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9. Kapitel. Wo ist Mutti?

Frau Doktor Braun, die sich zu Tante Lenchen und Miß John gesetzt hatte, sah voll Freude, wie leicht sich Annemarie an die Kinder anschloß. Sie war so in ihr Spiel vertieft, daß sie sich gar nicht mehr nach der Mutter umschaute.

»Das beste, gnädige Frau, ist wohl, wenn Sie heimlich ohne Lebewohl von der Kleinen fortgehen. Sie wird dann leichter mit uns mitkommen, sonst macht sie uns am Ende hier noch eine kleine Abschiedsszene«, schlug Tante Lenchen, oder vielmehr Fräulein Petersen, wie sie eigentlich hieß, vor. Auch Miß John war derselben Meinung.

Das war ein schwieriger Entschluß für das Mutterherz. Heimlich, ohne Abschiedskuß sollte sie von ihrem Nesthäkchen gehen – das Kind würde sicher weinen und schreien – sie kannte doch ihre ungezügelte Lotte. Aber Fräulein Petersen hatte recht; wenn sie blieb, würde Annemarie kaum dazu zu überreden sein, sich von ihr zu trennen. So schwer es Frau Doktor Braun auch wurde, es war sicher am besten so.

Während ihr Nesthäkchen ahnungslos mit Gerda, Ellen und einer kleinen Annekathrein, die sich auch noch in ihrer Burg eingefunden hatte, eifrig überlegte, wie man wohl die Burg, wenn sie mal erst fertig war, am schönsten schmücken könnte, ob mit Blumen, mit Muscheln oder mit Fähnchen und bunten Papierschnitzeln, schlich sich Frau Doktor Braun verstohlen davon. Aber nicht weit, nur die Treppe hinauf bis zur Wandelbahn. Dort stand ein kleines Friesenhäuschen, in dem die Badekarten verkauft wurden. Da machte Frau Doktor Braun halt. Von hier aus konnte sie ihre Lotte gut im Auge behalten, ohne selbst von ihr gesehen zu werden. Nicht einmal die wunderbaren Farben der in purpurner Glut dem Meer zustrebenden Sonne vermochten den Blick der Mutter heute zu fesseln. Immer wieder kehrte derselbe zu dem roten Punkt unter den im weißen Sande herumkrabbelnden andern Kindern zurück. Das war ihre Lotte – wie würde sie sich bloß anstellen?

Es wurde kühl, obwohl es erst sechs Uhr war. Sobald die Sonne sich dem Niedergange neigt, erfolgt selbst an den heißesten Tagen eine starke Abkühlung an der Nordsee.

»Kinder, zieht eure Mäntel an und packt euer Spielzeug zusammen, es wird kalt, wir brechen auf«, erklang Tante Lenchens Stimme.

»Ach, es ist doch noch so schön – ich will bloß noch den einen Wall fertig bauen – nur einmal möchte ich mein Schiffchen noch schwimmen lassen, bitte, bitte, Tante Lenchen«, so bettelten die Kinderstimmchen durcheinander.

Aber so lieb Tante Lenchen auch war, sie blieb bei dem, was sie einmal gesagt hatte. Alles Bitten nützte nichts. Die Mäntel wurden übergezogen, die Südwester aufgesetzt, das Spielzeug zusammengeräumt.

Annemarie gab, sich bedankend, der großen Ellen ihre Sandschaufel zurück. Da fiel ihr Blick auf das Meer, das in glühendem Abendsonnenschein flammte.

»Mutti – die Nordsee brennt – die ganze Nordsee brennt!« aufgeregt rief es Doktors Nesthäkchen über den Strand.

Allgemeines Lachen erfolgte. Annemarie aber lachte nicht. Die sah mit großen, suchenden Augen an dem noch immer belebten Strand, umher.

Wo war denn ihre Mutti hingekommen?

Tante Lenchen, die diesen Augenblick vorausgesehen, trat voll herzgewinnender Güte zu dem kleinen angstvoll forschenden Mädchen.

