Ludwig Tieck
Leben und Tod der heiligen Genoveva
Ludwig Tieck

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Golos Haus.

Golo. Ich kann den Pilgrim, den ich neulich sah,
Nicht aus dem Kopfe bringen. Seltsamlich!
Er wußte so genau, wie alles sich
Begeben hatte, kannte ganz mein Leben,
Ja bis auf die Gedanken wußt' er alles. –
Es ist mir unerträglich einsam hier,
Der Benno war kein unebner Gesell.
Ich zieh' am End' in Krieg zu dem Martell
Nach Friesenland. – Wie still ists hier im Hause!
Kein Diener will mehr mit mir sein, sie haben
Die Dienste aufgesagt, sind fortgezogen.
Von unten aus hör' ich die Glocke nur
Des Einsiedlers, zu Nacht des Wildes Schrein, –
Ich muß hier fort, Gespenster jagen mich,
Die Menschen fürchten mich, so wie ich sie.

Wendelin kömmt.

Golo. Bist du schon wieder da? Du weißt die Wege
Jezt gut zu finden. Hast du wieder Briefe?

Wendelin. Der edle Graf läßt euch von Herzen grüßen
Und bitten, doch sein Schloß nicht zu verschmähn.
Er ist so ganz allein, da wird er traurig
Und denkt dann immer der verfloßnen Zeit,
Wie er mit euch die frohen Tage lebte.
Jezt hat er lustige Gesellschaft auf
Das nächste Fest zu 'ner großen Jagd geladen
Und bittet euch, ihr mögt zugegen sein,
Und wenn der Jägerschwarm sich hat entfernt,
Ihm in der Einsamkeit Gesellschaft leisten.

Golo. Er schreibt mir hier im Brief das nämliche
Und ist dazu gar freundlich und verbindlich.
Ich kann ihm fast die Freude nicht versagen.
Mir ist es auch zu leer, zu einsam hier,
Und gerne nehm' ich die Versöhnung an;
Mir ist es lieb, daß sein Verdacht entwichen.
Geh nur voran, ich folge dir sogleich,
Wir reiten mit einander dann zurück.
        Wendelin ab.
Ja ich will hin, lang ängstigt mich ein Heimweh
Nach Siegfrieds Garten, nach den schönen Lauben,
Nach all' den Blumen, die ich ehmals kannte.
Dann will ich auch das Felsenthal besuchen,
Wo sie begraben, da ein Haus mir baun,
Dort will ich wohnen und auch dorten sterben. geht ab.



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