eine Frau sein sollte, die viel erlebt, viel gelitten hatte. An das eine mußte er beständig denken: an ihr vieles Leiden bei ihrer großen Jugend. Und sie war gewiß zur Freude geboren, ein Sonnengeschöpf, ein Liebling des Glücks ... Gleich darauf beständig sein zweiter Gedanke: ›Wie unrecht hast du ihr getan. Du hast dich an ihr geradezu versündigt!‹ Mit ihrem verklärten Lächeln und ihrer Kinderfreude über die Blumenfülle fand er sie, eingedenk ihrer vielen Leiden und des ihr von ihm zugefügten Unrechts, wert des schönsten Glückes und einer Liebe, dafür seine Sprache keinen Ausdruck besaß.

Also – nach diesem schon sinkenden Tage würde er sie nicht wiedersehen. Niemals wieder. Sie ging ihren Weg, der sie in ihre Welt zurückführte; er ging den seinen, der ihn aus der Welt fort in Öden leitete, zu Gipfeln hinauf, in stolze, in starre Einsamkeiten. Ihre Wege mußten sich trennen. Hätte er dann nur einmal von ihr gehört, daß sie nicht mehr elend, daß sie glücklich sei – über alle Maßen; daß sie geliebt ward – über allen Ausdruck.

Er gönnte ihr das maßlose Glück; aber er gönnte sie nicht jenem unbekannten Manne, der es ihr bringen sollte ...

Was für Gedanken der Tag heute in ihm aufwühlte, nie zuvor gedachte! Dabei erfüllte ihn solches Gefühl von Jugend, Kraft, Sehnsucht! Jawohl: auch von Sehnsucht. Zugleich das seiner tiefen Einsamkeit. Dabei war es diese, die das Leben für ihn erst lebenswert machte, ohne die er kein Künstler hätte sein können. Er würde aufhören, ein Künstler zu werden, je mehr er aufhörte, ein einsamer Mensch zu sein.

Sie stiegen die Hänge hinauf und erreichten einen Pfad, der aus der Tiefe durch die Blumenfluten steil aufwärts führte. Gräfin Josette wandte sich ohne weiteres der Höhe zu, als wollte sie den Mann, der ihr widerstandslos, willenlos folgte, von den Menschen weit fort und in jenes Reich locken, in dem außer Sivo Courtien nur noch das Unheilsweib vom Monte della Disgrazia hauste. Seltsam, daß sie plötzlich jenes Gemäldes gedenken mußte! Noch seltsamer, daß er es gemalt hatte, bevor er sie gesehen ... Was fuhr ihr heute nur durch den Sinn? Als ob sie ein Dämon sei, der sein Verderben wollte? Lieben wollte sie ihn, ihn beglücken; ihn lehren, was es heißt: zu lieben und glücklich zu sein. Gerade für den Künstler bedeutete die Liebe das Leben; gerade für diesen Mann.

Wie prachtvoll sie stieg! Als ob der Weg eben führte und sie eine geübte Bergsteigerin wäre – in ihrem modischen Kostüm, mit dem Wunderwerk von Sonnenschirm als Bergstecken. Keinen Blick von ihr wendend, dachte er: ›Du könntest mit ihr die Margna besteigen! Und du hast ihr nur Schwäche zugetraut. Als sie auf der römischen Landstraße neben dir herging, war sie freilich eine ganz andere: eine Müde, zum Umsinken Ermattete. Es war überaus edel von dir, keine Rücksicht auf sie zu nehmen und fast zu laufen. Wundervoll ritterlich gegen eine Dame war's. Schäme dich, Sivo Courtien!‹

Heute würde er sie bei besonders schwierigen Stellen »ritterlich« gestützt haben. Aber sie bedurfte seiner Hilfe nicht.