»Deine Mutti hatte noch eine Besorgung zu machen, Annemie, sie läßt dich schön grüßen und du sollst inzwischen mit uns mitgehen«, sagte sie möglichst harmlos.

»Wa–as – Mutti ist weg?« Annemarie traute ihren Ohren nicht. Schreckensweit waren die großen Kinderaugen geworden.

»Du gehst doch gern mit Ellen und Gerda, oder magst du lieber die kleine Annekathrein anfassen?« fragte Tante Lenchen, um das Kind auf andere Gedanken zu bringen.

»Gar keine – ich will zu meiner Mutti – Mutti – Mutti – – –« gellend klang es über den weißen Strand, die Dünen hinauf, bis zu dem Friesenhäuschen, hinter dem Frau Doktor Braun herzklopfend die Entwicklung der Dinge mit ansah. Ach, daß sie nicht zu ihrem Nesthäkchen hinunter durfte und es tröstend in ihre Arme nehmen!

Aber da waren schon andere Arme, die sich liebevoll um das weinende kleine Mädchen legten. Zärtlich zog Tante Lenchen das fremde Kind an ihr Herz.

»Weine nicht, mein Herzchen, du sollst mal sehen, wie hübsch es bei uns ist. Die andern Kinder sind doch alle gern in Villa Daheim. Heute abend nach dem Essen spielen wir noch im Garten, dann schläfst du ganz schnell, und morgen früh treffen wir dann Mutti wieder am Strande – ja, wollen wir es so machen, Annemie?«

Die weiche Stimme machte Eindruck auf das weinende Kind. Es hörte auf »Mutti« zu schreien und schluchzte nur noch leise.

»Ich – ich hab' ja gar kein Nachthemd und auch keine Zahnbürste da – und mein süßes neues Köfferchen auch nicht – ich muß bestimmt noch mal zu Mutti – und – und einen Gutenachtkuß muß ich ihr auch erst noch geben – so kann ich gar nicht einschlafen!« Aufs neue ging das Jammern los. Halb mitleidig, halb spöttisch umstanden die andern Kinder das große Mädel, das nach seiner Mutter weinte. Ihre Mutter war doch nicht mal hier in Wittdün, sondern weit, weit fort, und sie weinten nicht. Freilich, daß sie es seinerzeit nicht anders gemacht hatten als die Annemarie, das hatten die kleinen Herrschaften vergessen.

Inzwischen versuchte auch Miß John, die Engländerin, ihre Überredungskunst.

»Du geben morgen früh dein Mutter zwei Kusse, ein zu Guter Nacht und ein zu Guter Morgen«, schlug sie in ihrem unvollkommenen Deutsch vor.

Da mußte Annemarie über die zwei »Kusse« lachen, unter Tränen lachte sie, und wenn ein Kind erst einmal lacht, dann hören auch die Tränen bald auf zu fließen.

»Dein neues Köfferchen ist schon in Villa Daheim abgegeben worden, das packen wir heute abend noch aus. Nein, was werden nur die andern Kinder sagen, wenn sie dein neues Köfferchen sehen!« so redete Tante Lenchen Annemarie zu.

»Und was da aber erst alles drin ist!« die verweinten Blauaugen begannen, in Erinnerung an all die neuen Herrlichkeiten, wieder aufzustrahlen. Ja, was würden bloß Ellen und Gerda zu den neuen Sandalen und zu dem hellblauen Badeanzug sagen.

»Na, denn will ich die Gerda anfassen«, erklärte Doktors Nesthäkchen ganz plötzlich zu Tante Lenchens und Miß Johns freudigstem Staunen. Die kleine, eitle Evastochter war bereit, mit ins Kinderheim zu gehen, nur um ihr süßes neues Köfferchen vor den neuen Freundinnen auspacken zu können.

Sie faßte nach Gerdas Hand, während die übrigen Zöglinge ebenfalls zu zweien antraten.

Der Zug setzte sich in Bewegung. Oben an dem Friesenhäuschen atmete ein gepreßtes Mutterherz erleichtert auf.

»Du – geh doch ordentlich – mach doch nicht solchen Ulk – ich muß ja immer mitknicksen, wenn du bei jedem Schritt einen Knicks machst, Gerda«, rief Annemarie schon wieder lachend.

»Ich mache keinen Ulk« – eine Blutwelle ergoß sich über das liebliche Gesicht des kleinen Engelköpfchens – »aber ich bin lahm, ich kann nicht anders gehen.«

Annemarie ließ jäh die Hand des Kindes los. Ihr weiches Herz krampfte sich in heißem, mitleidigem Weh zusammen – die arme, arme Gerda! Beide Arme schlang sie plötzlich – gerade oben vor dem Friesenhäuschen – um das kleine Mädchen und drückte zärtlich ihr noch immer tränenfeuchtes Gesicht gegen das der anderen.

»Ich will dich sehr lieb haben, Gerda, du sollst meine Freundin sein«, flüsterte sie in dem eifrigen Wunsche, der Kleinen etwas Gutes anzutun. »Das kann Margot Thielen nicht übel nehmen, weil du doch immer humpeln mußt.« Innig umschlungen gingen die beiden neuen Freundinnen an dem Friesenhäuschen vorüber, das Annemaries Mutter bald darauf beruhigt verließ.

»Bist du wild gewesen und von einem Baum heruntergefallen, Gerda? Vater meint immer, wenn ich klettere, ich werde mir noch ein Bein brechen«, forschte Annemarie.

»Nein, die Ärzte sagen, ich habe ein Kniegelenkleiden. Aber es ist hier an der Nordsee schon viel besser geworden. Früher konnte ich gar nicht laufen und mußte immer im Rollstuhl gefahren werden.«

»Ach, ich hatte auch mal einen kleinen Rollstuhlfreund im Krankenhaus, als ich Scharlach hatte. Kurt hieß der. Aber gesprochen habe ich nur ein einziges Mal mit ihm, weil Schwester Elfriede Angst hatte, ich könnte ihn anstecken.« Annemaries Mundwerk war jetzt aufgezogen.

»Ich bin schon zwei Jahre hier«, plauderte auch das Lockenköpfchen weiter, das es gar nicht so traurig wie Annemarie empfand, daß es humpeln mußte. Denn von klein auf war es ja schon daran gewöhnt.

»Zwei Jahre bist du schon von deiner Mutti und deinem Vater weg, wo wohnen denn die?« Annemarie konnte es kaum fassen. Da weinte und jammerte sie, bloß, weil sie Mutti heute abend nicht mehr sehen sollte. Und die arme Gerda, die noch dazu nicht wie andere Kinder herumspringen konnte, war schon zwei ganze Jahre allein in der Fremde. Ordentlich schämen tat sich Doktors Nesthäkchen.

»Meine Eltern wohnen schrecklich weit von hier, in Breslau, da ist Vater Hauptmann. Das ist die Hauptstadt von Schlesien – habt ihr das schon in der Schule gehabt?«

»Ja, natürlich«, Annemarie bejahte eifrig. »Ich bin auch schon mal in Schlesien gewesen, bei meinem Onkel Heinrich und bei Tante Kätchen in Arnsdorf. Die haben da ein großes Gut. Und im Riesengebirge war ich auch schon mal, sogar auf der Schneekoppe«, berichtete sie.

In allerbester Stimmung betrat Doktors Nesthäkchen ihre neue Heimat.

Da war bereits die Tafel zum Abendessen gedeckt. Aber vorher mußten erst sämtliche Sandhände gewaschen und die von dem Seewind zerzausten Haare glatt gebürstet werden.

»Ellen, nimm Annemarie mit in euer Zimmer und hilf ihr beim Einräumen von Kämmen und Waschzeug. Ihr seid ja schon groß genug dazu.« Tante Lenchen mußte sich um die Kleinen kümmern, die noch nicht allein fertig wurden.

Annemarie folgte der Hamburger Ellen. Eigentlich hätte sie viel lieber mit Gerda zusammen gewohnt, denn Ellen war doch zu groß für sie als Freundin.