»Wie schön Ihre Heimat ist!«

Sie blieb stehen, schaute um sich, über sich selbst erstaunt: ›Was ist das nur mit mir? Ich finde es wirklich schön. Diese entsetzlichen Berge gefallen mir plötzlich. Und wie leicht das Steigen mir wird, wie gut es mir tut. Macht das die berühmte Luft des Engadin oder ... Oder was?‹

Die Freude über ihre Bewunderung seiner Heimat machte Sivo so froh, wie er sich niemals gefühlt hatte. Er wurde gesprächig, zeigte ihr seine Lieblinge, nannte die Namen aller Gipfel, schilderte das Leben der Bewohner, ihren beständigen Kampf mit dieser mörderischen, dieser heißgeliebten Natur, malte der schönen Frau die schreckliche Pracht eines Malojawinters, ließ für sie die Stürme aufbrausen und die Nebel aufsteigen, die den einsamen Wanderer verschlingen und dem Todessturz zuführen, erzählte ihr Alpentragödien mit dem beredten Munde eines Dichters, so daß sie hingerissen zuhörte. Als er mit einem tiefen Atemzuge seinen Bericht schloß, blieb sie stumm. Aber ihre Blicke sprachen; und Courtien, der sein Herz für so starr hielt wie den Gipfel der großen Margna, überlief bei dieser wortlosen Sprache ein Schauer.

»Und wo ist der Monte della Disgrazia?«

Sie stand neben ihm, so nahe, daß die Glut ihrer Jugend von ihrem Körper zu ihm überströmte, und tat die Frage mit leiser Stimme, fast flüsternd, als berührte sie eine geheime Saite seines Inneren, davon nur er und sie wußten – nur er und sie wissen durften.

Ebenso leise und heimlich gab er zur Antwort: »Dort drüben. Sie können den Berg von hier aus nicht sehen. Ihm gegenüber steht mein Haus. Wenn Sie wüßten, wie stolz meine Einsamkeit ist, so würden Sie –«

Er verstummte, erbebte. Ihm war's, als hätte er plötzlich eine Vision. Mit diesem zweiten Gesicht sah er sich selbst: dort oben, wo er König war, und an seiner Seite das junge, verführerische Frauenwesen, das jetzt neben ihm stand und ihn ansah mit diesem rätselhaften Blick und den leise geöffneten, lächelnden Lippen. Er brauchte nur seinen Kopf zu neigen und –

Er dachte es. Und während er es noch dachte, hatte er es bereits getan: er hatte das zu ihm emporgehobene Gesicht mit beiden Händen gefaßt und an seine Brust gerissen, hatte sie auf ihre Augen, ihre Stirn, ihre Lippen geküßt. Seine Küsse hatten ihre Augen, ihre Lippen geschlossen.

 

So war es denn geschehen, wie es geschehen mußte. Sivo Courtien hatte auf diesen Frauenmund einen Kuß der Ewigkeit gedrückt; denn für alle Ewigkeit war er durch seinen Kuß dieser Frauenseele verfallen. Es war der erste Kuß seines Lebens gewesen.

 

Jetzt begann Sivo Courtiens tiefer Traum.

Wortlos folgte er, wohin sie ihn führte. Und sie führte ihn auf schmalem Pfade zwischen Blumengefilden, an Abgründen vorüber höher und höher.

Nach einer Stunde Steigens gelangten sie auf eine ebene Halde, mit großen blauen Enzianen wie mit einem Stück wolkenlosen südlichen Sommerhimmels bedeckt. Sie sahen die wonnige Flur erst, als sie, um einen scharfen Felsvorsprung biegend, sie betraten.

Sivo wäre gern umgekehrt, denn auf der Genzianenwiese befand sich eine fröhliche Gesellschaft, deren Stimmen und Lachen den beiden Schweigenden wie ein Ruf des Lebens entgegendrang: lustige Kinderstimmen, glückseliges Kinderlachen. Die Schule von Maloja, Mädchen und Knaben, hatten an dem schönen Frühlingsnachmittag einen Ausflug unternommen, angeführt von Lehrer und Lehrerin: von Maira à Mara und dem Jüngling mit dem dionysischen Namen, dem dionysischen Wesen.

Die Knaben pflückten die blauen Glocken und brachten sie den Gefährtinnen. Diese kauerten mitten unter dem blühenden Azur um Maira geschart und wanden nach Mädchenart Kränze aus den blauen, blattlosen, strahlenden Kelchen. Auch die Lehrerin wand eine Blumenkrone. Aber sie tat es mit so ungeschickten Händen, daß die Schülerinnen die Meisterin auslachten. Der junge Lehrer – Courtien sah ihn zum ersten Male – hatte seine Mandoline mitgebracht.