Diese öffnete inzwischen eine Tür im ersten Stock. »Das ist unsere S–tube, in dem Bett dort am Fenster schläfst du, dies ist meins, und das Bett, das drüben s–teht, gehört Gerda«, erklärte sie.

»Gerda wohnt bei uns – famos!« Annemarie machte einen Luftsprung und gerade in ihr Reisegepäck, das man auf der Erde aufgestapelt hatte, hinein. Der Hutkarton sprang ebenfalls zur Seite, und die Handtasche bekam sogar einen Tritt ab. Aber sowas störte den Wildfang nicht. Annemarie hatte augenblicklich nur Augen für ihr neues Reiseköfferchen, das neben dem übrigen Gepäck thronte.

»Ist es nicht süß – warte, ich zeige euch gleich, was alles drin ist.« Sie nestelte eifrig den Schlüssel an dem rosenroten Bändchen, das sie stolz um den Hals trug, hervor.

»Laß lieber s–tecken«, meinte die verständigere Ellen. »Wir sollen uns doch zum Abendbrot fertig machen. Gleich wird es schellen.«

Aber Doktors Nesthäkchen pflegte daheim auch nicht immer zu gehorchen. Nein, sie mußte Ellen und Gerda, die sich auch inzwischen eingefunden hatte, unbedingt erst noch die schönen, neuen Sachen aus ihrem Köfferchen zeigen.

Nun mag man noch so verständig sein: wenn man erst dreizehn Jahre alt ist, hat man auch ein ganzes Teil Neugierde in sich. Ellen war genau so begierig wie Gerda, zu sehen, was die kleine Fremde Schönes mitbrachte. So hockten sie alle drei um das neue Köfferchen herum, aus dem Annemarie jetzt all die hübschen, neuen Sachen, die Mutti so ordentlich eingepackt, wild durcheinander auf dem Fußboden herumstreute. Immer höher wurde der Berg von Sachen um die kleinen Mädchen. Bewundernde »ach, wie fein!« und »nein, ist das süß« begleitete zu Annemaries freudigem Stolz fast jedes Stück.

Vergessen war das Abendbrot – nicht einmal die Glocke, welche die Kinder zum Essen rief, wurde von ihnen beachtet. Ellen, eine kleine Leseratte, war bereits in das schöne Geschichtenbuch, das Annemarie ausgepackt, vertieft. Gerda begutachtete inzwischen die Garderobe ihrer Puppennamenschwester. Und Annemarie selbst hatte den blauen Badeanzug mit dem weißen Anker selig vor sich ausgebreitet und sah sich bereits damit in den Nordseewellen herumhopsen.

Da wurden sie alle drei jäh aus ihrer Versunkenheit herausgerissen. Die Tür ward geöffnet. Miß John erschien, um die drei kleinen Säumigen zum Essen zu holen.

»Himmel – wie sieht der Stube aus!« Entsetzt blieb sie an der Schwelle stehen. »Ellen, du sein genug groß, nicht zu dulden das Unordnung«, meinte sie ärgerlich.

Trotzdem es unartig war, zu lachen, wenn eine Lehrerin böse war, konnte sich Annemarie nicht helfen. Laut los kicherte sie, die Sprache der englischen Miß war aber auch zu ulkig!

»Warum lachen du? Es sein nicht zu lachen, wenn du machen der schöne Stube so häßlich. Aber jetzt erst kommen zu essen die Abendbrot.« Wieder begann es um Annemaries Lippen zu zucken, aber diesmal nicht vor Lachen. Das kleine Fräulein war sehr empfindlich, ein Vorwurf von fremder Seite ging ihr nah. Stumm folgte sie Ellens und Gerdas Beispiel und wusch sich die Hände.

Inzwischen tat es Miß John leid, daß sie der kleinen Fremden, die ja noch nicht die Hausordnung kannte, den ersten Verweis in ihrer neuen Heimat gegeben.

»Du brauchen nicht zu sein betrübt, Annemarie«, sagte sie beim Verlassen des Zimmers, die Wange des kleinen Mädchens aufmunternd klopfend.