Noch deckte die beiden der Fels, noch hätten sie unbemerkt zurücktreten können. Sie sahen den jungen Mann die Laute nehmen, hörten ihn spielen und singen:

»Ma bella val, mi Engadina ...«

In dem Traum, zu dem Sivos Leben geworden war, hörte er den Fremden das geliebte Lied der Engadiner mit einem Ausdruck singen, daß der schöne Jüngling inmitten der Kinderschar einem Zauberer glich, dessen Melodien die Menschen aus der Tiefe emporgezogen hatten – emporgezogen auch Maira.

Das Lied war zu Ende. Diejenigen von den Mädchen, die mit ihren Gewinden fertig waren, setzten sie einander unter Jubel und Lachen auf; und da Mairas Hände sich als zu ungeschickt erwiesen, um Blumen zu flechten, so kam eines der Kinder – das jüngste und lieblichste – und kränzte auch das Haupt der Lehrerin. Das nämliche geschah dem Sänger, der sich die Blumenkrone gefallen ließ, als müsse er sie tragen. Die zwei jungen schönen Menschen sahen in dem gleichen Blumenschmuck wie ein Brautpaar aus.

In diesem Augenblick trat Gräfin Josette vor und wurde sofort mit ihrem Begleiter, der ihr auch jetzt folgte, von der Jugendgefährtin erkannt. An der Seite der vornehmen Frau schritt Sivo auf Maira zu.

Die Lehrerin erhob sich. Weit offenen Auges sah sie den beiden entgegen: Sivo Courtien zusammen mit der Fremden, die sie schon kannte, die ihr Bewunderung und zugleich Furcht eingeflößt hatte. Plötzlich wußte sie davon den Grund: die Fremde war das Gletscherweib, die Unheilsfrau. Und sie war gekommen, um – –

Die Kinder, die den Sänger nach Beendigung seines Liedes jauchzend umringt hatten, waren still geworden. Scheu traten sie zurück. Dionisio sah nicht die fremde, elegante Dame, sondern Maira an, die mit ihrem blauen Kranze und ihrem bleichen Gesicht von geradezu unheimlicher Schönheit war. Dazu ihr Blick! Was war zwischen ihr und diesem Manne? Es mußte Sivo Courtien sein. Nur er konnte so aussehen. Zugleich hatte der junge Lehrer die Empfindung: ›Dieser Mann ist dein Feind. Aber auch du hassest ihn! Zwischen ihm und dir geschieht einmal etwas Verhängnisvolles, Furchtbares.‹

Sivo hörte die Gräfin sagen: »Das ist gewiß Ihre gute Freundin Maira, von der ich schon damals in Rom vernahm. Bei meiner Ankunft bin ich ihr auf der Landstraße am See begegnet. Ich erkannte sie sofort.«

Und er hörte die Gräfin die Lehrerin begrüßen und ansprechen: »Ich bin von Rom her eine alte Bekannte Ihres Freundes. Stellen Sie sich vor: er wurde gebeten, mein Porträt zu malen, und schlug es ab. Ich war nicht einmal beleidigt. Wir sprachen auch von Ihnen. Doch wollte Ihr Freund vor Fremden von Ihnen nicht sprechen.«

Sivo hörte zu und wollte sich freuen, wie einfach und natürlich die Gräfin zu seiner alten, guten Freundin sprach, war jedoch zu traumumfangen, um zum Verständnis der Wirklichkeit gelangen zu können. Er bemerkte, daß die Gräfin kein Auge von der Lehrerin wandte. Die beiden schienen sich mit den Blicken zu messen: ›Wer von uns ist die Stärkere?‹

›Ich bin's‹ – sagten die Augen Mairas.

Und die Augen der Dame der großen Welt erwiderten: ›Arme Törin. Was kannst du gegen mich? Ich bleibe Siegerin!‹

›Die Stärkere von uns beiden bin ich dennoch‹ – lautete die stumme Antwort des Mädchens aus dem Volke.

Ohne der Gräfin eine andere als diese schweigende Erwiderung zu geben, wandte sich Maira an Sivo: »Du kennst den neuen Lehrer noch nicht. Er heißt Dionisio Fidora. Daß Herr Fidora bei uns wohnt, wirst du gehört haben. Die Kinder gewannen ihn gleich am ersten Tage lieb.«

Zu dem Lehrer sagte sie nur: »Das ist Sivo Courtien.«

Die Männer begrüßten sich, wie sich Gegner begrüßen. Maira wußte sofort, daß sie recht gehabt hatte: Sivo Courtien würde den neuen Lehrer nicht ausstehen können – trotz seiner leuchtenden Schönheit, die doch sogar das Mädchen, das den Künstler liebte, an der Jünglingsgestalt sehen mußte. Erst jetzt fiel ihr ein, daß sie vor der Fremden und dem Freunde als Bekränzte stand. Sie errötete vor Unwillen über ihre Gedankenlosigkeit, nahm sich mit beiden Händen den Kranz ab, den sie zu Boden fallen ließ. Dionisio dagegen behielt den seinen auf. Der eitle Jüngling ärgerte sich, daß die vornehme Dame ihn nicht ein einziges Mal staunend betrachtete: war er sich doch bewußt, wie ein junger Gott auszusehen: vollends neben der düsteren Gestalt des Engadiners, von dem die Leute solch Aufhebens machten und den zwei Frauen – liebten.

Erst jetzt sprach Sivo Courtien Maira an: »Morgen geh' ich hinauf.«

»Also sage ich dir jetzt Lebewohl.«

»Ich komme noch zu dir.«

»Wie kannst du das, da du morgen schon fort willst?«

»Ich komme heute abend zu dir.«

Als hörte sie nicht, wünschte sie ihm: »Habe gute Arbeit.«

»Das will ich.«

»Du lässest dich gewiß bald einmal sehen?«

»Wie kommst du darauf? Du weißt, daß ich oben bleibe.«

»Ja, das hattest du vor.«

»Und du weißt, daß ich mein Vorhaben halte.«

Er sprach, als schliefe er mit wachen Augen. Maira sah den Kampf. Alles sah sie, alles erkannte sie: die ganze Größe der Gefahr. Aber er würde die Gefahr überwinden, auch er würde Sieger sein.

Unerschütterlich glaubte sie an seine Kraft, seinen Willen. Noch glaubte sie daran ...

Nachdem die beiden von der Gesellschaft sich getrennt hatten, ward es anders zwischen ihnen. Sie hätten nicht sagen können, was in den wenigen Augenblicken des Zusammentreffens mit den Kindern, mit Lehrer und Lehrerin sich geändert hatte; doch jeder fühlte die Wandlung und befand sich unter diesem Bewußtsein wie unter einer fremden Gewalt, gegen die einer von ihnen sich auflehnte: der Mann. Er tat es voller Groll, voller Empörung wider sich selbst: ›Als du an der Seite dieser fremden Frau plötzlich Maira gegenüberstandest, erschien dir deine alte Jugendfreundin als Fremde, während die andere – Nicht nur fremd fühltest du dich der treuen Gefährtin gegenüber, sondern sogar feindselig ... Weshalb brachte sie auch jenen widrigen Gesellen nach Maloja? Der Mensch ist ja in sie verliebt! Er wagt es! Als ob man sich in dieses Mädchen verlieben könnte? Überhaupt verlieben ... Ich versteh's nicht. Es ist etwas so Blasses, Mattes, Schwächliches. Lieben: leidenschaftlich, verzehrend, toll und sinnlos; in Liebe sein Schicksal finden, sein Verhängnis, seinen Untergang ... Bis vor kurzem verstand ich auch das nicht: nicht bis heute ... Liebe muß etwas Großes, Gewaltiges, etwas Grausiges sein. Ich weiß es nicht ... Um so besser begreife ich eines Mannes Liebe zu seiner Arbeit, seiner Kunst. Diese als Schicksal, meinetwegen als Untergang, das würde sich des Untergangs wenigstens lohnen; würde sich lohnen, gelebt zu haben.‹

Und an der Seite der schönen Frau versank Courtien in Grübeleien.

Gedankenvoll blieb auch die Gräfin. Mairas unerwarteter Anblick auf der azurblauen Flur in der jubelnden Kinderschar, die stolze Haltung der Volksschullehrerin von Maloja, ihr mit Enzianen bekränztes Haupt hatten auf Josette starken Eindruck gemacht. Zugleich erhob sich in ihr eine warnende Stimme: ›Von diesem Mädchen droht dir Gefahr. Es haßt dich; denn es liebt den Mann, der dein werden soll, besser und stärker als du. Diese Maira wird ihn vor dir schützen, ihn dir entreißen wollen ...‹

Da er ihr für den Rest dieses einen ersten und – letzten Tages gehörte, so fragte er die Herrin nach ihrem Befehl. Es kostete ihn Anstrengung, zu sprechen. Durch Eis und Schnee, unter Gefahr von Lawinen und Steinschlag einen Pfad zu seinem Alpenhause zu bahnen, war leichter, als jetzt auf verhältnismäßig ebenem Wege neben ihr hinzugehen. Wieder wäre er am liebsten mächtig ausgeschritten; und er wunderte sich über sich selbst, daß er seinen Schritt dem ihren anpaßte, ängstlich bedacht, keine Eile zu verraten.