Aber Annemarie war gar nicht mehr »betrübt«. Die sauste bereits wieder zur nicht geringen Verwunderung der Engländerin höchst fidel das blanke Treppengeländer hinab.

»Gerda, das kannst du auch machen, trotz deines kranken Beines«, rief sie von unten hinauf.

Aber Gerda hatte gar keine Lust dazu, die war durch ihr Leiden niemals ein wildes Kind gewesen. Miß John schüttelte den Kopf, sie mochte nicht schon wieder schelten. Doktors Nesthäkchen aber hat, trotz allen Kopfschüttelns und aller Verweise – wie ich gleich verraten will – das ganze Jahr, das es im Kinderheim zubrachte, kaum einmal die Treppenstufen hinunter benutzt. Das blanke Geländer war stets zu verlockend.

Die andern Kinder waren schon eifrig am Werk.

»Na, ihr drei habt wohl gar keinen Hunger?« Frau Kapitän drohte lächelnd.

»Ei, Annemarie, du hast wohl gleich ausgepackt?« scherzte Tante Lenchen, die Kleine auf einen leeren Stuhl neben sich ziehend. Sie ahnte nicht, daß sie das richtige getroffen.

Annemarie wurde rot.

»Bitte, Tante Lenchen, seien Sie nicht böse, ich wollte Ellen und Gerda so schrecklich gern die neuen Sachen in meinem süßen Köfferchen zeigen. Und dabei habe ich alles furchtbar liederlich gemacht – aber Miß John hat schon geschimpft«, setzte sie noch schnell hinzu. Als ob Tante Lenchen das nun nicht mehr nötig hätte.

Nein, Tante Lenchen schalt auch nicht. Die freimütige, offene Art der kleinen Neuen nahm ihr Herz gefangen. Wenn es auch eine wilde Hummel zu sein schien, die Hauptsache – es war ein ehrliches, aufrichtiges Kind.

Zum Abendbrot gab es Himbeergrütze mit Butterbroten. Das schmeckte Annemarie wie allen andern fein. Wenn nur nicht der große Becher Milch vor jedem Gedeck gestanden hätte.

Puh – Milch trank sie so ungern! Noch dazu mit der dicken Sahne, welche die gute Hanne zu Hause »ihrem Kinde« stets vorher durchsiebte. Nein, die konnte sie bestimmt nicht herunterkriegen. Als die Teller und Becher schon sämtlich geleert waren, stand der ihre noch unberührt.

»Na, Annemarie?« sagte Tante Lenchen und nichts weiter.

Das genügte aber auch. Während Mutti und Fräulein zu Hause sich stets den Mund fusselig reden mußten, bis Nesthäkchen sich dazu bequemte, seine Milch zu trinken, leerte es hier in wenigen Zügen trotz der Sahne das Glas. Und als Tante Lenchen, die sah, daß es dem Kinde nicht leicht wurde, ihm anerkennend über das Blondhaar strich, war keiner froher als Annemarie.

Mit kundiger Hand schaffte Tante Lenchen auch bald in dem wüsten Durcheinander, das Annemarie in ihrem Zimmer angerichtet, Ordnung. Zum Spielen kam die Kleine heute freilich nicht mehr. Aber es war ebenso hübsch, Tante Lenchen beim Einräumen der Sachen zu helfen und alles von ihr bewundern zu lassen.

Um acht Uhr läutete es zum Schlafengehen. Müde von der Seeluft und all dem Neuen, das sie heute erlebt, streckte sich Doktors Nesthäkchen zum erstenmal auf ihrem Lager in Villa Daheim. Und gerade, als sie anfangen wollte, ein bißchen zu weinen, weil Mutti nicht wie sonst zu ihr kam, um ihr den Gutenachtkuß zu geben, kam ein anderer – der Sandmann. Schwapp – warf er ihr die Blauaugen voll Sand, und da schlief die Annemarie auch schon, und im Traum war sie bei ihrer Mutti.


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