»Wohin befehlen Sie also?«

Gräfin Josette antwortete nicht sogleich. Sie lauschte auf seine Stimme, die einen ungewohnten Klang hatte. Und ebenso neu für sie war, was er in diesem eigentümlichen Ton zu ihr sagte. Sie sollte »befehlen«. Es wurde ihm schwer, das Wort auszusprechen; er kämpfte mit dem fatalen Wort, stieß es mit verhaltenem Ingrimm hervor. Aber – er sprach es aus! Selbst ihr, der Weltgewandten, gelang es im Augenblick nicht, in leichter Weise zu erwidern: sie bitte um sein Geleit an einen Ort, der ihm besonders lieb sei; denn schön sei es überall in diesem wundersamen Lande. Später dann –

»Später führe ich Sie in mein Ihnen verhaßtes Palasthotel. Sie werden dort mit mir speisen und werden sehen, daß es gar nicht so schlimm ist. Danach ... Richtig! Sie versprachen Ihrer Freundin, heute auch von ihr Abschied zu nehmen. Ich werde Sie daher noch vor Ablauf meines Rechtes auf Sie huldvollst entlassen ... Wissen Sie übrigens, daß dieses Fräulein Maira eine Schönheit ist?«

»Ich weiß.«

»Wie Sie das sagen!«

»Wie, wenn ich fragen darf?«

»Böse, zornig.«

»Ich liebe nicht, von ihr sprechen zu hören. Nicht in solcher Art.«

»In welcher Art, wenn ich fragen darf?«

Er überhörte, daß sie seine eigene Redewendung brauchte, und murmelte: »Überhaupt von ihr sprechen zu hören.«

»Ach so!«

Nur eine Frau konnte die zwei kleinen Worte mit solchem Ausdruck sagen; nur eine Frau, die zu horchen, zu belauschen, zu verstehen vermochte – auch die leiseste, die verhüllteste Regung einer Männerseele. Die Gräfin verstand, daß dieses Mädchen Courtien zu teuer sei, ihm zu hoch stehe, um ihren Namen aus dem Munde einer anderen Frau zu hören. Vollkommen zusammenhanglos rief ihr Begleiter plötzlich: »Übrigens ist sie kein Fräulein.«

»Sondern?«

»Ein Mädchen aus dem Volk, ein Weib von Maloja – wie ich kein Herr bin, sondern ein Oberengadiner, ein Alpenmensch, ein Mann aus dem Volk. Mein Vater war Hirte. Ich will Ihnen das Haus meiner Eltern zeigen. Vielmehr die Hütte. Wollen Sie?«

»Gewiß, lieber Freund.« Es war für Courtien der Tag großer Erlebnisse: jeder Augenblick brachte ihm eine Erkenntnis. Wie auf einen Wohllaut horchte er auf den Klang dieser Frauenstimme, begierig, den Ton zu hören, und fühlend, wie er in seiner Seele nachhallte. Aber – hatte diese leise faszinierende Stimme nicht während all der Jahre zu dem Einsamen gesprochen? Hatte er sie nicht in seinen Träumen wieder, immer wieder vernommen? Und schien es ihm jetzt nicht, als ob es etwas durchaus Natürliches sei, daß sie zu ihm sprach; als käme überhaupt alles so, genau so, wie es kommen mußte?

Nur noch heute würde er auf ihre Stimme lauschen können, diese Stimme schon von morgen an nur in seinen Träumen wieder vernehmen: durch Sturm und Lawinendonner, leise, lockend, wie Zaubersang, wie das girrende Lachen des Gletscherweibes vom Monte della Disgrazia. Es geschah diesen Augenblick, daß er plötzlich wußte, weshalb er sich von seinem Gemälde nicht trennen wollte – obgleich er von dem Erlös seine Schulden hätte zahlen können: sein Gletscherweib mußte die Stimme der schönen Frau haben, deren Bild zu malen er sich geweigert hatte und die gerade deshalb ihr Bild in seiner Seele zurückließ.

»Gian Vital!«

Sie hatten den Seestrand wieder erreicht. Ganz nahe vom Ufer ruderte der Kapuzinerjäger vorüber. Im Nachen befand sich noch ein Mädchen. Courtien kannte es nicht, dachte, im Geiste seinen Jugendfreund anredend: ›Also das ist sie, die du vor dir selbst warntest, weil du sie mit dir nicht betrügen wolltest. Dann kam sie zu dir – da du nicht zu ihr kamst. Und jetzt liebst du sie so wild und toll, daß du von ihr nicht mehr lassen kannst – nicht kannst! ... Wie seltsam ist das alles: sinnlose Leidenschaft für ein Weib ... Und was solche aus dem Manne macht! Freilich nicht aus jedem Manne!‹

Vital hatte auf den Anruf hin sein Fahrzeug nach der Stelle gelenkt, wo sein Freund und die fremde Dame standen, als erwarteten sie ihn. Aus großen Augen sah der Bärenjäger auf die beiden: Sivo Courtien zusammen mit einer Frau? Mit dieser Frau! Also geschahen noch immer Wunder und Zeichen. Sollte auch für diesen Mann die Stunde geschlagen haben? Sivo Courtien und die fremde, seine Dame. Das konnte kein gutes Ende nehmen.

»Was soll's?«

»Du sollst uns nach Crap da Chüern hinüberfahren.«

»Steigt ein!«

Einsteigend betrachtete Courtien das Mädchen, das über das Herz des Wildlings solche Gewalt besaß. Sie war noch blutjung, schmächtig, blaß – häßlich. Wahr und wahrhaftig häßlich! Gar nicht wie ein Mädchen, wie ein Menschenwesen, sondern wie ein Geschöpf der Sage, wie ein Bergkobold, ein Alraunchen. Auch so braun von Angesicht. Aber die Augen! In diesen fast gelben Augen flackerte und flammte eine verzehrende Glut. Und Lippen wie blutig geküßt. Nie zuvor hatte Sivo solche Frauenaugen und Frauenlippen gesehen. Das fremdartige Wesen saß nicht im Nachen, sondern kauerte darin, einem gefangenen bösartigen Raubtier gleich. Unverwandt starrte es die Gräfin an, etwas Beutegieriges im Blick.

Um des Mädchens willen war dem Jäger die Begegnung mit dem alten Freunde unangenehm. Nun kannte dieser seinen Schatz, und nun wunderte er sich. Mochte er! Was wußte er davon, wie seine Wildkatze küssen konnte. Das war's ja eben, was ihn nicht losließ: das beständige Einfangen, Zähmen, Bändigen. Jeden Tag von neuem das nämliche. Solch gelbes, garstiges Ding; und er kam nicht los davon. Begreif es ein anderer.

Sie fuhren über den regungslosen Alpsee, der dunkel und schwermutvoll war wie die Seele eines Einsamen. Aber die Gewaltigen des Engadin tauchten mit all ihrer Herrlichkeit in die stillen Fluten hinab, daß es war, als glitten die Fahrenden über Gipfel und Gletscher unmittelbar in einen in Purpurschein und Rubinglanz leuchtenden Abendhimmel hinein.

Courtien stellte der Gräfin ihren Fährmann vor: »Das ist mein Jugendfreund Gian Vital. Im Engadin gibt es nur einen wie ihn. Er fängt Bären, als wären es Murmeltiere. Wenn ich dort oben bin, müssen Sie ihn einmal am Cavalocciosee besuchen. Nur in seinem Hause können Sie ihn kennenlernen. Es lohnt der Mühe.«

Gian Vital brummte etwas, das höflich sein sollte, jedoch ziemlich bärenmäßig klang. Die Gräfin wollte ihm liebenswürdig erwidern, fühlte sich indessen diesem alpinen Nimrod gegenüber von ihrer Weltdamenkunst verlassen. Ohne sich um die Gegenwart der Fremden zu kümmern, berichtete der Schiffer dem Freunde: »In Chasté holte ich sie ab. Sie will ins Hotel. Denke doch! Aber – sie will eben. Was kann ich tun? Die im Hotel wollen sie für die Fornohütte haben. Dort soll sie Gäste bedienen: feine Herrschaften. Sie weiß, daß ich sie – Aber sie will eben; obwohl sie weiß. Sie soll sich in acht nehmen! Sie und die ganze Sippe!«

Er sagte die wilden Worte durchaus gleichmütig. Courtien bemerkte jedoch in seinem Blick jenes Aufglühen, das ihn damals bei dem Aufstieg zu seinem Alphause mit Entsetzen vor dem Mann erfüllt hatte, mit Grauen. Er sah das Mädchen an. Das kauerte im Boot, kümmerte sich um nichts, stierte auf die Gräfin, schien Blut auf den Lippen, Flammen in den Augen zu haben.

Bald darauf landete das Boot an dem Felsenufer vom Crap da Chüern. Courtien half Josette aussteigen. Als er sich zurückwandte, hatte der Jäger das Boot bereits abgestoßen.

»Morgen bezieh' ich meine Hütte. Du hilfst mir doch hinauf?« rief er hinüber.

»Bleib lieber gleich unten«, tönte es vom See zurück.

 

»Hier wuchsen Sie auf?«

»Gefällt's Ihnen nicht?«

»Ich bewundere Sie.«

»Weshalb?«

»Daß Sie's aushielten. Es macht Ihnen Ehre.«

»Schande hätt' es mir gemacht, wär' es anders gewesen. Sie natürlich begreifen nicht, wie man ohne Luxus leben kann. Sogar sehr gut leben. Und daß man auch in einer Hütte etwas werden kann. Sogar etwas Tüchtiges.«

»Sie wurden in dieser Höhle ein Genie.«

»Nennen Sie mich nicht so!«

»Ich wollte Sie nicht beleidigen ... Weshalb finden Sie es natürlich, daß ich ein Leben ohne Verfeinerung nicht begreifen soll? Gerade ich nicht begreifen?«

»Weil das gerade in Ihrer Natur liegt. Es gibt keine größeren Gegensätze als Ihre und meine Natur.«

Da er der Gräfin seine elende Behausung zeigte – sie war auch jetzt nicht viel mehr als eine Hirtenhütte – reizte es Courtien, der vornehmen Frau die »Gegensätze ihrer Naturen« gewissermaßen greifbar vor Augen zu führen: die Umgebung eines Alpenbauern, die sein Zuhause war, und sie selbst in ihrer Pariser Toilette, ihrer Kultur, ihrem »certain air de grande dame«. Sie merkte es wohl, empfand genau das nämliche, empfand in dieser ihm heimischen Umgebung ein starkes Unbehagen, wandte sich ab, trat ans Fenster, öffnete es und ließ die Majestät der in Sonnenuntergangsgluten strahlenden Gletscherwelt in das dürftige Gelaß leuchten.

Nach einem beklommenen Schweigen fand sie sich wieder, lächelte über sich selbst und ihren vorhin gehabten Schrecken – er hatte ja so trostlos recht mit den Gegensätzen ihrer Naturen! – konnte ihm ihr lächelndes Gesicht zeigen. Da gewahrte sie im Zimmer einen Gegenstand, der sie, die etwas Anmutiges, etwas Heiteres sagen wollte, plötzlich stumm und ernst machte – ernst bis zur Ergriffenheit.

In dem öden Raum, der, nur mit dem Unentbehrlichsten ausgestattet, Wohngemach und Atelier zugleich war, stand auf einer Staffelei ein Gemälde, das die Gräfin Oberndorff nur zu gut kannte. Die Purpurflamme der Abendsonne ließ den Leib des schönen Weibes erglühen, das aus dem Gletscherspalt emportauchte, erhobenen Angesichts, mit ausgebreiteten Armen, auf den Lippen die Melodien des Liebessangs, mit dem sie den Unseligen lockt, eine Sirene, ein Dämon, eine Verderberin: das Weib vom Unheilsberg!

Die Gräfin Oberndorff stand vor dem Gemälde und betrachtete es so lange, bis der schimmernde Frauenleib und das emporgehobene Antlitz in die Schatten der anbrechenden Dämmerung sanken.

Von den beiden, die auch jetzt noch stumm einander gegenüberstanden, sprach keiner aus, daß mit dem Gemälde, seitdem es die Gräfin in Rom zum erstenmal gesehen hatte, eine Veränderung vorgegangen war: an dem Gesicht des Alpengespenstes, das dort oben in der Eiswüste Hausen sollte, wo Sivo Courtien sein Lebenswerk schuf, seine »Alpentragödie«.


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